Gadget: Mithilfe der KI die perfekte Bewerbung schreiben

Autor*innen
Marcus Schwarze
Ein Mensch und ein Roboter schütteln Hände

Die Künstliche Intelligenz unterstützt beim Verfassen des Anschreibens und des Lebenslaufs für die Bewerbung - und verschafft so mehr Zeit für einen besseren letzten Schliff.

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Der Münchener Gründer Kai Uhlig teilte kürzlich auf Linkedin mit Zustimmung der Bewerberin die erste Seite eines Lebenslaufs, der es ihm angetan hatte. Darin listete die junge Frau nicht nur ihre bisherige Karriere auf, sondern empfahl sich als KI-affin ("AI native"): als eine Person, die früh gelernt hat, generative Werkzeuge wie ChatGPT reflexartig in KI-gestützten Arbeitsweisen zu verwenden.

Podcast und Chatbot nutzen

So verknüpfte sie prominent eine unterhaltsame Podcast-Episode über sich. Bei NotebookLM von Google ist es möglich, zwei fiktive Podcast-Hosts über ein beliebiges Thema sprechen zu lassen, zum Beispiel auch über einen Lebenslauf. "So wurde ich beim Mittagessen unterhalten und gleichzeitig informiert – mit ihrer Geschichte, ihren Fähigkeiten und ihrer Motivation", sagte Uhlig. Die Bewerbung enthielt außerdem den Link zu einem Chatbot namens AmandaGPT, der mit Informationen zur Bewerberin gefüttert war und den sie mit Lovable programmiert hat. "Chatte mit meinem KI-Klon", forderte sie auf. "Mittlerweile habe ich 1.000 Prozent mehr Zeit mit ihrem Lebenslauf verbracht als mit jedem anderen Kandidaten im gesamten Auswahlverfahren", schrieb Uhlig .

Um in Bewerbungsverfahren hervorzustechen, werden KI-Fähigkeiten immer wichtiger, insbesondere in der Informationstechnologie, im Marketing und in der Unternehmensführung, wie eine Arbeitsmarktanalyse des Datenanbieters Lightcast ergab. Dabei muss es nicht immer ein schmückender Podcast oder ein KI-Klon sein.

Bewerbung.ai verarbeitet Stellenbeschreibung und Lebenslauf

Fürs einfache Anschreiben taugen Dienste wie Bewerbung.ai. Dort kopiert der Nutzer die Stellenbeschreibung in ein Eingabefeld, lädt den bisherigen Lebenslauf hoch und ergänzt den gewünschten Stil: von "formell und professionell" bis "pragmatisch und sachlich". Es dauert etwa zwei Minuten, bis der erste Entwurf fertig ist – eine solide Basis für weitere Überarbeitungen. Für bis zu fünf Bewerbungen zahlt der Nutzer 9,90 Euro.

Kostenlos nutzbar ist ein GPT namens 'Bewerbung schreiben lassen' bei ChatGPT. Auch dort lädt der Bewerber die Stellenausschreibungen und frühere Karriereschritte hoch. Anschließend führt die KI den Nutzer mit bis zu zehn Fragen durch die relevanten benötigten Informationen. Heraus kommt auch hier ein annehmbares Anschreiben. Anschließend bietet die KI an, den Ton zu ändern und eine kreative Fassung zu erstellen. Wer will, kann "kreatives Storytelling" einfordern. Die Maschine stieg im Fall des Autors mit der nostalgischen Anspielung auf ein "krächzendes 56K-Modem" ein – die Älteren mögen sich erinnern. Ob das tatsächlich für eine gute Bewerbung taugt, sei dahingestellt.

KI bewertet Bewerbungen

Die KI kann noch mehr: Sie beurteilt, ob das Anschreiben sich gut für die ausgeschriebene Stelle eignet. "Welche Schlagworte sollten im Anschreiben vorkommen?", wäre eine sinnvolle Frage an die Maschine. Ähnlich gehen auch mehr und mehr Personalabteilungen der Unternehmen vor. Sobald sie die datenschutzrechtlichen Fragen für das Auswerten von Bewerbungen mit Künstlicher Intelligenz geklärt haben, treffen KI-Systeme eine Vorauswahl für potentielle Mitarbeiter.

Das ist allerdings nicht ohne Weiteres umgesetzt. Laut KI-Verordnung der EU zählt die Bewerberauswahl zu der Kategorie "hochriskant". Das Unternehmen muss daher besondere Anforderungen zur Transparenz, Dokumentation und KI-Kompetenz erfüllen. Nicht zulässig ist zudem eine automatisierte Einzelentscheidung ohne menschliche Kontrolle. Außerdem ist bei der formalisierten Vorauswahl mittels KI die Mitbestimmung des Betriebsrats über die Auswahlrichtlinien nötig.

Bias-Tests nötig

Hinzu kommen regelmäßig notwendige Bias-Tests zur Untersuchung auf Voreingenommenheit: Sie dienen dem Nachweis algorithmischer Fairness. Dabei wird gemessen, ob ein KI-System bestimmte Gruppen systematisch benachteiligt oder bevorzugt. Bei Verstößen sind laut KI-Verordnung Geldbußen von bis zu 35 Millionen Euro oder sieben Prozent des weltweiten Jahresumsatzes möglich.

Bewerber müssen über den KI-Einsatz für automatisierte Verfahren aufgeklärt werden. So heißt es etwa bei einem Bewerberportal von Deloitte , dass Bewerbungen automatisiert gescannt und bewertet werden. Diesem "Profiling" kann der Bewerber zwar widersprechen, doch weist das Unternehmen explizit darauf hin, dass dann die Bewerbung zurückgezogen werden kann und der Bewerber nicht mehr als Kandidat für die Position infrage kommt.

So bestehen Bewerber die KI-Vorauswahl

Um als Bewerber die KI-Vorauswahl der Unternehmen bestmöglich zu bestehen, empfehlen Fachportale, den Lebenslauf im PDF- oder DOCX-Format ohne Tabellen, Spalten oder Grafiken einzureichen. Diese lassen sich am zuverlässigsten einlesen. Außerhalb des Fließtextes sollten keine Logos oder Piktogramme platziert werden. Zentrale Fachbegriffe und Anforderungen aus der Ausschreibung sollten wortgleich ins eigene Profil, in einen Abschnitt über eigene Erfahrungen und ins Anschreiben übernommen werden. Dringend zu vermeiden ist, diese Stichwörter unsichtbar im weißen Rand oder als versteckte Absätze in Form von "Keyword-Stuffing" einzusetzen. Das wäre eine Irreführung.

Sinnvoll ist zudem, standardisierte Überschriften zu nutzen, etwa für "Berufserfahrung", die "Ausbildung" und die "Kenntnisse". Das erleichtert der KI die Zuordnung. Jobtitel und Zeitangaben sollten einheitlich aufgebaut sein, zum Beispiel "Softwareentwicklerin, 10/2022 – heute". Standard ist ein umgekehrt chronologischer Aufbau, also die jüngsten Karriereschritte zuerst zu nennen.

Dienste wie Jobscan oder CV-Optimiser analysieren Anschreiben und Lebenslauf im Vergleich zur Stellenbeschreibung. Sie zeigen, wo Schlagworte fehlen oder das Layout problematisch ist. In einem Test gelang das mit dem englischsprachigen Jobscan für eine erste Einschätzung einer deutschen Bewerbung und Ausschreibung recht gut – und kostenlos.

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