Die größten Patzer aus 15 Jahren Bewerbererfahrung: Bewerbungsfehler – so nicht!

Autor*innen
Sabine Würkner
Ein Männergesicht mit nachdenklichem, leicht verzweifelten Gesichtsausdruck. Der obere Teil des Kopfes ist angehoben. Im Innern des Kopfes sieht man gekritzelte Linien und Münder, die verschiedene Gefühle ausdrücken.

Wir von e-fellows.net bearbeiten jährlich zig Bewerbungen für Events, Jobs und Praktika und leiten diese weiter – oder auch nicht. Gerne schicken wir nämlich die Unterlagen an den Bewerber zurück mit der Bitte, sie zu überarbeiten. Weil es einfach unglaublich ist, was bei uns an fehlerhaften und/oder amüsanten Bewerbungen landet, obwohl wir auf unserer Website Bewerbungstipps in Hülle und Fülle anbieten: Hier die Highlights – und wie man es besser macht.

Die meisten Bewerbungsverfahren verlaufen heute elektronisch. Einer der vielen Vorteile für Personaler: Kernfähigkeiten des Bewerbers zeigen sich schon, bevor man auch nur den Lebenslauf geöffnet hat. Benutzt ein Bewerber beispielsweise eine dubiose E-Mail-Adresse und verschickt seine Anhänge unsortiert in verschiedenen Formaten und zu großen Dateien, steigen seine Chancen auf den Absagestapel dramatisch.

Bewerbungen auf elektronischem Wege

  • Dateianhänge: Wenn nicht explizit anders gefordert, gilt: Bewerbungsunterlagen in EINER Datei versenden – idealerweise im PDF-Format. Die Dateigröße sollte 5 MB nicht übersteigen. Unsere Rekorde: 18 Anhänge in unterschiedlichen Dateiformaten, teilweise gezippt. Oder: 73 MB verteilt in elf Anhängen (allein das Abiturzeugnis verbrauchte 16 MB).
  • Dateinamen: So nicht: "L E B E N S L A U F Für Franca". Wer ist Franca? Wir waren es nicht und der Bewerber hieß auch nicht Franca. Besser: "Bewerbung_Unternehmen_Vorname_Nachname.pdf".
  • E-Mail-Absender-Adresse: Aus Datenschutzgründen können wir hier keine Beispiele aufführen. Schade, denn die sind teilweise zum Schreien. Schlimmer wäre nur "geile_maus69@hotmail.com". Tipp: Um seriös rüberzukommen, leg dir eine gescheite E-Mail-Adresse für deine Bewerbungen zu, zum Beispiel: "vorname.nachname@woihrhaltseid.de".

Vollständige Bewerbungsunterlagen

Sorgfalt und Zuverlässigkeit nennst du im Job deine Stärken? Dann sollte sich das auch in deinen Bewerbungsunterlagen widerspiegeln: Unvollständige und/oder falsche Kontaktdaten sowie Fehler in Rechtschreibung und Syntax hinterlassen keinen guten Eindruck.

  • Kontaktdaten: Unglaublich, aber wahr: Nicht jede Bewerbung enthält vollständige Kontaktdaten des Bewerbers. Zum einen sollte schon in der E-Mail eine Signatur enthalten sein. Zum anderen gehören vollständige Kontaktdaten in die Unterlagen. Peinliche Anekdote: Weil wir einmal weder Telefonnummer noch E-Mail-Adresse des Kandidaten hatten und keinen Brief schreiben wollten, blieb uns nur die Suche übers Internet. Fündig wurden wir auf StudiVZ.
  • Schreibfehler: "Da ich mit dem Gedanken spiele, nach meinem Studium im Bereich Journalismus zu arbeiten, bietet mir Ihr Praktikum die möglichkeit, erste Ehrfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen." Klar, eine fehlerfreie Bewerbung ist schwer. Aber gerade, wenn man sich in einer Redaktion bewirbt, sollte man fehlerfrei schreiben können und stilistische Grundregeln beachten. Wenn dann noch im Zeugnis zu lesen ist, dass der Bewerber im Deutsch-LK 15 Punkte hatte, kommen bei jedem Personaler Zweifel auf.
  • Schlampigkeit und Einheitsbrei: Bewerbungsunterlagen müssen vollständig, ordentlich, fehlerfrei und individuell sein. Personaler sehen einer Bewerbung an, ob sie an ein Unternehmen angepasst wurde oder ob es sich um ein Massenschreiben handelt, das zig Arbeitgeber gleichzeitig glücklich machen soll. Es gibt sogar Bewerber, die sich nicht einmal die Mühe machen, Firma, Adresse und Ansprechpartner korrekt auszutauschen. P.S.: Lukas Oldenburg freut sich nicht über solche Anreden: "Sehr geehrter Herr Lukas".

In der Kürze liegt die Würze

Auch wenn du viele Qualifikationen und Erfahrungen vorzuweisen hast: Der Personaler hat nur begrenzt Zeit, deine Unterlagen zu bewerten. Überzieh sein Zeitbudget nicht und komm ihm mit angepassten, sorgfältig aufbereiteten Unterlagen entgegen. Das macht definitiv einen guten, organisierten Eindruck.

  • Länge des Anschreibens: Unser Kürze-Rekord: drei Zeilen. Unser Länge-Rekord: knapp drei Seiten. Tipp: Mit einer Seite, inklusive Kopfzeile, Betreff, Ort und Datum, liegst du richtig.
  • Länge der Bewerbung: Der Rekord liegt bei 36 Seiten inklusive Inhaltsverzeichnis – das brauchten wir dafür auch. Allein das Anschreiben und der Lebenslauf umfassten acht Seiten. Die Grundregel lautet: eine Seite Bewerbungsanschreiben, maximal zwei Seiten Lebenslauf und dann die relevanten Zeugnisse. Wer jede Bescheinigung für jeden Kurs, jede Veranstaltung und jede zweistündige Nebentätigkeit beilegt, zeigt, dass er nicht priorisieren kann.

Bewerbungsfoto

Um deine fachliche Qualifikation zu unterstreichen, ist ein seriöses Bild unentbehrlich. Eine Selbstverständlichkeit? Nicht für alle.

  • So nicht: Ein Bewerbungsfoto rundet deine Bewerbung ab. Bilder aus dem besten Urlaub deines Lebens, im schicken Kleid auf der letzten Party oder für den Perso-Antrag hingegen zerstören den professionellen Eindruck. Denn wer außer einem Bademoden-Model wirkt unter Palmen schon fachkompetent?
  • So wirklich nicht: Auch hier wünschten wir, Belege posten zu dürfen – das hätte großen Unterhaltungswert. Unsere No-go-favorites: Bewerber zwischen drei riesigen Teddybären und Urlaubsfoto mit verschwitztem Wandersmann. Tipp: Ihr müsst keine High-end-Fotosession für Hunderte von Euro durchposen, aber ein seriöses, professionelles Bild in angemessener Kleidung und ordentlichem Erscheinungsbild sollte es schon sein.

Von der besten Seite

In einem Bewerbungsschreiben hebst du deine herausragenden und besten Eigenschaften hervor. Aber Vorsicht: Wer übertreibt, fällt schnell negativ auf. Beleg deine Fähigkeiten anhand von Beispielen und Leistungen.

  • Soziales Engagement: "Zur Zeit beteilige ich mich noch an einem Wettbewerb der Universität Siegen. [...] Ein sogenanntes Brückenbau-Wettbewerb. [...] Eine Brücke zu bauen, nur mit Papier und Pappe inklusive Klebstoff, und einem Maximalgewicht von 240 Gramm." Ja, auf so etwas hat die Gesellschaft gewartet. Und die Unternehmen auch. Dicke Pluspunkte sammelst du auch, wenn du alle Recruiting-Workshops unter diesem Punkt aufzählst, die du jemals mitgemacht hast (Achtung, das war ironisch). Soziales Engagement zeichnet sich dadurch aus, dass man etwas für andere tut, und zwar dauerhaft und von Herzen. "Engagement" sollte also schon erkennbar sein.
  • Adjektiv-Terror: Natürlich musst du dich mit deiner Bewerbung verkaufen, aber bitte nicht durch eine endlose Aneinanderreihung von positiven Adjektiven à la: "Ich bin mit Leib und Seele dabei, mit meiner ganzen Persönlichkeit, bin konzentriert, fokussiert, arbeite präzise und bin pro-aktiv. Ich arbeite gerne selbstständig und unter Eigenverantwortung, damit ich aus meinem ganzen kognitiven, affektiven und kreativen Potenzial schöpfen und pro-aktiv innovative Ideen generieren kann." Tipp: Schreib zu den positiven Eigenschaften eine Begründung: Bei welchem Projekt hast du zum Beispiel Kreativität und Eigenverantwortung unter Beweis gestellt?

Puh, das ist eine ganz schön lange Liste. Wir hoffen, es fühlt sich keiner auf den Schlips getreten. Aber wir möchten schließlich einen pädagogischen Auftrag zu deinem Besten erfüllen. Daher noch ein letzter Kritikpunkt und Ratschlag:

  • Faulheit: Wenn wir schon netterweise zurückschreiben mit der Bitte, die Unterlagen noch einmal zu überarbeiten, dann bitte KEINE Reaktion wie diese: "Ich habe noch nie ein Motivationsschreiben geschrieben und habe dafür auch keine Zeit. Bitte leitet das so weiter". 

In diesem Sinne: Alles Gute für eure Bewerbungen! Und im Zweifelsfall gilt: Nachfragen, zum Beispiel in der e-fellows.net community.

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