Bewerben bei Begabtenförderungswerken: Durchblick im Stipendienwald

Autor*innen
Catalina Schröder
Eine Frau, die sich fragend an den Kopf fasst. Vor ihr liegen drei Pfeile, die verschiedene Wege darstellen.

Begabtenförderungswerke locken mit einer monatlichen Finanzspritze: Seit der BAföG-Erhöhung im Wintersemester 2022/23 winken über 1.000 Euro. Dazu bekommst du in Seminaren oder Exkursionen nützliche Kontakte zu Unternehmen, Parteien, kirchlichen Einrichtungen und anderen Stipendiaten. Doch wer fördert wen? Und wie behältst du bei all den Angeboten den Überblick?

Rund ein Prozent der Studierenden und Promovierenden in Deutschland wird derzeit von einem der 13 Begabtenförderungswerken gefördert. Das macht rund 32.333 Stipendiat:innen (Stand 2021). Je nach Einkommen der Eltern erhalten sie von ihrer Stiftung seit dem Wintersemester 2022/2023 bis zu 812 Euro pro Monat. Dazu gibt es – unabhängig von der finanziellen Lage der Eltern – monatlich 300 Euro Studienkostenpauschale.

Doktoranden und Eltern bekommen mehr

Doktorand:innen bekommen pauschal 1.350 Euro pro Monat und je nach Förderwerk zusätzlich eine Forschungskostenpauschale von 100 Euro. Hast du bereits eine eigene Familie, bekommst du noch mal einen Zuschlag von 155 Euro. Als Student darfst du dich außerdem über einen monatlichen Zuschuss zur Kinderbetreuung in Höhe von 160 Euro pro Kind freuen. Promovierende erhalten für die Kinderbetreuung für das erste Kind 155 Euro, für jedes weitere erhöht sich der Betrag um jeweils 50 Euro. Der Vorteil gegenüber BAföG oder einem Studienkredit liegt auf der Hand: Vom Stipendium zahlst du keinen Cent zurück.

Gefördert werden in der Regel...

  • Erststudiengänge an staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen und Fachhochschulen
  • Aufbau- und Masterstudiengänge
  • Doktorand:innen, die zur Promotion an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule zugelassen sind

Nicht gefördert werden in der Regel...

  • Ausschließliche Auslandsstudiengänge außerhalb der EU
  • Zweitstudiengänge
  • Studienabschlussphasen
  • Promotionen im Fach Medizin

Wie lange wirst du gefördert?

Die Förderungshöchstdauer entspricht wie beim BAföG der Regelstudienzeit deines Fachs und kann nur bei schwerwiegenden Gründen verlängert werden. Bei Bachelor-Studiengängen besteht die Möglichkeit, die Förderung bis zum Ende eines anschließenden Master-Studiums festzusetzen. Doktorand:innen erhalten zunächst ein Stipendium für zwei Jahre, das auf maximal vier Jahre verlängert werden kann.

Praktika und Sprachkurse - ausdrücklich erwünscht

Der Studienaufenthalt, das Praktikum, die Famulatur (ein vorgeschriebenes Praktikum für werdende Ärzt:innen und Apotheker:innen) oder der Sprachkurs im Ausland (sofern er für dein Studium sinnvoll ist) werden ebenfalls finanziell unterstützt und von den Begabtenförderwerken sogar ausdrücklich erwünscht. Die Höhe deines Zuschusses zu Reisekosten, Studiengebühren oder monatlichen Ausgaben, hängt ab vom Land, der Aufenthaltsdauer und der Höhe deines Inlandsstipendiums.

Ab ins Ausland. Doch welche Kosten übernimmt deine Stiftung?

Die Begabtenförderungswerke unterstützen Auslandsaufenthalte ihrer Stipendiat:innen in der Regel mit

  • einer Reisekostenpauschale
  • einem Zuschuss zum Lebensunterhalt
  • einem Zuschuss zu den ausländischen Studiengebühren

Einige Begabtenförderungswerke unterstützen zusätzlich die Teilnahme an einem Sprachkurs.

Von Anthropologie bis Zahnmedizin

Die 13 Förderwerke decken ein breites Spektrum ab: Größtes und ältestes Begabtenförderungswerk ist mit aktuell mehr als 13.000 Stipendiaten die 1925 gegründete Studienstiftung des deutschen Volkes. Der Gründungsgedanke von damals ist auch heute noch aktuell. Er gilt für alle Begabtenförderungswerke: Sie wollen engagierten und leistungsstarken Studierenden die Möglichkeit bieten, sich auch über ihr Fach hinaus weiterzubilden. Gerade auch denjenigen, die sich ein Studium sonst nicht leisten könnten, soll das Studieren durch ein monatliches Stipendium ermöglicht werden.

Partei oder Kirche, Wirtschaft oder Gewerkschaft?

Zu den großen Förderwerken zählen auch die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die dem Arbeitgeberverband nahe Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Das Cusanuswerk ist die Studienförderung der katholischen Kirche; das Studienförderwerk Villigst e.V. das evangelische Pendant. 2009 kam ein jüdisches Förderwerk dazu, das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES). Seit dem Wintersemester 2014/15 werden mit Avicenna-Studienwerk auch begabte muslimische Studierende gefördert. Zu den Begabtenförderungswerken zählen weiterhin die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung, die vom Deutschen Gewerkschaftsbund gegründete Hans-Böckler-Stiftung, die der Linken nahestehende Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Heinrich-Böll-Stiftung, die den Grünen nahe steht, und die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung.

Platz 1: Jura, WiWis und Sozialwissenschaftler

Nimmt man alle Begabtenförderungswerke zusammen, stellen die Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler:innen mit über 30 Prozent den größten Anteil aller Stipendiat:innen. Auf Platz zwei liegen mit etwas Abstand die Sprach-, Kulturwissenschaftler:innen und Sportstudent:innen, gefolgt von den Mathematiker:innen und Naturwissenschaftler:innen.

Bitte früh bewerben

Für die Bewerbung gilt: je früher, desto besser. Denn die Begabtenförderungswerke möchten ihre Stipendiat:innen möglichst lange begleiten. Die Bewerbungsfrist variiert jedoch je nach Förderwerk. Bei vielen gilt, dass Diplom-, Staatsexamens- und Magister-Studierende sich bis zum Ende des vierten Fachsemesters bewerben können. Die Frist für Bachelor-Studierende läuft meist schon nach dem zweiten Semester ab – außer ein anschließender Master ist bereits fest eingeplant. Angehende Doktorand:innen und Studierende, die sich erst zum Master für ein Stipendium interessieren, bewerben sich in der Regel vor Beginn ihres Master-Studiums oder ihrer Promotion.

Checkliste: Das brauchst du zur Bewerbung

Die genauen Anforderungen an die schriftliche Bewerbung unterscheiden sich je nach Begabtenförderungswerk. In der Regel brauchst du folgende Unterlagen:

  • Anschreiben mit Begründung deiner Bewerbung
  • Lebenslauf mit gesellschaftspolitischem Engagement
  • Motivationsschreiben
  • Abiturzeugnis
  • Leistungsnachweise oder aktuelle Notenspiegel
  • Hochschullehrergutachten, als Abiturient: Fachlehrergutachten
  • Bei einer Promotion: zusätzlich ein Exposé

Netzwerk über die Stipendiaten-Zeit hinaus

Wenn du möchtest, profitierst du auch nach deinem Studium oder der Promotion weiterhin von den Angeboten der Begabtenförderungswerke. In Alumni-Netzwerken organisieren sich die ehemaligen Stipendiat:innen, planen Seminare und Exkursionen und nutzen ihr Netzwerk auch, um berufliche Kontakte zu knüpfen. Häufig unterstützen sie die Stiftung freiwillig bei der Auswahl der neuen Stipendiat:innen oder stehen als Mentor:innen zur Verfügung.

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