Frauen in Gehaltsverhandlungen: So können Frauen mehr Gehalt verhandeln

Autor*innen
Maximilian Fleschhut
Frau sitzt mit Laptop auf dem Schoß im Schneidersitz. In einer Hand hält sie Geldscheine, die andere Faust ist triumphierend gehoben, und sie lächelt.

Durch Ehrlichkeit und Bescheidenheit stellen sich Frauen in Gehaltsverhandlungen selbst ein Bein. Was Frauen beim Gehaltspoker falsch machen und wie sie es besser machen können.

Frauen verdienen weniger als Männer, selbst wenn sie die gleiche Arbeit machen. Unter Akademikern sind die Unterschiede besonders groß: Im weltweiten Durchschnitt verdienen weibliche Akademikerinnen rund 30 Prozent weniger als männliche.

Teilweise selber schuld

Die Gehaltsunterschiede beruhen zwar darauf, dass Frauen zugunsten der Familie eher auf die Karriere verzichten, und in zeitintensiven und damit besser bezahlten Jobs Männerüberschuss herrscht. Aber eben auch darauf, dass Frauen in Gehaltsverhandlungen zu wenig selbstbewusst auftreten.

Zu ehrlich und zu bescheiden

Viele Frauen zeigen in Gehaltsgesprächen Tugenden, die Chefs und Personaler freuen, den Frauen selbst aber schaden: Ehrlichkeit und Bescheidenheit. Viel zu schnell akzeptieren sie im Vorstellungsgespräch den ersten Gehaltsvorschlag ihres künftigen Chefs und fordern zu selten Gehaltserhöhungen. Die häufigsten weiblichen Fehler, und wie Frauen sie vermeiden können.

Mach den ersten Schritt

Der Chef wird nicht von alleine auf dich zukommen. Wenn du nie eine Gehaltserhöhung forderst, bekommst du auch keine. Es kann bei deinem Vorgesetzen sogar der Eindruck entstehen, du traust dir nichts zu. Alle ein bis eineinhalb Jahre nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, ist durchaus üblich. Die meisten Frauen bitten jedoch nur alle zwei bis drei Jahre um mehr Geld. Besonders günstig ist der Zeitpunkt übrigens, wenn es der Firma gut geht, und du gerade ein Projekt erfolgreich abgeschlossen hast.

Pfeif auf Harmonie

Die Einstellung "Hauptsache, alle mögen mich" ist nicht förderlich. Dein Chef mag dich nicht weniger, wenn du mehr Gehalt forderst, im Gegenteil: Für eine gerechtfertigte Forderung wird er dir mehr Respekt entgegenbringen. Auch unter Kollegen müssen sich Respekt und Sympathie nicht ausschließen: Du kannst mit harten Bandagen um deinen beruflichen Aufstieg kämpfen und dich trotzdem mit deinen vermeintlichen Konkurrenten nach der Arbeit auf einen Cocktail treffen.

Vertraue nicht auf den Gerechtigkeitssinn des Chefs

Informiere dich, welches Gehalt branchenüblich und realistisch ist. Vertraue nicht darauf, dass dein Chef dich schon gerecht und angemessen bezahlen wird. Das Gehalt ist Verhandlungssache, und Personaler und Chefs sind keine Gleichstellungsbeauftragten.

Sprich Klartext

Rede nicht um den heißen Brei herum, wenn du im Vorstellungsgespräch nach deinem Gehaltswunsch gefragt wirst oder wenn du den Chef nach mehr Geld frägst. Sätze wie "Also, es wäre schon schön, wenn ich so an die 40.000 im Jahr kriegen könnte" oder "Ich wollte mal fragen, ob es recht wäre, wenn ich vielleicht irgendwann mehr Gehalt bekommen könnte" lassen dich als Bittstellerin auftreten statt als ernstzunehmende Verhandlungspartnerin. Nenne einfach kurz und schmerzlos deinen Gehaltswunsch: "Ich stelle mir 40.000 im Jahr vor".

Unterschätze dich nicht

Vielleicht denkst du, du arbeitest auch nicht besser oder erfolgreicher als deine Kollegen. Natürlich haben auch deine Kollegen Erfolge vorzuweisen, aber auch sie halten damit wahrscheinlich nicht hinterm Berg, sondern fordern ein angemessenes Gehalt dafür.

Lass dich nicht verunsichern

Der Personaler im Bewerbungsgespräch wird vielleicht sagen, dass die von dir genannte Summe eindeutig zu hoch gegriffen sei. Dein Chef wird vielleicht sagen, dass sich das Unternehmen das nicht leisten könne. Doch du kannst deine Gehaltsvorstellung ruhigen Gewissens verteidigen, wenn du dich vorher informiert hast, welche Gehälter branchenüblich sind bzw. du Erfolge vorweisen kannst, die dem Unternehmen wirtschaftliche Vorteile beschert haben.

Beginne nicht mit deiner Mindestforderung

Setze deinen Gehaltswunsch ein bisschen höher an als die Summe, die du verdienen willst. Dein Gegenüber wäre ein ungeschickter Käufer, wenn er dich nicht etwas herunterhandeln würde. Du hast dir 40.000 als realistisches Ergebnis der Gehaltsverhandlung vorgestellt? Dann sage 42.000. Umgekehrt gilt: Wenn dein Verhandlungspartner zuerst eine Summe nennt, rechnet er damit, dass du eine höhere Summe (deine Maximalforderung) nennst und nicht gleich akzeptierst.

Lass dir deine Motivation bezahlen

Vielleicht denkst du: "Wenn die Arbeit mir Spaß macht, ist mir das Gehalt nicht so wichtig." Doch Spaß an der Arbeit ist kein Grund, ein zu niedriges Gehalt zu akzeptieren. In der Regel ist man dann leistungsbereit und erfolgreich, wenn die Arbeit Spaß macht. Und Leistungsbereitschaft und Erfolg darfst du dir auch angemessen bezahlen lassen.

Orientiere dich nicht am Gehalt von anderen Frauen

Wenn du dir deine Gehaltsvorstellung formulierst, vergleiche dich nicht mit anderen Frauen in deiner Position, die meist auch zu wenig verdienen. Orientiere dich lieber an dem Gehalt von Männern in deinem Job.

Zeige deine Erfolge

Deine Erfolge solltest du nicht erst im Gehaltsgespräch präsentieren: Idealerweise lieferst du regelmäßig Argumente dafür, warum deine Arbeitskraft mehr Geld wert ist. Dazu gehört, dass du nicht nur wie ein fleißiges Lieschen anderen Kollegen zuarbeitest, sondern vor allem "sichtbare" Arbeit machst: Anstatt Daten für eine PowerPoint-Präsentation zu sammeln, die dann von einem Kollegen im Team vorgestellt wird, halte die Präsentation lieber selbst.

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