Von Airbus bis Zalando: Deutschlands beliebteste Arbeitgeber

Autor*innen
Lukas Bay
Ein Mann rennt immer weiter nach oben, während er auf den Laptop tippt

Eine Umfrage unter hochqualifizierten Angestellten ermittelt die Top Ten. Welche Jobs in diesen Unternehmen im Angebot sind.

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Wer sich mehr Gehalt wünscht, für den ist ein Jobwechsel oft die beste Option. Und so denken aktuell viele Akademiker darüber nach, den Arbeitgeber zu wechseln – selbst wenn sie mit ihrem derzeitigen Job zufrieden sind. Das geht aus einer Umfrage des Marktforschers Trendence hervor, die dort jährlich durchgeführt wird. Sie liegt dem Handelsblatt exklusiv vor. Jeder siebte Arbeitnehmer ist demnach aktiv auf der Suche, jeder dritte offen für Angebote. Doch bei welchen Unternehmen würden sich die wechselwilligen Talente am ehesten bewerben? Diese Frage hat Trendence insgesamt 25.652 hochqualifizierten Angestellten gestellt.

Insgesamt vier Autokonzerne finden sich auf den Spitzenplätzen, die Branche ist damit unter Akademikern die gefragteste. Dennoch: Sie hat im Vergleich zum Vorjahr stärker an Beliebtheit eingebüßt als andere Bereiche. Robindro Ullah, Geschäftsführer des Trendence-Instituts und Leiter der Studie, hat dafür eine Erklärung: "Es ist kein Geheimnis, dass die deutschen Autohersteller derzeit unter starkem Druck stehen, der letztlich auch ihre Außenwahrnehmung als Arbeitgeber beeinflusst." Ausgeschieden ist Tesla, das Unternehmen liegt abgeschlagen auf Platz 17. Das Abrutschen wundert Ullah nicht: "Das hängt sicherlich auch stark mit den negativen Schlagzeilen zusammen, die Elon Musk in den vergangenen Monaten im Twitter-Kontext produziert hat."

Im Handel hat sich die Situation dagegen normalisiert. Branchengrößen wie Amazon oder Zalando, aber auch die Drogeriemarktkette dm werden 2023 von Talenten deutlich besser bewertet als im Vorjahr. In der aktuellen Befragung gehören sie zu den großen Gewinnern.

Die Trendence-Umfrage unterscheidet die beliebtesten Arbeitgeber auch nach Berufsfeldern: 7.500 Wirtschaftswissenschaftler, 4.700 Ingenieure, 4.800 Informatiker und 2.500 Naturwissenschaftler wurden befragt. Bei den Ingenieuren belegten Audi, BMW und Bosch die Top-Plätze. Bei den derzeit überall gefragten IT-Experten sind dagegen die US-Internetriesen Apple, Amazon und Google ganz vorne. Das beliebteste deutsche Unternehmen für ITler ist die Allianz auf Platz fünf. Bei den Naturwissenschaftlern waren Biontech, BASF und Bayer besonders begehrt.

Und das sind die zehn beliebtesten Unternehmen, auf Platz 4 und Platz 7 gibt es jeweils eine Doppelbelegung:

Platz 10: BASF 4,3 Prozent

BASF hat zuletzt Stellen am Stammsitz in Ludwigshafen gestrichen. Als Arbeitgeber bleibt der Chemiekonzern aber gefragt. Nach eigenen Angaben steckt das Dax-Unternehmen in "der größten Transformationen der über 150-jährigen Geschichte". Mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen und der Digitalisierung entstehen demzufolge "neue Stellenprofile". Gesucht sind IT-Experten, spezialisierte Ingenieure sowie Einkaufs- und Lieferkettenexperten. Quereinsteigern mit Erfahrungen in der Produktion bietet das Unternehmen die Möglichkeit, sich zum Chemikanten weiterzubilden. Dabei hat der Konzern hohe Erwartungen an seine Bewerber: Für einen Großteil der Einstiegsstellen wird ein Masterabschluss vorausgesetzt. Für offene Positionen in der Forschung und Entwicklung wird überwiegend eine Promotion benötigt.

Platz 9: Auswärtiges Amt 4,8 Prozent

Wie im Vorjahr ist die Behörde auch 2023 der beliebteste staatliche Arbeitgeber. Interessante Stellen gibt es für Diplomaten. Und für die weltweiten Vertretungen werden Fremdsprachenassistenten und Dolmetscher gesucht, Sprachen wie Arabisch, Russisch oder Chinesisch sind ein Plus bei der Bewerbung. Außerhalb der diplomatischen Laufbahn, in der IT und im nicht technischen Verwaltungsdienst besetzt das Amt rund 150 bis 170 Stellen pro Jahr. Seit diesem Jahr gibt es erstmals den sogenannten "nicht technischen Verwaltungsdienst Personal". Dieser bietet die Möglichkeit, eine gehobene oder höhere Beamtenlaufbahn einzuschlagen, ohne regelmäßig den Arbeitsort wechseln zu müssen. Besonders gefragt seien Bachelor- und Masterabsolventinnen mit Vorerfahrung in der öffentlichen Verwaltung.

Platz 7: Amazon 4,9 Prozent

Bei Amazon wurden zu Jahresbeginn zahlreiche Entlassungen angekündigt: 27.000 Stellen wurden und werden zuletzt weltweit abgebaut. Auf den Ruf des Handelsriesen scheint sich das noch nicht auszuwirken, das Unternehmen gehört zu den großen Gewinnern des diesjährigen Rankings. Nach Rang zehn im Vorjahr macht das Unternehmen drei Plätze gut. Mit 36.000 Mitarbeitern an 100 Standorten ist Amazon auch in Deutschland ein wichtiger Arbeitgeber. Der Konzern wirbt mit flachen Hierarchien, guten Entwicklungs- und Aufstiegschancen, Wechselmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens sowie internationalen Einsatzmöglichkeiten. Aktuell suche man Mitarbeiter in hochqualifizierten Berufen: von Marketing, Kundenservice, Supply-Chain, Produktmanagement oder Softwareentwicklung bis zur Logistik. Vor allem in IT und Technik habe man die Ausbildung aufgestockt, teilt das Unternehmen mit. Auffällig ist bei Amazon, dass das Unternehmen von weiblichen Akademikern deutlich schlechter bewertet wird als von Männern. Mit Mentoring-Programmen will der Konzern gegensteuern.

Platz 7: Daimler Truck/Mercedes-Benz 4,9 Prozent

Mit der Aufspaltung in Mercedes-Benz und Daimler Truck sind zwei eigenständige Unternehmen entstanden. Im Ranking von Trendence werden sie allerdings noch zusammengezählt. "Aktuell suchen wir vor allem Schlüsselkompetenzen für die Transformation unseres Unternehmens", teilt der Konzern mit. Gesucht werden vor allem Mitarbeiter mit Kompetenzen in den Bereichen Software, Digitalisierung und IT sowie für die Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Vor allem Mitarbeiter, die an der neuen Software MB.OS arbeiten, will der Hersteller mit einem "hohen Maß an Eigenständigkeit, leistungsorientierter Vergütung und individuellem Gestaltungsspielraum" locken. Bislang könne man entsprechende Stellen daher schnell besetzen, heißt es.

Platz 6: Bosch 5,2 Prozent

Bosch gilt traditionell als einer der gefragtesten Arbeitgeber für Ingenieure. Das zeigt sich auch im Trendence-Ranking: Nur Audi und BMW waren beim technischen Personal noch beliebter. In Deutschland hat Bosch aktuell 4.500 Stellen ausgeschrieben, vor allem Softwareentwickler und Datenanalysten werden gesucht. Darüber hinaus will Bosch Expertinnen und Experten aus den Bereichen Software und Elektrotechnik einstellen, um die Mobilität der Zukunft weiter voranzutreiben. Auch das Geschäft mit der automatisierten Fertigung wächst. Dafür sind Spezialisten für die Automatisierung und Elektrotechniker nötig, die sich im Bereich der Halbleiter auskennen.

Potenzielle Bewerber lockt Bosch mit seiner Flexibilität. 100 verschiedene Arbeitsmodelle seien möglich, darunter Teilzeit, mobiles Arbeiten, Jobsharing oder Führungstandems. "Im Rahmen der Initiative ,Smart Work‘ definiert Bosch bewusst keine festen Tage für die Arbeit im Büro oder im Homeoffice – im Fokus steht das Ergebnis der Arbeit, nicht die Präsenz", teilt das Unternehmen mit.

Platz 4: Airbus 5,5 Prozent

Nach dem Coronaeinbruch stehen die Zeichen in der Luftfahrt wieder auf Wachstum. Allein in Deutschland wolle Flugzeugbauer Airbus daher 3.500 Menschen einstellen, erklärte Airbus-Arbeitsdirektor Marco Wagner im Februar. 1.900 von ihnen werden im zivilen Flugzeugbau gebraucht, 1.100 im militärischen und im Raumfahrtbereich und etwa 500 beim Hubschrauberwerk.

Besonders das Thema Cybersicherheit wird für den Konzern immer wichtiger. Besonders gefragt seien Spezialisten im Bereich Robotics und IT-Infrastruktur. Dabei legt der Konzern aber einen klaren Fokus auf die Ingenieure: "Abschlüsse in den Bereichen IT und Ingenieurwesen sowie Elektronik, Mechanik und Qualitätswesen sind für uns besonders relevant", heißt es. Auch das Weltraumgeschäft reizt viele hochqualifizierte Bewerber. Für Quereinsteiger mit Interesse an Weltraummissionen bietet Airbus zahlreiche Stellen im Projekt- und Programmmanagement.

Platz 4: Porsche 5,5 Prozent

Bis zu 7.900 Euro Bonus, günstige Tarife für Leasingfahrzeuge – Porsche lockt Fachpersonal mit vielen Vorteilen. Nicht umsonst gehört die Sportwagenmarke weiter zu den beliebtesten Arbeitgebern des Landes. Personell muss sich der Sportwagenhersteller neu aufstellen. Bis 2030 sollen 80 Prozent aller verkauften Porsche elektrisch fahren. Dafür sind neue Qualifikationen gefragt. Der Schwerpunkt beim Recruiting liege darum im IT- und Tech-Bereich. "So werden wir zahlreiche Stellen in den Bereichen Fahrzeug- und Softwareentwicklung sowie Fahrerassistenzsysteme ausschreiben", erklärt der Konzern. Rund 1.000 Stellen will Porsche dieses Jahr neu besetzen. "Wertvolle Praxiserfahrung in einem bestimmten Gebiet kann zum Beispiel wichtiger sein als der Uniabschluss selbst" heißt es. Besonders gefragt seien IT-Security-Experten und Batteriespezialisten. Der starke Fokus auf die Rekrutierung technischer Spezialisten zeigt sich auch im Trendence-Ranking: Bei den befragten Wirtschaftswissenschaftlern hat Porsche an Beliebtheit eingebüßt und rutscht vom zweiten auf den vierten Platz.

Platz 3: Google 6,2 Prozent

Googles Mutterkonzern Alphabet will 2023 weltweit 12.000 Stellen streichen. Dennoch ist kaum ein Unternehmen bei IT-Spezialisten so beliebt – nur Apple und Amazon schneiden im Trendence-Ranking besser ab. "Die Faszination für die großen Tech-Companies speist sich aus deren hohem Innovationstempo und den guten Konditionen, die mit einem Arbeitsplatz dort verbunden werden. Für Arbeitsplatzsicherheit etwa stehen sie dagegen eher weniger", sagt Studienautor Robindro Ullah. Heute arbeiten bei Google rund 2.500 Menschen in München, Frankfurt, Hamburg und Berlin an digitalen Projekten. Zu den gefragtesten Profilen zählen derzeit die Bereiche Software-Engineering, Projektmanagement, UX-Design und Produktentwicklung. Aber auch im Personal- oder Vertriebsbereich sind Stellen vakant. 2024 soll in München ein neues Entwicklungszentrum öffnen. In Hanau baut Google ein neues Rechenzentrum.

Platz 2: Audi 6,7 Prozent

Die VW-Premiumtochter warb jahrelang mit "Vorsprung durch Technik". In der neuen Autowelt sind darum nicht mehr allein Motorexperten gefragt, sondern Spezialisten aus den Bereichen IT, Connectivity und Elektromobilität. Besonders in der Batterietechnologie suche man neue Mitarbeiter. "Der Fokus unserer Personaltransformation entwickelt sich in den genannten Zukunftsfeldern von Abbau in Richtung Umbau und themenbezogener Aufbau", erklärt das Unternehmen. Die Liste der gesuchten IT-Experten ist lang: vom Softwarearchitekten über Data Analysts bis zum IT Security Officer. Bei Ingenieuren war Audi auch 2023 der beliebteste Arbeitgeber, hat aber etwas an Beliebtheit eingebüßt.

Platz 1: BMW 7,8 Prozent

Geht es nach der Beliebtheit unter den Professionals, ist BMW Serienmeister. Zum zwölften Mal in Folge sichern sich die Münchener den Spitzenplatz im Ranking. Dieses Jahr allerdings mit einem Wermutstropfen: Insbesondere bei den wichtigen IT-Experten hat BMW stark an Beliebtheit verloren – und landet nicht nur hinter Apple und Amazon, sondern auch hinter dem direkten Konkurrenten Audi. "Uns erreichen nach wie vor sehr viele sehr gute Bewerbungen und wir können unsere vakanten Stellen nach wie vor mit hochqualifizierten IT-Talenten besetzen", betont ein Konzernsprecher. Aktuell hat der Konzern in Deutschland mehr als 1.500 Stellen ausgeschrieben. Besonders gesucht sind Spezialistinnen und Spezialisten für IT, Entwicklung und in der Produktion. Aber auch die Antriebswende beschäftigt das Unternehmen: Man suche hauptsächlich Experten für die Batterieforschung und das automatisierte Fahren, heißt es von BMW. Zudem sind dort Softwareentwickler, IT-Architekten für Datenbanken und Cloudsysteme sowie App-Entwickler für das Infotainment und Entertainment gefragt.

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