Elitestudiengänge: Das Mekka der Elite liegt in Bayern

Autor*innen
Lena Prummer
Vier Geschäftsleute arbeiten und diskutieren. Von ihren Köpfen führen Kabel zu einer Glühbirne, die mittig über ihnen schwebt.

Mit Spitzennoten durch die ersten Semester gekommen, nebenbei ein paar Praktika gemacht und noch die Zeit für ehrenamtliches Engagement gehabt. Da ist die Massenvorlesung mit 300 Kommilitonen natürlich nicht mehr so attraktiv. Die Lösung: Elitestudiengänge für Top-Studenten.

50 Studenten prügeln sich um 20 Seminarplätze - Alltag an deutschen Unis. Aber gerade die Top-Studenten suchen individuelle Förderung und anspruchsvolle Programme - und finden sie oft eher im Ausland, an der Ivy League oder Grandes Ecoles. Deutsche Hochschulen wiederum wollen die jungen Talente an den Standort Deutschland binden und mit den ausländischen Unis gleichziehen. Besonders einfallsreich dabei sind die Bayern: Dort gibt es nicht nur vereinzelte Angebote, die aus der Masse der Studiengänge herausragen, sondern ein Netzwerk mit 21 sogenannten "Elitestudiengängen".

Elite, wohin man schaut

Nach einer Exzellenzinitiative mit mehreren Runden, Eliteunis und Stipendien für begabte Studenten gibt es jetzt also auch noch Elitestudiengänge. Aber wo ist der Unterschied?

Elite-Unis nennt man die Gewinner der Exzellenzinitiative oder bestimmte ausländische Unis, zum Beispiel die der Ivy League oder die französischen Grandes Ecoles

  • Bayerische Elite-Akademie (BEA): Förderung hauptsächlich für jährlich 30 Top-Studenten der Wirtschafts-, Natur- und Ingenieurwissenschaften. Die BEA bietet ein Zusatzangebot zum regulären Studium mit Workshops, Mentoren und Projektarbeiten, keine speziellen Studiengänge.
  • Elitenetzwerk Bayern: Begabtenförderung in Bayern. Dazu gehören vier Programme: Elitestudiengänge, Doktorandenkollegs, Forschungsstipendien und die Stipendien des Max-Weber-Programms.

Elite in allen Fächern

Seit 2004 gibt es für begabte Studenten eigene Studiengänge in neun bayerischen Städten. Die Fächer reichen von "Global Change Ecology" über "Technology Management" und "Neurosciences" bis hin zu "Finanz- und Informationsmanagement". "Die Kriterien, die die Elitestudiengänge erfüllen müssen, waren bewusst allgemein gehalten. So ist ein bunter Reigen aus sehr unterschiedlichen Studiengängen entstanden", erklärt Ulrike Natzer vom Elitenetzwerk Bayern.

Zulassungskriterien Elitestudiengänge

  • sehr gute akademische Leistungen
  • für Elitestudiengänge, die neben dem regulären Studium laufen: Immatrikulation an einer bayerischen Uni
  • Engagement neben dem Studium

Master, Promotion oder Zusatzmodul

So vielfältig wie die Fächer ist auch der Aufbau der bayerischen Elitestudiengänge. Die meisten sind Master-Studiengänge, in die man nach dem Bachelor oder Vordiplom wechselt. Bei einigen, zu, Beispiel "TopMath", ist die Promotion gleich mit integriert. Manche laufen aber auch parallel zu einem anderen Studium, zum Beispiel "Technology Management" oder "Honors-Wirtschaftswissenschaften". Hier absolvieren die Studenten ein Zusatzmodul mit 24 Kreditpunkten und fahren zum Beispiel zu Summer Schools in die USA. Und übrigens: Dafür müssen die Elitestudenten nur die in Bayern üblichen Studiengebühren von 500 Euro pro Semester zahlen.

Und was macht die "Elite" außerhalb Bayerns?

Die Spitzenstudenten außerhalb Bayerns gehen allerdings nicht leer aus. So hat zum Beispiel die Berlin Mathematical School ein sehr ähnliches Konzept wie der Elitestudiengang "TopMath": eine schnelle Promotion und internationale wissenschaftliche Vernetzung. Politikwissenschaftler können an der FU Berlin den Master in Internationalen Beziehungen machen. Nur 30 Studenten werden dafür jedes Jahr unter 300 Bewerbern aus der ganzen Welt ausgewählt. Der Studiengang gehört laut DAAD zu den "Top 10 der Internationalen Master-Programme an deutschen Hochschulen". Und die Uni Göttingen führt für die 20 Plätze ihres Studiengangs "Molekulare Biologie" mit Bewerbern aus 70 Ländern Bewerbungsgespräche per Videokonferenz.

Zusätzliches Geld für die Elite

Was ist dann das Besondere an den Studiengängen des Elitenetzwerks Bayern? "Die Studiengänge haben ein Auswahlverfahren durchlaufen und sind im übergeordneten Verbund des Elitenetzwerks vernetzt. Und es gibt im bayerischen Staatshaushalt ein zusätzliches Budget für die Elitestudiengänge. Das haben andere Bundesländer nicht. So können wir in intensive Betreuung und eine gute Ausstattung investieren", erklärt Natzer. Allerdings haben die Elitestudiengänge keine Ewigkeitsgarantie - sie laufen nur fünf Jahre und werden danach evaluiert. Bestehen sie die Prüfung, gibt es das Konzept noch weitere fünf Jahre. Nach der Verlängerung ist aber Schluss. "Dann könnten wir aber auch wieder neue Studiengänge aufnehmen", so Natzer.

Das bieten die Elitestudiengänge

  • Interdisziplinarität: Die Studiengänge bieten verschiedene Schwerpunkte an und sind für Studenten verschiedener Fächer offen.
  • Forschungsverbund: Mehrere Unis und/oder andere Forschungseinrichtungen, zum Beispiel Max-Planck-Institute, sind beteiligt.
  • Exzellenz aller Beteiligten: Renommierte Professoren und Dozenten, hohes Renommee der Partnereinrichtungen
  • Internationalität: Kontakte zu ausländischen Unis und Forschungsinstituten, verpflichtende Auslandsaufenthalte, ausländische Studenten
  • Innovativer Curriculum: Neue Ansätze in der Prüfungsordnung, zum Beispiel Peer Teaching, Exkursionen oder Credit Points für Soft-Skill-Seminare.
  • Gute Betreuung der Studenten

Lockvögel: Mentoren, Büros und Summer Schools

Die Elitestudiengänge locken die besten Studenten mit ganz unterschiedlichen Mitteln. Für Studenten von "Fokus Physik" stehen die Türen von zehn Max-Planck-Instituten schon vor dem Abschluss offen. In der Promotionsphase bekommt jeder Student ein eigenes Büro an der Uni. Studenten von "Honors-Wirtschaftswissenschaften" können eine Sommerakademie in Colorado besuchen. Und wer "Finanz- und Informationsmanagement" studiert, dem stehen zwei Mentoren zur Seite: ein Professor und ein hochrangiger Mentor aus der Wirtschaft.

Türöffner Elitestudiengang?

Elitestudenten können sich auf ein anspruchsvolles Studium mit anderen motivierten Studenten freuen, in dem sie sich gut in der Wissenschaft vernetzen können. Viele erwarten sich auch bessere Chancen am Arbeitsmarkt und höhere Einstiegsgehälter - offenbar zu Recht. Studenten von "Honors-Wirtschaftswissenschaften" haben meist schon vor Studienende einen Arbeitsvertrag. Und sie verdienen durchschnittlich 5.000 bis 10.000 Euro mehr pro Jahr. Allerdings kann unter dem extrem intensiven Studium die Freizeit leiden.

Das versprechen sich Professoren und Unternehmen

Nicht nur Studenten haben hohe Erwartungen an die Studiengänge. Für Professoren ist das hohe Niveau der Studenten eine Chance, Entwicklungen aus der Forschung nicht mehr nur mit Kollegen zu diskutieren. Unternehmen erwarten sich den ein oder anderen künftigen Mitarbeiter, wenn sie für einen Elitestudiengang spenden, Mentoren für Elitestudenten stellen oder Praktikumsplätze für sie reservieren. Sie bauen eine Bindung zum Nachwuchs auf und bekommen am Ende nicht irgendeinen Absolventen - sie sind bestens vorselektiert und ausgebildet (zum Bewerbungsverfahren siehe auch Seite 3).

Ulrike Natzer (38), Geschäftsstelle Elitenetzwerk Bayern, erklärt, warum ältere BWL-Studiengänge nicht zur Elite werden können.

Frau Natzer, wie wird ein Studiengang eigentlich zum Elitestudiengang?

Die Studiengänge wurden in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt. Zuerst hat die bayerische Staatsregierung alle bayerischen Universitäten zur Bewerbung aufgefordert. Die Unis mussten dann Projektskizzen der geplanten Studiengänge einreichen. Daraus hat eine Kommission unter der Leitung von Ernst-Ludwig Winnacker, damals Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die besten Angebote ausgewählt. Aus den mehreren hundert Bewerbungen sind dann 21 Elitestudiengänge geworden.

Konnten sich denn alle Studiengänge bewerben?

Bewerben konnten sich nur Studiengänge, die neu geschaffen wurden. Unis durften sich also nicht mit einem bestehenden BWL-Studiengang bewerben, den sie zum Elitestudiengang machen wollten. Das Konzept mussten die Unis selbst entwickeln. Grundsätzlich war bei der Bewerbung vieles möglich - es gab kein direktes K.O.-Kriterium. Im Einzelfall hat die Kommission abgewägt. Wenn ein Studiengang sehr innovativ war und exzellente Professoren hatte, es aber an Internationalität fehlte, hat er trotzdem eine Chance bekommen.

TopMath und FIM

e-fellow Thomas (25) promoviert im Elitestudiengang "TopMath". Er hat sich für das Programm entscheiden, weil er eine Herausforderung suchte. Freizeit hat er noch genug - Mathe macht ihm schließlich Spaß.

Du studierst TopMath. Warum hast du dich für diesen Studiengang beworben?

Ich habe eine Herausforderung gesucht. Der Studiengang hat ja ein anspruchsvolles Programm. Und mich hat die Möglichkeit gereizt, schnell selbstständig forschen zu können. Ich wollte mich an echten Forschungsprojekten ausprobieren.

In deinem Jahrgang gibt es nur neun Studenten. Ist da der Kontakt zu den Professoren besser?

Das Konzept von "TopMath" ist, dass jeder Student einen Professor als Mentor hat. Ich habe im letzten Jahr meinen Professor ungefähr einmal in der Woche getroffen. Das waren manchmal ganz kurze Gespräche von fünf Minuten, wenn gerade nichts Wichtiges anstand. Oder auch Treffen von ein oder zwei Stunden, in denen wir gemeinsam an einem Thema gearbeitet haben. Ich kann mit ihm nicht nur über meine Promotion sprechen, sondern auch über Stipendienbewerbungen und Auslandsaufenthalte. Die plane ich auch mit seinen Kontakten zu ausländischen Wissenschaftlern. Die Betreuung ist also sehr gut.

Sind andere Studenten neidisch auf dich?

Direkten Neid gibt es eher selten. Ab und zu wird uns unterstellt, dass die Professoren uns die Noten hinterherwerfen. Aber das kann man schnell widerlegen. In meinen Jahresabschlussprüfungen prüfen mich zum Beispiel drei Professoren. In anderen Studiengängen sitzt da eben nur einer. Und manche denken, dass wir keine Freizeit mehr haben und den ganzen Tag nur Mathe machen.

Stimmt das denn? Hast du noch Freizeit?

Na klar. Es gibt schon ab und an sehr arbeitsintensive Phasen. Aber die meisten machen viel in ihrer Freizeit. Man kann sich das schon selbst einteilen, wann man mehr und wann weniger macht. Uns macht Mathe ja Spaß. Und wir machen ähnlich viel Mathe wie vorher. Nur die Art, Mathe zu machen, ist im Elitestudiengang anders. Wir lassen uns die Beweise nicht einfach nur vorrechnen, sondern finden die Lösungen selbst.

Bereitet TopMath nur auf eine wissenschaftliche Karriere vor oder auch auf eine in der Wirtschaft?

Das ist ja bei Mathe generell die Frage. Ich fühle mich auf alle Fälle nicht schlechter auf die Wirtschaft vorbereitet als in einem anderen Mathe-Studiengang.

Knüpfst du ein gutes Netzwerk für die Zukunft?

Das kommt darauf an. In meinem Studiengang liegt der Fokus eher auf der wissenschaftlichen Vernetzung. Da baut man auf alle Fälle ein gutes Netzwerk auf. Kontakte zur Wirtschaft sind nicht im Programm enthalten. Dieses Netzwerk baut man nicht durch den Studiengang auf, sondern eher durch Eigeninitiative.

Ist die Studiensituation in deinem Elitestudiengang wirklich besser?

Ja und nein. Ja, wegen der intensiven persönlichen Betreuung. Und weil wir zusätzliche Sommerschulen haben, in denen wir in Workshops spezielle mathematische Themen behandeln. Daran nehmen internationale Größen teil, letztes Jahr zum Beispiel aus Brasilien und den USA. Und nein, weil wir während des Semesters mit den anderen Studenten gemeinsam in den Vorlesungen und Übungen sitzen. Da gibt es keine speziellen Kurse für uns.

Verena, kommst du leicht an deine Professoren ran?

Auf alle Fälle. Die Professoren kennen uns Studenten beim Namen, weil wir in meinem Jahrgang nur 24 Studenten sind. Das ist wie in einer Schulklasse. Vor Klausuren können wir den Professoren sagen, welche Themen wir gerne noch näher behandeln würden. Das kenne ich von meinem Bachelor-Studium an der TU München nicht. Da konnte man dem Professor höchstens eine E-Mail schreiben.

Wie stressig ist dein Studium?

Ich habe viel mehr Wochenstunden als meine Freunde. Das Studium ist fordernd, und ich gebe schon einen Teil meiner Freizeit dafür auf. Aber ich habe gelernt, meine Freizeit bewusster zu nutzen und Prioritäten zu setzen. Wenn ich eine Seminararbeit schreibe, könnte ich immer noch Details verbessern, ohne jemals zum Ende zu kommen. Stattdessen mache ich lieber Sport und unternehme etwas mit Freunden. Ich nehme mir die Freizeit, die ich brauche. Diesen Ausgleich braucht man auch später im Berufsleben.

Gibt es in deinem Studiengang viele Kontakte zur Praxis?

Bei uns hat jeder Student einen Mentor aus der Wissenschaft und fast jeder zusätzlich einen aus der Praxis von einem der Unternehmenspartner des Studiengangs. Dazu gehören zum Beispiel die Allianz und die Deutsche Bank. Mein Praxismentor ist der Geschäftsführer von IBM Deutschland, Martin Jetter. Mit ihm zusammen habe ich zum Beispiel mein Praktikum ausgesucht. Wir haben geschaut, welches Praktikum gut in meinen Lebenslauf passt. Er hat mich bei der Vermittlung des Praktikums sehr unterstützt.
 meinen Studiengang vorgestellt. Andere Studenten organisieren in Event-Gruppen selbstständig Veranstaltungen. Da gibt es einen Frauen-Brunch, bei dem sich Studentinnen mit erfolgreichen berufstätigen Frauen treffen, ein Finance-Event oder die Tagung "Bridging the Gap".

e-fellow Oliver (28) hat mehrere Jahre lang Studenten des Würzburger Elitestudiengangs "Fokus Physik" betreut. Er selbst hat sich für den regulären Physik-Studiengang entschieden, weil er sein Studentenleben genießen wollte.

Jedes Jahr beginnen ungefähr 20 Studenten den Studiengang "Fokus Physik". Haben sie besseren Kontakt zu den Professoren als andere?

Auf alle Fälle. Die Professoren sind sehr motiviert, mit den Fokus-Studenten zu arbeiten. Da haben die Elitestudenten definitiv eine Sonderstellung.

Ist dadurch auch der Kontakt zur Forschung gut?

Die Forschungspraktika der Elitestudenten unterscheiden sich nicht grundsätzlich von denen der anderen Physikstudenten. Denn auch für sie ist ein Forschungspraktikum im Studium vorgeschrieben. Zusätzlich sollen die Fokus-Studenten durch Praktika in Max-Planck-Instituten in die Forschung eingebunden werden. Aber es kann auch sein, dass dort nicht alle Studenten einen Platz bekommen.

Sind Auslandsaufenthalte in das "Fokus Physik"-Studium integriert?

Der Studiengang ist stark komprimiert, dadurch ist es schwer, ein Auslandsjahr oder -semester unterzubringen. Im Moment kann man vielleicht noch ein Praktikum im Ausland unterbringen, aber kein ganzes Jahr. Aber das Problem ist erkannt: Jetzt gibt es Überlegungen, das Auslandsprogramm der Physik-Fakultät neu auszurichten. So sollen auch die Fokus-Studenten leichter ins Ausland gehen können.

Haben die Studenten bei so einem intensiven Studium überhaupt noch Freizeit?

Durch die Komprimierung muss der Stoff von zwei Semestern auf die übrigen acht verteilt werden. Schon ein normales Physikstudium ist sehr intensiv, weil man viele Semesterwochenstunden hat und Übungsblätter als Hausaufgaben machen muss. Im Fokus-Studiengang fehlt dann noch mehr die Zeit für Freunde und Hobbys. Meiner Meinung nach machen genau die Freundschaften und das Netzwerk ein Studium aus.

Ist die Studiensituation in den Elitestudiengängen wirklich besser?

Das kommt auf den Einzelnen an. Der Studiengang ist nur für eine kleine Gruppe an Studenten wirklich geeignet. Für die Studenten, die viel Freizeit haben oder länger ins Ausland gehen wollen, ist es nicht ideal. Das kann sich aber noch entwickeln, weil es das Studium so erst seit drei Jahren gibt.

Wie wirst du Elite-Student?

"Die Voraussetzungen für die Elitestudiengänge sind so unterschiedlich wie die Fächer", sagt Ulrike Natzer vom Elitenetzwerk Bayern. "Bewerber müssen einen hervorragenden Bachelor oder anderen Abschluss haben und mit ihrer Persönlichkeit überzeugen." Das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit.

Bewerbung: Jeder nach seinem Gusto

Ähnliches gilt für das Bewerbungsverfahren. Alle Studiengänge haben ein mehrstufiges Auswahlverfahren mit Online-Bewerbung und persönlichem Gespräch. Darin können die künftigen Elitestudenten auf Fallstudien, Gruppendiskussionen und Einzelinterviews treffen. Oder sie müssen wissenschaftliche Aufsätze zusammenfassen und präsentieren, wie e-fellow Thomas im Bewerbungsverfahren für den Studiengang TopMath. Carmen Wieslhuber und Patrick Nepper, Koordinatoren zweier Elitestudiengänge, erklären, wie man die Bewerbung meistert.

Patrick Nepper (30) ist Koordinator des Elitestudiengangs "Technology Management" am Center for Digital Technology and Management (CDTM) in München. Ihm ist es egal, ob Bewerber in Anzug oder Jeans kommen.

Herr Nepper, welche Voraussetzungen müssen Studenten für "Technology Management" erfüllen?

Sie müssen an einer bayerischen Uni eingeschrieben sein, weil das Studium am CDTM parallel zum normalen Studium läuft. Bewerber müssen das Vordiplom oder mindestens 60 Prozent der Credits in einem Bachelor-Studiengang haben. Und sie müssen zehn Wochen praktische Erfahrungen vorweisen - als Unternehmer, Praktikant oder Werkstudent. Die meisten unserer Studenten studieren Informatik, BWL oder Elektrotechnik. Wir sind aber auch für Studenten anderer Fächer offen, wenn sie entsprechende Nebenfächer studieren oder praktische Erfahrungen, zum Beispiel als Unternehmensgründer, gesammelt haben. Feste Notengrenzen haben wir nicht, weil die Studiengänge der Bewerber zum Teil deutliche Unterschiede in der Notengebung aufweisen. Außerdem berücksichtigen wir auch außeruniversitäre Aktivitäten. Unser Ziel ist, Studenten mit überdurchschnittlichen Leistungen auszuwählen, idealerweise aus den besten zehn Prozent.

Welche Voraussetzungen gibt es neben diesen harten Fakten?

Wir suchen Studenten, die offen, neugierig und motiviert sind. Sie sollen eine aktive Rolle spielen, von anderen lernen und im Team zusammenarbeiten können. Und sie sollten sehr gut Englisch können, weil der Unterricht am CDTM auf Englisch stattfindet.

Wie läuft das Bewerbungsverfahren ab?

Zuerst haben wir eine Online-Bewerbung mit Motivations-schreiben und Lebenslauf. Aus diesen Bewerbungen wählen wir die Studenten für die nächsten beiden Stufen aus, das persönliche Gespräch und das Case Interview. Im persönlichen Interview wollen wir den Bewerber besser kennenlernen und herausfinden, ob das CDTM zu seinen persönlichen Zielen passt.

Und was passiert beim Case Interview?

Das Case Interview ist keine klassische Fallstudie wie bei Beratungen. Wir konfrontieren BWL-Studenten mit technischen Fragen und umgekehrt. Hier geht es nicht um Fachwissen, das die Bewerber da ja noch gar nicht haben können. Uns ist wichtig, wie sie an Themen herangehen, die sie nicht kennen. Dabei sieht man, wie sie Fragen stellen und welche Problemlösungsstrategien sie anwenden.

Worauf sollten Bewerber besonders achten?

Sie sollten ihre Motivation sehr deutlich herausstellen. Es gibt ja auch noch andere Sachen als das Elitemodul, die man neben dem Studium machen kann. Der Elitestudiengang am CDTM soll nicht einfach nur ein weiterer schöner Punkt im Lebenslauf sein. Sie sollen sich gut überlegen, welchen Beitrag sie selbst zum Studium leisten können. Viele Bewerber übersehen, dass es nicht nur auf die akademischen Leistungen ankommt. Dann lassen sie Dinge weg, die sie neben dem Studium gemacht haben, weil sie sie für unwichtig halten. Uns ist Engagement aber mindestens genauso wichtig wie die Noten. Das ist ein Indiz, wie aktiv und offen die Bewerber sind. Wenn sich jemand als Schüler in der Pfarrjugend engagiert oder später als Student ein Unternehmen gegründet hat, zeigt das, dass er etwas bewegen und Verantwortung übernehmen will.

Welche Tipps haben Sie für das persönliche Gespräch?

Zuerst: Einen Dresscode gibt es nicht. Ob jemand im Anzug oder in der Jeans zum Gespräch kommt, ist völlig egal. Uns geht es um die Inhalte. Und ich kann empfehlen, sich das CDTM sehr genau anzuschauen. Wohl keine andere Einrichtung ist so gut mit Bildern und Videos im Internet dokumentiert. Man kann das CDTM auch vorab bei Veranstaltungen kennenlernen oder einfach in München vorbeischauen und mit Studenten und Professoren sprechen. Wir sind da sehr offen. Dann kann man das Gespräch ganz entspannt angehen.

Merkt man bei der Bewerbung den Unterschied, wenn sich jemand wirklich vor Ort informiert hat?

Auf alle Fälle. Für Außenstehende ist es nämlich schwer zu verstehen, was das CDTM ausmacht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man Anderes gewohnt ist. Bei uns sind die Studenten aktiv eingebunden. Sie organisieren zum Beispiel die ganze Absolventenfeier und akquirieren Projektpartner. Anders als in anderen Studiengängen dürfen sie Verantwortung übernehmen. Und wir haben kein Frontalprogramm. Die meisten Veranstaltungen sind projektorientiert, zum Beispiel die Beratung eines Start-Up-Unternehmens. Die Studenten lernen aus ihrer Mitarbeit. Und wenn einmal "nur" Wissen vermittelt wird, dann schon auch mal von einem Mitarbeiter von Google über Mensch-Maschine-Interaktion.

Carmen Wieslhuber (30) ist eine der drei Koordinatoren des Elitestudiengangs Honors-Wirtschaftswissenschaften. Wer nur den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, hat in diesem Studiengang schlechte Karten.

Frau Wieslhuber, welche Voraussetzungen müssen Studenten für "Honors-Wirtschaftswissenschaften" mitbringen?

Sie müssen einen wirtschaftswissenschaftlichen Bachelor-Abschluss mit 2,0 oder besser haben, also in BWL, VWL oder Wirtschaftsinformatik. Gutachten von Professoren sind nicht erforderlich. Uns ist es wichtig, dass die Bewerber verschiedene Interessen haben und Engagement zeigen, das über Schule und Uni hinausgeht. Wir nehmen niemanden, der von acht Uhr morgens bis zehn Uhr abends nur am Schreibtisch sitzt.

Wie läuft die Bewerbung ab?

Der erste Teil, die schriftliche Bewerbung, besteht aus einem Lebenslauf, dem Abiturzeugnis, Bachelor-Zeugnis und Zeugnissen von Praktika. Der wichtigste Teil ist das Motivationsschreiben, das ungefähr eine Seite lang sein soll.

Was passiert nach dem ersten Schritt?

Wir laden die besten Bewerber zu einem Auswahlgespräch mit den drei Professoren des Honors-Ausschusses ein. Darin stellen sie zum Beispiel aktuelle fachliche Fragen, Fragen zu interessanten Abschnitten im Lebenslauf und im Motivationsschreiben oder zu einem aktuellen wirtschaftspolitischen Thema. Das Gespräch dauert 15 bis 20 Minuten.

Wie muss man sich das Gespräch vorstellen?

Die Atmosphäre ist freundlich, aber die Professoren setzen die Bewerber schon ein bisschen unter Stress. Die Fragen sind aber eigentlich nie so, dass man gar nichts damit anfangen kann. Mit vielen Fragen kann man rechnen, zum Beispiel, warum man gerade an die Uni Regensburg will.

Wie aufwändig ist die Bewerbung?

Eigentlich ist die Bewerbung überhaupt nicht aufwändig. Die Dokumente wie Abi-Zeugnis oder Praktikumsbestätigungen muss man ja nur einscannen und losschicken. Und für das Motivationsschreiben braucht man dann ein oder zwei Tage.

Worauf sollten Bewerber besonders achten?

Das Motivationsschreiben ist sehr wichtig. Rechtschreibfehler und unterschiedliche Schriftarten machen keinen guten Eindruck. Es sollte ordentlich und fehlerfrei sein. Das Gespräch sollte wie ein Bewerbungsgespräch bei einer Firma ernstgenommen werden. Ansonsten würde ich den Bewerbern raten, möglichst natürlich zu sein und sich nicht von der Auswahlsituation stressen zu lassen. Die Herausforderung daran ist eher, dass man noch nie drei Professoren auf einmal gegenüber gesessen ist. Gut zu wissen ist auch, dass ein Professor der Auswahlkommission Amerikaner ist. Da kommt es schon vor, dass man schnell auf Englisch wechseln muss.

Ist die Konkurrenz bei der Bewerbung groß?

Wir können so viele Studenten aufnehmen, wie wir wollen, weil wir kein festes Kontingent an Plätzen haben. Wir hatten schon Jahrgänge mit zwei, aber auch welche mit 20 Leuten. Wir sind sehr sorgfältig bei der Auswahl. Für das Modul neben dem Bachelor bewerben sich hauptsächlich Regensburger Studenten. Wer den Master-Studiengang absolvieren will, hat größere Konkurrenz. Zwei Drittel der Bewerber kommen nicht von der Uni Regensburg.

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