Fallstudie: Definition: Was ist eine Fallstudie?

Autor*innen
Laura Treml
Ein Mann blickt nach oben und beißt nachdenklich auf seinen Finger. Sein Kopf ist so bearbeitet, dass man ein gezeichnetes Gehirn sieht, aus dem eine Glühbirne und Zahnräder kommen.

Du weißt, dass in deinem Bewerbungsverfahren eine Fallstudie auf dich zukommt? Unsere Definition verrät, worum es sich dabei handelt, und auf welche drei Kategorien von Fallstudien du gefasst sein solltest.

Ob in der Unternehmensberatung oder in anderen Branchen: An einer Fallstudie führt für viele Bewerber kein Weg vorbei. Aber was genau ist damit gemeint? Eine Definition.

Fallstudie: Definition und Kategorisierung

Fallstudien (engl. Case Studies) sind Problemstellungen, mit denen Bewerber in Personalauswahlverfahren konfrontiert werden. Sie simulieren ein Fallbeispiel aus der Praxis, das unter Zeitdruck und mit "Out-of-the-box"-Denken gelöst werden muss. Personalverantwortliche testen mit ihnen die Eignung des Bewerbers für eine Stelle. Typisch ist dieses Auswahlinstrument im Bewerbungsgespräch für das Consulting, es wird aber auch in anderen Bereichen eingesetzt: Fallstudien im Assessment-Center sind so beispielsweise in vielen Branchen gängige Praxis.

Hinter dieser Definition von Fallstudie verbergen sich in der Praxis verschiedene Aufgabentypen: Bewerber müssen eine Fragestellung entweder alleine bearbeiten und anschließend präsentieren oder sie lösen die Problemstellung im Gespräch mit einem Interviewer, der im Laufe des Case-Interviews weitere Hinweise einfließen lässt. Manchmal wird eine Case Study auch in Gruppen von mehreren Bewerbern gemeinsam gelöst. Eines haben alle Varianten von Fallstudie aber per Definition gemein: Sie testen die Problemlösekompetenz, fachliche Eignung und die Stressresistenz eines Bewerbers.

Man kann Case Studies grundsätzlich in drei Kategorien einteilen:

Beispiele für Fallstudien

Business Cases

Die verbreitetste Art von Case Study sind Business Cases, in denen Bewerber ein unternehmerisches Problem analysieren und einen Lösungsansatz finden sollen. Viele dieser Fälle stammen aus der Praxis der Consultants oder aus dem Management von Unternehmen, wenn auch in stark vereinfachter Form. Ein wirtschaftliches Grundverständnis ist dafür unerlässlich, Erfahrungen aus dem Studium oder aus Praktika helfen ebenfalls. Typische Themen von Business Cases sind unter anderem das Streben nach Gewinnmaximierung eines Unternehmens, die Abschätzung, ob sich der Eintritt in einen neuen Markt lohnt, die Bewertung der Erfolgschancen eines neuen Produkts oder von M&A-Transaktionen sowie die Optimierung des Firmenauftritts in einem veränderten Marktumfeld oder gegenüber Konkurrenten.

Auch offene Fragen sind möglich:

Ein Getränkehersteller möchte sein Produktsortiment erweitern. Welches Produkt sollte er neu einführen?

Die Interviewer testen dabei vor allem analytisches Denkvermögen, Stressresistenz, betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Konzentrationsfähigkeit. Bewerber sollen zeigen, dass sie sich schnell in komplexe Sachverhalte einarbeiten können, Zusammenhänge erkennen und auswerten und bei der Lösungssuche strukturiert vorgehen. Betriebswirtschaftliche Analyse-Tools (Frameworks) eignen sich als Ausgangspunkt für eigene Überlegungen. Sie bieten eine Struktur, an der man sich entlanghangeln kann. Aber oft ist die Realität komplexer als die theoretischen Konzepte und Methoden. Daher sind die Frameworks für eine umfassende Lösung einer Fallstudie nur als ein Grundgerüst anzusehen, das ergänzt, abgeändert oder mit anderen Modellen verbunden werden kann. Üben kannst du den Einsatz von Frameworks mithilfe unserer Beispiel-Fallstudien sowie unseres Ratgebers Case Study Training

Abschätzungs-Cases

Ob ein Bewerber realistische Einschätzungen vornehmen und gut mit Zahlen umgehen kann, zeigen Abschätzungs-Cases. Sie können als eigene Fallstudie oder als Teil eines Business Case auftauchen. "Wie viel Wasser fließt täglich von der Elbe ins Meer?", "Wie hoch ist der Jahresumsatz der BILD-Zeitung?", "Wie viele Fahrräder gibt es in Indien?" – es gibt eine unerschöpfliche Anzahl möglicher Fragestellungen. Eine gezielte Vorbereitung auf Abschätzungs-Cases ist daher per Definition kaum möglich. Doch keine Bange: Es kommt nicht auf das exakte Ergebnis an, sondern darauf, dass du dich mit realistischen Annahmen und einer logischen Herangehensweise dem Ergebnis näherst. Übung und eine gute Allgemeinbildung sind die besten Voraussetzungen, um Abschätzungs-Cases erfolgreich zu lösen.

Brainteaser

Um das analytische Denkvermögen und die Ausdrucksstärke von Kandidaten zu testen, setzen Interviewer oft Brainteaser im Bewerbungsgespräch ein – kleine Rätsel oder abstrakte Aufgaben, die mit logischem Geschick und mathematischen Fähigkeiten gelöst werden können. Brainteaser zeichnen sich dadurch aus, dass die scheinbar naheliegende Antwort nicht die richtige Lösung des Falles ist. Deshalb ist es wichtig, nicht sofort mit einer Vermutung herauszuplatzen, sondern die Frage erst einmal in Ruhe zu überdenken und auf Fallstricke zu untersuchen. Ein Beispiel:

Vor Ihnen liegt eine Gurke mit einem Wassergehalt von 99 Prozent. Sie wiegt 1.200 Gramm. Wie viel wiegt sie, wenn der Wassergehalt auf 98 Prozent sinkt?

Dazu muss man zunächst den Festgehalt der Gurke berechnen. Dieser beträgt ein Prozent, also 12 Gramm. Der Fallstrick: Auch wenn der Wassergehalt der Gurke sinkt, bleibt der Festgehalt bei 12 Gramm. Allerdings machen diese 12 Gramm dann zwei Prozent des Gewichts aus. Die gesamte Gurke wiegt folglich nur noch 600 Gramm.

Manche Aufgaben fordern dagegen die Kreativität der Bewerber heraus mit Fragen wie "Zähle möglichst viele Wege auf, wie man eine Nadel im Heuhaufen finden kann?" oder "Warum sind Getränkedosen zylinderförmig?" Hierauf kannst du dich per Definition nicht gut vorbereiten, sondern musst versuchen, in der Situation so entspannt und frei wie möglich zu denken.

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