Jura: Die Qual der Schwerpunktwahl

Autor*innen
Angelika Hild
Ein Mann mit Aktentasche steht wie auf einem Surfbrett auf einem Pfeil, der auf eine Zielscheibe zufliegt.

Gesellschaftsrecht, Umweltrecht oder vielleicht doch lieber Kirchenrecht? Beim Schwerpunktfach haben Jura-Studenten die Auswahl - jede Uni kann ihr eigenes Wahlfach erfinden. Aber wie wichtig ist der Schwerpunkt für die spätere Berufswahl?

Die Zwischenprüfung ist vorbei, die erste Hürde geschafft. Danach stellt sich jedem Jurastudenten die Frage: Welchen Schwerpunkt soll ich wählen? Sechs Tipps für Unentschlossene.

Welche Schwerpunktbereiche gibt es?

Die Universitäten können Schwerpunkte aus allen Rechtsbereichen anbieten, also Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht. Die Schwerpunkte können dabei weiter gefasst sein (zum Beispiel "Arbeits- und Sozialrecht") als auch spezialisierter (zum Beispiel "Umwelt-, Technik- und Planungsrecht in der Europäischen Union"). Zudem sind auch Schwerpunkte im Themengebiet "Grundlagen des Rechts" möglich (zum Beispiel "Rechtsgeschichte"). Vereinzelt gibt es auch Schwerpunkte in weiteren Rechtsbereichen (zum Beispiel "Französisches Recht").

1. Welcher Schwerpunkt interessiert mich am meisten?

Klingt banal, ist aber wichtig. Schließlich wirst du dich ein Jahr lang mit dem gewählten Rechtsgebiet beschäftigen. Wer sich unter den angebotenen Schwerpunkten nichts vorstellen kann, kann höhere Semester fragen oder Vorlesungen in den entsprechenden Bereichen besuchen.

2. Will ich ein examensrelevantes Fach belegen?

Manche Schwerpunkte (zum Beispiel Verwaltungsrecht) überschneiden sich stark mit dem Stoff des 1. Staatsexamens. Wählst du einen dieser Schwerpunkte, kannst du bei der Examensvorbereitung Zeit sparen. Allerdings bieten "abseitigere" Bereiche die Möglichkeit, ein ganz neues Thema für sich zu entdecken.

3. Wie hoch ist der Anspruch im Schwerpunkt?

Du kannst dich zwischen zwei Schwerpunkten nicht entscheiden? Nimm den leichteren! Der Anspruch der Fächer schwankt oftmals stark je nach Lehrstuhl. Wenn du aber gut im Schwerpunkt abschneidest, macht das bei der Bewerbung auf jeden Fall den besseren Eindruck. Aber Vorsicht: Nur, weil ein Schwerpunkt im vergangenen Jahr locker korrigiert wurde, muss das bei dir nicht auch der Fall sein.

4. Will ich mich breit aufstellen oder spezialisieren?

Manche Schwerpunktbereiche sind enger gefasst (zum Beispiel IT-Recht), manche breiter (zum Beispiel Wirtschaftsrecht). Du solltest dir also überlegen, ob du einen Überblick über ein Themengebiet bekommen willst oder dich lieber stark in eine spezielle Materie einarbeitest.

5. Strebe ich eine wissenschaftliche Karriere an?

Wenn du an der Uni bleiben willst, solltest du dir vom Forschungsgebiet deines Lieblings-Profs schon mal einen Eindruck verschaffen – eine gute Möglichkeit ist, bei ihm den Schwerpunkt zu belegen. Dann merkst du frühzeitig, ob dir das Thema überhaupt liegt.

6. Will ich ins Ausland?

Du möchtest ein Auslandssemester absolvieren und dort nicht "nur" die Sprache lernen? Hier bietet der Schwerpunkt eine gute Möglichkeit, Scheine zu sammeln. Den Schwerpunktbereich musst du allerdings daran ausrichten: Nimm also lieber Europarecht statt Deutscher Rechtsgeschichte – die kann man im Ausland wohl eher weniger studieren.

Mit diesen sechs Schritten ist die Auswahl meist schon stark eingegrenzt. Viele Studenten sind trotzdem unsicher: Ist der im Studium gewählte Schwerpunkt für die spätere Berufswahl relevant? Sollte es für die Großkanzlei nicht besser Wettbewerbsrecht statt Rechtsgeschichte sein

Ist der Schwerpunkt wichtig für die Berufswahl?

Bei den meisten Kanzleien ist der Schwerpunkt jedoch unerheblich. Zwar kannst du im Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck machen, wenn du dich mit dem Spezialgebiet der jeweiligen Kanzlei bereits beschäftigt hast. Andererseits beweist eine "abweichende" Schwerpunktwahl, dass man auch über den Tellerrand hinausblicken kann. Eine Spezialisierung ist außerdem noch im Referendariat oder mit einer Dissertation möglich.

Der Schwerpunkt kann dir Arbeit ersparen

In manchen Bereichen kann es allerdings sinnvoll sein, sich bereits vorher mit dem jeweiligen Gebiet beschäftigt zu haben – so fällt dir eine spätere Einarbeitung leichter. Hierzu zählt zum Beispiel das Steuer- und das Bilanzrecht, das während des regulären Studiums kaum behandelt wird und als speziell und kompliziert gilt.

Zählt die Note im Schwerpunktbereich?

Gerade bei den Schwerpunkten ist die Notenspanne oft groß. Deshalb rechnen viele Kanzleien den Schwerpunktbereich aus der Gesamtnote heraus – für die Einstellung ist dann nur der Schnitt im Staatsteil relevant, der als besser vergleichbar angesehen wird. Beim Staat selbst wird dagegen der Gesamtdurchschnitt inklusive Schwerpunktbereich gewertet.

Tausche dich mit anderen e-fellows aus

Bei der Wahl des Schwerpunktes hilft es auch, sich mit anderen Studenten oder Juristen auszutauschen. Da viele e-fellows.net-Stipendiaten zu den besten Jura-Studenten in Deutschland gehören, findest du in der Juristen-Gruppe der e-fellows.net community sicher Rat. Außerdem bekommst du viele nützliche Informationen und exklusive Leistungen im Stipendium.

Bewertung: 4/5 (34 Stimmen)

Weitere spannende Artikel für Jurist:innen