Beratung: Inhouse Consulting - Möglichkeiten für angehende Berater

Autor*innen
Julia Hirsch
Drei Personen, teilweise mit Laptop, diskutieren ein Diagramm, das im Hintergrund zu sehen ist. Das Diagramm zeigt einen Anstieg.

Durchschnittlich ein Viertel aller Beratungsaufträge wird heute an interne Beratungen vergeben. Die Branche wächst und ist eine interessante Alternative zu den klassischen Unternehmensberatungen. Informiere dich hier über Einstieg, Aufstieg und Gehalt.

Seit den 90er-Jahren gibt es für Großkonzerne eine Alternative zu den klassischen (Strategie-) Beratungen: die eigene Beratungsabteilung, das sogenannte Inhouse Consulting. Schon 2004 hatten 75 Prozent aller DAX- und MDAX-Unternehmen interne Berater. Inzwischen ist die Professionalisierung weiter fortgeschritten und viele Beratungseinheiten deutscher Großkonzerne wie AllianzDeutsche Bank und Deutsche Telekom haben sich im Inhouse Consulting Network zusammengeschlossen. Durchschnittlich ein Viertel der Aufträge vergeben die Unternehmen der Initiative an ihr Inhouse Consulting.

Grundsätzlich arbeiten interne und externe Beratungen an ähnlichen Themen: Konzeption von Unternehmensstrategien, Optimierung von Geschäftsprozessen und Organisationsentwicklung. Interne Beratungen sind  vornehmlich in Abteilungen und Einheiten im eigenen Konzern tätig. Einige beraten aber auch externe Kunden, oft aus der gleichen Industrie. Kleinere Abteilungen sind häufig auf Prozesse spezialisiert, größere Einheiten übernehmen auch Strategieprojekte. Das Inhouse Consulting ist oft als Stabsstelle mit eigenem Budget und Weisungsbefugnissen angelegt, um die Unabhängigkeit von den zu beratenden Abteilungen sicherzustellen. Die Projekte sind zudem oft auf Vorstandsebene angesiedelt.

Gründe für den Einsatz von internen Beratern

Oft begegnen Mitarbeiter internen Beratern mit einer größeren Akzeptanz. Schließlich sind sie Teil des Konzerns, kennen Themen, Personen und Prozesse, und fügen sich meist schneller in die betroffenen Abteilungen ein als externe Berater. Im besten Fall teilen die Beratungsabteilung und der restliche Konzern eine Unternehmenskultur.

Daneben sprechen vor allem Kostengründe für die Einrichtung einer internen Beratung: Diese sind erheblich günstiger als ihre externen Kollegen. Teilweise übernimmt die interne Abteilung ganze Projekte alleine, teilweise  werden die externen Berater von den internen Kollegen eingeführt oder unterstützt (vor allem in der Konzeptionsphase). Interne Berater können auch Führungskräfte und Abteilungen auf die Arbeit mit externen Beratern vorbereiten und die Arbeit und Leistung der externen Kollegen beurteilen. Gleichzeitig sind sie in der Lage, Ideen und Vorschläge auf ihre Realisierbarkeit hin zu überprüfen. Eine große Rolle spielen interne Berater schließlich in der Implementierungsphase, da sie die Umsetzung der erarbeiteten Konzepte längerfristig begleiten können. Auch dem Problem, dass für viele Beratungsprojekte die Übergabe vertraulicher Daten notwendig ist, wird durch den Einsatz interner Teams Rechnung getragen.

Kritiker der internen Beratungsabteilungen werfen diesen eine "Betriebsblindheit" vor, da der objektive Blick von außen nicht gegeben sei. Die fehlende Distanz zum Unternehmen und eine zu große Rücksichtmaßnahme auf Kollegen verhindern manchmal die neutrale Beurteilung. Eine Zusammenarbeit mit externen Beratern sowie eine konsequente Orientierung an Wettbewerb-Benchmarks und Best Practices wären notwendig.

Bewerbung und Einstieg im Inhouse Consulting

Kandidaten für das Inhouse Consulting kommen oft von den externen Konkurrenten. Viele suchen einen engeren Kontakt zu einem bestimmten Unternehmen, einige werden auch von den attraktiveren Arbeitszeiten gelockt. Die Leistung dieser "Quereinsteiger" wird  sehr geschätzt, weil die meisten Top-Absolventen nach der Universität zunächst eher bei einer externen Beratung einsteigen, da diese für viele im Moment noch bekannter sind. Aber auch reguläre Konzernmitarbeiter können in die interne Beratung einsteigen: bei Siemens Management Consulting kommen beispielsweise rund 20 Prozent der Consultants vom Mutterkonzern. Die Erfahrung dieser Kollegen ist bei der Projektarbeit sehr wichtig.

Entscheidung zwischen interner und externer Beratung

Universitätsabsolventen sind oft unschlüssig, ob sie in die interne oder die externe Beratung einsteigen sollen. Eine Entscheidungshilfe ist die Überlegung, ob man sich bereits auf eine Branche festlegen will und kann. Falls sich jemand sehr für Telekommunikation interessiert, könnte eine Anstellung beim Center for Strategic Projects der Deutschen Telekom die ideale Anstellung sein. Dagegen können sich Automobilinteressierte bei Porsche Consulting bewerben. Und bei Interesse an Kraftfahrzeug-, Industrie-, Energie- und Gebäudetechnik sowie Gebrauchsgütern bietet Bosch Inhouse Consulting hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten. Bei vielen Großkonzernen kann man die interne Unternehmensberatung auch im Rahmen des Trainee-Programms kennenlernen.

Voraussetzungen für eine Bewerbung

Die Bewerbungsvoraussetzungen sind ähnlich wie in einer klassischen Unternehmensberatung. Eine generalistische Aufstellung ist hilfreich, da man sich als Berater mit vielen verschiedenen Themen auseinandersetzen muss. Hervorragende analytische Fähigkeiten, Empathie und Kommunikationstalent sind unverzichtbar. Im Bewerbungsgespräch wird vor allem darauf geachtet, wie der Bewerber auf schwierige Fragen reagiert, ob er die Fragestellung sinnvoll eingrenzen und ob er präzise Aussagen treffen kann. Oft sind die Personaler beeindruckt, wenn du zeigst dass du bereits im Gespräch lernen und das Gelernte umsetzen kannst.

Arbeitsbedingungen und Gehalt in der Unternehmensberatung

Je nach Projekt und je nachdem, ob die Berater (inter-) national oder lokal eingesetzt sind, variieren die Arbeitszeiten stark. Auch in den internen Unternehmensberatungen wird Reisebereitschaft vorausgesetzt.  Trotzdem haben die internen Unternehmensberatungen den Ruf, eine gute Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser zu gewährleisten. Oft gelten betriebliche Arbeitszeitenregelungen. Auch Firmenwagen und betriebliche Altersvorsorge sind möglich. Wochenendarbeit ist in den meisten internen Beratungen tabu. Oft finden die Projekte am Hauptsitz des Konzerns statt, wenn es um standortübergreifende strategische Themen geht.

Karriere in der internen Unternehmensberatung

Die internen Beratungsabteilungen dienen als Talentschmieden für den Nachwuchs, der auf Führungspositionen vorbereitet werden soll. Weiterbildungsseminare, Trainings und Coaching Sessions unterstützen die Mitarbeiter in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung. Der Wechsel in andere Abteilungen ist erwünscht und wird gefördert, denn  die Berater bringen eine gute Kenntnis der internen – formellen und informellen – Strukturen und Prozesse und ein breites Netzwerk mit. Laut einer Studie der European Business School (EBS) steigen 66% der internen Berater innerhalb weniger Jahre in die Führungsebene auf und so gilt das Inhouse Consulting als Sprungbrett für eine Karriere im Konzern. Gleichzeitig bleiben die externen Strategieberatungen wie McKinsey attraktive Arbeitgeber vor allem für die Absolventen, die sich noch nicht auf ein Unternehmen oder eine Branche festlegen wollen.

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