Rückfragen im Vorstellungsgespräch: Wer nicht fragt, bleibt ohne Job

Autor*innen
Melanie Grell
Personen unterhalten sich. Ihre Köpfe sind durch Megafone ersetzt, aus denen Sprechblasen kommen.

Ein Bewerbungsgespräch ist keine Quiz-Show, in der du mit Fragen gelöchert wirst, sondern ein Gespräch. Deshalb solltest auch du Fragen an deinen Arbeitgeber haben. Mit Weiterbildung kannst du punkten, ein vierwöchiger Urlaub wirft dich eher aus dem Rennen.

Du hast das Bewerbungsgespräch fast hinter dich gebracht, selbst die heikelsten Fragen schlagfertig beantwortet. Doch dann der Schreck: "Haben Sie denn noch Fragen?", will der Personaler wissen. Wer jetzt verneint, verspielt gute Chancen, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Wir haben Unternehmensvertreter von Bertelsmann, der Roche Pharma AG und Siemens Advanta Consulting gefragt. Sie sind sich einig, dass ein Bewerber mit eigenen Fragen zeigen kann, dass er sich mit dem Unternehmen beschäftigt hat. Aber Achtung: Nicht alle Fragen werden gern gehört.

Darum solltest du Rückfragen stellen

Egal ob Trainee, Führungskraft oder Berufseinsteiger: Wenn dich der Personaler im Vorstellungsgespräch fragt, ob du noch Rückfragen hast, lautet deine Antwort: Ja! Dies hat mehrere Gründe: Zum einem erhältst du dadurch die einmalige Chance, mehr über das Unternehmen, deinen zukünftigen Arbeitsplatz und Aufgabenbereich zu erfahren. Außerdem erfährst du mehr über das Anforderungsprofil des Jobs und kannst dich besser darauf vorbereiten. Zum anderen ist diese Frage des Personalers ein Test. Damit wird geprüft, wie echt dein Interesse an dem Job ist und wie sehr du dich auf Vorstellungsgespräch und Arbeitgeber vorbereitest hast. Anhand deiner Fragen kann der Personaler erschließen, ob du nur die Stellenanzeige gelesen oder auf den Webseiten recherchiert hast. Somit beweisen Rückfragen, dass du Interesse zeigst, Eigeninitiative besitzt und dich vorbereitet hast. Tiefgründige und kluge Fragen untermauern deine Intelligenz. Zudem erfährst du mehr über deinen neuen Job und das Unternehmensumfeld. Zu guter Letzt: Wer fragt, der führt auch das Gespräch.

Das kannst und sollst du im Vorstellungsgespräch fragen

Ein Bewerbungsgespräch ist nicht nur dazu da, sich gegenseitig kennenzulernen und fachliche Anforderungen und Kompetenzen abzugleichen. Auch simple Fragen rund um Arbeitsalltag und Job können und dürfen hier geklärt werden:

  • Wie lange dauert die Probezeit?
  • Wie groß ist die Abteilung?
  • Wie fördert das Unternehmen die Stärken seiner Mitarbeiter (individuelle Weiterbildungen, …)?
  • Wann kannst du mit einer Entscheidung von Unternehmerseite rechnen?

Vergiss nicht, dass sich auch der Personalchef im Jobinterview von seiner besten Seite zeigen will. Mit Fragen zu abteilungsübergreifenden Teams oder der Unternehmensstruktur kannst du ihm hierzu die Gelegenheit bieten und dadurch positiv im Gedächtnis bleiben.

Andere Fragen, mit denen du im Bewerbungsgespräch punkten kannst, wären:

  • Was sind denn die konkreten Aufgaben in der Position, die Sie besetzen möchten?
    Wenn ihr im Gespräch noch nicht auf dieses Thema eingegangen seid, zeigst du Interesse an deinem späteren Job und erfährst auch selbst mehr über die Stelle. Ein Vorstellungsgespräch ist nämlich keine Einbahnstraße. Auch du willst erfahren, ob dir das Unternehmen, die Aufgaben und die Kollegen zusagen.
  • Welche Weiterbildungsmöglichkeiten bieten Sie?
    Mit dieser Frage zeigst du, dass du Interesse hast, länger im Unternehmen zu bleiben und dich nicht auf deinen Lorbeeren auszuruhen. Auch Nico Rose aus dem Employer Branding bei Bertelsmann meint dazu: "Die Frage impliziert einerseits, dass der Bewerber sich langfristige Überlegungen zum Unternehmen macht; und andererseits, dass der Bewerber reflektiert genug ist, um zu erkennen, dass das Thema Lernen mit dem Uni-Abschluss nicht vorbei ist. Ich würde aber eher nach Art und Inhalt der Fortbildungen fragen, und nicht nach der Anzahl an Tagen."
  • In der Stellenausschreibung fordern Sie bestimmte Kenntnisse. Wie ausgeprägt sollten diese sein?
    Achtung, diese Frage nur stellen, wenn auf dieses Thema noch nicht eingegangen wurde. Ansonsten kannst du aber punkten, indem du deine Vorzüge noch mal betonst. Wenn zum Beispiel Excel-Kenntnisse gewünscht sind, und du bist ein Excel-Crack, kannst du so noch mal darauf verweisen.
  • Fragen zum Unternehmensumfeld – zum Beispiel zur Region oder zu Freizeitangeboten.
    Mit diesen Fragen zeigst du, dass du wirklich bereit bist, einen Wohnortswechsel vorzunehmen und dich an deinem neuen Arbeitsort niederzulassen. Auch Andrea Schwarz von der Roche Pharma AG sieht diese Frage positiv, "sie zeigt, dass der Kandidat sich bereits mit dem Thema Umzug beschäftigt".
  • Kann ich meinen künftigen Arbeitsplatz und die Kollegen kennenlernen?
    Wird dir dein Wunsch gewährt, gibt dir diese Bitte Gelegenheit, ein bisschen in die Arbeitsatmosphäre des Unternehmens hineinzuschnuppern. Du siehst, welchen Dresscode es gibt, wie die Kollegen miteinander umgehen und an welchem Schreibtisch du sitzen wirst.
  • Wie sind denn genau bei Ihnen die Arbeitszeiten geregelt?
    Du kannst dich auch nach Gleitzeit oder Teilzeit erkundigen. Fragen, die vor allem für Eltern zunehmend wichtig werden und auf die die Unternehmen Rücksicht nehmen.
  • Bei Mercedes: Mit dem Elchtest bei der A-Klasse haben Sie sich ja ganz schön in die Nesseln gesetzt. Wie kann so etwas einem internationalen Unternehmen passieren?
    Viele Personaler und Mitarbeiter akzeptieren zwar auch kritische Fragen, denn das zeigt, dass du dich mit dem Unternehmen beschäftigt hast. Problematisch wird es erst, wenn du solchen Fragen zu viel Raum gibst oder sie in einem unangemessenen Tonfall (siehe oben) stellst. Denn dann sieht es so aus, als hättest du viel zu mäkeln und man fragt sich, warum du dich überhaupt für das Unternehmen interessierst.
    Wenn du aber bei Yahoo beispielsweise fragst, wie sie mit der starken Suchmaschinen-Konkurrenz zu Google umgehen, wird dir das nicht negativ ausgelegt. Du zeigst, dass du dich mit dem Markt und der Branche auseinandergesetzt hast und vermittelst ehrliches Interesse an der Situation des Unternehmens.

Diese Bewerberfragen kommen im Vorstellungsgespräch nicht gut an

In stressigen Situationen wie einem Jobinterview rutscht aus Verlegenheit schnell eine falsche Frage durch. Dazu gehören in erster Linie Fragen, die du vorher im Internet recherchieren kannst, wie zum Beispiel "Gibt es Filialen im Ausland?" oder "Wie lange besteht Ihr Unternehmen schon?" Minuspunkte vermeiden kannst du außerdem, indem du diese Fragen nicht stellst:

  • Nein, ich habe keine Fragen mehr, eigentlich wurde alles gesagt
    Damit zeigst du Desinteresse. Im Gespräch haben sich sicher ein paar Themen ergeben, bei denen du nachhaken kannst. Für dich ist es ja auch wichtig, das Untermehmen kennenzulernen.
  • Ich habe mir da ein paar Fragen aufgeschrieben
    Zücke keinen Zettel und rattere vorformulierte Fragen herunter. Klar, du hast dich vorbereitet. Aber du kannst dir nicht einmal ein paar Fragen merken? Und: Vielleicht haben sich all deine Fragen schon im Gespräch geklärt. Dann wirkt es natürlich seltsam, wenn du bereits besprochene Themen wiederholst.
  • Wann kann ich denn einen vierwöchigen Urlaub nehmen?
    Mit dieser Frage vermittelst du keinen engagierten Eindruck. Die Personaler oder dein künftiger Chef wird zurecht glauben, dass du dich nur auf die faule Haut legen möchtest. Das gleiche gilt für die Frage nach Sabbaticals. Etwas anderes ist es natürlich, wenn sich ein paar freie Tage zu Beginn der Anstellung nicht vermeiden lassen, beispielsweise ein wichtiges Familienfest oder die Organisation des Umzugs.
  • Wie viele Standorte hat denn Ihr Unternehmen?
    Bevor du so eine Frage stellst, schweig lieber. Sie zeigt nämlich, dass du dich nicht auf das Bewerbungsgespräch und das Unternehmen vorbereitet hat. Auch Diana Reiß, Recruiting Manager bei Siemens Advanta Consulting, rät von solchen Fragen ab und empfiehlt: "Vermeide Standardfragen, die man auch einer Recruiting-Broschüre oder den ersten Seiten der Homepage entnehmen kann."

Fragen im Promotions-Bewerbungsgespräch

Wenn du dich an einem Lehrstuhl oder Graduiertenkolleg für eine Promotion bewirbst, kannst du auch Fragen zur durchschnittlichen Dauer der Promotionen, zur Ausstattung des Fachbereichs oder zu Zusatzaufgaben am Lehrstuhl stellen. Denn Bewerbungsverfahren für eine Promotion unterscheiden sich zum Teil erheblich von denen für eine Stelle.

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