Die Karrierefrage: Wie mache ich deutlich, dass ich befördert werden möchte?

Autor*innen
Isa Hoffinger
Ein Mann erklimmt eine Leiter, an deren Kopfende sich ein Stern befindet. Unten neben der Leiter freuen sich weitere Personen über die Sterne, die sie sich augenscheinlich bereits geholt haben.

Führungskraft werden, das wollen viele. Aber wie geht man das an? Warum es wichtig ist, frühzeitig Initiative zu zeigen, und wie man seinen Aufstiegswunsch am besten kommuniziert.

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Wünschen Sie sich einen größeren Gestaltungsspielraum? Möchten Sie berufserfahrene Kollegen motivieren und Einsteiger fördern? Oder finden Sie die Aussicht auf ein höheres Gehalt verlockend? Letzteres ist zwar nicht verwerflich, aber eine extrinsische Motivation – der Gedanke an einen Dienstwagen sollte zum Beispiel nicht im Vordergrund stehen, wenn Sie eine gute Chefin oder ein guter Chef werden möchten. Ihre Beweggründe beeinflussen, wie Sie von anderen wahrgenommen werden. Einige Motive lassen Sie glaubwürdig und authentisch, andere unnahbar und unsympathisch wirken. Darum sollten Sie zunächst – eventuell gemeinsam mit einem Coach – erarbeiten, welche Bedürfnisse hinter Ihrem Wunsch stecken, befördert zu werden.

"Führung ist heutzutage kein Privileg mehr", sagt der Wirtschaftswissenschaftler, systemische Coach und Gründer der Scherer-Akademie Stefan Scherer. "Gute Führung heißt, dass Sie in der Lage sind, sich in den Dienst eines Teams zu stellen." Wenn Sie das wirklich wollen, müssen Sie sich auf Ihre Rolle vorbereiten, etwa durch die Teilnahme an Führungskräftetrainings. Um dafür ausgewählt zu werden, müssen Sie Ihren Wunsch rechtzeitig kommunizieren. Dabei müssen Sie fokussiert sein, ohne zu verkrampfen. "Wenn Sie nicht wissen, wo Sie in fünf Jahren sein wollen, werden Sie nichts erreichen", sagt Scherer.

Formulieren Sie in ruhigen Stunden zu Hause zuerst nur für sich, was Sie bereits für das Unternehmen erreicht haben und warum Sie für eine Beförderung infrage kommen, etwa weil Sie schon bestimmte Preise gewonnen haben oder einen wichtigen Kunden an sich binden konnten. Eine Liste mit Gründen sollten Sie verinnerlichen. Dies hilft Ihnen auch dabei, sich vor Ihren Kollegen zu positionieren, denn es genügt nicht, wenn Ihr Vorgesetzter Ihre Arbeit schätzt. Als Führungskraft müssen Sie auch ihre ehemaligen Kollegen überzeugen können, Ihnen zu folgen. Das gelingt Ihnen besser, wenn Sie glauben, eine Beförderung zu verdienen.

"Viele warten zu lange darauf, dass ihre Leistung von Förderern gesehen wird"

Weiche Faktoren sind entscheidend. "Unternehmen prüfen ihre Führungskräfte auch auf den sogenannten cultural fit hin", sagt Stephan Megow, Regional Managing Director für die Region Nord-West beim Personaldienstleister Robert Half. "Gleichen Sie Ihre Ideen in Hinblick auf gemeinsame Werte, Arbeitsweisen und die Unternehmensziele ab: Das erhöht Ihre Chance." Fragen Sie sich: Was brauche ich noch, damit es ein perfektes Match wird, und wo kann ich das lernen? Sich für den Aufstieg zu verbiegen, ist nicht sinnvoll.

Wichtig ist, aktiv zu werden. "Viele warten zu lange darauf, dass ihre Leistung von Förderern gesehen wird, sie verharren und bleiben tatenlos", sagt Paul Beerli von der Schweizer Beerligroup. Er begleitet unter anderem Verwaltungsräte und CEOs bei der Unternehmensführung in Turnarounds, Reorganisationen und Transformationen und rät zu einer professionellen "exposure", also dazu, sich in den richtigen Momenten in das rechte Licht zu setzen. "Sie sollten eine Bühne für sich schaffen, etwa indem Sie Vorträge vor Gremien halten, am besten projektübergreifend", sagt Beerli. "In großen Konzernen laufen sehr viele Projekte gleichzeitig. Derjenige, der über Ihre Beförderung bestimmt, kann unmöglich detailliert über alles informiert sein. Darum müssen Sie auf sich aufmerksam machen, ohne zu penetrant die Nähe Ihres Förderers zu suchen. Also bitte nicht, indem Sie ständig bei Veranstaltungen oder beim Kaffeetrinken neben ihm sitzen wollen, sondern indem Sie sich Aufgaben suchen, deren Ergebnisse eine solche Bedeutung haben, dass Sie diese vor anderen präsentieren können."

Denken und kommunizieren Sie strategisch. Das hat nichts mit kalter Berechnung zu tun. Andere Menschen können nur Informationen verwerten, die sie auch über Sie bekommen. Wenn Sie nicht über sich sprechen, bleiben Sie unscheinbar, und andere können Sie nicht vernünftig einordnen. Lassen Sie in alltägliche Konversationen mit Kollegen einfließen, wenn Sie in Ihrem Privatleben Trainer einer Sportmannschaft sind, einen Verein gegründet haben oder sich im Elternbeirat engagieren. Das zeigt Ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und verdeutlicht, dass Sie über wichtige soziale Kompetenzen verfügen. Auch die Bereitschaft, immer Neues zu lernen, sollten Sie vermitteln.

Überschwängliches Eigenlob ist tabu

Das Mitarbeitergespräch ist ein passender Zeitpunkt, um über Ihren Wunsch zu sprechen. Überschwängliches Eigenlob ist tabu. Ein auswendig gelernter Vortrag über Ihre Vorzüge, den Sie nervös herunterrattern, ist kontraproduktiv. Fragen Sie nach Feedback und antworten Sie darauf. "Formulieren Sie Ihre Wünsche ohne Nebensätze. Weicht Ihr Gegenüber aus oder möchte Sie vertrösten, haken Sie ruhig hartnäckiger nach, und fragen Sie, wann Sie denn das nächste Mal über eine Beförderung sprechen können, nach welchen Zwischenschritten", sagt Stefan Scherer. "Vereinbaren Sie bereits den nächsten Termin, halten Sie bis dahin alle Abmachungen ein, und zeigen Sie beim zweiten Gespräch auch Konsequenzen auf: Was wird auf lange Sicht passieren, wenn Sie keine Chance bekommen? Sie sollten natürlich nicht frech mit dem Abgang drohen, aber durchaus glaubhaft betonen, dass Sie sich unbedingt weiterentwickeln möchten und sich darum nach anderen Möglichkeiten umsehen werden, wenn Ihnen das in Ihrem Unternehmen verwehrt wird."

Das ist nicht verwerflich, sondern zeigt, wie ernst Ihnen Ihr Vorwärtskommen ist. "Dadurch ersparen Sie sich Enttäuschungen und wertvolle Lebens- und Arbeitszeit, denn wenn Sie zwei, drei Jahre lang hoffen, mehr zu erreichen und es gar keine freie Position gibt in dieser Zeit, weil das nicht in Ihrem Unternehmensplan vorgesehen ist, können Sie sich auf die nächsten Schritte in Ihrer Karriere viel früher konzentrieren", sagt Scherer.

"In der betriebsinternen Öffentlichkeit sollte es Ihnen gelingen, Ihr spezielles Wissen zu unterstreichen", sagt Paul Beerli. "Was können gerade Sie am besten von allen?" Wenn Ihnen hier nichts einfällt, bilden Sie sich entsprechend weiter. "Strecken Sie Ihre Fühler außerhalb Ihrer Firma aus, und prüfen Sie, etwa auf Linkedin, welche Qualifikationen gerade in Ihrem Beruf besonders gefragt sind", sagt Stephan Megow. Bleiben Sie ehrlich zu sich und realistisch im Hinblick darauf, was Sie noch lernen müssen.

Wenn es Ihnen schwerfällt, sich gut darzustellen, weil Sie eher schüchtern sind, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie keine Führungsqualitäten haben. Gerade Frauen sollten sich mehr zutrauen. "Leider ist es bei den Geschlechtern heute noch fast genauso wie vor 30 Jahren, wenn es um Aufstiegschancen geht", sagt Stefan Scherer. "Männer bringen sich direkter ins Spiel, dabei haben Frauen bessere Schulnoten und Universitätsabschlüsse."

Wenn Sie feststellen, dass Sie nicht vorankommen, treten Sie an Personalvermittler heran. Das ist für Sie kostenlos. Wenn Sie Ihrem Unternehmen treu bleiben möchten, schrecken Sie nicht vor einem näheren zwischenmenschlichen Austausch mit Förderern zurück, etwa aus Angst, eine Angriffsfläche in späteren Konfliktfällen zu bieten. Mentee und Mentor müssen sich auf der persönlichen Ebene verstehen. "Da dürfen Sie sich nichts vormachen", sagt Paul Beerli. "Es fällt uns leichter, Menschen zu unterstützen, die wir wohlwollend betrachten. Solche Geschäftsbeziehungen müssen natürlich wachsen. Sie können dieses gemeinsame Verständnis nie erzwingen, auch wenn Sie noch so stark um Sympathie kämpfen. Wenn sich das Vertrauensverhältnis nicht einstellt, können Sie auch bei der größten Expertise nie auf einen Aufstieg hoffen und sollten sich ein anderes Umfeld suchen, um Ihre Ziele zu verwirklichen."

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