Erfahrungsbericht – LL.M.: University of Melbourne

Autor*innen
Hans Kenschke
Drei junge Personen vor Bergen und Blumen. Sie wirken ausgelassen und erfreut.

Für den LL.M. ging es für Hans nach Australien. In Down Under studierte er an der University of Melbourne bei einer der Top-Institutionen für das Fach Jura.

Sowohl die Stadt Melbourne als auch die University of Melbourne kann man zumindest in Deutschland noch als unterschätzt bezeichnen. Die meisten Deutschen denken, wenn das Gespräch auf Australien kommt, eher an Sydney und die Surfstrände der Ostküste als an das südlich und etwas kühler gelegene Melbourne. Auch die University of Melbourne wird wie die anderen australischen Universitäten gern unter "ferner liefen" erwähnt. Beides ist jedoch nicht richtig.

Die Law School der University of Melbourne gehört seit Jahren zu den besten der Welt. Teilweise vor weitaus bekannteren Fakultäten wie Berkeley oder Columbia, teilweise knapp dahinter gerankt, zählt sie mittlerweile zu den Top-Adressen für Juristen. Für die Stadt Melbourne gilt dies umso mehr. Melbourne wurde kürzlich bereits zum siebten Mal in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Eine grüne, weltoffene Millionenstadt, an Fluss und Meer gelegen, mit klimatischen Bedingungen wie Barcelona und einem grün-alternativen Avocado-Smoothie-Touch. Hier findet jeder eine Ecke, die ihm zusagt.

Dollars sind nicht gleich Dollars

Doch das ist natürlich nicht alles, was für Melbourne und Australien spricht. Eine entscheidende Rolle spielt für viele Juristen mit Blick auf den LL.M. auch das liebe Geld. Hier gilt: Dollars sind nicht gleich Dollars. Die Studiengebühren betragen zwar auch in Melbourne 39.000 Dollar. Doch sind dies, und das macht durchaus einen Unterschied, australische und nicht amerikanische Dollars. So betrug der Wechselkurs Euro in US-Dollar bei meinem Studienantritt 1:1,1, der Wechselkurs Euro in AU Dollar hingegen 1:1,6. Dieser Unterschied summiert sich schnell auf einige Tausend Euro.

Dazu kommen noch die Lebenshaltungskosten, insbesondere die Miete. Wer für einen Master nach London oder New York zieht, kann in der Regel ein Lied davon singen, wie schmerzhaft hoch die Mieten für kleine Räumlichkeiten sind. Nun ist natürlich auch Melbourne eine Millionenstadt, und man kann dort keine Mieten wie in deutschen Kleinstädten erwarten, allerdings wird man auch keine unvorstellbaren Summen zahlen. Im Bereich eines durchschnittlichen Anfahrtswegs von einer halben Stunde mit dem Fahrrad, den gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Motorroller findet man eine Bleibe zu akzeptablen Konditionen – und zwar nicht etwa eine WG, sondern in der Regel eine Hausgemeinschaft. Da den Australiern Mietskasernen eher fremd sind, wohnt man meist in einem gemeinsam genutzten Haus mit kleinem Garten. Trotzdem muss, auch wenn die Preise nicht ins Astronomische gehen, für alles bezahlt werden.

Hinzu kommen in der Regel noch größere Beträge für Reisen. Denn wenn man schon einmal in Australien ist, sollte man sich die unbeschreibliche Natur und deren Möglichkeiten nicht entgehen lassen. Great Barrier Reef, Uluru (Ayers Rock), Great Ocean Road, unendliche Surfstrände und vieles mehr erwarten den Besucher. Hinzu kommen noch Neuseeland und Indonesien, die aus australischer Perspektive um die Ecke liegen.

Ferner sind aber leider auch noch für Deutsche ungewohnt hohe Steuern, insbesondere für Alkohol, zu bedenken, die das Feierabendbier zu einer recht kostspieligen Angelegenheit machen können. Zehn Dollar für ein Bier sind keine Seltenheit.

Wo kommt das Geld her?

Addiert man Studiengebühren, Miete, Lebenshaltungskosten und Reisen, kommen sicher je nach Lebensstil Kosten zwischen 40.000 und 70.000 Euro zusammen. Um diese zu stemmen gibt es vier Möglichkeiten. Die erste ist klar: Man hat das Geld. Das dürfte nur auf die Wenigsten zutreffen. Die andere logische Variante ist ein (Studien-) Kredit, oft in Verbindung mit dem Vorhaben, später möglichst große Teile der Kosten von der Steuer abzusetzen. Die dritte Möglichkeit ist, zu versuchen, das Geld zumindest teilweise "reinzuarbeiten". Dies ist in Australien besonders interessant, da bei einem Mindestlohn von 18 Dollar pro Stunde zumindest die Lebenshaltungskosten durchaus selbst erarbeitet werden können. Die letzte Variante ist ein Voll- oder Teilstipendium. Hier eröffnen sich mannigfaltige Möglichkeiten. Von deutscher Seite gibt es viele potenzielle Stipendiengeber, seien es die größeren Förderungswerke, der DAAD oder andere.

Daneben bestehen natürlich auch von australischer Seite Möglichkeiten der Finanzierung. Zum einen vergibt die University of Melbourne eigene Stipendien und Gebührenreduktionen, aber auch der australische Staat verfügt über eigene Förderprogramme. Hier ist jedoch, wie auch bei manchen deutschen Programmen, Aufmerksamkeit geboten, da die Bewerbungsfristen teilweise sehr lang sind und eine Stipendienbewerbung bis zu 20 Monate vor dem geplanten Studienbeginn erfolgen muss. Daneben ist jedem, der an einem Studium in Australien oder Neuseeland interessiert ist, das Institut Ranke-Heinemann ans Herz zu legen. Es bietet nicht nur eigene Stipendien und eine generelle Gebührenreduktion um zehn Prozent, sondern wickelt auch alle Bewerbungen kostenfrei ab, übersetzt Dokumente und hilft in allen Fragen rund ums Studium in Australien und Neuseeland.

Das globale Dorf erleben

Die wichtigste Frage bleibt noch zu klären: Wozu der ganze Aufwand? Der Master an der University of Melbourne ist in fachlicher und menschlicher Hinsicht eine einmalige Erfahrung. Das Master-Programm bietet mehr als 250 Kurse zu fast allen denkbaren Rechtsbereichen. Diese können weitestgehend frei ausgewählt werden, wobei für den Master acht zu absolvieren sind. Fast alle Kurse, von "Advanced Payment Devices and Fintech" bis "WTO Law and Dispute Settlement", werden im Block absolviert, sodass oft weltweit angesehene Koryphäen eingeflogen werden können, um die Kurse zu halten.

Ebenso international sind die Kommilitonen. In Melbourne ist man als Europäer ein Exot, wie man es mit Blick auf die Weltbevölkerung eigentlich sein sollte. Die Studierenden kommen aus der Mongolei, Papua-Neuguinea oder Trinidad und Tobago. Man diskutiert mit nigerianischen Staatsanwälten und philippinischen Armeeoffizieren über die Vorzüge des Föderalismus. Diese Internationalität setzt sich auch jenseits der Universität fort. Eine so internationale und globale Erfahrung wird man nur an wenigen anderen Orten machen. Diese Internationalität und die daraus entstehenden Freundschaften und Netzwerke in die gesamte Welt und insbesondere die Zentren der Weltwirtschaft von morgen sind es, die den Master in Melbourne neben den fachlichen Erkenntnissen zu etwas Einzigartigem machen.

Der Autor steht bei Fragen gerne zur Verfügung: 

Hans Kenschke - hans.kenschke@jura.uni-freiburg.de

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