Erfahrungsbericht – LL.M. an der University of Auckland (2016): Kia Ora and Welcome!

Autor*innen
Tom-Philipp Cagan
Zwei Hände umrahmen schützend eine Schildkröte und Blumen.

In Neuseeland ticken die Uhren anders – und das nicht nur, weil das Land in der südlichen Hemisphäre liegt. Deshalb tagelang auf wichtige E-Mails warten zu müssen, fiel Tom-Philipp Cagan nicht immer leicht. Trotzdem hat er seine Zeit bei den Kiwis sehr genossen.

Schon während meines Studiums war für mich klar, dass ich in einem englischsprachigen Land einen LL.M. machen möchte. Nach meinem Ersten Staatsexamen und vor Beginn des Referendariats bin ich daher für zehn Monate ans andere Ende der Welt gereist, um meinen LL.M. in Neuseeland an der University of Auckland zu machen. Bereits am Flughafen wurde ich freundlich und sehr herzlich begrüßt. Die Gastfreundlichkeit und das "Laissezfaire" der Neuseeländer:innen sollten mich die nächsten zehn Monate begleiten – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Universität. Neuseeländer:innen sind offen und freundlich und genießen das Leben. Als Ausländer:in wird man mit offenen Armen begrüßt. Aber man muss sich darauf einstellen, dass die Uhren in Neuseeland anders ticken – das Leben ist entschleunigt, sowohl im Alltag, als auch an der Universität. Einerseits ist es angenehm, den Dingen ihren Lauf zu lassen und zu sehen, dass es dennoch funktioniert. Auf der anderen Seite wartet man manchmal Tage auf wichtige E-Mails der Universität, was mitunter sehr anstrengend sein kann.

Unser Karriereratgeber Der LL.M. 2021 [Quelle: e-fellows.net]

Dieser Erfahrungsbericht ist 2016 in unserem Karriere-Ratgeber "Der LL.M" erschienen. Hol dir jetzt die neueste Ausgabe mit vielen weiteren nützlichen Infos und Tipps rund um den Master of Laws.

Ich habe mich für die University of Auckland entschieden und diese Wahl nicht bereut. Auckland bietet eine hervorragende Mischung aus nationalen und internationalen Kursen, die von neuseeländischen Professor:innen oder von Professor:innen von anderen englischsprachigen Universitäten unterrichtet werden. Das akademische Jahr begann für mich im März und endete im Oktober 2014. Es ist ratsam, ein paar Tage früher nach Auckland zu reisen, da in der ersten Woche vor dem offiziellen Semesterbeginn eine Einführungsveranstaltung zum Common Law stattfindet.

Bewerbung und Organisation

Man sollte schon früh mit der Bewerbung beginnen. Zum einen, um die Bewerbungsfrist einzuhalten, und zum anderen, um die benötigten Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen. Ich habe mich etwa ein Jahr vor Beginn des LL.M. bei der University of Auckland beworben. Unterstützung bei der Bewerbung bietet das Institut Ranke-Heinemann. Das Institut hilft beim Zusammenstellen der notwendigen Bewerbungsunterlagen und schickt diese dann per Post an die neuseeländischen Universitäten.

Voraussetzung für die Teilnahme am LL.M.-Programm der University of Auckland ist für deutsche Studierende das Erste Staatsexamen und ein Nachweis über ausreichende Englischkenntnisse. Die University of Auckland akzeptiert sowohl den IELTS als auch den TOEFL. Ich habe mich für den TOEFL entschieden. Die meisten Fachsprachenzentren der deutschen Universitäten bieten diesen Test in regelmäßigen Abständen an. Die Höchstpunktzahl beim TOEFL beträgt 120 Punkte, die University of Auckland gibt als Mindestvoraussetzung 100 Punkte vor. Auch die anderen neuseeländischen Universitäten verlangen in etwa die gleiche Punktzahl. Zur Vorbereitung auf den TOEFL empfiehlt es sich, auf eines der speziellen Übungsbücher zurückzugreifen, da es beim TOEFL neben den Englischkenntnissen auch darauf ankommt, sich an das Testformat zu gewöhnen.

Studienfinanzierung und Lebenshaltungskosten

Der LL.M. an der University of Auckland kostet für ausländische Student:innen ungefähr 20.000 Euro. Dabei handelt es sich um die reinen Studiengebühren – Kosten für Skripte und Lehrbücher müssen noch hinzugerechnet werden. Im Vergleich zu anderen LL.M.-Programmen, zum Beispiel in den USA, gibt es nur sehr wenige Stipendien, die bei der Finanzierung des LL.M. an einer neuseeländischen Universität zur Hilfe stehen. Und wenn es eines gibt, dann muss man sich in der Regel mehr als ein Jahr vor Beginn des LL.M.-Studiums für das Stipendium bewerben. Da ich mich weniger als zwölf Monate vor Beginn des Semesters dazu entschieden habe, den LL.M. in Auckland zu machen, kamen für mich keine Stipendien in Betracht. Deshalb habe ich meinen LL.M. mit Ersparnissen und durch die Unterstützung meiner Eltern finanziert. Neben den Studiengebühren kommen natürlich noch Kosten für Wohnen und Leben hinzu. Zwar gibt es Wohnheime der Universität, doch ein Wohnheimplatz ist fast genauso teuer wie die Studiengebühren und man schließt den Vertrag für einen Wohnheimplatz für mindestens zwölf Monate. Aus diesen Gründen habe ich mich entschieden, nach etwas anderem zu suchen und habe dann mit 15 anderen Menschen in einem Haus in Auckland gewohnt. Im Allgemeinen ist Neuseeland ein eher teures Land – was man zum Beispiel daran erkennen kann, dass ein Abendessen im Restaurant deutlich mehr als in Deutschland kostet oder dass fast alle Lebensmittel importiert werden und daher entsprechend teurer sind. Auch sind die Mieten in Auckland sehr hoch. Man sollte mit etwa 1.000 neuseeländischen Dollar pro Monat für ein Zimmer rechnen, was ungefähr 650 Euro entspricht. Auch ist es ratsam, noch etwas Geld für das spätere Reisen zu sparen.

Fazit

Die zehn Monate vergingen wie im Flug. Dennoch hatte ich nach der Abgabe des letzten Papers noch sechs Wochen Zeit, um Neuseelands einzigartige Landschaft zu erkunden, bevor es zurück nach Deutschland ging. Ein LL.M. in Neuseeland bietet einem die außergewöhnliche Möglichkeit, etwas Sinnvolles für seine Karriere zu machen und gleichzeitig ein Land kennenzulernen, das eine einzigartige und atemberaubende landschaftliche Vielfalt mit "Postkartenatmosphäre" bietet. Wenn man sich auf das Leben in Neuseeland einstellt, erlebt man dort eine unvergessliche Zeit.

Weitere Erfahrungsberichte zum LL.M.