Arbeitszeitbetrug: "Ich arbeite effektiv zehn von 40 Stunden in der Woche"
- Sarah Kohler

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Sie schlafen im Homeoffice, schauen Serien oder geben zu viele Überstunden an: Immer wieder lügen Angestellte. Experten erklären, ab wann man dafür gekündigt werden kann.

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Manche Angestellte putzen im Homeoffice die Wohnung, anstatt Mails zu beantworten, andere schauen während der Dienstzeit eine Serie oder geben viel mehr Überstunden an, als sie tatsächlich machen. Vor ein paar Wochen hat ZEIT ONLINE Leserinnen und Leser gefragt, wann sie ihre Kolleginnen und Vorgesetzten belügen. Mehr als 800 Menschen haben geantwortet – und erzählt, aus welchen Gründen sie die Unwahrheit sagen.
Ich arbeite als Informatiker oft von zu Hause aus und begehe jeden Tag massiven Arbeitszeitbetrug. Heute habe ich schon zwei Joints geraucht, vier Folgen Avatar – Herr der Elemente gesehen, mir vorhin eine Pizza bestellt – und bin dabei permanent in der Telefonsoftware online. Wenn jemand anruft, gehe ich sofort ran und erledige meine Arbeit. Es fällt aber nicht viel Arbeit an, daher mache ich auch wenig. Ich habe schon vor langer Zeit den Antrieb verloren, selbstständig Verbesserungen in der Firma voranzutreiben oder irgendwelche Projekte vorzuschlagen. Ich verdiene sehr gut und arbeite effektiv vielleicht zehn Stunden in der Woche, bei 40 Stunden offizieller Arbeitszeit. Ehrlich gesagt ist mir komplett egal, ob ich eines Tages mal erwischt werde – sollen sie mir ruhig kündigen. In Mitarbeitergesprächen wird mir bisher immer vermittelt, dass ich aus unserem IT-Team fachlich am besten sei und man zufrieden mit mir und meiner Arbeit sei.
Keine Bindung mehr
"Wenn man sich mit dem Unternehmen stark identifiziert und eine ausreichende Bindung aufgebaut hat, betrügt man es nicht", sagt die Psychologin Birgit Langebartels. Doch gerade im Homeoffice ist das oft schwierig. Kaum jemand bekommt mit, was man gerade tut und wie sehr sie sich dafür abmüht. "Viele Menschen fühlen sich im Homeoffice in ihrer Leistung nicht gesehen und dadurch nicht mehr wertgeschätzt", sagt Langebartels. Sie sehen sich weniger als Teil des Teams, verlieren die Bindung zu ihrem Arbeitgeber. Manche bringen dann vielleicht keine neuen Ideen mehr ein, um den Betrieb voranzubringen – andere machen nicht einmal mehr das Nötigste.
In Onlinemeetings wird nie etwas entschieden oder getan. Entsprechend ist das Konferenzfenster auf einem Viertel meines Zweitbildschirms. Auf meinem Hauptbildschirm läuft dann ein Spiel. So was ist super, wenn man eigentlich wenig Zeit hat, aber gerne mit Freunden Computer spielen möchte. Unterm Strich haben wir Spaß gehabt und passiert ist eh nichts. Das funktioniert seit drei Jahren. Ich finde das okay. Ich werde für das Resultat bezahlt, nicht für mentale Folter. Mit unerträglichen Menschen hat man so oder so zu viel zu tun – warum also nicht daran sparen, wenn man kann. Außerdem: Meine Loyalität gilt Freunden, Familie und dem Gehalt am Ende des Monats, nicht der Firma.
Wenn man andere Dinge neben der Arbeit erledigt, hat das laut der Psychologin Langebartels auch etwas damit zu tun, dass man an das Versprechen glaubte, im Homeoffice Privates und Berufliches vereinen zu können. "Zu Beginn der Pandemie hatten wir das Gefühl: Mit dem Homeoffice ist es nun wirklich endlich möglich, alles zu vereinbaren", sagt sie. Familie, Job, Freizeit, Freundschaften, alles schien gleichzeitig machbar. "Doch natürlich haben wir bald gemerkt, dass das alles so nicht geht, sondern unzufrieden macht und überfordert." Die Lösung mancher Menschen: sich auf etwas zu fokussieren. Manchmal ist das nur die Familie. Oder der Haushalt oder Hobbys.
Ich bin Wissenschaftlerin und arbeite seit mehr als zehn Jahren in der Verwaltung einer Stadt. Da ich Quereinsteigerin war, und zwar Verwaltungserfahrung, nicht aber im kommunalen Bereich hatte, vereinbarten mein Arbeitgeber und ich mündlich, dass ich in einer Gehaltsgruppe starten würde, die weder meiner Qualifikation noch der Tätigkeit entsprach. Nach der Einarbeitungsphase sollte ich aber in die passende Gehaltsgruppe aufrücken. Darauf warte ich immer noch. Meine Vorgesetzten lassen mich anspruchsvolle Tätigkeiten ausüben, speisen mich aber mit dem Gehalt von Beschäftigten des mittleren Dienstes ab. Ich korrigiere: Eigentlich müsste ich diese Tätigkeiten ausüben. Doch das mache ich schon seit Monaten nicht mehr. Es blieb mir nichts anderes übrig, als zu kündigen oder den inneren Rückzug anzutreten. Nach und nach reduzierte ich meine Tätigkeit, um schlussendlich nur noch das Allernötigste zu erledigen. Ich bin physisch präsent, beantworte die wichtigsten E-Mails, nehme den Telefonhörer ab, erledige kleine Aufgaben. Aber den Großteil meiner Arbeitszeit investiere ich anders. Ich arbeite währenddessen in meinem Nebenjob als Lektorin oder schreibe mein aktuelles Buch. All das müsste ich sonst außerhalb der Arbeitszeit tun. Niemandem fällt das auf. Warum ich nicht kündige? Weil ich Gefallen daran gefunden habe, zu beobachten, wie man durch kollektives Nicht-Führen und Wegschauen in großem Stil Steuergelder verbrennt.
Innerlich gekündigt
Manche Menschen sprechen mit Kolleginnen und Kollegen darüber, wie es ihnen mit der Entfremdung von der Arbeit geht – andere ziehen sich zurück. "Menschen, die ihren Arbeitszeitbetrug aus dem Homeoffice gezielt vertuschen, haben kein Vertrauen in ihre Vorgesetzten", sagt Langebartels. Sie nehmen sie oft nur noch als die Profiteure ihrer Arbeit wahr, glaubten, sie selbst hätten wenig davon. Darauf sollten Unternehmen laut der Psychologin unbedingt reagieren: "Die Arbeitgeber müssen Bindung statt Kontrolle bieten, den Mitarbeitern einen festen Platz geben, auch um zu zeigen: Du bist wichtig hier."
Ich arbeite regelmäßig deutlich mehr, als ich eigentlich dürfte, um die notwendigen Arbeiten überhaupt zu schaffen. Davon darf mein Arbeitgeber nichts erfahren. Ich schreibe zum Beispiel Mails vor und schicke sie dann alle Montagmorgen ab, damit mein Fehlverhalten nicht auffällt. Auch bei korrigierten Klausuren schreibe ich natürlich nicht das wirkliche Datum darauf, an dem ich gearbeitet habe (zum Beispiel den 24. Dezember, also Weihnachten), um mein Verhalten zu vertuschen.
Auch Überstunden werden verschwiegen
Nicht alle Arbeitnehmer, die ihre Vorgesetzten anlügen, tun dies, weil sie weniger arbeiten als in ihrem Vertrag vereinbart. Manche verschweigen auch, dass sie mit der Arbeitszeit nicht hinkommen, weil Aufgaben bei ihnen deutlich länger brauchen, als sie vorgeben. Oder dass sie aus Pflichtgefühl regelmäßig Überstunden machen, sich keinen Feierabend gönnen. "Menschen gehen unterschiedlich mit den Anforderungen des hybriden Arbeitens um", sagt die Psychologin Langebartels. Diese Menschen seien meistens online, arbeiteten bis spät nachts. Das Homeoffice macht es ihnen leichter, unbeobachtet zu viel zu arbeiten.
Ich arbeite mehr, als ich in die Zeiterfassung eingeben darf, und halte mich nicht immer an die offiziellen Zeiten. Nicht selten arbeite ich bis tief in die Nacht, zum Ausgleich mache ich tagsüber gelegentlich längere Pausen. Abends bin ich einfach konzentrierter, weil ich ungestört bin. Die Hälfte meiner Überstunden – der Umfang beträgt derzeit circa zwei Jahre –, hat sich in der Pandemie angesammelt. Diese Zeit hätte ich ohne meinen eigenen Arbeitsrhythmus nicht durchgestanden. Mittlerweile passiert die Zeiterfassung nicht mehr vor Ort am Terminal, sondern wir Mitarbeiter*innen tragen sie selbst am PC ein. Während der Pandemie habe ich also schummeln müssen, sonst wäre mir die Arbeitszeit ab 20 Uhr nicht mehr angerechnet worden. Ich arbeite in einer Bildungseinrichtung und bin Mitglied des Krisenstabs. Da mussten wir in den letzten Jahren teils sehr kurzfristig Maßnahmen umsetzen, alle Beteiligten informieren, Abläufe und Formate anpassen und Verwaltungsprozesse ändern. Und das alles neben dem "normalen" Tagesgeschäft, das natürlich weiterlief. Letztlich hat mein Arbeitgeber davon profitiert, dass ich mich nicht an die offiziellen Arbeitsschutzregeln gehalten habe, daher habe ich – auch wenn ich meinen Mitarbeiter*innen oft kein gutes Vorbild war –, kein schlechtes Gewissen.
"Führungskräfte denken dann oft, dass diese Mitarbeitenden sehr motiviert sind", sagt Langebartels. Doch häufig seien sie nur so fleißig, weil sie ihre Leistung selbst nicht gut einschätzen könnten und sich nicht gesehen fühlten. Für Elke Ahlers, Sozialwissenschaftlerin bei der Hans-Böckler-Stiftung, liegt es auch an der Branche, wenn Menschen überarbeitet sind. "Gerade wenn es darum geht, Deadlines einzuhalten, zum Beispiel bei Projekten, sind etliche Menschen schneller überarbeitet und machen Überstunden", sagt sie. Besonders oft komme das dann vor, wenn es keine oder nur wenige zeitliche Ressourcen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe. "Vorgesetzte sollten klar mit den Mitarbeitern vereinbaren, welche Aufgaben bis wann erledigt sein können", sagt Ahlers. Damit würde es Angestellten leichter fallen, sich nach getaner Arbeit zu entspannen.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht
Ich checke mich nach zehn Stunden aus dem Zeiterfassungssystem aus und arbeite heimlich weiter. Ich bin also sehr viel länger als erlaubt mit der Arbeit beschäftigt. Dafür buche ich mich zur Mittagspause nicht aus, die dann manchmal sogar 45 Minuten dauert.
Arbeitnehmer können auch selbst etwas tun, wenn sie viele Überstunden machen: "Sie sollten sich ihre Arbeitszeit immer aufschreiben, gerade wenn es kein betriebliches Instrument dafür gibt", sagt die Sozialwissenschaftlerin Ahlers. Oftmals merkten die Menschen gar nicht, wie viele Überstunden sie ständig machten.
Reden statt Lügen
Wenn den Arbeitnehmern bewusst wird, dass sie überfordert sind, sollten sie dringend das Gespräch mit den Vorgesetzten und Kollegen suchen, um gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu schauen. Leider suchen betroffene Arbeitnehmer die Ursache oft bei sich selbst und ihrer Leistungsfähigkeit und individualisieren damit die Überforderung, was das Problem nur schlimmer macht. Tatsächlich sind oft zu hohe Leistungserwartungen der Vorgesetzten, eine zu hohe Arbeitsmenge oder eine im Betrieb schlecht kalkulierte Arbeitsorganisation die eigentlichen Gründe dafür, dass die Mitarbeiter überlastet sind.
Im Homeoffice erledige ich manchmal private Aufgaben wie Telefonate oder hänge sinnlos im Internet, statt wirklich zu arbeiten. Zwischendurch wasche ich Wäsche oder kümmere mich um andere Kleinigkeiten im Haushalt. Da ich gesundheitlich angeschlagen bin, lege ich an einzelnen Tagen einen kurzen Mittagsschlaf ein. Gleichzeitig arbeite ich an anderen Tagen bedeutend länger oder auch am Samstag. Meistens habe ich schon ein schlechtes Gewissen. Andererseits schafft es mein Arbeitgeber wegen Platzmangel nicht einmal, für alle Mitarbeitenden einen Schreibtisch im Büro zur Verfügung zu stellen. Ein System, dass wir Kolleginnen uns die Arbeitsplätze teilen, gibt es auch nicht. Das gleicht mein schlechtes Gewissen wieder etwas aus.
Vielen Angestellten fehlen Pausen
Wie lange Menschen sich gut konzentrieren können, variiert von Person zu Person. Doch in der Regel ist man höchstens eineinhalb bis zwei Stunden am Stück konzentriert – dann braucht man eine Pause. Noch besser ist es, man legt jede Stunde eine Fünf-Minuten-Pause ein, um leistungsfähig zu bleiben. Auch zu welchen Uhrzeiten Menschen am besten produktiv sein können, ist sehr individuell – man geht davon aus, dass es die Lerchen, also die Frühaufsteher, und die Nachteulen, also die später Arbeitenden gibt. Dazu kommen mögliche Störquellen wie Kolleginnen oder Kinder, die die Konzentrationsfähigkeit stören – und die Frage, wie ausgeschlafen, entspannt oder ausgelastet man generell ist.
"Manche Menschen schaffen sich eine kreativ-produktive Mischung von home und office", sagt Langebartels. Das könne durchaus produktiv sein: "Sie machen beispielsweise ein paar Stunden am Tag Pause, um das Private zu erledigen, arbeiten dann aber mitunter bis in die Nacht oder auch mal am Wochenende." Vorgesetzte sollten ihren Mitarbeitenden diesbezüglich erst mal vertrauen – und sie nicht misstrauisch kontrollieren. "Wichtig ist es dennoch, sich regelmäßig mit ihnen zu treffen und zu besprechen, was man von ihnen in welcher Zeit erwartet", sagt die Psychologin.
An Tagen, an denen die Kinder nachts wach waren oder ich selbst nicht fit bin, mache ich mir einen Termin 'Organisatorisches' zwischen 13 und 15 Uhr, stelle mich in Teams auf "Nicht stören" und lege mich schlafen. Meine Frau und ich haben drei Kinder im Abstand von jeweils zwei Jahren bekommen, das älteste ist heute sechs, das jüngste zwei. Alle drei Kinder waren und sind keine ausgiebigen Schläfer und teilweise mehrmals pro Nacht wach. Trotz der Erschöpfung habe ich in den sechs Jahren seit der Geburt unseres ersten Kindes mit viel Einsatz versucht, meine Karriere in einem mittelständischen Unternehmen voranzutreiben. Das hat zwar hervorragend funktioniert, aber mit der Entgrenzung von Privatleben und Arbeitszeit während der Pandemie fühle ich mich auch psychisch zunehmend belastet. Daher besuche ich nun einmal die Woche freitags für eine Stunde einen Therapeuten. Den Termin habe ich direkt vor die Mittagspause gelegt, sodass er nicht auffällt. Alle sechs Wochen gehe ich außerdem zu einem Friseur, bei dem ich einen Block im Kalender eingetragen habe, damit mich keiner für einen Termin bucht. In der Anfangszeit hatte ich ein schlechtes Gewissen, aber mittlerweile finde ich, dass das okay ist, bei all dem, was ich privat und beruflich leiste. Um offen mit Kollegen, Freunden oder meinem Arbeitgeber über meine Probleme und Bedürfnisse sprechen zu können, wäre mir Verständnis wichtig, für Bedürfnisse wie Schlafen und professionelle Hilfe. Aber weder wie Arbeitsverträge gestaltet sind noch die aktuelle Kultur in dem Unternehmen geben mir genug Sicherheit, das zu tun.
Mehr Flexibilität als Lösung?
Im Arbeitsrecht gibt es den Begriff "flexible Arbeitszeiten" nicht. Gemeint sind damit im allgemeinen Sprachgebrauch unterschiedliche Arbeitszeitmodelle, wie Gleitzeit, bei der nur Zeitfenster vorgegeben sind, oder Vertrauensarbeitszeit. Aber auch Teilzeit, Abrufarbeit oder das Orientieren an Arbeitszeitkonten gehören dazu. Das macht die Flexibilitätsgrenzen sehr individuell. Klar ist aber: Die im Arbeitsvertrag vereinbarte Arbeitszeit, oft als Wochenarbeitszeit vereinbart, ist für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer verbindlich. Daher muss man als Angestellter diese Arbeitszeit auch leisten – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Wichtig zu wissen ist dabei: Der Arbeitsweg zählt nicht. Und alle anderen Tätigkeiten wie Hausarbeit, Kinderbetreuung oder Kollegengespräche gehören nicht in die Arbeitszeit. Wenn in der Arbeitszeit also andere Tätigkeiten verrichtet werden, verletzt man als Arbeitnehmer die Arbeitspflicht.
Man kann gemeinsam festlegen, dass es Zeiten gibt, an denen man nicht erreichbar ist. "Es kann zum Beispiel vereinbart sein, dass ab 19 Uhr keine E-Mails mehr gelesen werden müssen und das Diensthandy dann ausgeschaltet sein kann", sagt die Sozialwissenschaftlerin Ahlers. Dann wären Angestellte nicht den gesamten Feierabend auf Abruf und könnten selbst entscheiden, ob sie spät abends noch arbeiten oder nicht.
Anstatt im Büro sinnlos am Handy zu sein oder stundenlang mit Kollegen zu reden, mache ich natürlich auch Hausarbeit im Homeoffice – für meine Work-Life-Balance. Das ist kein Belügen, da Prokrastination im Büro nur in anderer Form stattfindet. Meine Arbeit wird trotzdem erledigt. Effektiv arbeitet jeder nur einen Bruchteil der Stunden. Homeoffice setzt der sinnlosen Zeitverschwendung im Büro nur endlich ein Ende. Jeder Chef wird übrigens dasselbe tun – entweder im Büro oder zu Hause.
Lügen nachzuweisen ist schwer
Wenn man seine Arbeitsleistung nicht im vollen Umfang erbringt, müsste man eigentlich weniger Gehalt bekommen oder etwas zurückzahlen. Praktisch ist das aber schwierig, weil der Arbeitgeber den genauen Umfang der Nichtleistung nachweisen müsste und der Arbeitnehmer oft das Geld schon ausgegeben hat. Wichtiger ist also zu wissen, dass es eine "schuldhafte Verletzung der Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis" darstellt, wenn man weniger arbeitet als man müsste. Deswegen kann es zur "verhaltensbedingten Kündigung" führen. Dabei gilt das Verhältnismäßigkeitsprinzip, weswegen man zuerst eine Abmahnung bekommen wird. Doch wenn man davon ausgehen kann, dass der Arbeitnehmer genau weiß, dass er seine Pflichten verletzt oder das Vertrauensverhältnis zum Arbeitgeber gravierend geschädigt hat, kann man direkt gekündigt werden. Das gilt jedoch nur, wenn der Arbeitnehmer selbst schuld ist. Wer also unverschuldet oft zu wenig zu tun hat, sollte sich frühzeitig an den Arbeitgeber wenden – und das klären.
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