Die Karrierefrage: Wer zahlt meine Fortbildung?

Autor*innen
Lara Kickner
Hände greifen nach aufgeschlagenem Buch

Gute Vorbereitung ist alles. Beschäftigte sind gerade in einer guten Position, um das Beste für sich herauszuholen. Das Angebot ist riesig.

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Fort- und Weiterbildungen gehören zum Berufsleben dazu. Es dürfte kaum Chefs geben, die sich dem verschließen. Und auch die meisten Beschäftigten dürften kein Angebot ausschlagen, sich mit Blick auf Karriere und Gehaltskurve fortzubilden. Nur: Wie schafft man es, dass der Arbeitgeber für die Kosten aufkommt? Schließlich seien Arbeitgeber nicht verpflichtet, Fortbildungen zu gewähren oder die Kosten zu übernehmen, sagt der Personalberater Alf-Erik Beckmann. Grundlage der Kostenübernahme sei daher immer eine Bestätigung des Arbeitgebers.

Beckmann empfiehlt, frühzeitig das Gespräch mit Vorgesetzten und der Personalabteilung zu suchen. Man sollte genau darlegen, welchen Nutzen in fachlicher oder persönlicher Entwicklung die Fortbildung habe und wie sie auch dem Arbeitgeber helfe. Dieser profitiere von loyalen, zufriedenen, leistungsstarken Beschäftigten. "Eine Fortbildung trägt dazu bei – zumal die Kosten durch das Unternehmen steuermindernd geltend gemacht werden können", sagt Beckmann. Zudem könnten Arbeitnehmer nicht übernommene Leistungen steuermindernd geltend machen.

Früh das Gespräch mit dem Chef suchen

Fortbildungen sollten Vorgesetzten im Voraus angezeigt und mit ihnen besprochen werden, rät er. Je nach Inhalt und Dauer werde meist eine Fortbildungsvereinbarung geschlossen, aus der hervorgehe, welche Kosten und Nebenleistungen vom Arbeitgeber übernommen werden und welche Gegenleistungen – etwa eine Haltefrist oder Konkurrenzklausel – hinzukommen. Arbeitgeber können, je nach Weiterbildungsdauer, eine Bindungsdauer verlangen: dauert die Weiterbildung bis zu einem Monat, beträgt sie bis zu sechs Monate; dauert sie länger als zwei Jahre, kann die Bindungsdauer bis zu fünf Jahre betragen.

Wird Mitarbeitern im vereinbarten Bindungszeitraum gekündigt, bleibt der Arbeitgeber auf den Kosten sitzen. Umgekehrt müssen Mitarbeiter einen Teil der Kosten zurückzahlen, wenn sie im vereinbarten Bindungszeitraum kündigen. "Fortbildungen, in denen die fachliche oder persönliche Entwicklung gefestigt oder verbessert wird, sind immer im Interesse des Arbeitgebers", sagt Becker.

Freiwillige Fortbildung in der Freizeit

Neben der Finanzierung stellt sich die Frage, ob eine Fortbildung in der Freizeit oder Arbeitszeit stattfindet. Es komme darauf an, ob diese vom Arbeitgeber angeordnet wurde oder freiwillig ist, sagt Kaarina Hauer, Leiterin Rechtspolitik und Rechtsberatung in der Arbeitnehmerkammer Bremen. "Ist sie angeordnet, findet sie in der Arbeitszeit statt. Bei einer freiwilligen Fortbildung besteht kein Anspruch auf bezahlte Freistellung, sie muss grundsätzlich in der Freizeit stattfinden." Arbeitgeber seien "gut beraten, wenn sie ihre Beschäftigten durch Fortbildung fördern und halten – und mitunter dadurch auf dem Markt konkurrenzfähig bleiben".

Wer eine Fortbildung beantragen wolle, sollte "gut vorbereitet und offen" in ein solches Gespräch gehen und den Nutzen für den Arbeitgeber sowie die eigene Motivation darlegen. Sofern es einen Personalentwickler oder Betriebsrat gebe, sei es ratsam, sich dort vorab zu informieren. Ein "Sonderfall" ist nach Hauers Angaben die "Bildungszeit". Einen gesetzlichen Anspruch auf "Bildungsurlaub" – wie die Bildungszeit vormals hieß - gibt es in den Bundesländern mit Ausnahme von Bayern und Sachsen. Es besteht Anspruch auf eine bezahlte Freistellung – in der Regel fünf Tage im Jahr – für die Fortbildung eines anerkannten Bildungsträgers. "Eine Kostenübernahme ist damit jedoch nicht verbunden."

Interesse an Bildung mit der Pandemie gestiegen

Angebote für Bildungszeit lesen sich mitunter wie Urlaubskataloge: Segeln vor Griechenland, Skifahren im Tuxertal, Anti-Stress-Programm auf Sylt. Das viertägige Seminar "Work-Life-Design" auf Spiekeroog soll dazu dienen, "die Produktivität und das Wohlbefinden bei der Arbeit und im Leben zu steigern". Seminarleiterin Isa Zöller sagt, dass viele Teilnehmer aus Konzernen kommen. Manchmal sei auch der öffentliche Dienst vertreten. Sie findet Bildungsurlaub "eine ganz tolle Sache" und einen "Luxus für das Land". Er erlaube es, über den Tellerrand zu schauen und sich nicht nur in dem fortzubilden, was zum eigenen Beruf gehört.

Lara Körber, Geschäftsführerin einer Bildungsurlauber-Plattform, sagt, dass mit der Pandemie das Interesse an Bildungsurlaub zur Gesundheitsprävention zugenommen habe. Seminare rund um Rückengesundheit, Yoga, Achtsamkeit und Resilienz seien gefragt. Vor allem an der Ostsee und Nordsee, aber auch im Umland größerer deutscher Städte, "wo man Natur erleben kann". Wen es in die Ferne zieht, wählt lieber eine Sprachreise.

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