Zusatzqualifikationen für Finance Professionals: CPA, ACCA, CMA und mehr – lohnt sich das?

Autor*innen
Henning Pubanz
Ein Mann sitzt auf einem Stuhl und tippt auf seinem Computer

Arbeitest du im Finanzbereich mit Kolleg:innen aus den USA oder dem Commonwealth zusammen, triffst du in deren Signaturen häufig auf Abkürzungen wie CPA, ACCA, CMA oder CFA. Diese Kürzel stehen für Zusatzqualifikationen, die in den englischsprachigen Ländern gang und gäbe sind, aber auch in Deutschland immer gefragter werden. In diesem Artikel geben wir dir einen Überblick über die renommiertesten Zertifizierungsprogramme für Finance Professionals. So findest du mit Sicherheit die Zusatzqualifikation, die zu dir und deinem Karrierepfad passt.

Bei den Qualifikationen CPA, ACCA, CMA, CGMA, CFA und CIA handelt es sich nicht um Hochschulabschlüsse, sondern um zertifizierte Berufsexamen, die von professionellen Organisationen vergeben und gemanagt werden. Um die jeweilige Qualifikation zu erwerben, gilt es mehrere Kriterien zu erfüllen. Du musst …

  • … Mitglied der jeweiligen Organisation werden.
  • … einen Hochschulabschluss oder eine vergleichbare Ausbildung besitzen.
  • … mehrjährige einschlägige Berufserfahrung nachweisen.
  • … und Prüfungen bestehen, bei denen die Durchfallquoten häufig bei über 50 Prozent liegen.

Bei den Prüfungen handelt es sich bei den meisten Programmen um schriftliche Prüfungen, die aus Multiple Choice und Essayfragen bestehen. Diese kannst du nach vorheriger Registrierung in Testzentren wie Prometric absolvieren. Daneben gibt es inzwischen erste Möglichkeiten, Prüfungen komplett online von zuhause abzulegen.

Wenn du eine Zertifizierung erworben hast, musst du diese anschließend aktiv halten. Das gelingt dir, indem du Mitglied bei der Organisation deiner Zertifizierung bleibst beziehungsweise eine jährliche Gebühr bezahlst. Außerdem musst du regelmäßig an Weiterbildungen teilnehmen.

Henning Pubanz

Henning Pubanz, CMA, CSCA arbeitet seit über zehn Jahren in verschiedenen Finanzfunktionen international tätiger Unternehmen. Seine beruflichen Stationen haben ihn neben Deutschland und den Niederlanden in die USA geführt.

Die wichtigsten Zusatzqualifikationen lassen sich nach ihrem jeweiligen Themenschwerpunkt in verschiedene Bereiche aufteilen:

  1. Externes Rechnungswesen beziehungsweise Public Accounting
  2. Internes Rechnungswesen / Controlling beziehungsweise Management Accounting
  3. Finanzanalyse beziehungsweise Investment Management und
  4. Interne Revision beziehungsweise Internal Audit

In jeder dieser vier Einheiten gibt es renommierte Programme, die entweder von US- oder UK-basierten Organisationen angeboten werden.

Externes Rechnungswesen: CPA oder ACCA

Der Certified Public Accountant (CPA) ist das in den USA mit Abstand bekannteste Programm. Eingeführt wurde es bereits im Jahr 1896. Die Lizenz wird von den einzelnen Bundesstaaten verliehen, das Examen ist jedoch einheitlich. Es wird vom American Institute for Certified Public Accountants (AICPA) organisiert und besteht aus vier vierstündigen Prüfungen. Diese decken die Bereiche Wirtschaftsprüfung, Unternehmenskonzepte, Buchhaltung und Reporting sowie Regulierung ab. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf dem US-amerikanischen Rechnungslegungsstandard US-GAAP. Für das Bestehen aller vier Prüfungen solltest du etwa 9 bis 18 Monate einplanen. Die Kosten für Registrierung, Prüfungsgebühren und den individuell ausgewählten Vorbereitungskurs liegen bei circa 3.000 bis 4.000 Dollar.

Das britische Pendant zum CPA ist der Chartered Certified Accountant (ACCA). Dieses Zertifikat wird von der Association of Chartered Certified Accountants vergeben. Um die Qualifikation zu erwerben, musst du 13 Prüfungen erfolgreich bestehen. Allerdings können dir bis zu neun Tests aufgrund universitärer Vorleistungen erlassen werden. Die Prüfungen gliedern sich in die drei ACCA Levels: Applied Knowledge, Applied Skills und Strategic Professional. Der Fokus liegt dabei auf dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS. Im Durchschnitt dauert es drei bis vier Jahre, diese Qualifikation zu erwerben. Die Gesamtkosten liegen bei etwa 4.000 bis 5.000 Pfund.

Internes Rechnungswesen / Controlling: CMA oder CGMA

Das amerikanische Institute of Management Accountants (IMA) vergibt seit 1972 die Zertifizierung als Certified Management Accountant (CMA). Wenn du diese Zusatzqualifikation anstrebst, muss du mindestens zwei Jahre Berufserfahrung im Finanzbereich nachweisen und zwei vierstündige Prüfungen bestehen. Die erste Prüfung umfasst die Themenfelder Financial Planning, Performance und Analytics. Im zweiten Test geht es um Strategic Financial Management. Insgesamt solltest du für die nebenberufliche Vorbereitung auf die beiden Prüfungen etwa sechs bis zwölf Monate einplanen. Die Gesamtkosten betragen in etwa 2.000 bis 3.000 Dollar.

Das britische Äquivalent zum US-amerikanischen CMA nennt sich Chartered Global Management Accountant (CGMA) und wird vom Chartered Institute of Management Accountants (CIMA) vergeben. Um die Zertifizierung zu erhalten, musst du 13 Prüfungen ablegen. Einige davon können dir jedoch je nach bereits vorhandener Qualifikation erlassen werden. Insgesamt gibt es bei CIMA vier Qualifikationslevels: Certificate in Business Accounting, Professional Operational, Professional Management und Professional Strategic. Je nachdem wie viele Prüfungen dir erlassen werden, kann es bis zu vier Jahren dauern, um CGMA zu werden. Außerdem gibt es Sonderregeln für CPA’s aus den USA und Kandidat:innen, die bereits einen Finance-Master oder MBA haben. Daher unterscheiden sich auch die Kosten für diese Zertifizierung erheblich.

Finanzanalyse: CFA

Eine international äußerst anerkannte Zertifizierung in der Finanzindustrie ist der Chartered Financial Analyst (CFA). Diese Qualifikation wird seit dem Jahr 1963 vom CFA Institute in Charlottesville, Virginia vergeben. Das Programm dauert etwa drei Jahre und besteht aus drei Level, für die jeweils eine viereinhalbstündige Prüfung bestanden werden muss. Dabei werden im Rahmen des CFA-Curriculums unter anderem die Wissensbereiche Quantitative Methoden, Finanzberichte und -analysen, Unternehmensfinanzen, verschiedene Anlageformen sowie Portfolio-Management abgedeckt. Die Gesamtkosten betragen circa. 3.000 bis 4.000 Dollar.

Interne Revision: CIA

Der Certified Internal Auditor (CIA) ist eine Qualifikation, die vom Institute of Internal Auditors in Lake Mary, Florida vergeben wird. Kandidat:innen müssen hierfür drei Prüfungen bestehen, was insgesamt etwa 9 bis 15 Monate dauert. Die Prüfungsinhalte beziehen sich auf Grundlagen, Arbeitsmethoden und Wissenselemente der Internen Revision. Die Gesamtkosten liegen bei circa 2.000 bis 2.500 Dollar.

Wie du siehst, sind der Aufwand und die Kosten einer Zusatzqualifikation nicht unerheblich. Gerade deshalb solltest du dir genau überlegen, welche Zertifizierung am besten zu dir passt und dir die größten Vorteile für deine Karriere bringt. Inzwischen gibt es viele internationale Unternehmen, die den Mehrwert solcher Zertifizierungen erkannt haben und motivierte Mitarbeiter:innen entsprechend unterstützen.

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