Referatsleitung im Risikomanagement: Wer riskiert, gewinnt

Autor*innen
Julia Schmidpeter
Eine junge Frau steht auf Büchern und schreibt Notizen.

Bleiben oder gehen? Nach der Elternzeit hatte sich Olga Birkmeier gerade wieder in ihre Position eingelebt, da stellte ein Anruf des Allianz-Vorstands ihre Karrierepläne auf den Kopf. Im Interview erzählt sie, warum sie sich für die – wortwörtlich – riskante Option entschieden hat, und wie ihr Alltag als Führungskraft und Mutter funktioniert.

Frau Birkmeier, vor zwei Jahren haben wir Sie schon einmal interviewt. Damals waren Sie Gruppenleiterin für die "Allianz Leben" und gerade in Elternzeit. Heute arbeiten Sie im Risikomanagement bei der Allianz Deutschland. Warum haben Sie noch einmal die Richtung gewechselt?

Nach meiner Elternzeit bin ich im Mai 2015 auf meine Stelle als Gruppenleiterin zurückgekommen. Mein Team hat mich sehr gut wiederaufgenommen, die Arbeit hat sofort wieder Spaß gemacht und mein Kleiner war bei seinem Vater und später in der Allianz-Kita bestens versorgt. Etwa ein halbes Jahr später klingelte dann mein Telefon und mein alter Chef aus der Vorstandsassistentenzeit war dran. Er berichtete mir, dass eine Stelle als Referatsleiterin im Risikomanagement offen sei und er sich diese sehr gut für mich vorstellen könnte. Das hat mich dann bei aller Zufriedenheit sehr gereizt, da ich schon in der Assistenzzeit viele Berührungspunkte mit dem Risikomanagement hatte und die Stelle optimal auf meine Ausbildung als Mathematikerin zugeschnitten ist. Also habe ich mich in den Bewerbungsprozess gestürzt und am Ende die Zusage bekommen.

Die Entscheidung für den Wechsel ist mir dann aber nicht leichtgefallen: Ich habe mich – wie gesagt – in meinem Team sehr wohl gefühlt und natürlich hat es mich beschäftigt, ob es auf der neuen Stelle mit meinem Kind gut funktionieren würde.

Olga B. (Quelle: Allianz)

e-fellows.net-Alumna Dr. Olga Birkmeier (34) studierte Wirtschaftsmathematik in Augsburg und reine Mathematik an der Iowa State University in den USA. Anschließend promovierte sie in Augsburg. Im Oktober 2011 fing sie als Vorstandsassistentin bei der Allianz Lebensversicherungs-AG an, arbeitete dann als Gruppenleiterin und ist inzwischen Leitende Angestellte im Risikomanagement der Allianz Deutschland.

Was bestärkt Sie darin, dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben?

Die Themen, mit denen ich mich nun beschäftige, sind sehr technisch und machen mir daher viel Spaß. Außerdem arbeite ich nun wieder verstärkt strategisch und sehe, dass die Arbeit meines Referats als Basis für wichtige Managementscheidungen dient. Mein neues Team ist einfach toll, sehr engagiert und wir arbeiten hervorragend zusammen. Und natürlich hat mich der Wechsel karrieremäßig ein Stückchen vorangebracht, da ich nun Leitende Angestellte der Allianz bin. Zwar arbeite ich weiter auf derselben Führungsebene, berichte aber direkt an den Fachbereichsleiter, der wiederum unmittelbar unter dem Finanzvorstand der Allianz Deutschland steht.

Wofür ist Ihre Abteilung zuständig?

Am 1. Januar 2016 ist unter der Bezeichnung "Solvency II" das erste EU-weit einheitliche Finanzaufsichtssystem für Versicherungen in Kraft getreten. Mein Team ist für das entsprechende Berichtswesen und für die Berechnung der Risikosituation für die Allianz Lebens- und die Allianz Krankenversicherung zuständig. 

Dies umfasst viele Aspekte, aber ein Beispiel möchte ich nennen: Die zentrale Kennzahl für die Beurteilung der Risikosituation ist die Solva II-Quote. Wenn sie sich verändert, kann das Auswirkungen auf die Unternehmenssteuerung haben – entsprechend hoch ist die Management-Aufmerksamkeit für diese Zahl. Wir berechnen die Solva II-Quote quartalsweise und berichten über die Veränderungen an den Vorstand. Außerdem geben wir dem Vorstand Empfehlungen, welche Maßnahmen man in der jeweiligen Situation ergreifen könnte.

Wie profitieren Sie auf Ihrer jetzigen Stelle von den Erfahrungen aus der Vorstandsassistentenzeit?

In meiner Assistenzzeit hatte ich ähnliche Schnittstellen wie heute. Auch sind mir viele Themen von damals – zumindest oberflächlich – vertraut und ich kann sie gedanklich einsortieren. Das erleichtert es mir auch, die Aufgaben für meine Mitarbeiter zu clustern. Außerdem gehört zu meinem Job immer auch die Abwägung, welche Entscheidungen der Vorstand mittragen könnte und welche nicht. Da ist es natürlich hilfreich, dass ich die Vorstände aus der Vergangenheit kenne.

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Sind Sie denn als Referatsleiterin primär mit Mitarbeiterführung befasst oder arbeiten Sie auch inhaltlich an Themen mit?

Weder noch. Mein Job ist es, Themen aufzunehmen, zu verteilen, im Blick zu halten und festzulegen, wie wir unsere Ergebnisse darstellen, mit wem wir sie abstimmen und wie wir sie kommunizieren. Natürlich kommt auch Mitarbeiterführung dazu. Allerdings unterscheidet sich meine jetzige Stelle auch hier stark von der vorherigen. 

In meinem vorherigen Team hatten alle ungefähr dasselbe Aufgabengebiet, also Risikoprüfung. Jetzt hat jeder meiner Mitarbeiter eine andere Zuständigkeit, das heißt, mein Themenbereich ist wahnsinnig explodiert. Gleichzeitig sind die Fragen, mit denen sich meine Mitarbeiter beschäftigen, so komplex, dass ich nie die gleiche Tiefe erreichen werde. Mein Part ist es eher, übergreifende Verständnisfragen zu stellen und meine Mitarbeiter damit herauszufordern.

Was ist unter dieser Prämisse Ihr Rezept für gute Mitarbeiterführung?

Freiraum und Vertrauen in die Fähigkeiten meiner Mitarbeiter – gerade weil ich nicht die Zeit habe, tief in die Themen einzutauchen, aber im Zweifel doch die finale Entscheidung treffen muss.

Gibt es denn auch etwas, das Sie an Ihrem alten Job vermissen?

Der Job als Gruppenleiterin war definitiv planbarer. Es kam selten etwas rein, das den Zeitplan durcheinandergeworfen hat. In einem managementnahen Job passiert es hingegen, dass spontan dringliche Anfragen kommen und ich umplanen muss. Aber das kenne ich schon aus der Assistenz – und es hat natürlich auch seinen Reiz.

Sie hatten gesagt, dass Sie anfangs Zweifel hatten, ob sich der Job als Referatsleiterin mit einem Kind vereinbaren lässt. Funktioniert es denn jetzt gut?

Es klappt, aber man muss ehrlicherweise sagen, dass es ein Balance-Akt ist. Ich bringe meinen Sohn morgens in die Betriebskita und hole ihn nachmittags wieder ab. An diese Schließzeit bin ich gebunden. Dass es so sein wird, hatte ich im Bewerbungsprozess schon kommuniziert und bin bei meinem Chef auf Verständnis gestoßen. Wenn es doch noch wichtige Dinge gibt, die nicht bis zum nächsten Tag warten können, bearbeite ich sie zum Beispiel, wenn mein Sohn im Bett ist. 

Außerdem fahre ich länger mit dem Auto nach Hause und kann im Bedarfsfall während der Fahrt noch mit meinen Mitarbeitern telefonieren – dann plappert halt ab und an der Kleine dazwischen und gibt seine Meinung ab. Viele meiner Mitarbeiter sind das gewohnt, weil sie selbst Eltern von Kleinkindern sind. Nicht ganz so einfach ist es mit den Dienstreisen, die als Referatsleiterin auch zugenommen haben. Da müssen mein Mann oder die Schwiegereltern einspringen.

Für mich ist das Wichtigste, dass mir beides Spaß macht – die Arbeit und das Mamasein. Und ich glaube, dass mein Spagat deshalb auch gut funktioniert. Ich bin immer noch sehr froh, dass ich trotz meiner anfänglichen Zweifel den Schritt gewagt habe. Wie heißt es so schön: Man wächst an der Größe seiner Aufgaben.

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