Erfahrungsbericht – LL.M.: Cardiff University

Autor*innen
Soraya Jasmine Rifak
Über einem aufgeschlagenen Buch schwebt ein Doktorhut. Eine Hand hält die Quaste.

Soraya suchte nach einer Universität, um sich in Rahmen ihres LL.M. im Bereich Geldwäsche-Compliance zu spezialisieren. An der Cardiff University in Wales wurde sie fündig und zusätzlich mit multikulturellem Flair und der walisischen Kultur bereichert.

Welcome to Wales and Cardiff University! Ich wollte schon immer im Vereinigten Königreich studieren und das dortige Studentenleben, geprägt von alten Traditionen und einer multikulturellen Umgebung, am eigenen Leib erfahren. Nach meinen LL.B. in Comparative and European Law war der richtige Zeitpunkt für mich gekommen, einen LL.M. zu machen. 2015 absolvierte ich ein Praktikum im Bereich Geldwäsche-Compliance und mir wurde bewusst, dass es beruflich für mich genau in diese Richtung gehen sollte.

Eine Anti-Money-Laundering-Spezialisierung im LL.M. wäre also ideal! Ich begab mich auf die Suche nach einem passenden LL.M. im UK und wurde schnell bei der Cardiff University fündig. Die Cardiff University oder (auf Walisisch) Prifysgol Caerdydd ist eine der wenigen Universitäten im UK, die tatsächlich ein "Anti-Money Laundering and Financial Crime"-Modul im LL.M. International Commercial Law anbieten.

Früh genug mit der Planung beginnen!

Die Kurswahl war nicht der einzige Faktor, der mich dazu bewogen hat, in Cardiff zu studieren. Nach einem Blick auf die Internetseite der Cardiff University Student Union, mit ihren unzähligen Studentenvereinigungen aus aller Welt, hat mich die Internationalität dieser Universität überzeugt. Nun hieß es: bewerben! Wie bei jedem LL.M. sollte man am besten ein Jahr vor dem geplanten Studienbeginn mit den Vorbereitungen anfangen, denn die Bewerbung ist sehr aufwendig.

Neben einem Motivationsschreiben und einem Bericht über den bisherigen Werdegang muss man zwei Empfehlungsschreiben von Dozenten einreichen. Nach etwa zwei Monaten kam eine Zusage als "Conditional Offer", die zu einer "Unconditional Offer" umgewandelt wurde, nachdem ich mein LL.B.-Zeugnis und einen aktuellen Englischnachweis – in meinem Fall den IELTS-Test – eingereicht hatte.

Nach der erfolgreichen Annahme kann die Wohnungssuche beginnen. Die Universität selbst bietet unzählige Zimmer in Studentenwohnheimen an. Studierende könne hier ohne allzu großen Aufwand relativ günstige Zimmer anmieten. Man muss sich zunächst auf der Internetseite der Universität die Studentenwohnheime anschauen und sich dann für die jeweiligen Wohnheime "bewerben". Für Master-Studenten gibt es eigene Wohnheime. Ich war ebenfalls in einem dieser Wohnheime untergebracht und kann es eigentlich nur empfehlen. Der Aufwand ist minimal und Non-UK-Studenten ist ein Platz garantiert. Zum Thema Finanzierung des LL.M. gibt es an der Cardiff University Unterstützung. Als EU-Student (Pre-Brexit) kann man sich für Teilstipendien bewerben. Dabei wird die Hälfte der Studiengebühren erlassen. Die Bewerbungsphase hierfür ist meist zwischen Januar und März.

Allerdings ist für eine gültige Bewerbung ein "Conditional Offer" notwendig. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Zusage, weshalb ich mich nicht bewerben konnte, und habe somit das Studium selbst finanziert - was aber durch meinen Vollzeit-Sommerjob durchaus machbar war. Dennoch lautet mein Rat, früh genug mit der Planung beginnen, den "early birds" haben viele Vorteile.

Studienverlauf an der Cardiff University

Das Studienjahr beginnt im September mit der "Freshersweek". In der darauffolgenden Woche stellen alle Dozenten ihre Module vor, und am Ende der Woche muss man dann seine Module für das Winter- bzw. Sommersemester wählen. Im Gegensatz zum deutschen System legt man die Prüfungsleistungen überwiegend in Form von Essays ab. Auch während des Semesters ist man gut mit Präsentationen und der Vor- und Nacharbeitung der Vorlesungen beschäftigt. Am Ende des Studienjahrs wird eine Dissertation verfasst, die zwischen 12.000 und 15.000 Wörter lang sein soll. Das Thema und der Dozent sind von den Studierenden selbst zu wählen. Die Cardiff University bietet neben ihren regulären Vorlesungen und Veranstaltungen zu aktuellen politischen bzw. rechtlichen Themen auch die sogenannten "Pro Bono Schemes" an. Als Studierender kann man mit Anwälten, Wohltätigkeitsorganisationen und Freiwilligenorganisationen zusammenarbeiten und erhält so die Möglichkeit, seine Fähigkeiten durch eine Vielzahl von Pro-Bono-Programmen zu trainieren und zu erweitern. Allerdings muss man dazu sagen, dass nicht alle Programme für LL.M.-Studenten geeignet sind. Während des Jahres finden auch mehrere Karrieremessen statt, bei denen man die Möglichkeit hat, Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen (zum Beispiel für Praktika). Cardiff ist nicht sehr groß, weshalb die Auswahl an Praktika begrenzt ist. Allerdings kommen zu diesen Messen nicht nur Arbeitgeber aus der Region, sondern auch aus London.

Das hat mir der LL.M. gebracht

Ein LL.M. ist nicht nur ein Studienjahr mit einem akademischen Abschluss am Ende, er ist weitaus mehr. Die Begegnungen mit Studierenden aus aller Welt haben mir unglaublich viel gebracht. Interkulturelle Kommunikation und "multicultural diversity" kann man hautnah erleben! Das Wichtigste jedoch war für mich die Tatsache, dass ich mich in Anti-Money-Laundering spezialisieren und meine Abschlussarbeit ebenfalls zu diesem Thema verfassen konnte – ein Thema, das für mich auch in Zukunft relevant sein wird. Und bereits jetzt kann ich in meiner derzeitigen Position von meinem LL.M. profitieren.Auch mein Englisch hat sich durch das intensive Eintauchen in die walisische Kultur erheblich verbessert. Die Cardiff University hat sehr spezielle Master-of-Laws -Programme – etwa einen LL.M. in Human Rights Law oder auch einen LL.M. in Shipping Law. Diese Master sind allerdings nicht für Studierende gedacht, die eher rechtsgebietsübergreifende Module wählen wollen, denn sie sind sehr spezifisch. Aber genau das wollte ich: mich spezialisieren, und das an einer Universität mit unglaublich viel Geschichte und multikulturellem Flair.

Die Autorin steht bei Fragen gerne zur Verfügung: 

Soraya Jasmine Rifak - soraya.i.m@hotmail.de

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