Tipps für Studenten: So geht’s zum perfekten Nebenjob

Autor*innen
Eyline Mutlu
Frau sitzt auf Münzen

In Deutschland arbeiten rund 70 Prozent der Studenten neben ihrem Studium. Das kann anstrengend sein und erfordert gute Planung. Vier Studenten geben Tipps, wie es gelingt.

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Das Studentenleben ist teuer – ganz gleich, ob man in München, Leipzig oder Münster wohnt. Mietkosten, der Wocheneinkauf, das Semesterticket oder Freizeitaktivitäten: Die Liste ist lang. Im Durchschnitt kostet ein Studentenleben zwischen 950 und 1.250 Euro im Monat. Je nach Wohnort und Lebenshaltungskosten kann es sogar teurer werden.

Kein Wunder also, dass viele Studienanfänger schon in den ersten Wochen an der Hochschule einen Nebenjob suchen. Doch der Einstieg ist oft komplizierter als gedacht: Bafög-Grenzen, Werkstudentenregelungen, schlechte Arbeitsbedingungen oder schlicht der falsche Job zur falschen Zeit erschweren den Einstieg. Mit diesen Tipps gelingt es leichter:

Fang langsam an – wenn du es dir leisten kannst

Der Studienanfang kann überfordernd sein. Studenten erstellen ihren Stundenplan selbst, Veranstaltungen überschneiden sich, Räume sind unklar, der organisatorische Aufwand ist hoch. Wer gerade neu in eine Stadt gezogen ist, muss zusätzlich Wohnung, Alltag und Uni unter einen Hut bekommen.

In dieser Phase noch einen neuen Job zu beginnen, bedeutet noch mehr Druck, vor allem dann, wenn bereits das neue Leben an der Uni alle Kräfte fordert. "Für mich war es im ersten Semester wichtig, zuerst die Uni in den Fokus zu rücken. Danach merkt man auch selbst, wie viel Zeit man wirklich für einen Job hat", sagt Lukas Werner. Er studiert in seinem zweiten Bachelor in Sozialwissenschaften an der Universität zu Köln und arbeitet als Werkstudent bei Obi.

In seinem ersten Studium fing er erst ab dem dritten Semester an zu arbeiten – seine Eltern unterstützten ihn finanziell. "So konnte ich viel besser einschätzen, ob ich nur zehn Stunden oder zwanzig Stunden die Woche arbeiten kann", erklärt er. "Wenn ich einen Tipp geben soll: nicht direkt im ersten Semester und nicht direkt mit einer 20-Stunden-Stelle anfangen."

Such dir einen Job, der zu deinem Studienalltag passt

Hat sich der Unialltag erst mal eingependelt, sollte man zudem nicht direkt zum erstbesten Job greifen. Ein Job, der viel Geld bringt, aber dafür sorgt, dass man im Studium nichts mehr schafft, lohnt sich am Ende nicht. Der ideale Studentenjob ergänzt den Studienalltag, statt ihn zu blockieren. Unregelmäßige Schichten, spontane Einsätze oder lange Wege zur Arbeit können den Unialltag schnell aus dem Takt bringen.

"Es ist deutlich entspannter, einen Job zu haben, der geregelte Stunden hat", berichtet Leonie Gratzel, Jurastudentin an der Universität zu Köln. Sie arbeitet als studentische Hilfskraft bei der Refugee Law Clinic Cologne. Gratzel bevorzugt es, zusammenhängend mehrere Stunden zu arbeiten, statt die Zeit über viele kleine Slots zu verteilen. Das bringe ihr mehr Struktur und mache die Wochenplanung berechenbarer – vor allem auch für andere Lebensbereiche wie Lernen oder Freizeitaktivitäten. Generell empfiehlt sie das Wochenende zum Arbeiten. Zur Nachtarbeit würde sie hingegen nicht raten, da es regelmäßig den Schlafrhythmus umwirft und langfristig auslaugt.

Wer nur zehn Stunden in der Woche arbeitet, sollte zudem darauf achten, für den Weg nicht zu viel Zeit zu verlieren. Hilfreich sind kurze Arbeitswege oder die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten.

Nutze den Job als Karriere-Testlauf

Ein Nebenjob ist mehr als nur ein finanzieller Lückenfüller – er kann ein Türöffner sein. Wer als Werkstudent im passenden Bereich arbeitet, kann beim Berufseinstieg oft schneller Verantwortung übernehmen. Dana Lagemann studiert Deutsche Sprache, Literatur und Medienkulturwissenschaften in Köln und arbeitet als Werkstudentin bei einem Medienunternehmen. Anfangs arbeitete sie vor allem in der Gastronomie und im Einzelhandel. Später bewarb sie sich gezielt in mediennahen Bereichen.

"Am Anfang wollte mich da keiner, da hatten höhere Semester bessere Chancen", sagt sie. Sie rät daher, sich am Anfang des Studiums nicht so viel Druck zu machen. "Später im Studium stand das schon an erster Stelle, einen Job in der Medienbranche zu finden, weil ich was erreichen wollte", sagt sie.

Praktika können auch einen Einstieg in einen passenden Nebenjob bieten. Studiennahe Jobs bringen nicht nur Geld, sondern auch Orientierung für die Zeit nach dem Abschluss. Umwege sind aber auch okay. Wer im ersten Semester in einem Café startet, kann später immer noch wechseln – und das Gelernte mitnehmen. Die erfahrenen Studenten raten, offen zu bleiben, sich auszuprobieren und sich nicht unter Druck zu setzen, schon zu Beginn die perfekte Stelle zu finden.

Rede über deine Grenzen – ganz besonders in der Klausurenzeit

Das Studium ist wichtiger als der Nebenjob – das wissen viele Arbeitgeber, aber eben nicht alle. Deshalb ist es umso wichtiger, von Anfang an klare Absprachen zu treffen: über Arbeitszeiten, Belastungsgrenzen und über Phasen, in denen es stressiger wird. Die Klausurenphase zum Beispiel.

Salome Thrien ist Psychologiestudentin und arbeitet als Hilfskraft in der Forschung am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim. Dort hat sie die Möglichkeit, intensive Studienzeiten vor- oder nachzuarbeiten. "Ich versuche dann während des Semesters so Stunden anzuhäufen, dass ich während der Klausurenphase kaum bis gar nicht arbeiten muss." Wer merkt, dass sich Arbeitszeit und Uni nicht mehr vertragen, sollte das früh ansprechen oder im Zweifel wechseln. Der Job darf das Studium nicht gefährden – sonst verfehlt er seinen Zweck, sagen alle.

Kenne deine Rechte - sonst wird's teuer

Allein auf Tipps von erfahrenen Studienkollegen sollte man sich aber nicht verlassen. Neben praktischen Überlegungen ist es wichtig, sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen zu beschäftigen. Stefanie Schaab berät Studenten an der TH Köln zu Fragen rund um die Studienfinanzierung. Denn nicht alle Studenten wissen genau, wie viele Stunden sie neben der Uni arbeiten dürfen – oder wie sich der Job auf Bafög oder Krankenversicherung auswirkt.

"Wer einfach anfängt zu jobben, ohne sich zu informieren, kann am Ende böse Überraschungen erleben", sagt Schaab. Gerade Studenten, die Bafög beziehen oder familienversichert sind, sollten sich vorab Klarheit verschaffen, welche Regelungen für sie gelten.

Die Geringfügigkeitsgrenze im Blick behalten

Bafög-Empfänger dürfen zum Beispiel im Jahr bis zu 6240 Euro dazuverdienen. Ein Minijob mit 538 Euro im Monat bleibt also in der Regel Bafög-abschlagsfrei, solange kein weiteres Einkommen dazukommt. Die Bafög-Freigrenze ist keine "Monatsgrenze", sondern wird jährlich berechnet. Wer zum Beispiel im Sommer mehr verdient, muss dafür im Winter entsprechend weniger verdienen, um unter dem Jahreswert zu bleiben. "Wer mehr arbeitet, muss mit Abzügen rechnen oder riskiert Rückforderungen", erklärt Schaab.

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