Karriereperspektiven für Mathe-, IT- und Physikstudent:innen: Vom Mathestudium zur Vollzeit-Aktuarin

Frau mit Brille deren eine Körperhälfte durch geometrische Formen verdeckt ist

Eine Karriere als Aktuar:in – das kannst du dir vorstellen? Im Interview berichtet Ilona Maske, Aktuarin bei Signal Iduna und aktuell in der Ausbildung zur Aktuarin DAV, von den Sternstunden sowie Herausforderungen ihres Arbeitsalltags und gibt Tipps für den Einstieg.

Ilona Maske

Ilona Maske, Jahrgang 1996, ist Aktuarin im Aktuariat Komposit bei der Signal Iduna in Dortmund. Seit Juli 2020 betreut sie dort die Sach-Haftpflicht-Sparten als Tarifierungsaktuarin. Zuvor absolvierte sie ein Praktikum und war als Werkstudentin mit Projekten in der Kraftfahrt und im Data Science Bereich tätig. Ihr Studium absolvierte sie an der TU Dortmund im Fach Mathematik.

Hallo Ilona! Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, uns einen Einblick in deinen Arbeitsalltag als Aktuarin zu geben! Wir freuen uns sehr darüber! Zunächst möchten wir dich gerne näher kennenlernen. Könntest du dich kurz vorstellen? Wer bist du, was hast du studiert, wo hast du bisher gearbeitet und was machst du im Moment?

Hallo! Ich bin Ilona, bin 26 Jahre alt und habe in Dortmund an der Technischen Universität Mathematik mit dem Nebenfach Statistik studiert. Meine Masterarbeit habe ich in Kooperation mit Signal Iduna, meinem aktuellen Arbeitgeber, in der Statistik geschrieben. Ich habe nach meinem Auslandssemester am New Jersey Institute of Technology ein Praktikum bei der Signal Iduna gemacht und bin danach als Werkstudentin geblieben. Nach meiner Masterarbeit wurde ich übernommen und arbeite jetzt als Tarifierungsaktuarin im Aktuariat Komposit. Zugleich mache ich seit knapp eineinhalb Jahren die Ausbildung zur Aktuarin DAV.

Du hast Mathematik studiert. Ist das ein typischer Studiengang für Aktuar:innen? Was haben deine Kolleg:innen studiert?

Ja, die meisten Aktuar:innen haben Mathematik studiert. Meine Kolleg:innen haben entweder (Wirtschafts-)Mathematik oder Stochastik studiert.

Ist das Studium alles, was man braucht, um Aktuar:in zu werden? Wie bist du eingestiegen?

Für die Arbeit im Unternehmen reicht das Studium aus. Man kann zusätzlich eine Ausbildung zum Aktuar DAV machen. Dafür braucht man eine stochastische Zulassungsprüfung oder bestimmte Module, die man schon an der Uni absolviert hat. In der Ausbildung lernt man weitere Facetten des Aktuarberufs kennen und kann sich spezialisieren. 

Ich bin direkt nach dem Masterstudium in den Beruf eingestiegen. Zuvor hatte ich aber auch schon eine Werkstudententätigkeit in dem Bereich absolviert. 

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Vielen Dank für die Einblicke in Ausbildung und Einstieg! Gerne möchten wir dir jetzt noch ein paar Fragen zu deinem Arbeitsalltag stellen. Hier zunächst die Frage: Zu welchem Maße findet sich das im Studium und der Aktuarsausbildung erworbene Theoriewissen in deinem Berufsalltag wieder? Wendest du das Gelernte an?

Das Studium ist im Vergleich zu der Mathematik, die man im Joballtag anwendet, deutlich theoretischer. Ich wende momentan meistens das an, was ich in den Statistikmodulen gelernt habe. Trotzdem lernt man im Mathematikstudium einige Herangehensweisen kennen, die einem besonders in der interdisziplinären Zusammenarbeit neue Ideen und zusätzliche Perspektive eröffnen.

Die Aktuarsausbildung ist im Vergleich zum Studium sehr viel praktisch orientierter. Man setzt sich dort mit genau der Mathematik auseinander, die man auch im Arbeitsalltag braucht.

Was reizt dich besonders an deiner täglichen Arbeit als Aktuarin?

Es gibt viele unterschiedliche Herausforderungen. Manchmal liegen genug Daten vor, man kann Modelle errechnen, die Daten analysieren und ein wenig mit ihnen "spielen". Manchmal ist das aber auch nicht der Fall. Dann muss man Annahmen aufstellen, Szenarien errechnen und Situationen risikogerecht bewerten. Das macht den Beruf sehr spannend und abwechslungsreich.

Hast du dich innerhalb deiner Tätigkeit auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert? Und: Ist eine Spezialisierung auf ein Themengebiet üblich?

Ja, habe ich. Ich bin Tarifierungsaktuarin im Sach-Haftpflicht-Bereich. Wenn das Unternehmen groß genug ist, ist die Spezialisierung üblich. Man kann zum Beispiel Tarifierung machen, Reservierung oder auch Solvency. Im Vergleich dazu stehen in kleineren Unternehmen oft nicht genug Aktuar:innen für eine solche Spezialisierung zur Verfügung. Dort übernimmt man dann mehrere Aufgabengebiete gleichzeitig.

Worin siehst du bei deiner Arbeit die größte Herausforderung?

Bei den Daten. Eindeutig bei den Daten. Datenbeschaffung, Datenvorbereitung, Datenanalyse ... Das alles sind Punkte, die viel Zeit in Anspruch nehmen, aber auch sehr interessant sind. Wenn man Modelle aufstellt, beansprucht die Datenvorbereitung 80 Prozent des Arbeitspensums. Nur ca. 10 Prozent machen die tatsächliche Modellerstellung aus. Die restlichen 10 Prozent des Arbeitspensums werden für die Validierung aufgewendet.

Was ist eine Erfolgsgeschichte aus deinem Arbeitsalltag, auf die du stolz bist?

Vor ein paar Monaten kam mein erster selbst kalkulierter Tarif auf den Markt. Das war viel Arbeit und ich bin sehr gespannt, wie demnächst die ersten Auswertungen aussehen.

Abschließend möchten wir gerne noch wissen: Hast du gute Tipps oder Ratschläge, die du Studierenden, die an deinem Beruf interessiert sind, mit auf den Weg geben kannst?

Falls du schon weißt, dass du Aktuarin bzw. Aktuar werden möchtest, empfehle ich, dich schon vorher zu erkundigen, ob du dir für die Aktuarsausbildung bestimmte Uni-Module anrechnen lassen kannst. Das erleichtert später die Ausbildung. Zudem ist es immer gut, schon vor Abschluss des Studiums ein Praktikum bei einer Versicherung oder bei einer Bank zu machen. Das erleichtert den Einstieg und man kann sich eventuell schon für eine Spezialisierung auf ein Gebiet wie z. B. die Kranken-, Lebens- oder Kompositversicherung entscheiden.

Das sind sehr gute Tipps! Vielen herzlichen Dank für das Interview! 

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