Erfahrungsbericht – LL.M.: HTWG Konstanz

Autor*innen
Nicole Neubrander
Drei Geschäftsleute setzen ein Puzzle zusammen.

Studieren am Dreiländereck mit Blick auf den Bodensee – so kann der LL.M. auch aussehen. Nicole, die für ihren Master in Legal Management nach Konstanz gezogen ist, blickt positiv auf ihre Studienerfahrung an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) zurück.

… aber 90 ETCS! Möglich macht es das Studium in der größten Stadt am Bodensee, am "schwäbischen Meer", im "Paradies": Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) liegt im wunderschönen Konstanz im Stadtteil Paradies und direkt an der Promenade des Seerheins. Seit 2014 wird hier der Master-Studiengang Legal Management (LL.M.) angeboten, zu welchem jährlich zum Wintersemester die Zulassung erfolgt.

Lehre am Puls der Zeit und viele Praxiseinblicke

Der generalistisch ausgerichtete Studiengang Legal Management richtet sich an Absolventen sowohl des Wirtschaftsrechts als auch der Rechtswissenschaften und verwandter Studiengänge. In nur drei Semestern erlangt man hier sehr praxisrelevante Kenntnisse für eine Führungsfunktion im juristischen Bereich. An Lehrveranstaltungen zum Kartell- und Datenschutzrecht, Vergaberecht oder Contract Drafting & Negotiation reihen sich solche zum Risikomanagement, M&A, Leadership und auch zum gefragten Thema Legal Tech.

Als große Stärke des Studiengangs erachte ich die Lehrpersonen, die viel Praxiserfahrung und aktuell relevante Themen in die Veranstaltungen einbringen. So können persönliche Erfahrungen und Herangehensweisen der Lehrpersonen vermittelt und Fallstudien bearbeitet werden, die sich in dieser Form in keinem Lehrbuch finden lassen. Mir hat gut gefallen, dass viele Themen sowohl aus betriebswirtschaftlicher als auch aus juristischer Sicht beleuchtet und mögliche konträre Interessen verschiedener Unternehmensbereiche aufgezeigt werden. Auch die zahlreichen Vorträge externer Unternehmensvertreter und Exkursionen zu Unternehmen wie der IBM oder EY waren hilfreich für das Erlangen praxisrelevanten Wissens und die Möglichkeit zum Knüpfen neuer Kontakte zu Unternehmen.

Vorlesungen im zweiten Semester werden größtenteils – leider jedoch nicht vollständig – in englischer Sprache abgehalten, sofern man diese Zeit nicht für einen Auslandsaufenthalt nutzen möchte (z.B. an der UTS Sydney in Australien oder der University of South Wales im Vereinigten Königreich). In positiver Erinnerung bleibt mir besonders, dass Studierende in einer Vorlesung die Möglichkeit hatten, ein eigenes Thema für eine Hausarbeit vorzuschlagen. Zu einem interaktiven und persönlichen Austausch zu eigenen Interessen tragen auch die kleinen Gruppen von maximal 20 Studierenden bei.

Erst das Vergnügen des Studiums, dann die Arbeit

Nach meinem Bachelor-Studium des Wirtschaftsrechts an der HTWG Konstanz stand für mich aus mehreren Gründen fest, dass ich direkt im Anschluss mein Master-Studium beginnen wollte. Neben den besseren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt für Wirtschaftsjuristen mit einem LL.M. interessierte mich eine weitere akademische Ausbildung auch inhaltlich. Als frischgebackene Absolventin war ich noch ganz nah dran am Studium und wollte nicht riskieren, dass die Motivation für einen Master wieder abnehmen würde. An das regelmäßige, monatliche Gehalt eines Vollzeitjobs wollte ich mich erst gar nicht gewöhnen – könnte mich dieser Vorzug schließlich später davon abhalten, doch noch mit einem LL.M. zu beginnen, der sicherlich auch Abstriche am Lebensstandard bedeuten würde. Da das Master-Studium in Konstanz nur drei Semester dauert, ließ es sich für mich noch gut durch Nebenjobs finanzieren.

Um zu wissen, in welchem Fachbereich man sich im Rahmen eines LL.M.-Studiums spezialisieren möchte, kann eine vorausgehende Berufstätigkeit durchaus hilfreich sein. Für das LL.M.-Studium in Konstanz ist aufgrund des generalistischen Konzepts eine solche Orientierungsphase meiner Ansicht nach jedoch nicht notwendig. Als einen Nachteil eines direkt an das Bachelor-Studium angrenzenden Master-Studiums kann man allerdings die geringe Praxiserfahrung sehen, die man in diesem Fall mitbringt. Für fachliche Diskussionen in den Vorlesungen wäre ein solches Hintergrundwissen zwar gewinnbringend, zwingend notwendig ist es keinesfalls.

Wofür ich heute dankbar bin

Im Rahmen meiner heutigen Tätigkeit als Wirtschaftsjuristin in einer Spezialkanzlei für Datenschutzrecht, IT-Recht und Intellectual Property wende ich im Rahmen der Tätigkeiten zur Umsetzung der EU-DSGVO hauptsächlich Wissen aus der Vorlesung zum Datenschutzrecht an. Da ich häufig gefordert bin, Unternehmensprozesse zu durchleuchten, um diese anschließend juristisch bewerten zu können, bin ich zusätzlich besonders für die Erfahrungen und Kenntnisse aus den Vorlesungen zum Legal Management und Contract Drafting & Negotiation dankbar. Hier habe ich durch die Mitarbeit während der Vorlesungen und durch die Erstellung von Hausarbeiten und Vorträgen zu Spezialfragen gelernt, die wesentlichen Problemstellungen eines Sachverhalts zu erkennen, mithilfe von Fachliteratur zu recherchieren und wesentliche Risiken prägnant zusammenzufassen, um gemeinsam in Teams eine praktikable Lösung zu finden. Die dabei vermittelten Kenntnisse helfen mir insbesondere dabei, Lösungsvorschläge zu formulieren, die sowohl aus juristischer als auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht vertretbar sind. Hierfür ist wissenschaftliches und eigenständiges Arbeiten gleichermaßen wie ökonomisches Denken gefragt. Genau diese Fähigkeiten konnte ich mir im Rahmen meines Master-Studiums aneignen bzw. sie vertiefen.

Master of Laws and Discipline

Im Konstanzer Sommer ist man oftmals zwischen den Pflichten des Studiums und den Freizeitaktivitäten am See hin- und hergerissen. Dazu trägt auch der direkte Rheinblick aus den Vorlesungsräumen des nagelneuen Gebäudes des Studiengangs bei. Doch genau das ist es, was das Studium hier für mich ausgemacht hat. Die durchaus anspruchsvollen Vorlesungstage lassen sich dank der hohen Lebensqualität in Konstanz sehr gut ausgleichen. Zur Study-Life-Balance tragen ein Spaziergang am Rhein in der Mittagspause ebenso bei wie ein Kaffee an der Strandbar der Hochschule. Wer hier sein Studium geschafft hat, ist nicht nur Master of Laws, sondern bestenfalls auch Master der eigenen Disziplin.

Die Autorin steht bei Fragen gerne zur Verfügung:

Nicole Neubrander - nicoleneubrander@web.de

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