Fallstudien im Assessment-Center: Worauf es bei der Lösung wirklich ankommt

Autor*innen
Laura Treml
Geschäftsmann seilt sich von einer Glühbirne ab, die von einer Hand gehalten wird.

Fallstudien im Assessment-Center simulieren eine branchentypische Problemstellung, die du in vereinfachter Form bearbeiten sollst. Hier erfährst du, worauf es bei der Lösung wirklich ankommt und wie du dich auf Case Studys am besten vorbereitest.

Du machst dir Sorgen, dass dich im Assessment-Center im entscheidenden Moment dein Fachwissen im Stich lässt, dir die genaue Einwohnerzahl Belgiens nicht mehr einfällt oder du bei einer Schätzung komplett daneben liegst? Dann darfst du durchatmen – denn in erster Linie geht es bei Fallstudien im Assessment-Center um etwas ganz anderes!

Worauf kommt es bei Fallstudien im Assessment-Center an?

Mit Fallstudien testen Personaler in erster Linie deine Fähigkeit, dich schnell in unbekannte Sachverhalte einzuarbeiten und – wie bei der Postkorbübung – aus großen Informationsmengen die relevanten Kernfakten herauszufiltern. Neben schneller Auffassungsgabe und Konzentrationsfähigkeit wird geprüft, ob du die Fallstudie strukturiert angehst, komplexe Sachverhalte reduzierst und weit gefasste Fragestellungen so eingrenzt, dass du innerhalb von 20 bis 30 Minuten zu einer schlüssigen Lösung kommst. Nicht zuletzt geht es bei Fallstudien darum, die Stressresistenz und Belastbarkeit der Bewerber auf den Prüfstand zu stellen. All dies sind Kompetenzen, die beispielsweise in der Unternehmensberatung oder für Fach- und Führungskräfte wichtig sind. Mit einer Übung wie der Fallstudie prüfen Arbeitgeber deshalb gerade beim Berufseinstieg, ob Qualitäten, die im Lebenslauf behauptet werden, auch wirklich vorhanden sind. 

Mach dir bewusst, dass kein einziger der Kandidaten die Case Study völlig fehlerlos bearbeitet. Wegen eines kurzen Hängers musst du dich nicht grämen: Er wirft dich keineswegs aus der Übung, geschweige denn aus dem Rennen. Mit der Einladung zum Assessment-Center hast du die wichtigste Hürde bei deiner Bewerbung bereits genommen. Sie alleine zeigt, dass du mit Anschreiben, Berufserfahrung, Arbeitszeugnis und CV schon überzeugt hast und in den Augen des Unternehmens hochqualifiziert bist. Nutz dieses Wissen, um im Case-Interview (vor allem Consulting) oder Vorstellungsgespräch selbstbewusst aufzutreten und einen kühlen Kopf zu bewahren. Konzentrier dich nach einem Fehler wieder auf die Aufgabe, und versuch dich gedanklich von dem Patzer zu lösen, wenn es an die nächsten Entscheidungen geht.

Vorbereitung auf Fallstudien im Assessment-Center

Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Cases kannst du dich nicht auf jede mögliche Fallstudie vorbereiten. Anstatt Lösungswege und Muster auswendig zu lernen, solltest du versuchen, ausgewählte Aufgaben und verschiedene Case-Typen zu lösen: Hier findest du Beispiele für Fallstudien direkt aus der Unternehmenspraxis. Noch mehr Übungsbeispiele gibt es in unserem Buch Case Study Training aus der Reihe e-fellows.net wissen.

Lies dir die Aufgabenstellung immer erst genau durch und leg dein weiteres Vorgehen fest, bevor du zur Lösung der Fallstudie schreitest. Vollzieh im Anschluss den vorgeschlagenen Lösungsweg nach und vergleich ihn mit deinem eigenen Lösungsansatz: So arbeitest du weiter an deinen analytischen Kompetenzen. Damit schaffst du gute Voraussetzungen, um dein Wissen von dieser Einzelaufgabe auf andere Cases zu transferieren und im Auswahlverfahren aus einem breiten Repertoire schöpfen zu können.

Gruppen-Cases

Manchmal wird im Assessment-Center von Bewerbern gefordert, Cases im Team zu lösen. Bei dieser Gruppendiskussion und Ergebnispräsentation wird neben der Fachkompetenz auch die Teamfähigkeit der Bewerber getestet. Überleg dir am besten schon vorher, welche Stärken du bei der Team-Arbeit einbringen kannst. So kannst du nicht nur fachlich herausstechen, sondern die Personalverantwortlichen auch von deinen Soft Skills überzeugen.

Lösungskonzept entwickeln – aber wie?

  • Durchdring die Aufgabenstellung und stell sicher, dass dir alle relevanten Informationen für die Lösung der Fallstudie zur Verfügung stehen. Wenn Angaben fehlen, dann erfrage diese beim Interviewer: Rückfragen sind kein Zeichen von Schwäche.
  • Geh logisch und strukturiert vor. Erstell eine Struktur, an der du dich orientieren kannst, und verweis bei deinen Ausführungen immer wieder darauf, wo du dich gerade im deinem Lösungsschema befindest.
  • Triff realistische Annahmen. Bei vielen Fallstudien müssen Abschätzungen vorgenommen werden, um zu einer Lösung zu gelangen. Je akurater die Schätzung, desto richtiger ist das Endergebnis. Rechnen können solltest du natürlich auch.
  • Teil dir die Zeit sinnvoll ein. 20 Prozent der Zeit solltest du auf das Verstehen der Aufgabenstellung verwenden, die restlichen 80 Prozent für die Lösung. Allein mit souveränem Zeitmanagement kannst du einige Pluspunkte sammeln.
  • Greif auf betriebswirtschaftliche Modelle zurück (sogenannte Frameworks) und pass sie an Aufgabentyp und die Fragestellung an. Wenn du als Berufseinsteiger gerade erst von der Universität kommst, sind sie dir vielleicht noch präsent. Berufserfahrene oder Fachfremde frischen ihr Wissen am besten vorher auf und informieren sich mithilfe unserer Definition, auf welche drei Kategorien von Fallstudien sie gefasst sein sollten.
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Beispiele für Fallstudien