Asset Management: Bewerbung und Jobinterview meistern

Autor*innen
Michael Diedrich
Zwei Männer schütteln sich die Hände. Einer der Männer steht in einem Tablet und ist eher leger gekleidet, der andere trägt Anzug und Aktentasche.

Herzlichen Glückwunsch – eine Bank oder ein Asset-Management-Unternehmen hat dich zum Vorstellungsgespräch eingeladen. In der Regel erwartet dich ein strukturiertes Interview, das über deine Motivation, Interessen, Talente und Kompetenzen Auskunft geben soll.

Inhalt und Aufbau der Interviews sind in der Regel für Praktikanten, Trainees und Direkteinsteiger weitestgehend gleich. Sie unterscheiden sich jedoch in der Intensität der Fragen und in der Anzahl und der Hierarchie der Interview-Teilnehmer.
 
Interview-Partner sind meist der zuständige Personalreferent und zwei bis vier Fachvertreter aus dem Bereich des Asset Managements, für den gesucht wird. Die Konstellation der Interviews, die Abfolge und die Anzahl können von Unternehmen zu Unternehmen und von Position zu Position variieren, ebenso die Zahl der Interview-Runden.

Interview mit angehenden Praktikanten

Ein effektives Praktikum im Asset Management sollte sechs bis zehn Wochen dauern – im Idealfall noch länger. Die Bewerber sollten mindestens im dritten Semester ihres wirtschaftswissenschaftlichen oder (finanz-)mathematischen Hochschulstudiums sein. Wünschenswert sind Vorkenntnisse in quantitativen Methoden, in Unternehmensbewertung und fundierte Erfahrung im Umgang mit Excel Visual Basic. Normalerweise führen ein Personaler und zwei bis drei (Junior-)Portfoliomanager Einzelgespräche mit gezielten Fragen und diagnostischen Methoden.

Typische Interviewfragen bei einer Bewerbung im Asset Management

Im Auswahlgespräch für ein Praktikum im im Asset Management, beispielsweise im Portfoliomanagement, könnten dir folgende Fragen begegnen:

Fragen nach Interessen und Motivation des Bewerbers
  • Was reizt Sie an wirtschaftlichen Zusammenhängen?
  • Woher kommt ihre Begeisterung für den Kapitalmarkt? Was macht den Reiz aus?
  • Was bedeutet ihnen der Umgang mit Zahlen? Woher kommt diese Affinität?
  • Welche Fächer machen Ihnen im Studium am meisten Spaß?
  • Was interessiert Sie an der Aufgabe in unserem Hause?
Fragen nach Erfahrungen
  • Was sind Ihre wichtigsten Erfahrungen aus ihrem Auslandsaufenthalt?
  • Was haben Sie dabei gelernt?
  • Was war im Studium/Praktikum ihr größter Erfolg/ihre größte Herausforderung?
  • Wie war die Ausgangssituation?
  • Worin bestand die Herausforderung?
  • Wie sind Sie vorgegangen?
  • Was kam dabei heraus?
Fragen zur Passung zwischen Talent und Rolle
  • Was können Sie besser als andere in Ihrem Umfeld?
  • Was verstehe oder lernen Sie deutlich schneller als andere?
  • Welche Arbeiten fallen Ihnen am leichtesten?
Fragen zu fachspezifischen Vorkenntnissen
  • Was ist eine Rente bzw. was versteht man unter Fixed Income?
  • Was versteht man unter Duration?
  • Wie bewertet man Renten?
  • Welche Modelle und Verfahren zur Bewertung von Unternehmen kennen Sie?
Fragen zu aktuellen Themen oder der aktuellen wirtschaftlichen Lage
  • Wo steht der Leitzins?
  • Welche Auswirkungen hat die weltweite Finanzkrise auf die Fiskalpolitik der Euro-Beitrittskandidaten?
  • Was sind Ihre Lösungsvorschläge für die Finanzkrise?
  • Wo sehen Sie den DAX in drei Monaten?
Fragen zum logisch-analytischen Denkvermögen und zum Testen der Auffassungsgabe
  • Wenn Sie sich einmal das (hypothetische oder reale) Finanzprodukt xy vorstellen, welche Einflussfaktoren müssen gegeben sein, damit Ergebnis z eintritt?
  • Wenn man folgende Parameter abändert, welche Konsequenzen werden daraus resultieren?

Eine beliebte Technik zur Erprobung des logisch-analytischen Denkvermögens sind sogenannte Brainteaser: Sie fordern das logische Denkvermögen eines Bewerbers, indem sie ihn gedanklich leicht "überrumpeln" und ihn zwingen, unkonventionell zu denken. Oft gibt es keine konkrete Antwort auf die Denksportaufgabe. Vielmehr kommt es darauf an, unter Zeitdruck eine logisch stringente Lösungsmöglichkeit zu finden und diese souverän zu präsentieren.

Interviews mit potenziellen Direkt­einsteigern

Die Interviewfragen bei Direkteinsteigern sind ähnlich, allerdings fachlich komplexer. Außerdem werden stärker fundierte Antworten erwartet, was sich auch auf den Grad der Reife und Selbstreflexion bezieht. Darüber hinaus ist bei einem Fest- oder Direkteinsteiger der Cultural Fit noch wichtiger als bei einem Praktikanten. Um festzustellen, ob der neue Mitarbeiter gut ins Team passen würde, nehmen neben dem Personaler noch der Teamleiter und mehrere Teammitglieder an den Interviews teil.

Vorbereitung auf ein Interview im Asset Management

Die Beispielfragen zeigen, dass es bei einem Interview vor allem auf fachliche Kompetenz, Verständnis von Zusammenhängen und auf Selbstreflexion ankommt. Wichtig ist auch, diese Eigenschaften im Gespräch authentisch und souverän zu zeigen. Damit dies gelingt, sollte man sich auf ein Interview sorgfältig vorbereiten.

Fachliche und unternehmensspezifische Vorbereitung

  • Welche Definitionen und Begriffe sind im Asset Management zentral? Kenne ich die wichtigsten Begriffe, und kann ich sie hinreichend beschreiben und zuordnen? (siehe Fachliteratur)
  • Welche Modelle sind im Asset Management Standard? Sind mir die Modelle geläufig, und kann ich sie anwenden? (siehe Fachliteratur)
  • Habe ich fundierte Kenntnisse in Kapitalmarkt- und Portfoliotheorie? In welchen Bereichen habe ich Schwächen, wo muss ich mein Wissen auffrischen? (siehe Fachliteratur)
  • Welches Wissen ist für die ausgeschriebene Position besonders wichtig? Welche Informationen kann ich aus der Ausschreibung ziehen? (siehe Unternehmens-Homepage/Stellenausschreibung)
  • In welchem Bereich des Asset Managements liegen die Stärken des Unternehmens? Welchen Ansatz verfolgt das Unternehmen? Was ist sein Unique Selling Point? (siehe Unternehmens-Homepage)
  • Kenne ich die wichtigsten wirtschaftlichen und politischen Neuigkeiten? Kann ich diese Informationen interpretieren und daraus Schlüsse ziehen? (siehe Tagespresse/Nachrichten)

Persönliche Vorbereitung

  • Gibt es einen roten Faden in meinem Lebenslauf, und kann ich diesen beschreiben?
  • Kann ich wichtige Eck- und Wendepunkte in meinem Lebenslauf nachzeichnen und Lücken erklären? Kann ich meine Lebensentscheidungen begründen?
  • Was waren die größten Herausforderungen in meinem Leben/Studium/Praktikum/Auslandsemester? Worin bestand die Herausforderung? Welche Eigenschaften haben mir geholfen sie zu bewältigen? Was habe ich dabei gelernt?
  • Bei welchen Tätigkeiten erfahre ich die größte persönliche Zufriedenheit?
  • Was treibt mich an, was sind meine übergeordneten Ziele?
  • Was begeistert mich am Asset Management? Was reizt mich an der ausgeschriebenen Stelle?

Wenn man sich im Vorfeld eines Interviews mit diesen und den typischen Interviewfragen befasst, kann man Überraschungen und Stress in Vorstellungsgesprächen vermeiden. Und man lernt sich selbst und das eigene Denken kennen, seine Leidenschaften und Talente. Dies ist die wichtigste Voraussetzung, um authentisch zu sein.

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