Schöner scheitern: Selbstzweifel überwinden

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Ein Mann balanciert auf Kreisen, als würde er auf Steinen einen Fluss überqueren.

Scheitern gehört zum Leben dazu – und kann uns doch stark mit uns selbst hadern lassen. Wir klären, woher Selbstzweifel kommen, was es mit deinem inneren Kritiker auf sich hat und wie du insbesondere bei Rückschlägen wohlwollender mit dir umgehst. 

Ein Projekt ist gescheitert, deine Beziehung zerbrochen, Kritik prasselt auf dich ein? Wenn die Dinge nicht so laufen, wie du es dir erhofft hast, kann es sein, dass du an dir selbst zu zweifeln beginnst. Doch woher kommt dieses Gefühl und was können wir ihm entgegensetzen? 

Selbstzweifel: Den Ursprung erkennen

Selbstzweifel gehen häufig auf den tief verwurzelten Glaubenssatz "Ich bin nicht gut genug" zurück. Dieser stammt nicht selten aus prägenden Kindheitserfahrungen, in denen du etwa von deinen Eltern oder Bezugspersonen ein negatives Selbstbild übernommen hast. 

In ihrer ungesunden, übermäßigen Form führen Selbstzweifel dazu, dass wir entweder unfähig werden, Entscheidungen zu treffen, oder aber unsere Entscheidungen ständig infrage stellen. "Menschen, die von Selbstzweifeln geplagt werden, suchen nach weiteren Informationen und zögern, sich festzulegen", sagt die promovierte Neurowissenschaftlerin Stefanie Uhrig. 

Wenn du zum Beispiel daran zweifelst, ob es richtig war, dich von deiner Freundin oder deinem Freund zu trennen, suchst du so lange nach Bestätigung im Außen, bis du dich sicher fühlst. Aber wie wäre es, wenn du dir selbst vertrauen würdest und dich "gut genug" fühlen würdest? Schauen wir uns an, was die Psychologie dazu zu sagen hat.

Akzeptanz und Wohlwollen

Astrid Schütz, Professorin für Psychologie an der Universität Bamberg, sagt, dass es letztendlich nicht darum gehe, ob wir erfolgreich sind oder nicht. Zufriedenheit mit sich selbst entstehe vielmehr aus einer inneren Einstellung. Friederike Potreck-Rose, Verhaltenstherapeutin in Freiburg, betont ebenfalls die Bedeutung einer wohlwollenden Haltung sich selbst gegenüber, um sich "gut genug" zu fühlen.

Wichtig ist, dass das Gefühl, gut genug zu sein, dabei unabhängig von äußeren Umständen ist. Selbst wenn du dich unfair verhalten hast oder du der Grund für den Ärger oder die Enttäuschung anderer bist, versuch, liebevoll mit dir selbst umzugehen. Versuch, zu akzeptieren, was du getan hast, selbst wenn es zu einer schwierigen Situation geführt hat.

Ja, du hast dich so verhalten. Ja, es hat zu einer unangenehmen Situation geführt. Ja, du hast diese Entscheidung getroffen. Leichter gesagt als getan? Mit diesen konkreten Tipps eignest du dir die innere Haltung an.    

Meditation für mehr Selbstmitgefühl

Du möchtest milder und wohlwollender mit dir umgehen, weißt aber nicht wie? Ein guter Anfang ist diese fünfminütige Meditation, die dich darin unterstützt, deine Gefühle anzunehmen und liebevoll mit dir selbst umzugehen. Wenn du an einer Hochschule eingeschrieben bist, kannst du sie kostenlos hören. Registrier dich dafür ganz einfach beim Campus Coach. 

Bist du nicht mehr an der Uni, kannst du einen von vier Präventionskursen von 7Mind absolvieren und dir die Kosten von deiner Krankenkasse erstatten lassen. In Zeiten von Belastungen und Krisen bietet sich etwa der Kurs zur Stärkung deiner Resilienz an.

Stärk dein Urvertrauen

Wenn du an Selbstzweifeln leidest, kann es helfen, auf dein Urvertrauen zurückzugreifen. Es schlummert in dir und sagt: Alles wird wieder in Ordnung kommen. Die Welt ist im Grunde gut und alles hat seine Zeit. Dieses Urvertrauen wird bereits im ersten Lebensjahr geprägt, fand der amerikanische Psychoanalytiker Erik Erikson bei seiner Erforschung der menschlichen Entwicklungsphasen heraus. 

Es entsteht, wenn wir als Babys die Erfahrung machen, dass wir uns auf unsere Eltern oder nächsten Bezugspersonen verlassen können, dass sie unsere Bedürfnisse erkennen und sie befriedigen. 

So gerüstet entwickeln wir auch Vertrauen in unsere Fähigkeit, Krisen zu bewältigen. Laut Erikson sind Krisen "notwendige Prozesse, die Evolution und Veränderung antreiben. Krisen sind Situationen, die uns erlauben, uns zu verändern, zu wachsen und mehr über uns selbst zu erfahren."

Wenn du in einer Krise oder schwierigen Phase steckst, versuch dich daran zu erinnern, dass du bereits andere Krisen in deinem Leben gemeistert hast und dass du die Kraft in dir trägst, Veränderungen herbeizuführen. Wichtig ist: Du musst dir keine konkrete Vorstellung davon machen, wie diese Veränderung aussehen wird. Vertraue stattdessen einfach darauf, dass es einen nächsten Schritt geben wird. 

Lass deinen inneren Kritiker los

Wer zweifelt an uns, verunsichert uns und hinterfragt unsere Entscheidungen? Häufig ist das niemand im Außen, sondern eine innere Stimme, die sich kritisch zu Wort meldet – der sogenannte innere Kritiker. Er kann uns antreiben, warnen, inspirieren, aber auch kleinhalten. So gehst du am besten mit ihm um: 

Wenn er Selbstzweifel oder Kritik an dir äußert, kannst du ihm ein Stoppschild entgegensetzen. Oder aber du schreibst deine Gedanken auf, um dir bewusst zu machen, wie kritisch du mit dir selbst sprichst. Lies anschließend deine Notizen und frag dich, ob du genauso mit einem guten Freund oder einer lieben Person sprechen würdest. Wenn nicht, erklär deinem inneren Kritiker, warum dieser Ton nicht hilfreich ist. 

Das könnte zum Beispiel folgendermaßen aussehen. Dein innerer Kritiker spricht zu dir: "Du hast schon wieder alles vermasselt. Du wirst nie in der Lage sein, eine gesunde Beziehung zu führen." Dem könntest du entgegnen: "Ich verstehe, dass du aufmerksam sein möchtest, aber dieser harte Ton hilft mir nicht weiter." Vergiss nicht, dass du immer mit dir selbst sprichst. Auch dein innerer Kritiker verdient Mitgefühl. 

Lern Selbstmitgefühl

Wenn du liebevoll mit dir umgehst, auch wenn du Fehler gemacht hast, nennt man das Selbstmitgefühl. Fällt es dir schwer, diese Haltung einzunehmen, atme tief durch und komm im Moment an. Was geschehen ist, ist geschehen. Du darfst weiteratmen, hier sein und liebevoll mit dir selbst sprechen. Denn du bist gut genug, so wie du bist. Immer.

Des Weiteren hilft Meditation dir dabei, ein Gefühl für dich selbst zu entwickeln, dich selbst und deinen Geist besser kennenzulernen. Während des Meditierens nimmst du die Rolle eines stillen Beobachters ein. Du nimmst einfach nur wahr, was in dir vorgeht: körperliche Empfindungen, Gedanken und Gefühle.  

Durch diesen Prozess lernst du dich selbst und deine Persönlichkeit besser kennen – du wirst dir selbst bewusst oder "selbstbewusst". Das bedeutet nicht, dass du plötzlich denkst, du wärst die großartigste Person der Welt. Sondern dass du deine Selbstwahrnehmung verbesserst und eine liebevolle Akzeptanz für dich selbst entwickelst. 

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