Jura-Studium: Mit Köpfchen durch die Jura-Hausarbeit

Autor*innen
Anna Karolina Stock
Eine Person befindet sich zwischen zwei Büchern und benutzt das Lesezeichen des oberen Buches, um sich daran hochzuziehen.

Du wusstest nicht, dass deine Uni-Bibliothek bis Mitternacht geöffnet hat? Morgens aber schon um halb acht aufmacht? Dann hast du wohl noch nie eine Jura-Hausarbeit geschrieben. Dafür braucht es einen guten Plan, Durchhaltevermögen und keine Angst vor dem weißen Blatt. Mit diesen Tipps kommst du schneller - und vor allem entspannter - ans Ziel.

Die Semesterferien nahen, doch statt Vorfreude beschleicht dich Unwohlsein? Dann musst du Jurastudent sein. Und kurz vor deiner ersten Hausarbeit stehen - oder der zweiten oder dritten, denn so ganz verliert diese Prüfungsform nie ihren Schrecken. Kein Wunder: Die Bearbeitungszeit scheint ewig (und ist am Ende doch zu kurz), der Bücherberg wächst und wächst (doch das richtige Urteil ist nicht dabei) und viel zu sagen gibt es eigentlich auch nicht (weshalb sich die Seiten partout nicht füllen wollen).

Für viele Jurastudenten artet diese Studienphase in ein trial and error aus: Semester für Semester suchen sie nach ihrem Königsweg und lernen oft erst auf die harte Tour, dass dieser vielleicht nicht existiert. Dabei würden schon ein paar grundsätzliche Tipps genügen, um böse Überraschungen zu vermeiden, effizienter zu arbeiten und von Anfang an aufs richtige Pferd zu setzen.

Morgenstund hat Gold im Mund

Mit Herausgabe des Sachverhalts beginnt nicht nur der Ansturm auf die besten Plätze in der Bibliothek, sondern auch der Kampf um die juristischen Kommentare und Lehrbücher - denn die benötigst du in jedem Fall, um deine Argumente zu entwickeln. Wer die neuesten Auflagen der begehrten Werke ergattern will, sollte besser schon früh vor dem Bibliothekseingang stehen, Langschläfer müssen sich nämlich mit älteren Ausgaben begnügen.

Der Inhalt deiner Hausarbeit wird dadurch zwar nicht beeinträchtigt, zum Schluss kommt allerdings eine lästige Aufgabe auf dich zu: die Fußnotenprüfung. Die Randnummern in deinen Fußnoten müssen nämlich mit denen in der neuesten Auflage übereinstimmen. Wenn du mit älteren Auflagen gearbeitet hast, musst du deine Angaben nachträglich anpassen - und solltest das auch, denn Korrektoren prüfen immer wieder stichprobartig, ob sich der Verfasser einen Beleg vielleicht nur ausgedacht hat. Du wärst nicht der erste Student, der am Ende nur wegen falscher Fußnoten durch die Hausarbeit fällt! Ob du mit Absicht falsche Angaben gemacht hast oder einfach nur zu faul zum Nachschlagen warst, interessiert dann niemanden mehr.

Belegen, belegen, belegen

Unabhängig davon, mit welcher Auflage du arbeitest, notier dir deine Fundstellen so genau wie möglich. Du verlässt dich sonst immer auf dein Gedächtnis? Vergiss es - wortwörtlich. Nach spätestens zwei Wochen weißt du nicht mehr, in welchem Buch du auf welcher Seite den klugen Satz gefunden hast, den du jetzt unbedingt einbauen willst. Nicht belegte direkte oder indirekte Zitate sind genauso schlimm wie falsche Fußnoten: Sie werden als Täuschungsversuch gewertet. Du fällst durch.

Gibt es eine Musterlösung?

Kommt dir bei deiner Recherche ein Urteil zwischen die Finger, das auf deinen Fall zugeschnitten scheint, ist die Erleichterung zunächst groß: Schließlich hast du jetzt die Lösung in der Tasche. Doch Vorsicht! Professoren waren auch mal Studenten und kennen die Suche nach Musterlösungen nur zu gut. Findest du Fälle, die deinem ähneln, kannst du sie durchaus zu Rate ziehen. Eins zu eins übernehmen solltest du die Lösung jedoch nicht - zumindest nicht, ohne ganz genau hinzusehen. Denn oftmals ist im Sachverhalt deiner Hausarbeit nur ein kleines Detail verändert, und schon funktioniert die Musterlösung nicht mehr.

Lieber konkret als abstrakt

Der juristische Schreibstil ist in der Tat speziell, aber eigentlich sehr einfach. Grundsätzlich gilt: weniger ist mehr. Was der Falllösung nicht dienlich ist, hat in deiner Hausarbeit nichts zu suchen. Jeder Abschnitt und jeder Satz sollten den Leser der Lösung näherbringen. Persönliche Bemerkungen, Lehrbuchweisheiten oder Erklärungen zum Aufbau und zur Lösungsmethode sind daher nicht erwünscht. Wieso ein Rechtsgrundsatz an einer Stelle angewendet wird, ist unwichtig. Er wird einfach angewendet.

Juristische Hausarbeiten sind unpersönlich und sprachlich einfach gehalten - Ausschmückungen und Schachtelsätze ade. Wer konkret und fallbezogen schreibt und nur die wirklich problematischen Stellen breiter ausführt, ist auf dem richtigen Weg zu einer guten Hausarbeit.

Vorsicht bei der Arbeitsteilung

Gruppenarbeit scheint selten so verlockend wie bei einer juristischen Hausarbeit - schließlich bearbeiten fast alle Studenten eines Jahrgangs das gleiche Thema. Doch wie gern gesehen diese Form des wissenschaftlichen Austauschs bei Dozenten und Korrektoren ist, steht auf einem anderen Blatt. Zwar ist das Zusammenarbeiten bei Hausarbeiten nicht explizit verboten, der akademische Austausch sogar erwünscht: Trotzdem solltest du die Lösung deiner Hausarbeit genau wie in einer Klausur lieber eigenständig erarbeiten.

Dass der fachliche Austausch gern gesehen wird, bedeutet jedoch nicht, dass auch der (halb-)öffentliche Diskurs im Internet erlaubt ist - im Gegenteil: Gruppen bei Facebook, in denen sich irgendwann der komplette Jahrgang über die Hausarbeit austauscht und Lösungen preisgibt, sind verboten - und fliegen in der Regel auf. Auch deine Dozenten und Korrektoren sind im digitalen Zeitalter angekommen; und sobald der Lehrstuhl, der den Sachverhalt stellt, von den Gruppen erfährt, können die Mitglieder ernste Probleme bekommen, im schlimmsten Fall sogar wegen Unterschleifs mit ,mangelhaft‘ bewertet werden.

Ehrlich währt am längsten

Da in den letzten Jahren immer wieder Plagiatsfälle von Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft ans Licht kamen, wird mittlerweile bereits bei studentischen Hausarbeiten sehr genau hingesehen, um Täuschungsversuche aufzudecken. Sei also nicht leichtgläubig, denn identisch aufgebaute Gliederungen, ähnlich klingende Passagen oder gleiche Ergebnisse an exakt denselben Stellen fallen auf - entweder schon dem Korrektor oder spätestens einer spezialisierten Suchmaschine.

Mittlerweile gibst du wissenschaftliche Arbeiten nämlich nicht mehr nur als Druckversion ab, sondern lädst sie auch in einem Worterkennungsprogramm hoch. Dort werden sie automatisch mit anderen Hausarbeiten abgeglichen. Steck deine Mühe also lieber in die Arbeit selbst als in den Versuch, die Technik auszutricksen. Ansonsten stehen deine Chancen gut, dass du die Hausarbeit im nächsten Semester wiederholst.

Einspruch, Euer Ehren!

Korrektoren bewerten deine Arbeit mal mehr, mal weniger streng - das allein ist noch kein Grund zur Aufregung. In wirklich offensichtlichen Fällen jedoch, wenn ein Korrektor Teile der Arbeit gar nicht korrigiert oder rechtliche Fehler gemacht hat, hast du die Möglichkeit, Einspruch gegen die Note zu erheben. Zur Remonstration muss ein ausführlicher und im Detail begründeter Nachkorrekturantrag gestellt werden: Reichst du diesen korrekt ein, stehen deine Chancen für eine Neubenotung nicht schlecht.

Doch Vorsicht: Der Schuss kann schnell nach hinten losgehen, wenn du deine Begründung schlecht formulierst. Sparen solltest du dir beispielsweise den Hinweis, ein Kommilitone sei besser bewertet worden als du, obwohl ihr die Hausarbeit zusammen geschrieben hättet. Mit diesen oder ähnlich verfänglichen Formulierungen weckst du nur schlafende Hunde.

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