Motivationsschreiben fürs Stipendium: Im Motivationsschreiben mit Persönlichkeit überzeugen

Autor*innen
Patricia Scheurle
Ein Mann steht über ein unbeschriebenes Stück Papier gelehnt.

Im Motivationsschreiben sollst du Persönlichkeit zeigen. Doch wie funktioniert das? Was die Auswahlkommission überzeugt und was nicht: Bei e-fellows.net geben Experten Tipps.

Ein Motivationsschreiben für ein Stipendium zu schreiben, ist eine Herausforderung und Chance zugleich. Jenseits des Notendurchschnitts kannst du zeigen, was dich ausmacht und warum du besonders gut zur Stiftung passt.

"Gerade bei Bewerbern, deren Noten nicht zur Spitzenklasse gehören, kann das Motivationsschreiben der entscheidende Punkt der Bewerbung sein", sagt Jürgen Gradl, Referent für das Deutschlandstipendium an der Technischen Universität München. Daher sollte das Motivationsschreiben keine ausformulierte Variante des Lebenslaufes sein.

Muster-Motivationsschreiben für ein Stipendium als Download

Persönlichkeit – keine Frage des Formats

Ein Motivationsschreiben kann verschiedenste Formate haben. Das evangelische Studienwerk Villigst verlangt beispielsweise ein "Erfahrungsschreiben", in dem du auf zwei bis drei Seiten deine Motivation lebhaft darstellen darfst. Dieser persönliche Fokus unterscheidet das Erfahrungsschreiben vom ausformulierten Lebenslauf. e-fellows.net-Alumnus Dr. Finn Marten Körner, Alt-Villigster und Leiter des Vorauswahlausschusses Oldenburg, bringt den Anspruch an das Motivationsschreiben auf den Punkt: "Die Persönlichkeit des Bewerbers soll plastisch werden."

Bei anderen Begabtenförderwerken wie der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, der Bayerischen EliteAkademie oder auch dem Deutschlandstipendium gehört ein Motivationsschreiben mit dem Umfang von einer Seite in die Bewerbungsmappe.

Die Friedrich-Ebert und die Heinrich-Böll-Stiftung hingegen binden das Motivationsschreiben direkt in ihren standardisierten Bewerbungsbogen ein. Dabei dienen Leitfragen als Rahmenvorgabe. "Wichtig ist in jedem Fall, die formalen Vorgaben der Stiftungen ernst zu nehmen", sagt Dr. Ulla Siebert, Leiterin des Studienwerkes der Heinrich-Böll-Stiftung. Kreativität und Extravaganz sind beim Format fehl am Platz.

Passen die Stiftung und du zusammen?

Im Motivationsschreiben sollte es um dich und um die Stiftung gehen. "Der Bewerber sollte sich fragen: Passen die Stiftung und ich zusammen?", empfiehlt Dr. Gwendolin Mühlinghaus, Referentin im Studienförderwerk Klaus Murmann der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. "Wenn er diese Frage für sich bejahen kann, sollte er die Gründe dafür im Motivationsschreiben darlegen können."

e-fellows.net-Stipendiatin Annika Kleefass ist Alumna der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und hat lange in einer stipendiatischen Auswahlkommission mitgearbeitet. Aus Erfahrung weiß sie, dass sich die wenigsten Bewerber Gedanken darüber machen, was sie der Stiftung bieten können. Dabei sehen die Stiftungen es gern, wenn du über die Programme der Stiftung Bescheid weißt und bereits konkrete Ideen vorstellen kannst, wie du dich ins Stiftungsleben einbringen möchtest.

Wer allerdings die Stiftung-Website kopiert, kann im Motivationsschreiben nicht punkten. "Es sollte deutlich werden, warum sich jemand gerade bei uns bewirbt. Eine Copy-Paste-Version der Inhalte unserer Website überzeugt nicht", sagt Florian Raith, Referent für Hochschulmarketing der Bayerischen EliteAkademie.

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Beispiele für Engagement inner- und außerhalb der Stiftung

Neben anderen Projekten hat e-fellows.net-Stipendiat Fabian Janisch, Stipendiat der Stiftung der deutschen Wirtschaft, das Projekt "EinBlick" mitorganisiert. Er geht dabei an Realschulen und veranstaltet mit anderen Stipendiaten Workshops zu politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlich relevanten Themen, um den Schülern einen Einblick zu verschaffen. Einen Tag widmete Fabian beispielsweise der Medienkompetenz.

Jürgen Gradl, Referent für das Deutschlandstipendium, erklärt anhand eines Beispiels, warum du die finanzielle Förderung gegebenenfalls auch erwähnen kannst. Ein Bewerber möchte sich verstärkt in der Fachschaft engagieren und bringt bereits konkrete Ideen ein, wie dieses Engagement aussehen könnte. Momentan ist ihm diese Form des Engagements aber nicht möglich, weil seine Zeit für einen Nebenjob draufgeht, ohne den er nicht studieren kann. Eine Unterstützung, wie etwa das Büchergeld, würden ihm da sehr helfen. Angesichts der Biographie des Bewerbers ist dieses Argument völlig in Ordnung, findet Jürgen Gradl.

Das Beispiel zeigt, dass Geld im Motivationsschreiben kein Tabuthema ist, aber sicherlich der kritischste Aspekt. Die finanzielle Unterstützung solltest du nur dann erwähnen, wenn du es mit deiner Biographie begründen kannst. Niemals sollte Geld die alleinige Motivation deiner Bewerbung sein!

Ohne soziales Engagement geht es bei der Bewerbung für ein Stipendium nicht

Bei vielen Stiftungen zählt das soziale Engagement zu den Top-Kriterien. Das ist auch bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft der Fall. "Wir suchen engagierte Persönlichkeiten, die nicht nur auf ihr Studium fokussiert sind, sondern über den Tellerrand hinausschauen", sagt Fabian Janisch. Für das Motivationsschreiben gilt: Je konkreter der Bewerber darstellen kann, was ihn neben seinem Studium umtreibt, desto besser. Verantwortung und Eigeninitiative sind die Stichworte, die hier eine Rolle spielen. "Der Bewerber sollte konkret darstellen können, wie er Verantwortung für sich und die Gesellschaft übernimmt", rät Altvilligster Finn Marten Körner.

Bäckerei im Kongo eröffnen – Beispiele für soziales Engagement

Annika Kleefass, Alumna der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, ist ein Bewerber im Gedächtnis geblieben, der im Kongo eine Bäckerei eröffnet hat, um mit dem Erlös den Bau einer Schule zu finanzieren. So extravagant muss es aber nicht unbedingt sein. Auch ehrenamtliche Nachhilfe ist ein gutes Beispiel für soziales Engagement.

Finn Marten Körner zufolge ist auch die Pflege kranker Angehöriger oder eine künstlerische oder musische Tätigkeit, die eine Außenwirkung hat, eine Form von sozialem und gesellschaftlichem Engagement.

Die Selbstdarstellung im Motivationsschreiben soll authentisch sein

Die Kombination aus Lebenslauf, Referenzen und Motivationsschreiben muss ein stimmiges Bild des Bewerbers ergeben. Schablonenartige Motivationsschreiben und eine überschätzte Selbstdarstellung sind daher zu vermeiden. "Der Bewerber sollte plausibel darlegen können, warum er von bestimmten Werten und Idealen überzeugt ist", sagt Florian Raith, Referent der Bayerischen EliteAkademie. "Aufgesetzte Bescheidenheit ist kontraproduktiv; affektiertes Selbstbewusstsein für alle Beteiligten peinlich." Sein Tipp: nicht zu viele Bewerbungsratgeber lesen. Du solltest dich so authentisch und strukturiert wie möglich vorstellen.

Gwendolin Mühlinghaus, Referentin der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, sagt hingegen, dass Authentizität ein sehr hoher Anspruch ist: "Wer soziales Engagement und Zielstrebigkeit vorweisen kann und sich mit unserer Stiftung auseinandergesetzt hat, hat gute Chancen, unser Interesse zu wecken. Wie authentisch die Selbstdarstellung des Bewerbers insgesamt ist, zeigt sich dann im persönlichen Gespräch."

Ein gutes Motivationsschreiben zu verfassen ist nicht einfach. Gleichzeitig kannst du dich aber vorstellen und zeigen, dass du zur Stiftung deiner Wahl passt und wie du dich ins Stiftungsleben einbringen möchtest. Herausforderung und Chance – im Motivationsschreiben steckt beides.

Fauxpas: So wandert deine Bewerbung für das Stipendium direkt in den Papierkorb

  • Du legst anstatt 2000 Zeichen einen dreiseitigen Essay vor.
  • Dein Motivationsschreiben wimmelt nur so von Tipp- und Rechtschreibfehlern. Und der Name der Stiftung ist zufällig auch noch falsch geschrieben.
  • Du schreibst nur über dich und deine Fähigkeiten und verlierst kein Wort über die Stiftung, bei der du dich um ein Stipendium bewirbst.
  • Anstatt konkrete Beispiele zu nennen, wie und wo du Verantwortung in der Gesellschaft übernimmst, bedienst du dich allgemeiner Floskeln und abgedroschener Standardformulierungen.
  • Du stellst die finanzielle Unterstützung der Stiftung als deine alleinige Motivation heraus oder versuchst gar, der Stiftung weiszumachen, dass du als Bewerber ein Anrecht auf finanzielle Unterstützung hättest.
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