100.000 Euro und mehr: In welchen Branchen sechsstellige Gehälter üblich sind

Autor*innen
Anne Kokenbrink
Ein junger Mann im Business-Dress surft auf einem Dollarschein

Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage steigen die Gehälter derzeit kaum. In einigen Branchen können Fachkräfte trotzdem sechsstellig verdienen, zeigt ein neuer Gehaltsreport.

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Die Lage auf dem Arbeitsmarkt war schon einmal besser. Unternehmen halten sich mit Neueinstellungen zurück und blicken wegen geopolitischer Risiken und schwacher Konjunktur vorsichtig nach vorn. Das spüren die Beschäftigten. Die Gehälter sind in diesem Jahr kaum gestiegen und auf nahezu unverändertem Niveau, wie aus der Gehaltsübersicht 2026 des Personaldienstleisters Robert Half hervorgeht, die am Mittwoch veröffentlicht wird. "Unternehmen beobachten die Situation genau und sind vor dem Hintergrund der Marktlage eher defensiv, was Gehaltsentwicklungen angeht", kommentiert Philipp Weingart, der für Deutschland zuständige Manager. Sollten sich die Marktvorzeichen in den kommenden zwölf Monaten wandeln, erwartet er Nachholeffekte bei den Gehältern.

Wer Erfahrung, Spezialkenntnisse oder Führungsverantwortung mitbringt, ist weiter in guter Verhandlungsposition. In Branchen wie der IT-Beratung sind bei entsprechenden Erfahrungsstufen Jahresgehälter von mehr als 100.000 Euro eher die Regel als die Ausnahme. Erfahrene IT-Consultants und IT-Projektmanager verdienen im Mittel etwa 106.750 Euro jährlich. Auch für Spezialisten im Finanz- und Rechnungswesen, etwa im Controlling, sind sechsstellige Gehälter nicht unüblich. Im kaufmännischen Bereich sind solche Gehälter erst in Leitungspositionen üblich.

Im Bereich Rechtsabteilungen und Kanzleien beginnen Einsteiger in einer mittelständischen Kanzlei laut Daten bei 55.000 Euro, nach einigen Jahren liegen die Gehälter auch hier oft bei mehr als 100.000 Euro. Insgesamt tut sich im Vergleich zum Vorjahr bei den Fixgehältern wenig, in manchen Positionen gibt es leichte Aufwüchse im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Für Berufseinsteiger und Junioren sind die Gehälter hingegen deutlich niedriger. Sachbearbeiter in der Buchhaltung stehen mit 44.250 Euro und Call-Center-Agenten mit 40.250 Euro am unteren Ende der Skala, Netzwerk-/Cloud-Architekten werden mit 81.500 Euro ausgewiesen. Junior Accountants im Finanzsektor können mit 60.000 Euro rechnen.

Regionale Unterschiede bei den Gehältern

Für den Report hat der Personaldienstleister Datensätze ausgewertet, die aus Vermittlungen von Arbeitskräften an Kunden stammen. Zusätzlich wurden 500 Personalmanager und 1.000 Beschäftigte aus Unternehmen verschiedener Größen befragt. In den Gehaltsdaten sind Boni und Zusatzleistungen nicht enthalten. Ebenso sind regionale Unterschiede zu beachten. Frankfurt, München und Hamburg liegen beim Einstiegsgehalt mehr als zehn Prozent über dem Durchschnitt, Hannover und Dortmund leicht darunter, Leipzig fünf Prozent darunter.

Da Unternehmen weiterhin um Fachkräfte konkurrieren, sind sie bereit, für Berufserfahrung entsprechend zu zahlen. Nach den Gehaltsdaten zahlen zwei von drei Unternehmen bei Spezialkenntnissen mehr, knapp sieben von zehn Unternehmen honorieren Spezialwissen. Führung zahlt sich ebenfalls aus, viele vergüten Verantwortung mit Aufschlägen. Besonders gefragt sind laut Gehaltsreport Talente in strategischen Bereichen wie Vertrieb, Operations und Business Continuity.

Unternehmen auf der Suche nach KI-Kompetenzen

Unternehmen nennen auch Kompetenzen in Datenanalyse und Künstliche Intelligenz (KI) als zentral. Robert Half hat in diesem Jahr erstmals Gehälter für Berufe der Künstlichen Intelligenz untersucht. Die Stellenangebote für KI-Berufe nehmen zu, verbleiben aber auf moderatem Niveau. Wer Erfahrung vorweisen kann, profitiert finanziell. Erfahrene Machine-Learning-Engineers kommen im Mittel auf rund 87.000 Euro Jahresgehalt, Automation Specialists auf 73.500 Euro, ein erfahrener KI-Entwickler liegt mit 92.000 Euro am oberen Ende der Skala.

Trotzdem bleiben die Unternehmen mit Blick auf Neueinstellungen zögerlich, wie auch Daten der Arbeitsagentur zeigen. Im September waren rund 66.000 Stellen weniger offen als noch vor einem Jahr. Laut Ifo-Beschäftigungsbarometer planen die Unternehmen, mit weniger Personal auszukommen. Insbesondere Einstiegspositionen sind rar.

Welche Faktoren neben dem Gehalt zählen

Zwischen den Branchen zeigen sich jedoch Unterschiede. Banken und Finanzdienstleister wollen laut Robert Half am ehesten ihre Teams vergrößern, 51 Prozent der Unternehmen planen dies. Getrieben wird das von Regulierung und der wachsenden Bedeutung der digitalen Transformation. Gefragt sind KI-Kenntnisse und regulatorisches Wissen. Auch juristische Fachkräfte bleiben gefragt – aus ähnlichen Gründen: mehr Regulierung und digitale Erneuerung in Kanzleien und Rechtsabteilungen. Im Bereich Finanz- und Rechnungswesen wollen 43 Prozent der Unternehmen ihr Team vergrößern, gesucht sind digitale Kompetenzen und Prozessverständnis. 42 Prozent der Unternehmen wollen ihre IT- und Technologieteams erweitern. Gefragt sind IT-Sicherheit, Projektmanagement und IT-Infrastruktur.

Doch nicht allein das Gehalt zählt. "In einem Umfeld mit moderatem Gehaltswachstum achten Fachkräfte verstärkt auf mehr als nur das Gehalt", heißt es im Report. Fachkräfte achten auf Angebote wie Boni, hybrides Arbeiten oder Weiterbildung. Zusatzleistungen wie Boni gelten für die Mehrheit der Fachkräfte als Kernbestandteil des Gehalts und wiegen schwerer als viele andere Extras. Allerdings stimmen die Anforderungen des Personals nicht immer mit diesen Angeboten überein.

Beschäftigte schätzen Remote und Hybridarbeit, viele Arbeitgeber wünschen sich jedoch mehr Präsenz. Laut Gehaltsübersicht wäre fast die Hälfte der Fachkräfte bei attraktivem Gehalt bereit, häufiger ins Büro zu kommen. Vergütung bleibt damit ein Hebel für Bindung und Rückkehr an den Standort.

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