Erfahrungsbericht Bucerius Law School: "Mehr als "Paragraphenreiterei"
- Pascal Thommen

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Im Interview mit Anne Röthel vom Lehrstuhl für Bürgerliches Recht der Bucerius Law School berichtet sie von den Unterschieden zwischen der Ausbildung von Jurist:innen an privaten und staatlichen Hochschulen. Wir erfahren auch, wie die Jurastudent:innen bei ihr die komplexen Inhalte des Bürgerlichen Rechts in der kurzen Zeit bewältigen und wie die Chancen für interessierte Jurastudent:innen sind.

Professorin Dr. Anne Röthel, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Europäisches und Internationales Privatrecht sowie Technikrecht an der Bucerius Law School. Mehr Informationen zu ihr findest du auf ihrer Homepage.
Frau Röthel, wie unterscheidet sich die Ausbildung von Jurist:innen bei Ihnen von der an einer staatlichen Hochschule?
Vier Dinge sind anders: Erstens ist der Studienablauf geraffter und etwas verschulter. Weil wir in vier Jahren das machen, was an staatlichen Hochschulen in der Regel fünf Jahre und meist noch länger dauert, muss man die Ausbildung verdichten. Dazu ist natürlich ein anderes Verhältnis zwischen Studierenden und Professor:innen als an staatlichen Unis nötig. Bei 100 bis 110 Student:innen pro Jahr können wir Professor:innen die Studierenden ganz anders betreuen und bei ihrer Ausbildung begleiten.
Zweitens sind wir stärker international ausgerichtet und praxisorientierter. So ist ein Auslandssemester zu Beginn des dritten Studienjahres fest eingeplant. Zudem bieten wir eine Fremdsprachenausbildung an, nicht nur in Englisch und Französisch, sondern auch in Spanisch, Russisch oder Chinesisch. Und in den Semesterferien sind Praktika vorgesehen.
Drittens unser Studium generale: Mittwochnachmittag ist keine Juristerei, sondern Zeit, um den Horizont zu erweitern. Wir hatten zum Beispiel eine Reihe über Kammermusik, gehen gemeinsam ins Museum oder organisieren Gespräche mit Politiker:innen. Die Jurist:innen sollen nicht nur Rechtsgelehrte sein, daher werden unsere Studierende ganzheitlich vorbereitet auf die Aufgaben, die sie später in unserer Gesellschaft übernehmen werden – und dazu gehört mehr als "Paragraphenreiterei".
Und viertens haben die Student:innen untereinander ein unglaublich enges Verhältnis, sie helfen und unterstützen sich. Das hält dann auch nach dem Studium, vielleicht ein Leben lang.
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Und wie bringt man das alles in der kurzen Zeit unter?
Das Programm für die Studierenden ist schon ordentlich, das will ich nicht leugnen. Natürlich haben die Studierenden nicht nur acht Stunden Lehrveranstaltungen in der Woche, und es werden mehr Prüfungen geschrieben, gerade am Anfang. Aber letztlich ist das zum Wohle der Studierenden. So passiert es kaum, dass jemand wie teilweise an staatlichen Unis erst ein paar Semester studiert und dann merkt: "Das ist doch nichts für mich." Wer an der Bucerius Law School studiert, sollte also schon eine gewisse Belastbarkeit und auch Begeisterungsfähigkeit mitbringen.
Wie viele Bewerbungen bekommen Sie pro Jahr und habe ich als Bewerber:in überhaupt Chancen?
Bisher haben wir jährlich 500 bis 600 Bewerber:innen, von denen 100 bis 110 genommen werden. Trotzdem kann ich jeden nur ermutigen, es zu probieren. Es ist immer wieder so, dass gerade diejenigen, die beim schriftlichen Test die größten Zweifel an sich haben, es zu uns schaffen. Sehen Sie die Bewerbung auch als Chance zu prüfen, ob Sie nicht nur für die Bucerius Law School, sondern auch generell für Jura geeignet sind. Dabei müssen Sie gar nicht von Anfang an wissen, dass Sie einmal in eine große Wirtschaftskanzlei wollen. Auch wenn Sie vielleicht einfach von Jura begeistert sind, sind Sie bei uns richtig.