Studium abbrechen, Studiengang wechseln: Erste Hilfe für unzufriedene Studenten

Autor*innen
Julia Schmidpeter
Zwischen zwei Spielfiguren, von denen die erste traurig aussieht und die zweite lächelt, ist ein Seil gespannt. Eine Frau balanciert darauf von traurig nach fröhlich.

Euphorisch bist du in dein erstes Uni-Semester gestartet: Endlich stehst du auf eigenen Beinen, endlich bestimmst du selbst, wann und was du lernst. Doch wenn die anfängliche Begeisterung verflogen ist, schleichen sich manchmal Zweifel ein – ja, vielleicht sogar ein leises Gefühl der Überforderung.  Wann ein Studienabbruch sinnvoll ist und was du wissen musst, bevor du die Notbremse ziehst.

Ein kleiner Trost vorab: Du bist mit deiner Unsicherheit nicht allein. Laut Statistischem Bundesamt wirft nämlich jeder fünfte Student an einer deutschen FH das Handtuch, an einer Uni sogar jeder vierte. Die höchste Abbrecherquote verzeichnen Mathematik und Naturwissenschaften; die wenigsten Abbrecher gibt es in der Veterinärmedizin.

Ursachenforschung vor dem Studienabbruch

Bevor du einen Abbruch ernsthaft in Erwägung ziehst, solltest du nach den Gründen für deine Unzufriedenheit suchen. Denn manchmal lassen sich Probleme auch mit weniger drastischen Mitteln lösen: Vielleicht hilft schon ein guter Nachhilfelehrer oder ein entschlackter Stundenplan Oder vermiesen dir Privatprobleme wie Beziehungsstress oder Knatsch im Freundeskreis das Studium? Auch in diesem Fall wären ein Studienabbruch oder Fachwechsel der falsche Ansatz.

Folgende Fragen solltest du dir stellen, um deinem Unifrust auf den Grund zu gehen:

  • Warum hast du dich ursprünglich für deinen Studiengang entschieden?
  • Was stört dich konkret an deinem Studiengang?
  • Gibt es bestimmte Dozenten, mit denen du nicht zurechtkommst?
  • Hast du Probleme mit der Organisation deines Studiums?
  • Interessierst du dich für die Inhalte deines Studiums?
  • Bist du vom Arbeitsvolumen überfordert?
  • Ist dein Studium zu theoretisch ausgerichtet?
  • Was ist dein Berufsziel?

Sieben Gründe – sieben Lösungen

Ohnehin schon gestresst vom Unialltag, mag es dir schwerfallen, über Fragen wie diese nachzudenken. Trotzdem solltest du dir die Zeit nehmen, denn wenn du deine Probleme erst einmal identifiziert hast, bist du der Lösung schon ein gutes Stück näher gekommen. Ein Patentrezept gibt es leider nicht, denn jeder Einzelfall ist anders. Zur Inspiration findest du hier aber eine Liste mit sieben häufigen Problemen und bewährten Lösungsansätzen:

Dir gefällt dein Fach grundsätzlich, aber du findest das Studium zu theoretisch?

Dann bist du an einer Fachhochschule oder in einem dualen Studiengang möglicherweise besser aufgehoben als an einer Uni.

Dein Studiengang hält nicht, was du dir versprochen hast?

Wenn du von deinem Fach trotzdem überzeugt bist, kann sich der Wechsel an eine andere Hochschule lohnen: Immatrikulierst du dich dort  im gleichen oder einem verwandten Studiengang, kannst du dir deine schon absolvierten Leistungen anrechnen lassen. Allerdings solltest du aus deinen Fehlern lernen und dich vorher gut informieren – zum Beispiel in Schnuppervorlesungen oder im Gespräch mit Studenten in höheren Semestern.

Du fühlst dich an deiner Universität unwohl?

Dir ist alles zu groß und du hast das Gefühl, in der Masse erdrückt zu werden? Auch dann kann sich ein Hochschulwechsel für dich lohnen. Mehr dazu siehe Frage zwei.

Das Lerntempo oder die Stoffmenge überfordern dich?

Gib dir mehr Zeit und such das Gespräch mit deinem (Fach-)Studienberater. Er kann dir zum Beispiel sagen, ob du Kurse ins nächste Semester schieben kannst oder ob es Tutorien gibt, die dir fehlendes Wissen vermitteln. Viele Unis bieten auch Kurse an, die dir Lerntechniken und -strategien vermitteln.

Du möchtest ein anderes Fach studieren?

Manchmal ändern sich Interessen einfach - und das ist auch in Ordnung. Bevor du dich tatsächlich zu einem Wechsel entschließt, solltest du dich aber gründlich über dein neues Fach informieren. Die Studienberatung deiner Uni ist dir dabei gerne behilflich. In Fächern ohne NC ist es meistens kein Problem, ein paar Vorlesungen und sogar Seminare unverbindlich zu besuchen. Wer sich unsicher ist, ob er das alte Fach wirklich aufgeben will, kann auch ein Doppelstudium in Erwägung ziehen. Dabei kannst du zeitgleich in zwei Studiengängen eingeschrieben sein und so dein neues Wunschfach ohne Risiko testen.

Studieren macht dir keinen Spaß?

Auch das ist keine Schande. Vielleicht liegt dir ja eine Ausbildung besser? Gerade Studienabbrecher sind für Ausbildungsbetriebe eine interessante Zielgruppe, da sie gut qualifiziert sind. In Praktika kannst du herausfinden, welche Ausbildung für dich geeignet ist. Sollte dich das Studieren zu einem späteren Zeitpunkt doch wieder reizen, kannst du jederzeit an die Uni zurückkehren – oder berufsbegleitend studieren.

Alles eine Frage der Zeit

Ein Studienabbruch oder -wechsel ist prinzipiell zu jedem Zeitpunkt möglich. Je früher du allerdings bemerkst, dass dein Studium dich nicht zufriedenstellt, desto besser – zumindest wenn du BAföG-Empfänger bist. Dann solltest du dein Studienfach spätestens nach dem dritten Semester wechseln, um nicht den BAföG-Anspruch für dein gesamtes Studium zu verlieren. Gleiches gilt auch für die Stipendien der Begabtenförderungswerke.

Wechselst du an deiner Uni in einen zulassungsfreien Studiengang, musst du deinen Wechsel lediglich innerhalb einer gesetzten Frist bei der Studentenkanzlei anmelden. Beim Wechsel in ein zulassungsbeschränktes Fach oder an eine andere Uni gelten die üblichen Bewerbungsfristen. Aber Achtung: Oft starten Studiengänge nur zum Wintersemester. Die Zeit bis dahin kannst du zum Beispiel für ein Praktikum oder einen Auslandsaufenthalt nutzen.

Studienabbruch und Fachwechsel im Lebenslauf

Viele Studenten fürchten, dass ein Studienabbruch oder Fachwechsel ihren Lebenslauf ruiniert. Diese Angst ist unbegründet – wenn du den Bruch gut erklären kannst. Das gilt besonders, wenn du dich erst spät zu diesem Schritt entschieden hast – denn dann lässt sich das abgebrochene Studium im CV auch nicht unterschlagen. In diesem Fall solltest du das Anschreiben oder eine dritte Seite dazu nutzen, deinen Richtungswechsel zu begründen. Wer hingegen schon im ersten Semester die Reißleine gezogen hat, kann den kurzen Abstecher auch ganz unter den Tisch fallen lassen.

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