Studieren in Kanada: Studium mit Naturerfahrung garantiert

Ein Geschäftsmann gießt Blumen, deren Blüten Glühbirnen sind.

Weites Land, große Hochschullandschaft: In Kanada erwartet dich nicht nur ein hohes Bildungsniveau, sondern auch zahlreiche Freizeitmöglichkeiten in der wunderschönen Natur. Welche Voraussetzungen du für ein kanadisches Studium erfüllen musst, erfährst du hier.

Studieren in Kanada

Kanada steht auf Platz neun der Zielländer deutscher Auslandsstudent:innen. Zwischen 1.000 und 2.000 Deutsche fliegen jährlich über den Atlantik, um zu studieren. Insgesamt zieht es jährlich rund 40.000 ausländische Studierende nach Kanada – bei knapp 900.000 Studierenden insgesamt. Das Land der Seen und Wälder ist beliebt, und das hat Gründe:

  • Lebensqualität: Im Human Development Index der Vereinten Nationen steht Kanada unter 174 Ländern auf den vordersten Plätzen. Der Index bewertet vor allem die Bereiche Bildung, Sicherheit und Lebensqualität in den Großstädten.
  • Wälder, Rockies und Seen: Dass Kanada über die schönsten Landschaften der Welt verfügt, hat sich seit langem rumgesprochen. Ob Skifahren in den Rocky Mountains, Buschwandern im Norden oder Trekking in den Nationalparks: Naturerfahrung ist garantiert.
  • Ein Land – zwei Sprachen: Kanada ist auch attraktiv wegen seiner Bilingualität: Landessprachen sind Englisch und Französisch. Eine gute Gelegenheit, mit Grundkenntnissen in einer der beiden Sprachen anzureisen und Sprachkurse in der anderen zu nehmen.
  • Hohes Bildungsniveau: Das kanadische Bildungssystem zählt außerdem zu den besten der Welt – nur sehr wenige Länder lassen einen höheren Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Bildung fließen.

Viele Gründe also, um mal über den großen Teich zu fliegen.

Kanadische Hochschullandschaft

Die kanadische Hochschullandschaft erscheint auf den ersten Blick als großes Durcheinander: Die Hochschulen haben die unterschiedlichsten Bezeichnungen, und nicht alles, was nach Uni aussieht, ist mit deutschen Unis oder Fachhochschulen vergleichbar. In Kanada gibt es darüber hinaus keine einheitliche Bildungspolitik. Sie ist vielmehr Sache der Provinzen und Territorien bzw. der Hochschulen selbst. Bei allen allgemeinen Vorüberlegungen wirst du dich also auf jeden Fall auch direkt bei den kanadischen Hochschulen nach den Studienbedingungen erkundigen müssen.

Hochschultypen
Grundsätzlich gibt es in Kanada folgende Typen von Hochschulen:

  • Universities vergeben die ganze Palette von akademischen Graden (Degrees), also Bachelor, Master und Ph.D.
  • Colleges bieten häufig nur Undergraduate-Programme an, als Abschluss also nur den Bachelor.
  • University Colleges bieten ebenfalls Studiengänge an, die mit einem Degree abgeschlossen werden – aber auch andere, für die du nur ein Diplom oder Zertifikat erhältst. Diese liegen deutlich unter dem deutschen Hochschulniveau, sind also keine akademischen Abschlüsse.

Die meisten der Universities, Colleges und University Colleges findest du zusammengestellt bei der Association of Universities and Colleges. Auf eine Besonderheit solltest du bei der Wahl deiner kanadischen Hochschule allerdings achten: In Kanada existiert eine Gruppe so genannter "Community Colleges", die je nach Ort und Tradition auch Institute, Cégep oder – leicht zu verwechseln – "College" heißen. Sie vergeben nur die schon erwähnten Diplome und Zertifikate und bieten Transfer-Programme, in denen kanadische "Abiturienten" auf ein Studium an einer Uni hinarbeiten. Wenn du dich also für ein kanadisches "College" interessierst, solltest du dich erkundigen, ob es sich dabei wirklich um eine Hochschule oder nur um ein Community College handelt. Die Liste der Community Colleges findest du bei der Association of Canadian Community Colleges.

Tipps

  • Mit deinem deutschen Abitur bekommst du möglicherweise das erste Undergraduate-Studienjahr erlassen. Damit kannst du den Bachelor schon in zwei bis drei Jahren machen. Die Entscheidung darüber fällt aber deine kanadische Hochschule.
  • Manche kanadische Unis kooperieren mit einer Sprachschule und bieten kombinierte Studiengänge an: Du könntest damit in sechs bis acht Wochen dein Englisch oder Französisch aufpeppen und einen Sprachtest absolvieren. Anschließend steigst du in dein Studium ein. Am interessantesten ist es sicher, erst nach dem deutschen Vordiplom und ein oder zwei weiteren Semestern oder nach dem Bachelor nach Kanada zu gehen. Dort kannst du dann an einem Master-Programm teilnehmen. Dieses zeichnet sich durch eine verstärkte Forschungstätigkeit und engen Kontakt zu den Dozent:innen aus.
  • Die kanadische Botschaft in Berlin verschickt die kostenlose Broschüre "Schulbesuch, Studium und Praktikum in Kanada".

Uni-Rankings in Kanada

Die Unis in Kanada verstehen sich als Dienstleistungsunternehmen. Sie stehen im Wettbewerb untereinander und bemühen sich um möglichst qualifizierte Studierende. Je größer das Renommée einer Hochschule oder eines Fachbereichs, um so mehr Bewerber:innen auf einen dortigen Studienplatz. Im Gegensatz zu deutschen Hochschulen legen kanadische viel Wert auf ihre Bewertung und Evaluierung. Entscheidend ist das jährlich erscheinende Ranking von Maclean's, dem Pendant zum amerikanischen Nachrichtenmagazin U.S. News & World Report. Maclean's bewertet:

  1. Undergraduate-Ranking: Hochschulen, die vorwiegend Undergraduate-Programme anbieten.
  2. Comprehensive Ranking: Hochschulen mit ausgeprägter Forschungstätigkeit, mit Undergraduate- und Graduate-Programmen.
  3. Promotions- und Medizin-Ranking: Hochschulen, die eine Vielzahl von Promotionsprogrammen oder ein Medizinstudium anbieten.

Ausschlaggebend sind die akademischen Leistungen der Studierenden, die Größe der Seminargruppen, die Zugänglichkeit und Qualität der Dozent:innen, das Budget sowie die Reputation der Hochschulen.

  • Undergraduate Ranking: Bei den Undergraduate Universities sind auf den ersten Plätzen die Hochschulen Mount Allison, UNBC, St. Mary's, Trent, Acadia und Bishop's zu finden.
  • Comprehensive Ranking: Im vergleichenden University-Ranking liegen Simon Fraser, Victoria, Waterloo, Guelph, Carelton und York vorne.
  • Promotions- und Medizin-Ranking: Im gesonderten Ranking für Promotions-Studiengänge und Medizin führen McGill, Toronto, UBC, McMaster und Alberta die Liste an.

Quelle: Maclean's Ranking 2023

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Kanadischer Studienaufbau

Das Studium in Kanada teilt sich in Undergraduate- und Graduate-Studies. Ein Undergraduate-Programm führt dich zum Bachelor-Abschluss und dauert drei bis fünf Jahre. Die ersten beiden Jahre (Freshman year und Sophomore year) sind eher allgemein ausgerichtet. Im dritten (Junior year) und vierten Jahr (Senior year) widmest du dich dann verstärkt deiner eigentlichen Fachrichtung. Die Graduate-Programme dagegen führen direkt zum Master oder Ph.D. Hier erst findet die eigentliche wissenschaftliche Forschung statt – meist in enger Zusammenarbeit mit der:dem entsprechenden Professor:in.

Das akademische Jahr

An den kanadischen Hochschulen ist während des gesamten Jahres was los. Das eigentliche akademische Jahr dauert von September bis April. Je nach Hochschule ist es auch in zwei Semesters oder drei Terms eingeteilt. Du kannst damit wahlweise im September, Januar oder Mai einsteigen. Im Mai beginnen vielerorts die so genannten Summer Sessions / sessions d'été – spezielle Programme von sechs- bis achtwöchiger Dauer. Bei der North American Association of Summer Sessions erfährst du, welche Hochschulen diese Programme anbieten.

Unterrichtsformen in Kanada

Die Unis entscheiden selbst, wie viele Studierende sie pro Studienjahr zulassen. Überfüllte Hörsäle wie teilweise in Deutschland wirst du in Kanada nicht finden. Undergraduate- wie Graduate-Programme leben vom engen Kontakt zwischen Dozent:innen und Studierenden. Dennoch gibt es zwischen Undergraduate- und Graduate-Studiengängen einige wesentliche Unterschiede.

Undergraduate Studies

Ein Undergraduate-Studium bedeutet einerseits eine Menge Lesestoff und pausenlos Hausarbeiten und Prüfungen. Andererseits entsprechen die Hausarbeiten mit ihren fünf bis acht Seiten eher einer Erörterung in der deutschen Oberstufe als qualifizierten Uni-Hausarbeiten. Meist musst du vier oder fünf schriftliche Leistungen abliefern: Aus Halbzeittest, Abschlusstest, Hausarbeiten, Referaten, unangemeldeten Kurztests und Bewertung der Mitarbeit setzt sich schließlich die Endnote zusammen. Wichtig ist es aber vor allem, beim Halbzeittest (Mid-Term) und Abschlusstest (Final) gut abzuschneiden. Der Unterrichtsstil ist in der Regel eher vom Vortrag der Dozent:innen als von aktiver Mitarbeit bestimmt. Du musst also nicht permanent "voll dabei" sein. Insgesamt bleibt genügend Freiraum übrig, um Kultur, Land und Leute kennen zu lernen. Und die Erfahrung zeigt, dass deutsche Student:innen an nordamerikanischen Hochschulen normalerweise mit guten Noten abschließen.

Graduate Studies

Wenn du dich vor allem für fachliche Tiefe interessierst und akademisch möglichst weit entwickeln möchtest, ist das Graduate-Studium besser geeignet. Das Studium ist dann dein zentraler Bezugspunkt, der Kontakt zu den Dozent:innen ist eng und die Veranstaltungen haben ein sehr hohes Niveau. Ohne Selbstdisziplin und wirkliches Interesse an der Wissenschaft bist du hier fehl am Platz. Zumindest in der Vorlesungszeit ist dein Privatleben stark eingeschränkt. Allerdings hast du hier die Möglichkeit, dich auf hohem Niveau in deinen Fachbereich zu vertiefen.

Tipps zum Unterrichtsalltag

  • Noten spielen in Kanada eine weit größere Rolle als in Deutschland. Jede einzelne Note, die du in einem Kurs erzielst, wird in einer eigenen Dokumentation deiner Leistungen aufgeführt.
  • Die mündliche Mitarbeit ist weit weniger wichtig als die schriftlichen Leistungen, da sie weniger objektivierbar ist.
  • Achte auf die Fristen und Zeiträume: Wenn du mit einem Abgabetermin nicht hinkommst, solltest du dich unbedingt frühzeitig an deine:n Dozent:in wenden. Andernfalls kann es sein, dass du ohne Credits nach Hause gehst.
  • In Prüfungen des Undergraduate-Studiums kommt es eher darauf an, große Datenmengen abzuliefern, als den Stoff wirklich verstanden zu haben.
  • In den Hausarbeiten ist es weit weniger wichtig als in deutschen Hochschulen, Sekundärliteratur zu bearbeiten: Oft reicht es, die eigenen Gedanken zum Thema flüssig und fehlerfrei darzulegen und eventuell vielleicht noch eine Expert:innenmeinung hinzuzuziehen, um eine gute Note zu erzielen.
  • Keine Angst vor Fehlern: Auf Rechtschreibung wird zwar Wert gelegt – moderne Korrekturprogramme helfen dir aber weiter. Auch Grammatikfehler werden nicht allzu zu ernst genommen.

Kanadisches Notensystem

In Kanada sammelst du während deines Studiums sogenannte Grade Points. Diese setzen sich aus dem Wert eines Kurses und der Kursnote zusammen.

Der Wert eines Kurses

Die Seminare, Vorlesungen und sonstigen akademischen Veranstaltungen haben unterschiedliche Wertigkeiten (Credits). Aus dem Veranstaltungsverzeichnis erfährst du, wieviele Credits ein Kurs "wert" ist.

Kursnote

Für jeden Kurs erhältst du eine Note, die zwischen "A" (sehr gut) und "D" (ausreichend) liegt. "F" bedeutet "fail = ungenügend". "I" bedeutet "incomplete = unvollständig".

Am Ende des Kurses wird die Creditzahl des Kurses mit deiner Note multipliziert, das heißt:

bei Note A: mal vier bei Note B: mal dreibei Note C: mal zweibei Note D: mal eins

Das Ergebnis ergibt dann deine Grade Points. Ist ein Kurs zum Beispiel 4 Credits wert, kannst du mit einem "A" maximal 16 Grade Points erreichen.

Wer ein "F" (ungenügend) bekommt, erhält keine Credits. Wer mit einem "I" (unvollständig) abschließt, hat die Möglichkeit, fehlende Leistungen nachzureichen und dann den Kurs erfolgreich zu beenden.

Studiengänge und Abschlüsse

In Deutschland noch neu, in Kanada ein alter Hut: die Abschlüsse Bachelor, Master und Ph.D.

Der Bachelor: Das bereits berufsqualifizierende Bachelor-Studium nennt man auch Undergraduate-Studium, weil man erst mit dem Bachelor einen Studienabschluss erwirbt, also "graduiert" wirt.

Der Master und Ph.D.: Wer seine akademischen Kenntnisse vertiefen will, kann sich für einen Master-Studiengang bewerben. Dieses so genannte Graduate-Studium geht zwei weitere Jahre und berechtigt zur Promotion (Ph.D.). Je nach Studienrichtung und Absprache mit der:dem Dozent:in kannst du deinen Doktor auch direkt machen, ohne zuvor den Master erworben zu haben. Dies kommt aber sehr selten und nur bei herausragenden akademischen Leistungen vor.

Die Fakultäten: Die einzelnen Studienrichtungen sind wie auch in Deutschland in Fakultäten aufgeteilt. So umfasst zum Beispiel die Faculty of Arts die geisteswissenschaftlichen Fachbereiche, während die naturwissenschaftlichen zum Beispiel in der Faculty of Pure and Applied Science liegen. Eher berufsbezogene Abschlüsse wie Medizin, Jura, Wirtschafts- oder Ingenieurwissenschaften verbergen sich meist hinter der Faculty of Professional Studies.

Undergraduate Studies: der Bachelor

Die kanadischen Studierenden beginnen ihr Undergraduate-Studium im Alter von 18 oder 19 Jahren. Nach vier (in Québec drei) Jahren haben sie mit dem Bachelor einen gültigen Hochschulabschluss und können ins Berufsleben eintauchen. Von dieser Möglichkeit machen auch die meisten kanadischen Studierenden Gebrauch.

Niveau: Die Studiengänge umfassen Veranstaltungen in General Education ebenso wie Kurse zum Studienfach selbst. Insgesamt gehen sie weniger in die Tiefe als beispielsweise ein Master-Programm. Im Vergleich zu Deutschland bist du aber weit weniger auf eine Fachrichtung festgelegt, sondern kannst aus einem breitem Reservoir schöpfen. Interessant für dich sind vor allem das dritte und vierte Jahr, weil die Kurse der ersten beiden Jahre oftmals nur von studentischen Hilfskräften geleitet werden. In Absprache mit einer:einem Professor:in kannst du in deinem zweiten Undergraduate-Semester unter Umständen auch einen Graduate-Kurs mitmachen.

Jura und Medizin: Um in Kanada Jura oder Medizin zu studieren, müssen die kanadischen Studierenden mindestens zwei Jahre (irgendetwas) studiert oder sogar den Bachelor in irgendeinem Fach absolviert haben. Für Mediziner empfehlen sich hier natürlich Naturwissenschaften. Erst dann beginnen sie ihr Medizin- oder Jura-Studium. Entsprechend sind auch für ausländische Studierende die Anforderungen sehr hoch. Im Bereich Jura ist ein Studium überhaupt nur im Graduate-Bereich möglich. Meist handelt es sich um Vergleichende Rechtswissenschaften. Welche Vorleistungen du nun aber konkret vorweisen musst, kann dir nur die entsprechende Hochschule sagen – zu groß sind die Unterschiede von Uni zu Uni.

Graduate Studies: der Master

Nur etwa fünf Prozent eines kanadischen Studienjahrgangs wählen auch das Graduiertenstudium – häufig erst nach einigen Jahren Berufserfahrung. Der Master dauert wie hierzulande zwei Jahre und dient der Vertiefung der akademischen Kenntnisse über den Bachelor hinaus.

Honours Bachelor's Degree: Viele Studierende verlängern ihr Undergraduate-Studium um ein Jahr: Sie konzentrieren sich dann auf ein Vertiefungsfach und schließen statt mit dem einfachen Bachelor mit dem so genannten Honours Bachelor's Degree ab. Damit steigen ihre Chancen auf Zulassung zum Graduierten-Studium (das eine Jahr wird anschließend oft angerechnet).

Deutsche Studierende: Deutsche Studierende können sich mit dem Vordiplom und Leistungen aus dem Hauptstudium direkt auf ein Master-Programm bewerben. Im Gegensatz zum deutschen Hauptstudium ist hier die Zusammenarbeit zwischen Dozent:innen und Studierenden sehr eng und intensiv. Im Zentrum steht die wissenschaftliche Forschung, die sich besonders in der Abschlussarbeit (Thesis) niederschlägt. Nach zwei Jahren schließlich hast du deinen Master in der Tasche.

(Post-)Graduate Studies: der Ph.D.

Nach dem Master kannst du dich auf ein Doctoral-Programm bewerben. Dies wird manchmal auch Postgraduate Studies genannt. Ein Doctoral-Programm entspricht der deutschen Promotion und wird meist mit dem Ph.D. (Doctor of Philosophy) abgeschlossen. In seltenen Fällen bieten Universitäten nach dem Bachelor aber auch den Direkteinstieg in die Doctoral Studies, am ehesten noch in natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern. Dies ist allerdings die Ausnahme und kommt am ehesten denjenigen zugute, die ihr Honours Bachelor's Degree besonders gut abgeschlossen haben.

Studienplatz und -gebühren

Voraussetzungen für einen Studienplatz

In Kanada legen die Hochschulen ihre Zulassungsbedingungen selbst fest. Das heißt: Es gibt keine für ganz Kanada geltende Aufnahmeprüfung. Alle Bewerber:innen müssen sich an die gewünschte Hochschule selbst wenden. Folgende Voraussetzungen gibt es:

  • Undergraduate-Studium: deutsches Abitur
  • Graduate-Studium: Bachelor oder Vordiplom mit Studienleistungen aus dem Hauptstudium
  • Doctoral Studies: Magister, Diplom oder Master (es gibt einige wenige Ausnahmen).

Häufig ist der Notendurchschnitt ausschlaggebend, teils wird eine Eingangsprüfung verlangt. Sprachtests sind üblich – die Studierenden müssen mit der Sprache vertraut sein, in der gelehrt wird.

In manchen Fächern sind die verlangten Vorleistungen besonders hoch: In Jura und Medizin zum Beispiel müssen schon die kanadischen Studierenden einen Bachelor in irgendeinem Fach "vorleisten", bevor sie ihr eigentliches Studium beginnen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an ausländische Studierende. Da die Plätze begrenzt sind, sind auch folgende Fächer schwer zu ergattern: Biologie, Pharmazie, Architektur, Ingenieurwissenschaften und Theologie.

Ausführliche Informationen über die Universitäten einschließlich der Zulassungsbedingungen gibt dir das Directory of Canadian Universities.

Sprachkenntnisse

Kanada ist bilingual: Vor allem in Québec wird Französisch gesprochen. Hochschulen, Behörden und sonstige sind deshalb auch in ihrer Sprache zweisprachig ausgerichtet. Alle kanadischen Hochschulen verlangen von ausländischen Studierenden gute Kenntnisse in der jeweiligen Unterrichtssprache.

Teils verlangen die kanadischen Hochschulen international anerkannte Sprachtests, teils führen sie selbst solche durch. Teils kannst du auch an kanadischen Sprachschulen mögliche Sprachlücken stopfen, um nach sechs bis acht Wochen mit dem Studium zu beginnen. Infos hierzu gibt es bei deiner kanadischen Hochschule und beim Council of Second Language Programs in Canada.

Anerkannte Sprachtests

Englisch: In der Regel verlangen kanadische Hochschulen den TOEFL (Test of English as a Foreign Language) als Nachweis der englischen Sprache. Dein TOEFL-Ergebnis sollte nicht älter als zwei Jahre sein und zwischen 220 und 250 Punkten (Computertest) liegen (entspricht 560 bis 600 Punkten beim handschriftlichen Test).

Manche Hochschulen bevorzugen den IELTS (International English Language Testing System) oder verlangen eigene Sprachprüfungen. Genaueres kannst du nur von der jeweiligen Hochschule selbst erfahren. Für ein Graduate-Programm verlangen Hochschulen in der Regel zusätzlich den CRE-Test (Graduate Record Examination. Alle Tests können in den jeweiligen Testzentren in Deutschland abgelegt werden.

Französisch: Fürs Französische gibt es keinen standardisierten Test. Die Hochschulen prüfen im Einzelfall das Sprachniveau der Bewerber:innen selbst. Sollte es nicht ausreichen, kann die:der Bewerber:in unter Umständen in Extrakursen die fehlenden Kenntnisse nacharbeiten.

Erwerb von Sprachkenntnissen: Natürlich kannst du die TOEFL-Vorbereitung auch in Kanada absolvieren. Kanadas Sprachschulen bieten dir eine Vielzahl von Möglichkeiten, Englisch oder Französisch als Zweitsprache zu erlernen oder weiter auszubauen. Ob Anfängerkurse, Konversation oder Fortgeschrittenenkurse für Wirtschafts- oder technisches Englisch/Französisch – jede:r sollte hier etwas finden. Infos gibt das Council of Second Language Programs in Canada und das Amerika Haus München.

Bewerbungsverfahren

Du hast ein Studienprogramm gefunden? Dann kannst du nun die Zulassung an der jeweiligen Hochschule selbst beantragen. Sie wird deine bisher erbrachten akademischen Leistungen sowie deine "references" prüfen und mit den kanadischen Anforderungen abgleichen. Bis du aber den sogenannten Letter of Acceptance (Zulassungsbescheid) erhältst, kann viel Zeit vergehen. Deshalb solltest du mit der Bewerbung ein Jahr, spätestens aber sechs Monate im Voraus beginnen.

Übersetzt und beglaubigt: Für den Zulassungsbescheid brauchst du deine beglaubigten Zeugnisse (Abitur, Zwischenprüfung etc.) und Nachweise einzelner Lehrveranstaltungen (möglichst benotet und einzeln aufgelistet). Alle Dokumente müssen ins Englische oder Französische übersetzt und amtlich oder notariell beglaubigt sein.

Undergraduate Studies: Die Bewerbungsunterlagen für ein Undergraduate-Studium erhältst du beim Registrar of Undergraduate Studies (Kanzler) deiner Hochschule. Gib dabei unbedingt deine Fachrichtung an.

Graduate Studies: Für ein Graduiertenstudium wendest du dich an die:den zuständige:n Dekan:in der Hochschule (Dean of Graduate Studies) – nicht zu verwechseln mit den Dekanen der einzelnen Fakultäten. Von ihm erhältst du das entsprechende Vorlesungsverzeichnis mit Angaben zu Zulassungsvoraussetzungen, Gebühren, Stipendien sowie Forschungsmöglichkeiten.

Studiengenehmigung: Möchtest du länger als sechs Monate im Land bleiben, musst du mit dem Zulassungsbescheid bei einer kanadischen Einwanderungsbehörde eine Studiengenehmigung (Study Permit) beantragen.

So hoch sind die Studiengebühren

Wie in den meisten englischsprachigen Ländern sind auch in Kanada Studiengebühren die Regel. Verglichen mit beliebten Studienländern wie den USA, Großbritannien oder Australien sind diese aber deutlich niedriger. Im Durchschnitt zahlst du für ein kanadisches akademisches Studienjahr (Dauer: acht Monate) rund Can $12.000. Die Zahlen variieren aber von Region zu Region, von Fach zu Fach und von Hochschule zu Hochschule.

Höhe und Stipendien
Für ausländische Studierende sind die Studiengebühren (Tuition Fees) meist höher als für kanadische. Genaue Informationen kann dir aber nur die Hochschule selbst geben.

Studiengebühren pro Fachbereich
Bei Statistics Canada (Centre for Education Statistics) kannst du die durchschnittlichen Studiengebühren für die Undergraduate Studies abrufen – aufgeschlüsselt nach Fachbereich und Provinz.

Leben in Kanada

Leben und studieren in Kanada

Freizeitprogramme
In den so genannten Extracurricular Activities bieten die Hochschulen eine Fülle von Kursen an, die sogar Credits bringen können. Das Rahmenprogramm reicht dabei vom Hochschulsport über Theaterspielen bis hin zur Mitarbeit an der Universitätsfernseh- oder -radiostation.

Student:innenclubs
Beliebte Anlaufstelle für viele Studierende sind auch die vielen Student:innenclubs. Solltest du dich nach einiger Zeit nach der guten deutschen Heimat zurücksehnen, liegt ein Besuch bei einem German Club nahe. Hier treffen sich deutsche und an Deutschland interessierte Studierende und Professor:innen. Doch auch Feten bei der Chinese Students Association oder der Association of African Students können reizvoll sein. Auch die International Offices der Unis organisieren Treffen oder Programme, zum Beispiel eine International Coffee Hour jeden Freitagmittag.

Aufenthaltsbestimmungen

Wenn du länger als sechs Monate in Kanada bleiben möchtest, brauchst du eine Studienerlaubnis (Student Authorization). Folgende Unterlagen musst du dazu der kanadischen Botschaft vorlegen:

  • Antragsformular (IMM 1294), erhältlich bei der Einwanderungsbehörde oder online
  • zwei Passfotos mit vollem Namen und Geburtsdatum auf der Rückseite
  • Kopie des gültigen Reisepasses (sollte für die gesamte Studienzeit in Kanada gültig sein)
  • Kopie der Zulassungsbestätigung deiner kanadischen Hochschule (letter of acceptance / lettre d'acceptation). Achtung: Nicht das Original schicken, obwohl dies unter Punkt 7 des Antragsformulars IMM 1294 angegeben ist.
  • Zahlungsnachweis über 90 Euro Bearbeitungsgebühr für die Studienerlaubnis, die du auf das Konto Botschaft von Kanada überweist.
  • Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel für alle anfallende Kosten eines Jahres, also Studiengebühren, Rückflugkosten und etwa 7.000 Euro an Lebenshaltungskosten. Hierzu reicht in der Regel eine Bankbescheinigung.
  • bei einer Studiendauer von mehr als sechs Monaten ein polizeiliches Führungszeugnis
  • für eine zügige Bearbeitung einen adressierten Rückumschlag
  • Wenn du in Québec studieren willst, benötigst du ein Certificat d´Acceptation du Québec (CAQ) der Einwanderungsbehörde von Québec. Das Antragsformular für ein CAQ erhältst du als Download auf der Website der Regierung von Québec. Das CAQ kostet rund 115 Euro (175 CA-Dollar).

Schicke diese Unterlagen spätestens vier Wochen vor deiner geplanten Abreise nach Kanada per Post an die Kanadische Botschaft.

Studieren unter sechs Monaten
Wenn du weniger als sechs Monate in Kanada studierst oder Kurse besuchst, brauchst du keine Studienerlaubnis. Unter Umständen lohnt es sich aber dennoch, sie vorher zu beantragen. Dann kannst du später eine Verlängerung deines Aufenthalts beantragen, um für einen längeren Zeitraum zu studieren oder in der Studieneinrichtung zu arbeiten.

Medizinische Versorgung

Die medizinische Versorgung in Kanada ist ebenso gut wie teuer. Ausländische Patient:innen müssen häufig noch einen extra Zuschlag auf die Rechnung zahlen, so dass du für die Dauer deines Aufenthalts eine private Krankenversicherung abschließen solltest. In Ontario besteht sogar – mit Ausnahme der University of Windsor – eine Pflichtversicherung für ausländische Studierende.

Auch ein Stipendium kann eine Krankenversicherung einschließen. Falls du also Stipendiat:in bist: Frag mal bei deinem Stipendiengeber nach.

Infos zu Versicherungen in Kanada geben dir die deutschen Krankenversicherungen, deine kanadische Hochschule oder das jeweilige University Health Insurance Plan Department.

Lebenshaltungskosten

Die Lebenshaltungskosten in Kanada sind höher als in Deutschland. Mit rund 10.000 kanadischen Dollar pro Jahr bist du dabei, wobei Ontario und British Columbia am teuersten sind. Dazu kommen die Studiengebühren zwischen Can $1.800 und Can $29.000 im Jahr. Hilfe zur sicheren Planung bieten aber die kanadischen Hochschulen selbst in Form von aktuellen Kostenberechnungen für Studium und Lebenshaltung. Außerdem bringt dir dein Student:innenstatus auch in Kanada eine Reihe von Vergünstigungen, zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr oder für Sport- und Kulturveranstaltungen.

Wohnen

In Kanada sind die meisten Unis so genannte Campus-Unis: Alle Uni-Gebäude und Wohnheime befinden sich auf einem Universitätsgelände. Es ist deshalb von Vorteil, in einem der Studentenwohnheime (Residences) "on campus" zu wohnen. Lästiges und teures Busfahren entfällt dadurch, und du kommst besser in Kontakt mit anderen Studierenden. Mit Preisen zwischen Can $3.000 und Can $7.500 pro akademischem Jahr sind sie zudem eine günstige Wohnmöglichkeit.

WG und Apartment
Die durchschnittlichen Kosten eines Zimmers in einer Wohngemeinschaft betragen zwischen Can $250 und Can $700 pro Monat, die eines Appartments zwischen Can $400 und Can $1.500 pro Monat.

Homestays – Wohnen in kanadischen Familien
Viele kanadische Familien bieten ausländischen Studierenden eine Wohnmöglichkeit in deren Haus an. Das ist eine der besten Möglichkeiten, deine Englisch- oder Französischsprachkenntnisse zu verbessern. Außerdem lernst du nette Leute kennen und erlebst die kanadische Lebensweise. Homestays werden von den Unis organisiert, so dass Familie und Student:in möglichst viele gemeinsame Interessen aufweisen. Die Kosten des Homestays betragen zwischen Can $400 und Can $800 pro Monat.

Infos zu Wohnheimplätzen
Für einen Wohnheimplatz kannst du dich entweder an das Housing Office / Direction des Résidences bzw. Bureau de Location oder an den International Student Adviser deiner Hochschule wenden (am besten gleichzeitig mit der Zulassungsbewerbung). Diese Stellen sind auch behilflich, wenn du "off campus" wohnen möchtest.

Kanadischer Dollar – 1 Can $ = 0,69 Euro (Stand: 22.05.2023)

Arbeiten

Grundsätzlich kannst du in Kanada eine Arbeit aufnehmen. Zum Beispiel als Deutschlehrer:in an den Sprachschulen oder als studentische Hilfskraft. Auch ein bezahltes Praktikum als Teil des Studienprogramms ist prinzipiell möglich.

Arbeiten ohne Arbeitserlaubnis
Studierende im Gesundheitsbereich, die ein Krankenhauspraktikum, eine Famulatur oder ein Kurzpraktikum absolvieren, brauchen keine Arbeitserlaubnis. Ebensowenig wie Studierende, die on-campus arbeiten – zum Beispiel als wissenschaftliche Hilfskraft. Voraussetzung:

  • Du brauchst eine gültige Studienerlaubnis.
  • Du musst für ein Vollzeitstudium eingeschrieben sein.
  • Deine Arbeit muss auf dem Campus stattfinden – sei es in einer Fakultät oder in einem privaten Unternehmen mit Sitz auf dem Campus.

Arbeiten mit Arbeitserlaubnis
Ansonsten brauchst du eine Arbeitserlaubnis. Du erhältst sie zum Beispiel bei der Botschaft von Kanada in Berlin. Bei Beantragung der Arbeitserlaubnis musst du eine Bestätigung deines Arbeitsplatzes vorweisen. Sie beantragt in der Regel dein Arbeitgeber für dich beim kanadischen Arbeitsamt (Human Resources and Skills Development [HRDC]/Ressources humaines et Développement des compétences [RHDC]). Die Bestätigung entfällt bei einem Praktikum, das integraler Bestandteil deines Studiums in Kanada ist. Das Praktikum darf nicht mehr als 50 Prozent des gesamten Studienprogramms ausmachen und muss durch eine:n Uni-Vertreter:in zertifiziert sein. Für Studierende der Humanmedizin gilt diese Ausnahmeregel leider nicht.

Stipendien

DAAD
Der DAAD vergibt eine Vielzahl von Stipendien: für Studien- und Forschungsvorhaben, Teilstipendien für Studierende, Stipendien für Graduierte und Promovierte und Kurzstipendien für Praktika innerhalb von auslandsbezogenen Studiengängen. Informationen dazu findest du auf der Homepage oder über die Broschüre "Studium, Forschung und Lehre im Ausland – Förderungsmöglichkeiten für Deutsche". Darüber hinaus findest du in der Stipendiendatenbank des DAAD weitere weitere Fördermöglichkeiten speziell für Kanada: von der European Space Agency (ESA) über die Robert Bosch Stiftung bis hin zum Tchibo-Stipendienprogramm.

Kanadische Regierung
Die kanadische Regierung vergibt jedes Jahr Stipendien für deutsche Studierende. Die Bewerbungsunterlagen erhältst du beim DAAD (Stichwort: Government of Canada-Stipendium). Mehr Infos hierzu gibt es bei der kanadischen Botschaft oder in Kanada auf der Seite des CBIE. Weitere Stipendien der kanadischen Regierung findest du hier.

Die Kanada-Zentren der deutschen Hochschulen
Die Stiftung für Kanada-Studien an der Uni Augsburg beispielsweise bietet ein Promotionsstipendium und einen Förderpreis. Außerdem drei Stipendien des Bayerischen Ministerpräsidenten zur Förderung von Québec-Studien in Höhe von 1.500 Euro: für alle, die ihre Zulassungs-, Magister- oder Diplomarbeit über Québec im Wesentlichen vor Ort erstellen (Aufenthaltsdauer: vier bis sechs Wochen).

Kanadische Hochschulen
Auch die kanadischen Hochschulen vergeben (wenige) Stipendien: Scholarships, Grants, Fellowships oder Teaching and Research Assistantships. Manche Hochschulen bieten die Möglichkeit eines Differential fee waiver / Bourses d’exonération des droits de scolarité différentiels an. Die erhöhten Studiengebühren für ausländische Studierende werden hier an die geringeren für kanadische Studierende angeglichen. Genauere Infos gibt es bei den kanadischen Hochschulen selbst (am besten über den Foreign Student Adviser oder über das Office of Financial Aid).

Über die akademischen Auslandsämter der deutschen Hochschulen
Viele Hochschulen in Deutschland haben Partnerschaften und Austauschprogramme mit kanadischen Hochschulen. Wer innerhalb solch eines Programms nach Kanada kommt, erhält oft auch eine Förderung der Studiengebühren. Die Uni Konstanz beispielsweise koordiniert ein Austauschprogramm zwischen den Hochschulen Baden-Württembergs und Universitäten in Ontario. Generell bekommst Infos über bestehende Hochschulkooperationen über den Kompass der Hochschulrektorenkonferenz.

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