Job in Finance und Banking: Das erwarten Personaler in der Finanzbranche

Autor*innen
Kristina Folz
Zwei Personen schütteln sich die Hände, eine davon trägt einen Aktenkoffer. Beide Köpfe wurden durch Sprechblasen mit Gesichts-Silhouetten ersetzt. Diese überlappen sich.

Was muss ich mitbringen, um in der Finanzindustrie einen Job zu ergattern? Ist ein BWL-Studium Voraussetzung? Und habe ich als Quereinsteiger eine Chance? Die wichtigsten Qualifikationen in Banking & Finance.

Die Finanzbranche ist vielfältig. Neben Banken - darunter Privatbanken, öffentliche Banken, Sparkassen, Geschäftsbanken, Landes- und Zentralbanken sowie Investmentbanken - zählen dazu Hedgefonds, Private Equity Fonds, Broker, Rating-Agenturen, Versicherungen, Börsen sowie Unternehmensberatungen mit Schwerpunkt im Finance-Sektor. Deshalb gibt es eine Vielzahl an möglichen Jobs im Finanzgewerbe: vom Kassierer zum Consultant, vom Finanzberater bis zum Börsenmakler. Je nach Beruf sind die Anforderungen unterschiedlich.

Welchen Abschluss sollte ich für die Finanzbranche mitbringen?

Bachelor

Mit einem Bachelor-Abschluss in der Tasche findest du in einer Bank, bei einem Finanzdienstleister oder in einer finanznahen Unternehmensberatung eine Einstiegsposition, zum Beispiel als Trainee. Bei der Deutschen Bank etwa sind knapp ein Drittel der Neueinsteiger Bachelor-Absolventen. Nur wenige Geldhäuser bieten überhaupt keine Stellen für Bachelor an. Viele Finanzinstitute und Consulting-Unternehmen bieten auch Einstiegs-Jobs an, bei denen ein berufsbegleitender Master vorgesehen ist. Denn für den weiteren Aufstieg ist ein Master-Abschluss oft sinnvoll.

Master

Viele Consulting-Firmen stellen bevorzugt Mitarbeiter ein, die mindestens einen Master vorweisen können. Auch im Bankenwesen und bei Finanzdienstleistern ist ein Master die Eintrittskarte für höhere Posten. Wer zum Beispiel im Asset Management, als Investmentbanker oder als Fondsmanager arbeiten möchte, sollte einen Master oder MBA machen.

MBA/Executive MBA

Lohnt sich ein MBA-Abschluss für eine Karriere in Banking und Finance? Die Antwort ist ein klares "Kommt darauf an". Je nachdem, wo du arbeiten möchtest und welche Position du gerade innehast, kann ein MBA oder EMBA sinnvoll sein. Absolventen ohne Berufserfahrung sollten in jedem Fall erst einmal arbeiten, bevor sie einen (E)MBA in Angriff nehmen. Die meisten MBA-Studenten haben zwei bis fünf Jahre in der Branche gearbeitet, denn ein MBA dient nicht nur der fachlichen Vertiefung, sondern auch dem persönlichen Austausch und dem Networking.

Wenn du einen Jobwechsel anstrebst, kann ein MBA ein gutes Sprungbrett darstellen, vor allem wenn du von einem kleinen zu einem größeren Unternehmen wechseln willst. Denn die großen Banken, Finanzdienstleister und -beratungen rekrutieren oft ihre Mitarbeiter aus MBA-Programmen namhafter Business Schools. Bei Investment-Banken haben Bewerber mit MBA grundsätzlich bessere Karten als Absolventen mit anderen Studienabschlüssen. Im Asset Management ist ein MBA dagegen nicht nötig, da er nicht spezialisiert genug ist.

Ein Executive MBA qualifiziert Fachkräfte, die eine Führungslaufbahn einschlagen wollen. Er wird in Teilzeit berufsbegleitend erworben. Es gibt bei vielen Banken und Finance-Firmen ein gesondertes Trainee-Programm für (E)MBA-Absolventen mit Führungsambition.

Promotion

Im Bankenwesen ist eine Promotion nicht unbedingt nötig, um Karriere zu machen. Je nach fachlicher Ausrichtung kann aber zum Beispiel im Asset Management eine Promotion sinnvoll sein. In großen Consulting-Firmen, die im Bereich Finance tätig sind, ist ein akademischer Titel beim Aufstieg hilfreich. Gerade die großen Beratungsunternehmen legen darauf Wert und bieten berufsbegleitende Promotionsprogramme an.

Welche Studienrichtungen sind im Finanz- und Bankwesen gefragt?

BWL, VWL und WiWi - Studienfächer mit wirtschaftlichem Background

Ein betriebswirtschaftliches Studium ist eine gute Voraussetzung für einen Job in Finance und Banking und gilt als "klassische" Ausbildung. Aber ein BWL-Studium ist nicht die einzige Grundlage für einen Job als Finanzberater, Banker, Broker, Business Analyst und Co.

Auch Absolventen der Studiengänge Wirtschaftswissenschaften (WiWi) und Volkswirtschaftslehre (VWL) werden aufgrund ihrer guten mathematischen Kenntnisse gerne genommen. VWL- und WiWi-Absolventen finden daher oft Jobs auf dem Trading Floor von Banken oder in der volkswirtschaftlichen Research-Abteilung von Finanzinstituten, aber auch in der Unternehmensberatung im Bereich Financial Management.

Spezialisierte Studiengänge: Accounting und Banking and Finance

Neben Universitäts- und Hochschulabschlüssen sind auch spezialisierte Studiengänge privater Business Schools gefragt, so zum Beispiel Investment Banking, Accounting oder Banking and Finance. Da diese Studiengänge fokussierter sind als beispielsweise BWL oder WiWi, bist du bei der Berufswahl etwas eingeschränkter als mit einem "Generalstudium". Dafür bist du in deinem Spezialbereich besser ausgebildet. Wenn du bereits genau weißt, welchen Job du später machen möchtest, kann ein spezialisierter Studiengang für dich die richtige Wahl sein. An der Deutschen Börse bist du zum Beispiel als Finance-Absolvent sehr gefragt. Allerdings solltest du beachten, dass Studiengänge privater Business Schools deutlich teurer sind als ein Studium an einer öffentlichen Hochschule.

(Wirtschafts-)Informatik

Eine gefragte und zukunftsträchtige Zusatzqualifikation bei Banken, Finanzinstituten und -dienstleistern sowie Unternehmensberatungen sind IT-Kenntnisse. Dieser Trend wird in Zukunft noch zunehmen. Daher stellen Finance-Unternehmen besonders gerne Informatiker und Wirtschaftsinformatiker ein. Diese arbeiten dann beispielsweise in den Bereichen digitale Sicherheit, Data Mining und Data Analysis. Auch an der Deutschen Börse werden bevorzugt Kandidaten mit Finance-IT-Qualifikationen eingestellt.

Mathematik und Naturwissenschaften

Mathematiker sind beliebte Kandidaten bei Banken, Versicherungen, Consulting-Unternehmen und Finanzdienstleistern, da ein gutes Zahlenverständnis in fast allen Finance-Jobs wichtig ist. Profunde Mathe-Kenntnisse gepaart mit Wirtschaftswissen bringen Wirtschaftsmathematiker mit. Deshalb sind sie eine begehrte Spezies für Jobs als Risikomanager, als Trader bei Banken, als Portfoliomanager bei Hedgefonds oder als Asset Manager.
Auch Naturwissenschaftler (zum Beispiel Physiker) haben Karrierechancen im Bankensektor, bei Finanzdienstleistern und bei Unternehmensberatungen. Sie werden besonders in technologienahen Geschäftsbereichen eingesetzt.

Juristen

Rechtswissenschaftler sind im Bankenwesen, bei Versicherungen und in Unternehmensberatungen sehr gefragt. Zum Beispiel können Juristen als Justiziare, Nachhaltigkeitsmanager oder im Risk-and-Compliance-Bereich arbeiten.

Praktikum, Trainee-Programm, Direkt- oder Quereinstieg?

Praktikum/Werkstudenten-Tätigkeit

Egal ob Versicherung, Bank oder Finance-Beratung: Praxiserfahrung schätzen alle Arbeitgeber für Banker. Am besten ist es, wenn du bereits frühzeitig Praktika oder Orientierungsprogramme absolvierst oder als Werkstudent arbeitest. So lernst du ein oder mehrere Unternehmen und deine potenziellen späteren Kollegen und Chefs kennen, erfährst, wie die internen Prozesse ablaufen und welche Qualifikationen dort geschätzt werden. Bei einer späteren Bewerbung wird es dir immer helfen, wenn du das Unternehmen bereits von innen kennst. Den Praktikanten und Werkstudenten, die einen guten Eindruck hinterlassen, bieten die meisten Banken, Versicherungen und Beratungsfirmen die Aufnahme in einen speziellen Talentpool an, aus dem sie bevorzugt rekrutieren.

Duales Studium

Eine andere Art, Praxiserfahrung zu sammeln, bieten duale Studiengänge. Gerade im Finanzsektor sind sie sehr beliebt. Studierende erhalten schon während des Studiums Einblicke in Unternehmensabläufe, verdienen Geld und verschaffen sich so Vorteile beim Direkteinstieg. Ein duales Studium bietet die gleichen Vorteile wie ein Praktikum: Wer bereits Kontakte geknüpft hat und das Unternehmen kennt, ist bei Bewerbung und Vorstellungsgespräch besser vorbereitet und hat einen Bonus, da die Personaler ihn bereits kennen- und schätzen gelernt haben.

Abschlussarbeit

Wer seine Bachelor- oder Masterarbeit in einem Unternehmen aus der Finanz- und Bankenbranche schreiben möchte, hat eine große Auswahl. Nahezu alle Banken und Versicherungen, aber auch einige Consulting-Firmen und selbst die Deutsche Börse bieten die Möglichkeit an, eine unternehmensinterne Abschlussarbeit zu schreiben. Auch dadurch kannst du dir einen guten Ruf bei deinem zukünftigen Arbeitgeber sichern und auf die direkte Übernahme oder die Aufnahme in einen Talentpool hoffen.

Für Juristen: Referendariat in den Bereichen Wirtschafts- oder Arbeitsrecht

Juristen können bei Banken oder in Unternehmensberatungen die Wahl- oder Anwaltsstation verbringen. Voraussetzungen sind meist ein sehr gutes Erstes Staatsexamen, ein wirtschafts- oder arbeitsrechtlicher Studienschwerpunkt, sehr gute Englischkenntnisse und Interesse an Wirtschaftsthemen. Auch im Bereich Legal bieten zahlreiche Banken Referendariatsplätze an.

Trainee-Programm

Wer noch keine Berufserfahrung hat und direkt in einem Unternehmen der Finanzindustrie einsteigen möchte, absolviert in der Regel erst einmal ein Trainee-Programm. Dabei durchläufst du mehrere Geschäftsbereiche. So wirst du zum Allrounder und bekommst einen Überblick über die internen Prozesse und verschiedenen Abteilungen. Bei vielen Unternehmen hast du die Möglichkeit, dich erst während deines Trainee-Programms zu entscheiden, welche Richtung du anschließend einschlagen möchtest.

Direkt- und Quereinstieg

Während für Berufseinsteiger bei Banken und Versicherungen meist ein Trainee-Programm als Einstieg dient, kannst du dich bei Finanzdienstleistern und Beratungs-Firmen nach dem Abschluss auch direkt auf einen Job bewerben, zum Beispiel als (Junior) Consultant oder Analyst. Praxiserfahrung ist jedoch eine unabdingbare Voraussetzung für einen Job in Banking und Finance - ob in Form von Praktika, einer Werkstudenten-Tätigkeit oder einer unternehmensinternen Abschlussarbeit. In manchen Branchen ist es allerdings für Hochschul-Absolventen nahezu unmöglich, direkt einen Job zu finden. Hedgefonds und Private Equity Fonds stellen zum Beispiel nur sehr wenige Absolventen frisch von der Hochschule ein. Berufserfahrung gilt bei diesen Unternehmen als Einstiegsvoraussetzung.

Gut zu wissen: Die Finanzbranche ist sehr aufgeschlossen gegenüber Quereinsteigern. Daran ist zum einen der Fachkräftemangel schuld, zum anderen werden aber auch bewusst Leute mit finanzfremdem Hintergrund gesucht. Denn Quereinsteiger bringen oft eine ungewöhnliche Sichtweise in die Unternehmen ein und verfügen über nützliche (Sprach-)Kenntnisse. Das Wissen aus dem Studium ist schließlich nur zu einem Teil jobrelevant. Dafür spielen andere Qualifikationen eine große Rolle.

Noten sind nicht alles: gewünschte Qualifikationen und Soft Skills

Qualifikationen

Um einen guten Job in Banking und Finance zu ergattern, brauchst du natürlich gute Noten. Aber die sind nur ein Faktor von vielen. Da die Finanzbranche international geprägt ist, erwarten die meisten Unternehmen exzellente Englischkenntnisse, die du am besten bei einem Auslandsaufenthalt oder Auslandssemester vertieft hast. Je nach der Ausrichtung des Unternehmens können auch weitere Fremdsprachenkenntnisse erwünscht sein. In vielen Berufsfeldern ist ein gutes Zahlenverständnis unverzichtbar.

Aber auch IT-Kenntnisse sind überaus gefragt. Da die Finanz- und Bankenbranche stark von der Digitalisierung betroffen ist, werden Kenntnisse in diesem Bereich immer wichtiger. Das betrifft sowohl die Geldhäuser als auch andere Finanzunternehmen. Für bestimmte Berufe muss man zudem spezielle Zusatzqualifikationen erwerben. Wertpapierspezialisten müssen zum Beispiel eine EUREX-Lizenz besitzen.

Soft Skills

Wer einen Job in der Finanzberatung anstrebt, sollte sehr gut mit Druck umgehen können, Teamfähigkeit beweisen und einen ausgeprägten Sinn für Perfektion aufweisen. Belastbarkeit, Organisationstalent und Kommunikationsstärke gehören zur Grundausstattung eines Consultants sowie eines Jobs im Asset Management oder Investment Banking. Detailgenauigkeit, Engagement, analytische Fähigkeiten, selbstständiges Arbeiten, Analyse- und Kommunikationsstärke nennen Personaler in Banken und Co. ebenfalls als wichtige Soft Skills.

Wichtig: Weiterbildung

Weiterbildung ist in der Finance-Branche unerlässlich. So sind zum Beispiel Fortbildungen zum Chartered Financial Analyst (CFA) oder zum Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA) Bausteine einer erfolgreichen Portfoliomanager-Laufbahn. Auch für Banker gibt es mehrere Qualifizierungsprogramme, die zum Beispiel von der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) angeboten werden.

Ein (E)MBA-Studium oder eine Projektmanagement-Fortbildung kann ebenfalls sinnvoll sein, wenn du in der Hierarchie aufsteigen möchtest. Viele Consulting-Firmen, aber auch andere Finanzunternehmen haben sogar eine eigene Corporate University oder ähnliche Einrichtungen, an denen die Mitarbeiter Kurse belegen können.

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