Stipendien für Student:innen: Bis zu 1155 Euro im Monat

Autor*innen
Valentin Graepler
Zwei Hände zeigen auf ein Geldstück das zwischen den beiden Händen schwebt.

Student:innen mit guten Leistungen müssen sich nicht zwangsläufig mit Kellnerjobs über Wasser halten. In Deutschland gibt es viele Stipendien, die bei der Finanzierung des Studiums helfen – ein Überblick.

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Ein Studium gilt als Investition in die Zukunft – bessere Jobchancen, höheres Einkommen, mehr Sicherheit. Doch während des Studiums müssen viele junge Menschen erst einmal mit wenig Geld auskommen. Miete, Bücher, Lebenshaltungskosten: All das kann trotz Nebenjob und elterlicher Unterstützung zur finanziellen Herausforderung werden. Stipendien sind eine Möglichkeit, den Druck zu mindern.

Einige der wichtigsten Stipendien in Deutschland werden von den 13 Begabtenförderungswerken vergeben. Die Bedingungen für eine Förderung reichen von überdurchschnittlichen Studienleistungen über gesellschaftliches Engagement bis hin zu finanzieller Bedürftigkeit. Die Mittel werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung vergeben. Die Höhe der Förderung ist einkommensabhängig und richtet sich nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Die Grundförderung beträgt maximal 855 Euro im Monat. Hinzu kommen 300 Euro Studienkostenpauschale im Monat. Die existiert zwar vordergründig, um Studienkosten zu decken, das Geld kann aber auch anderweitig verwendet werden. Stipendiat:innen können sich also über bis zu 1.155 Euro im Monat freuen.

Die Begabtenförderungswerke lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Es gibt sechs parteinahe, vier konfessionelle sowie drei weitere Förderwerke mit jeweils unterschiedlicher Ausrichtung – eine ist gewerkschaftsnah, eine arbeitgebernah und eine unabhängig.

Politische Stiftungen und konfessionelle Förderwerke

Die parteinahen Stiftungen sind zwar aus rechtlichen Gründen von ihrer jeweiligen Partei getrennt, vertreten aber deren politische Grundsätze. Eine Parteimitgliedschaft ist bei keiner dieser Stiftungen erforderlich. Geförderte Student:innen sollten sich aber mit den jeweils vertretenen Werten identifizieren können. Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung gibt es schon seit den 1950er-Jahren. Hinzu kommen die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung, die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung und die Linken-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung. Manche Förderwerke bevorzugen Bewerbungen von Migrant:innen und anderen Minderheiten. Allerdings ist oft eine EU-Staatsbürgerschaft Voraussetzung für eine Förderung.

Auch die AfD hat im Jahr 2017 mit der Desiderius-Erasmus-Stiftung eine parteinahe Stiftung ins Leben gerufen. Die Bundesregierung verweigert der Stiftung bislang die Förderung, weil ihr vorgeworfen wird, nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu stehen. Da sie keine staatlichen Mittel erhält, ist sie kein offizielles Begabtenförderungswerk im Sinne der anderen 13 staatlich unterstützten Stiftungen.

Neben den politischen Stiftungen gibt es mehrere konfessionelle Förderwerke, die von den großen Religionsgemeinschaften getragen werden. Das Cusanuswerk ist das katholische Begabtenförderungswerk. Voraussetzung für eine Förderung ist eine Mitgliedschaft in der katholischen Kirche. Student:innen, die der evangelischen Kirche angehören, können sich beim Evangelischen Studienwerk Villigst bewerben. Auch konfessionslose Bewerber:innen haben dort eine Chance, müssen aber darlegen, inwiefern sie sich mit Glaubensfragen und kirchlichen Themen auseinandersetzen.

Eine Doppelförderung durch BAföG und ein Stipendium ist nicht möglich

Für jüdische Student:innen wurde im Jahr 2008 das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk gegründet. Es richtet sich in erster Linie an Mitglieder jüdischer Gemeinden, kann aber auch andere Student:innen fördern, die sich intensiv mit jüdischen Themen beschäftigen. Ein weiteres religionsnahes Förderwerk ist das im Jahr 2012 gegründete Avicenna-Studienwerk, das muslimische Student:innen unterstützt. Auch Nicht-Muslime, die sich in besonderem Maße für den interreligiösen Dialog einsetzen, können gefördert werden.

Neben den partei- und religionsnahen Förderwerken gibt es drei weitere große Stiftungen. Die Hans-Böckler-Stiftung steht der Gewerkschaftsbewegung nahe und vergibt entsprechend Stipendien vorzugsweise an Student:innen, die sich gewerkschaftlich oder sozial engagieren. Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft ist stärker mit Arbeitgeberverbänden und Unternehmen vernetzt und fördert leistungsstarke Student:innen mit einem besonderen Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen. Das größte und älteste Begabtenförderungswerk ist die Studienstiftung des deutschen Volkes. Sie ist unabhängig, überparteilich und vergibt Stipendien ausschließlich auf Grundlage von Leistung und Potential.

Die Begabtenförderungswerke sind unterschiedlich groß: Während die Studienstiftung des deutschen Volkes knapp 15.000 Stipendiat:innen fördert, sind es beim Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk weniger als 100. Nicht nur Bachelor- und Masterstudent:innen können gefördert werden: Auch Promovend:innen werden von den Förderwerken unterstützt.

Für Begabtenförderungswerke gilt: Eine Doppelförderung durch BAföG und ein Stipendium ist nicht möglich. Wer BAföG erhält, müsste im Falle eines Stipendiums also darauf verzichten. Wer diese finanzielle Unterstützung nicht aufgeben möchte, kann alternativ das einkommensunabhängige Deutschlandstipendium in Anspruch nehmen. Es bietet zwar mit 300 Euro monatlich eine geringere Förderung, Student:innen können es aber zusätzlich zum BAföG erhalten. Das Deutschlandstipendium wird jeweils zur Hälfte vom Bund und von privaten Förderern finanziert und unterstützt mehr als 30.000 Stipendiat:innen jährlich. Mehr als 300 Hochschulen nehmen teil.

Über 1.000 Stipendien warten auf dich!

Neben den Begabtenförderungswerken gibt es rund 200 weitere kleine Stipendiengeber. Diese sind oft auf bestimmte Fachrichtungen und Themengebiete zugeschnitten. Außerdem gibt es mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) eine Einrichtung, die Stipendien im internationalen Rahmen vergibt. Sie sind sowohl für ausländische Student:innen in Deutschland als auch für deutsche Student:innen im Ausland zugeschnitten.

Was das Thema Auslandsstudium betrifft, muss das Erasmus-Programm der Europäischen Union erwähnt werden. Student:innen, die ein oder zwei Semester an einer Hochschule im Ausland verbringen, können im Rahmen von Erasmus finanzielle Unterstützung erhalten. Das Programm richtet sich an Student:innen aus der gesamten EU sowie an internationale Student:innen, die an einer EU-Universität eingeschrieben sind. Die Höhe der Förderung hängt vom Zielland ab und lässt sich in drei Gruppen unterteilen: In der östlichen Hälfte Europas gibt es monatlich 490 Euro, in Mittel- und Südeuropa 540 Euro und in Nordeuropa 600 Euro. Auch einige nichteuropäische Länder wie Norwegen, Serbien und die Türkei nehmen teil. Darüber hinaus fördert das Erasmus-Programm Studienaufenthalte auf anderen Kontinenten im Rahmen der sogenannten internationalen Dimension. In der Regel sind die Stipendien der Begabtenförderungswerke und das Deutschlandstipendium mit einer Erasmus-Förderung kombinierbar.

Und wie läuft die Bewerbung für ein Stipendium ab? "Zunächst muss man ein dreiseitiges Motivationsschreiben verfassen, in dem man seinen Werdegang erklärt und sich zu den Werten der Stiftung bekennt", verrät der 27-jährige Robert. Er wurde während seines Master-Studiums von der Friedrich-Ebert-Stiftung gefördert. "Danach folgen zwei Gespräche, und irgendwann erhält man eine Rückmeldung. Es ist ein aufwendiger Prozess, aber kein Hexenwerk." Die Wahrscheinlichkeit für eine Förderung variiert je nach Stiftung: Größere Förderwerke können mehr Stipendiat:innen aufnehmen. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Auslandspauschale zu erhalten.

Ein Stipendium bietet nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch die Gelegenheit, wertvolle Kontakte fürs Leben zu knüpfen. Robert erzählt: "Durch die vielen Seminare im Rahmen der Förderung habe ich viele nette und kluge Leute kennengelernt. Es war eine bereichernde Erfahrung. Ich würde es echt jedem ans Herz legen, sich auf ein Stipendium zu bewerben."

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