Tipps für die Zukunft: Was man mit 20 tun muss, um mit 40 glücklicher zu sein

Autor*innen
Sheila Ananda Dierks, Jan Guldner, Josephine Hölke und Alisa Schellenberg
Eine Frau meditiert auf einer Wolke, ihr Gesicht ist durch eine Sonne ersetzt [© Porechenskaya – stock.adobe.com]

Bei Geldfragen sollte man nicht auf die Eltern hören. Bei Zahnpflege jedoch schon. Sechs Expert:innen geben Ratschläge, die sich im späteren Leben so richtig auszahlen.

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Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe: Wie du deinen Eltern nah bleibst – und trotzdem deinen eigenen Weg gehst.

Mit 20 muss man wirklich noch nicht an die Rente denken, oder an die Nackenmuskulatur? Muss man nicht, aber es kann sich trotzdem lohnen. Sechs Expert:innen geben sechs Tipps.

Übersicht

Wurzelbehandlungen sind kein Naturgesetz

Finanztipps von Mama und Papa kann man (meist) vergessen

"Tech Neck" muss nicht sein

Die Rente ist schon vor dem 45. Geburtstag wichtig

Niemand braucht eine teure Kamera

Lieber gute Schuhe als ein guter Blazer

Wurzelbehandlungen sind kein Naturgesetz

Das sagt Stephan Lüdeck, Zahnarzt in Regenstauf (Bayern):

"Kein Geheimtipp, aber trotzdem wichtig: zweimal am Tag die Zähne zu putzen. Wie viele Leute das nicht machen, ist Wahnsinn. Wer nicht regelmäßig putzt, hat ab 30 oder 40 meist sehr starke Karies. Dann benötigen die Zähne Füllungen, Wurzelbehandlungen, Kronen oder noch schlimmer: Sie müssen raus. Das ist meistens nicht billig. Ein Implantat kostet heute 2.500 Euro, weil die Krankenkassen meist nicht bereit sind, sich an den Kosten zu beteiligen. Wenn man zweimal am Tag putzt und dazu Zahnseide und Mundspülung verwendet, sind die Chancen relativ hoch, dass man sich das sparen kann. Wer alles richtig machen will, benutzt am besten eine elektrische Zahnbürste, und putzt für zwei Minuten."

Finanztipps von Mama und Papa kann man (meist) vergessen

Das sagt Jan Guldner, Ressortleiter im Geld-Ressort bei ZEIT ONLINE:

"'Aktien sind Teufelszeug, man kann nie gut genug versichert sein und ein Bausparvertrag ist für jeden eine sinnvolle Form der Geldanlage.' Diese falschen Glaubenssätze haben meine Eltern mir mitgegeben und ich dürfte damit nicht allein sein. Mein Rat: Finanztipps von Mama und Papa möglichst schnell vergessen. Es sei denn, die Eltern sind zufällig Finanzprofessor:innen oder Fondsmanager:innen. Ja, Aktien sind riskant, aber eine regelmäßige, breit gestreute Aktieninvestition ist eine ziemlich kluge Form, fürs Alter vorzusorgen. Versicherungen sind bis auf wenige Ausnahmen unrentabel. Und ein Bausparvertrag ist, wie der Name sagt, nur sinnvoll, wenn man ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen will.

Was also tun? Möglichst wenig, möglichst einfach und das möglichst selbst. Zu Versicherungen, die über die private Haftpflicht und die Berufsunfähigkeit hinausgehen, im Zweifel nein sagen. Vorsichtig bei Beratung. Die freundlichen Menschen bei der Hausbank haben auch die eigenen Provisionen im Sinn, wenn sie ein Produkt empfehlen. Viele Zusammenhänge versteht man mit ein wenig Onlinerecherche bei seriösen Quellen. Zum Beispiel, dass es fürs ganz normale Sparen nur ein kostengünstiges Depot und ein Tagesgeldkonto braucht, das hoffentlich ein paar Zinsen abwirft. Wer sich monatlich 20 Euro abknapsen kann, kauft davon regelmäßig Anteile von börsengehandelten Indexfonds (ETF), die einen möglichst großen Teil der Weltwirtschaft abbilden. Wer vor 20 Jahren auf diese Art in einen ETF auf den MSCI World Index investiert hat, hätte fast 5.000 Euro eingezahlt und das Depot wäre fast 15.000 Euro wert. Und wenn man mit 40 doch so reich ist, dass maßgeschneiderter Finanzrat nötig wird: Auch dann nicht die Eltern oder die Hausbank fragen, sondern lieber Berater:innen, die transparent und gegen festes Honorar helfen."

"Tech Neck" muss nicht sein

Das sagt David-Christopher Kubosch, Facharzt für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie in Freiburg:

"Tech Neck: das sagen wir Orthopäden, wenn jemand eine sogenannte funktionelle Nackensteilhaltung hat – wegen Laptop- oder Smartphonebenutzung. Wer täglich mehrere Stunden vor dem Bildschirm verbringt, hat ein höheres Risiko. Der ständige Blick nach unten führt zu einer Fehlbelastung der kleinen Wirbelgelenke. Das kann starke Schmerzen im Nackenbereich verursachen, und im Alter zu dauerhaften Beschwerden führen. Wer das vermeiden will, sollte seine Bildschirmzeiten verringern – oder die Arbeitsplatzergonomie optimieren. Das heißt: Den Laptop oder andere Geräte höher stellen, sodass eine normale Kopfhaltung möglich ist. Außerdem ist Ausgleich zur Schreibtischarbeit wichtig: Bewegung und Sport sind auch für einen gesunden Rücken und Nacken hilfreich. Weil sich die Körpermuskulatur ab etwa 40 wieder abbaut, kann ich nur dazu raten, die jungen Jahre zu nutzen und die Nackenmuskulatur ausreichend zu stärken."

Die Rente ist schon vor dem 45. Geburtstag wichtig

Das sagt Cihan Karaboga von der Verbraucherzentrale Berlin:

"Mit einer sogenannten Kontenklärung kann man sicherstellen, dass man im Alter den richtigen Rentenbetrag bekommt. Sie ist oft schon vor dem 45. Lebensjahr sinnvoll. Darum geht es: Während Beschäftigungszeiten bei der Rentenberechnung automatisch erfasst werden, gilt das für Ausbildungs-, Schul-, Kindererziehungs- und Pflegezeiten nicht unbedingt. Da aber auch diese Zeiten die Rente erhöhen können, sollte man sie erfassen lassen. Das funktioniert so: Zuerst muss man einen Versicherungsverlauf bei der Deutschen Rentenversicherung beantragen. Das geht online. Wer dabei feststellt, dass etwa das Studium darin nicht vorkommt, kann im zweiten Schritt die Kontenklärung beantragen. Dazu müssen Nachweise wie Zeugnisse eingereicht werden. Wichtig ist: Schule und Studium werden für die Rente nur berücksichtigt, wenn sie im Alter von 17 bis 25 Jahren besucht wurden. Wer beispielsweise mit 28 noch studiert, hat eine Lücke von drei Jahren. Auch der Schulbesuch zwischen dem 16. und 17. Geburtstag wird bei der Rente nicht berücksichtigt. Um die Lücke zu schließen und die Rente zu erhöhen, können freiwillig Rentenbeiträge bei der Rentenversicherung nachgezahlt werden. Der Antrag dafür ist in der Regel nur bis zum 45. Geburtstag möglich."

Niemand braucht eine teure Kamera

Das sagt Jakob Weber, Bildredakteur und Fotograf bei ZEIT ONLINE:

"Worauf es beim Fotografieren eigentlich ankommt: eine kompakte Kamera dabeihaben, Momente festhalten, und sich später darüber freuen. Was das für eine Kamera ist, ist nicht so wichtig. Heutzutage sind die meisten Smartphones mit ihren Millionen Pixeln und Zusatzfunktionen dafür gut genug. Viel Geld muss Fotografie nicht kosten, erst recht nicht für Anfänger:innen. Wer sich unbedingt eine Kamera kaufen möchte, dem empfehle ich die Fujifilm X10. Die Kompaktkamera ist stabil, kann in den Rucksack geworfen werden und ist schon seit 2011 auf dem Markt – man kann sie also gebraucht für um die 300 Euro kaufen. Außerdem sollte man sich früh überlegen, wie die Fotos sicher aufbewahrt werden sollen. Damit nicht alles weg ist, wenn das Handy mal in die Toilette fällt. Statt einer fancy Kamera sollte sich jede:r in eine gute Festplatte oder einen Cloud-Speicher zulegen, damit nichts verloren geht. Und für die schönsten Fotos sind oldschool Fotoalben sowieso immer noch die beste Lösung. Wer im Alter mit Knieleiden zu Hause sitzt, freut sich dann darüber. Versprochen."

Lieber gute Schuhe als ein guter Blazer

Das sagt Anna Milena Balzer, Modestylistin in Hamburg:

"In den Ratgeberseiten von Zeitschriften heißt es oft, dass jede:r in ein gutes Sakko oder einen guten Blazer investieren sollte. Das ist nicht verkehrt, aber ich finde Schuhe wichtiger. Niemand sollte obenrum cool angezogen sein, und dazu dann ausgelatschte Treter kombinieren. Leider sehe ich das ständig. In wichtigen Situationen, auch bei einem Vorstellungsgespräch, schaut sich der:die Personaler:in den Menschen doch von oben bis unten an. Da sollte kein Blick auf kaputte Schuhe fallen. Und sie sollten passen. Von Frauen, die ich berate, höre ich immer wieder, dass sie zu kleine Schuhe tragen, weil sie die in einer größeren Größe nicht mehr hübsch finden. Das habe ich in jungen Jahren auch gemacht, aber es ist einfach nur schlecht für die Füße. Vor allem für Anzugschuhe gibt man viel Geld aus, aber sie sind unbequem und am Ende werden sie deshalb nicht angezogen. Ich finde eher, dass in jeden Kleiderschrank ein gutes Paar Sneaker gehört. Sneaker passen zu fast jedem Outfit, vor allem weiße Sneaker. Es ist nur wichtig, dass sie auch einigermaßen weiß bleiben."

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