Verhalten auf Recruiting-Events: Der Präsentierteller – deine Chance

Autor*innen
Melanie Grell
Personen unterhalten sich. Ihre Köpfe sind durch Megafone ersetzt, aus denen Sprechblasen kommen.

Teil 2 – Recruiting-Events sind für viele Unternehmen wichtig, um künftige Mitarbeiter kennenzulernen und das Unternehmen vorzustellen. Aber wie sollst du dich dort verhalten? Forsch oder zurückhaltend? Auffallend oder Mainstream? Darfst du nach Fahrtkosten fragen?

Recruiting-Events sind im Gegensatz zu Firmenkontaktmessen kleiner, werden nur von einem Unternehmen veranstaltet, und du hast einen intensiveren Kontakt zu Mitarbeitern und Personalern. Wenn du zu einem solchen Event eingeladen bist, hast du eine prima Chance ergattert: Du bekommst einen Eindruck von einem Arbeitgeber, und das Unternehmen kann dich von deiner besten Seite kennenlernen. "Beste Seite" heißt in diesem Fall: authentisch. Mit einigen Kniffen wird das Event für dich zum Erfolg.

Reichen Bewerbungen nicht mehr aus?

Natürlich bekommen Unternehmen viele (auch gute) Bewerbungen. Aber nicht immer sind die richtigen Kandidaten dabei. Außerdem möchte man mögliche Kollegen ja auch persönlich kennenlernen. Dazu gibt es Recruiting-Events. Mitarbeiter, Personaler und Bewerber können sich gegenseitig beschnuppern und einen ersten Eindruck voneinander gewinnen.

Event ist nicht gleich Event

Es gibt verschiedene Arten von Recruiting-Veranstaltungen. Manche Unternehmen laden Studenten und Absolventen zu sich an einen Unternehmensstandort ein, andere mieten Locations oder nutzen Seminar-Häuser. Manchmal stehen Fallstudien oder ein Vortrag im Mittelpunkt, immer wieder dreht es sich auch um Soft Skills: Bei Accenture kannst du deine Präsentationstechniken verbessern, bei Bosch bekommst du wertvolles Feedback für das Job-Interview. Manchmal gibt es auch gemeinsame Aktionen im Freien. Accenture lädt Studenten zum Beispiel zu einem Flug im Simulator ein, die Allianz engagiert sich in sozialen Projekten und mit McKinsey geht es ab zum Red Bull Ring.

Spot on – deine Chance

Wahrscheinlich fühlst du dich bei einem solchen Event wie auf dem Präsentierteller. Dazu ist es gedacht. Aber bedenke: Nicht nur du wirst in Augenschein genommen, auch das Unternehmen muss sich in deinen Augen beweisen. Wie stark du unter Beobachtung stehst, hängt auch vom Event hab. Manchmal wollen dich Unternehmen einfach nur kennenlernen oder sich präsentieren, manchmal steht am Ende aber auch ein Vorstellungsgespräch oder ein konkretes Jobangebot. Ein Business Dinner oder ein "Technology Lab" sind dabei die perfekten Gelegenheiten, zu zeigen, was du draufhast und deine Karrieremöglichkeiten bei den Unternehmen auszuloten.

Authentisch ja, aber nicht schlampig

Die Unternehmen wünschen sich zwar authentische Teilnehmer, aber trotzdem solltest du dich sorgfältig vorbereiten. Das geht los bei der Bewerbung. Auch wenn sie nicht für ein Praktikum oder einen Job ist, ist sie wichtig. Halte dich an die Vorgaben in der Event-Ausschreibung. Und beachte ein paar grundlegende Dinge:

  • Verfasse ein kurzes Anschreiben, in dem du deine Motivation darlegst.
  • Dein Lebenslauf sollte maximal zwei Seiten haben.
  • Fasse alle Anhänge in einer PDF-Datei zusammen.

Was ist eigentlich "Business Casual"?

Die Bewerbungshürde hast du genommen, jetzt steht eine der schwierigsten Fragen an: das richtige Outfit. Große Unsicherheit herrscht beim Begriff "Business Casual". Ist das ein Anzug ohne Krawatte? Oder reichen Jeans mit Hemd? Was genau sich ein Unternehmen darunter vorstellt, kann variieren. Kanzleien sind beispielsweise konservativer als Bertelsmann oder Bosch. Eine Jeans ist also auf keinen Fall angebracht. Am besten schaust du auf der Website des Unternehmens nach, vielleicht gibt es Bilder von vergangenen Recruiting-Events, fragst direkt beim Ansprechpartner - oder erkundigst dich bei anderen e-fellows in der Community.

Vor Ort: Welche Fragen kann ich stellen?

Wie bereits erwähnt, ist ein Recruiting-Event auch für dich die Möglichkeit das Unternehmen und die Personen dahinter kennenzulernen. Das geht nur, wenn du selbst auch Fragen stellst. Überlege dir also schon im Vorlauf, was dich am Unternehmen, an der Arbeit, an den Themen oder Mitarbeitern interessiert. Sei nicht scheu, deine Fragen auch zu stellen. Das erwarten die Unternehmen! Dabei musst du heikle Themen nicht aussparen, gerne dürfen deine Fragen etwas vom Standardtext abweichen. Du kannst zum Beispiel fragen,

  • ob Unternehmensberater ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie Leute entlassen müssen,
  • wie das Unternehmen mit "Low Performern" umgeht,
  • welchen Ausgleich es für 80-Stunden-Wochen gibt,
  • was man machen kann, wenn man sich über- oder unterfordert fühlt,
  • warum in den letzten Jahren Stellen abgebaut wurden.

In Kontakt bleiben

Das Event ist vorbei, dich hat das Unternehmen interessiert? Jetzt solltest du mit Mitarbeitern, Trainees oder Praktikanten in Kontakt bleiben. Du kannst

  • die Ansprechpartner in der e-fellows.net community kontaktieren,
  • bei Xing Kontaktdaten austauschen,
  • dir die Facebook-Seite des Unternehmens anschauen,
  • dich auf Mailinglisten des Unternehmens setzen lassen,
  • dich für ein Praktikum oder ein Praktikantenbindungsprogramm bewerben
  • oder an weiteren Events teilnehmen.

Immer wieder gefragt: die Reisekosten-Erstattung

Ob es eine Erstattung deiner Reisekosten gibt, erfährst du bereits bei der Event-Ausschreibung. Wie du dein Ticket dann einreichst, kannst du nach dem Event per E-Mail oder persönlich bei einem der Ansprechpartner nachfragen. "Fahrtkosten- abzocke" geht dabei gar nicht. Wenn du eine weitere Anreise hast, solltest du nicht plötzlich größere Summen abrechnen – zum Beispiel für Taxifahrten, Flüge und Übernachtungen. Kläre außergewöhnliche Anreisekosten am besten vorher ab.

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