Aktiv bewerben: So finden Sie Ihren Lieblingsjob

Autor*innen
Milena Merten
Ein Mann ist im Computer und wirkt sehr lässig

In fünf Schritten zum Wunscharbeitgeber – das gelingt, auch wenn gerade keine passende Stelle ausgeschrieben ist.

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Bei Schalke 04 arbeiten, das wäre doch was, dachte sich die Gelsenkirchenerin Katharina Schleeberger, als sie mit Anfang 21 auf der Suche nach einem Praktikumsplatz war. Passende Stellen waren beim Fußballbundesligisten damals allerdings nicht ausgeschrieben. Also schickte sie eine Initiativbewerbung ab. Monatelang hörte sie gar nichts, dann kam eine Absage. Doch sie ließ sich nicht abwimmeln: Ob der Verein nicht Unterstützung im Bewerbermanagement gebrauchen könne? Sie bot an, eine Bewerberdatenbank für das Unternehmen aufzusetzen. Der zweite Anlauf war erfolgreich. „Ich habe mir meinen eigenen Job gebaut“, sagt Schleeberger heute. Auf ihr Praktikum folgte eine steile Karriere als Personalerin mit Stationen bei Nestlé, Thyssen-Krupp, Accenture und Barmer. Schleebergers Fall zeigt: Wer sich initiativ bewirbt, muss sagen können, welche Lücke er im Unternehmen besetzen will – und wie. Das erklären zwei Karriereexperten und eine Personalerin.

Lohnt sich eine Initiativbewerbung überhaupt?

Die Initiativbewerbung gilt als Königsdisziplin unter den Bewerbungen. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) werden nur fünf Prozent aller Stellen mit Initiativbewerbern besetzt. Deshalb muss eine proaktive Bewerbung besonders überzeugend sein, um das Interesse von Personalern zu wecken.

Das gilt gerade in Zeiten, in denen Konzerne wie Bayer, SAP, Continental oder Miele Tausende Jobs abbauen wollen. Lohnt sich eine Initiativbewerbung da überhaupt? Auf jeden Fall, sagt Bernd Slaghuis. Der Karrierecoach berät Angestellte und Selbstständige, die sich beruflich verändern wollen. Er empfiehlt, sich weder von Konjunkturschwankungen noch von Berichten zum Stellenabbau beeinflussen zu lassen. "Vielleicht dauert es länger, vielleicht erhalten Sie mehr Absagen, aber das ist kein Grund, einen belastenden Job auszuhalten und den Wechsel nicht zu probieren." Initiativbewerber müssen allerdings strategisch klug vorgehen.

Schritt 1: Sie müssen genau wissen, was Sie wollen

"Einfach nur den eigenen Lebenslauf an sämtliche Unternehmen der Republik schicken, bringt gar nichts", sagt Karrierecoach Slaghuis. Bewerber sollten sich genau überlegen, was ihre echte Wechselmotivation ist, welche Unternehmen sie warum interessieren und in welchem Bereich sie sich dort mit ihrer Expertise einbringen können.

Personalerin Schleeberger empfiehlt, zur Selbstreflexion einen "Elevator Pitch" zur eigenen Person zu formulieren: "Darin beschreiben Sie sehr knackig, welche Erfahrung, welche Kenntnisse, welche Möglichkeiten in Ihnen schlummern." Das so entstandene Profil gleichen Sie mit den Bedürfnissen von Unternehmen ab, die Sie interessant finden: Was ist für dieses Unternehmen gerade relevant? Welche Themen oder Projekte stehen dort gerade an? An welcher Stelle könnte ich meine Stärken einbringen?

Schritt 2: Aktivieren Sie Ihr Netzwerk

Das Gespräch suchen – aber mit wem? Hier kann das Netzwerk helfen. "Die meisten Menschen unterschätzen das Netzwerk, das ihnen zur Verfügung steht", sagt Jannike Stöhr. Die Karriereberaterin, die vor zehn Jahren als Jobtesterin bekannt wurde, sprach damals mit vielen unterschiedlichen Menschen über ihre beruflichen Pläne – und in vielen Fällen eröffneten sich aus diesen Gesprächen neue Kontakte und Chancen.

Die Karriereexperten raten einstimmig dazu, gezielt Beziehungen zu relevanten Personen aufzubauen. Laut IAB sind persönliche Kontakte der wichtigste Rekrutierungsweg für Unternehmen. Jobnetzwerke wie LinkedIn und Xing, aber auch Messen und Branchentreffs bieten die Möglichkeit, relevante Kontakte zu knüpfen.

Schritt 3: Beschreiben Sie Ihre Stärken so konkret wie möglich

Um die Erfolgschancen zu erhöhen, sollten Anschreiben und Lebenslauf passgenau auf das Wunschunternehmen und die gewünschte Stelle zugeschnitten sein. "Machen Sie sich möglichst greifbar", rät Slaghuis. Schreiben Sie nicht: "Ich bin kommunikationsstark", sondern schildern Sie Situationen, wie Sie gute Beziehungen zu neuen Kunden aufgebaut haben.

Personalerin Schleeberger rät dazu, eigene Erfolge möglichst mit Zahlen zu belegen: etwa wenn Sie nachweisen können, dass Sie die Marge um zehn Prozent gesteigert oder die Kundenzufriedenheit um 20 Prozent verbessert haben. Als Führungskraft sei es auch sinnvoll, die Anzahl der zugeordneten Mitarbeitenden oder die Höhe des verantworteten Budgets zu nennen. Jannike Stöhr empfiehlt, herauszuarbeiten, warum Sie und die Firma gut zusammenpassen.

Schritt 4: Platzieren Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bei der richtigen Person

"In kleinen oder mittelständischen Unternehmen würde ich immer versuchen, meine Unterlagen direkt beim Inhaber oder Geschäftsführer zu platzieren", sagt Slaghuis.

Eine sinnvolle Strategie ist auch, die Initiativbewerbung bei der relevanten Kontaktperson – etwa bei der Abteilungsleiterin des angestrebten Bereichs – einzureichen und sie zu bitten, die Unterlagen auch an die zuständige Person in der Personalabteilung weiterzuleiten.

Schritt 5: Bleiben Sie dran

Im Gegensatz zu ausgeschriebenen Stellen, die oft kurzfristig besetzt werden müssen, kann der Prozess bei der proaktiven Bewerbung länger dauern. Die Karriereexperten empfehlen, etwa zwei Wochen nach Versand der Unterlagen einmal nachzuhaken und sich dann immer mal wieder freundlich nach dem aktuellen Stand zu erkundigen. Auch wenn Sie eine Absage erhalten, kann sich der Aufwand für später gelohnt haben: Sie haben relevante Kontakte ins Unternehmen geknüpft und Ihren Namen für künftige Besetzungen ins Spiel gebracht. Laut IAB greifen mehr als ein Viertel der Unternehmen bei der Suche nach geeignetem Personal auf ihre Bewerberpools zurück – und darin landen gute Initiativbewerber.

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