Einstiegsgehälter für Juristen: Was zahlt die Großkanzlei?

Autor*innen
Carolin Metz
Mann in rotem Anzug sitzt an Tisch, eine Krone auf dem Kopf, eine Lupe unter sich, eine Glühbirne hinter sich

Wie viel Gehalt kannst du als Jura-Absolvent verlangen, wenn du in einer Großkanzlei einsteigst? Macht es einen Unterschied, ob du in Frankfurt oder Berlin anfängst? Sind Unternehmen oder der Staat finanziell eine interessante Alternative? Ein Experte für die Personalvermittlung von Juristen verrät es dir.

Dr. Christoph Wittekindt (49) studierte Jura in Augsburg, München, Genf und Berlin. Anschließend war er als Anwalt tätig, arbeitete beim Beck-Verlag und baute schließlich 2008 das Münchener Büro von Legal People auf, eine Personalvermittlung für Juristen. Mittlerweile ist er Leiter der beiden Büros von Legal People in München und Frankfurt am Main.

Wie spiegeln sich die Abschlussnoten der Jura-Bewerber später auf dem Gehaltszettel wider?

Man kann sagen, dass sie sich eins zu eins widerspiegeln. Je besser die Noten, desto höher das Gehalt. Großkanzleien gehen nach dem 18-Punkte-Prinzip vor: Sie nehmen eigentlich nur Bewerber, die aus beiden Examina jeweils mindestens acht Punkte mitbringen, dazu kommen noch die Zusatzqualifikationen LL.M. und Promotion, die mit jeweils einem Punkt bewertet werden. Wer also mindestens 18 Punkte erreicht, bekommt das höchste Einstiegsgehalt. Beim Staat liegt die Schwelle für den Einstieg meist bei 7,5 Punkten im zweiten Staatsexamen, Unternehmen fordern von ihren Bewerbern meist mindestens befriedigende Noten.

Welche Einstiegsgehälter können Jura-Absolventen in Kanzleien erwarten?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wo befinden wir uns regional, handelt es sich um eine deutsche oder eine US-amerikanische Kanzlei? Kleine Kanzleien außerhalb der Großstädte zahlen zwischen 38.000 und 45.000 Euro Einstiegsgehalt, wenn der Bewerber keine Zusatzqualifikationen im Gepäck hat. Boutiquen und mittelständische Kanzleien bieten zwischen 55.000 und 65.000 Euro.

Wer nach dem Studium in einer der Top-100-Kanzleien anfängt, die im Ranking auf den Plätzen 51 bis 100 liegt – darunter nicht nur Großkanzleien, sondern auch überregionale Boutiquen und Mittelständler – wird auf seinem Gehaltszettel eine Summe zwischen 65.000 bis 75.000 Euro finden. Die Anforderungen sind nicht ganz so hoch wie bei den besten 50, man kommt auch mit zweimal befriedigend in den Examina unter. Aber eine Zusatzqualifikation wie LL.M. oder Auslandsaufenthalt sollte man schon mitbringen.

Bei den Top 50 reichen die Einstiegsgehälter von 75.000 bis 125.000 Euro – wie man sieht, ist die Spannweite groß. Die US-amerikanischen Sozietäten zahlen am besten, und wenn man ganz oben auf dem Gehaltstreppchen landen will, muss man natürlich LL.M. und Promotion in der Tasche haben. Generell zählt aber nicht nur das Einstiegsgehalt, sondern auch die weitere Entwicklung des Berufseinsteigers in der Kanzlei – gehaltlich, fachlich, aber auch menschlich.

Wie sieht die finanzielle Situation für Unternehmensjuristen aus?

In den Unternehmen variieren die Einstiegsgehälter noch stärker, gezahlt werden Beträge zwischen 42.000 bis 100.000 Euro je nach Region, Größe des Unternehmens und der Rechtsabteilung. Die Anforderungen sind nicht so hoch wie in Großkanzleien, meist reichen auch befriedigende Noten aus.

 

In einer mittelständischen Firma können Sie mit ungefähr 42.000 bis 55.000 Euro rechnen. Bei größeren Unternehmen reicht die Spannweite von etwa 50.000 bis 60.000 Euro. Und die Top-Dax-Unternehmen legen meist noch etwas mehr drauf, da kann es von 85.000 Euro aufwärts auch mal bis 100.000 Euro gehen. Die Arbeitszeiten sind meist etwas geringer als in Sozietäten und die Firmen bieten oft interessante Sozialleistungen wie Betriebsrenten.

Kann der Staat als Arbeitgeber da mithalten?

Nicht was die Gehälter angeht. Aber der Staat ist als Arbeitgeber für Juristen trotzdem attraktiv: Beamtenverhältnis, gesicherter Arbeitsplatz, überschaubare Arbeitszeiten und auch Teilzeitarbeit ist möglich. Zwischen 15 bis 18 Prozent eines Jura-Jahrgangs gehen zum Staat.

Gibt es regionale Unterschiede bei den Juristengehältern?

Sogar sehr starke. Je ländlicher es wird, desto weniger wird gezahlt, das gilt für Kanzleien wie für Unternehmen. Die höchsten Gehälter bekommen Absolventen in Frankfurt, je nach Qualifikation liegen die Angebote zwischen 90.000 und 125.000 Euro. In München sind es ungefähr 10 Prozent weniger, dahinter folgen Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf und danach Berlin. Generell ist das Gehalt aber Verhandlungssache – und man kann mehr verhandeln, als man denkt!

Welche Rechtsgebiete sind zurzeit besonders gefragt?

Es werden vor allem Juristen gesucht, die sich in Spezialgebieten auskennen, also zum Beispiel gewerblicher Rechtsschutz, Medizinrecht, Bau- und Immobilienrecht. Aber auch Steuerrecht national und international, Banken- und Kapitalmarktrecht, Gesellschaftsrecht oder Corporate M&A sind beliebte Fachgebiete. Da zurzeit viele Umstrukturierungen ablaufen, werden auch Absolventen für Arbeitsrecht und Insolvenzrecht gesucht. Und Handels- und Gesellschaftsrecht ist ebenfalls immer ein Thema.

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