Fallstudien bei der Bewerbung: Kannst du diese Case Studies lösen?

Autor*innen
Katharina Meyer zu Eppendorf
Frau die auf Glühbirne sitzt und Papier Flieger wirft

Case Studies sind der knifflige Teil vieler Auswahlverfahren. Man sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen. Bastian Schulte, Manager aus dem Bereich Personalmarketing bei PwC Deutschland, sagt: "Wir setzen sie manchmal ein, um zu sehen, wie sich ein:e Bewerber:in einer Aufgabenstellung annähert." Sein Kollege Marian Machaka hat uns erklärt, wie man diese drei Case Studies löst.

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Die Wohnungen

Frage: Was kann der Grund dafür sein, dass die Preise von Wohnimmobilien in einer Stadt steigen, obwohl die Einwohnerzahlen konstant bleiben?

Lösungsweg: "In diesem Szenario kann es mehrere Gründe geben, die zu höheren Preisen geführt haben. So könnte es zum Beispiel sein, dass sich die Anzahl der bewohnbaren Immobilien verändert hat, weil Wohnungen in Gewerbeimmobilien umgewandelt oder etwa zusammengelegt wurden. Hier wäre die Überlegung: Weniger Angebot führt zu höheren Preisen. Andersherum könnte es aber auch sein, dass die Anzahl der Wohnungen zwar gleich geblieben, die Nachfrage aber deutlich gestiegen ist. Zum Beispiel weil Menschen sich dort ein Ferienhaus kaufen oder eine Immobilie als Investition sehen. Vor allem durch den letzteren Punkt haben sich in den USA Immobilienblasen wie die gebildet, die 2007 platzte. Außerdem kann eine hohe Inflation, wie wir sie gerade erleben, auch dazu führen, dass die Rohstoffpreise und damit auch die Preise von Immobilien steigen."

Die Züge

Frage: Wie viele ICE-4-Züge gibt es in Deutschland?

Lösungsweg: "Da man weder Google noch einen Taschenrechner benutzen darf, muss man zuerst schätzen, wie viele Personen ein ICE-Zug im Jahr über wie viele Kilometer befördert. 

Das geht so: Eine Reise von Hamburg nach München umfasst ungefähr 600 Kilometer und dauert etwa sechs Stunden. So könnte man argumentieren, dass dieser Zug diese Strecke an einem durchschnittlichen Tag viermal fährt und etwa 1.800 bis 2.400 Personenkilometer zurücklegt. Weil man mit 2.000 besser rechnen kann, nimmt man diesen Wert. Nimmt man weiter an, dass der ICE bei einer Kapazität von 400 Sitzplätzen durchschnittlich zu 75 Prozent ausgelastet ist, ergibt sich die Rechnung: 2000 x 400 x 0,75 = 600.000 Kilometer, was wiederum einer jährlichen Beförderungsleistung von 210.000.000 (600.000 x 350 Tage, weil auch das besser zu rechnen ist) Personenkilometern entspricht. Weiter kann man schätzen, dass ein durchschnittlicher Deutscher pro Jahr 1.000 Kilometer in ICE-Zügen zurücklegt. Nimmt man an, dass Deutsche im Ausland genauso viele Kilometer wie Tourist:innen in Deutschland mit ICE-Zügen zurücklegen, werden in Deutschland insgesamt 80.000.000.000 Kilometer zurückgelegt. Die Rechnung wäre hier 1000 x 80.000.000 Deutsche. Ausgehend von diesen Zahlen müssen also rund 400 (80.000.000.000/210.000.000) ICE-Züge eingesetzt werden, damit ein geregelter Fahrbetrieb gewährleistet werden kann. Zum Schluss die Schätzung, dass demnach etwa ein Viertel dieser ICE-Züge zur vierten Generation gehören, also etwa 100."

Das Hotel

Frage: Wie ist es möglich, dass ein Luxushotel steigende Gewinne prognostiziert, obwohl das Geschäftsmodell des Hotels nicht verändert worden ist und in der Region ein Rückgang der Übernachtungszahlen erwartet wird?

Lösungsweg: "Dies ist eine klassische betriebswirtschaftliche Fragestellung, für die man sich zuerst bewusst machen muss, was der Gewinn eigentlich ist: der Gesamtumsatz minus die Gesamtkosten. Für unser Szenario bedeutet das also, dass entweder der Umsatz des Hotels gestiegen sein muss oder aber die Kosten gesunken sein müssen. Ein Grund für einen höheren Umsatz könnte zum Beispiel sein, dass der Rückgang der Übernachtungszahlen in der Region nur die Hotels einer geringeren Preisklasse betrifft, nicht aber die Luxussparte, zu der unser Hotel gehört. Ein anderer Grund könnte sein, dass Hotelgäste teurere Hotelzimmer gebucht oder mehr Geld für Zusatzleistungen wie das Spa ausgegeben haben. Die Kosten wiederum könnten gesunken sein, weil durch eine längere Aufenthaltsdauer der Hotelgäste die Kosten für Rezeptions- und Reinigungspersonal gesunken sind oder aber die Region unter einer Rezession leidet. Das würde bedeuten: Viele Menschen suchen Jobs und geben sich dadurch auch mit einem niedrigeren Gehalt zufrieden, das entspannt die Personalkosten. Außerdem könnten Zins- und Energiekosten gesunken sein, ebenfalls typische Folgen einer Rezession."

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