Studieren in Schweden: Moderner Studienstandort in Skandinavien

Lächelnde Frau sitzt mit Smartphone in der Hand auf einem Stuhl. Neben ihr ein Stapel Bücher, im Hintergrund eine Glühbirne und Lorem-Ipsum-Text.

Top ausgestattete Unis und keine Studiengebühren – das sind nur ein paar Vorteile, die dich erwarten, wenn du in Schweden studieren willst. Wie das schwedische Studiensystem funktioniert, welche Abschlüsse du erwerben kannst und welche Voraussetzungen du erfüllen musst, liest du hier.

Warum im hohen Norden studieren?

Schwedens Unis haben zwar nicht den Ruf von Harvard oder Cambridge. Trotzdem lohnt sich ein Studienaufenthalt auf jeden Fall: Weil Schweden ein sehr reformfreudiges Land ist, gehört das Hochschulsystem heute zu den modernsten Europas, denn im Sozialstaat Schweden hat die Bildung einen hohen Stellenwert: Die Universitäten sind gerade im technischen Bereich weit besser ausgestattet als deutsche Hochschulen. Das macht sich vor allem in den Naturwissenschaften bemerkbar, wo Computeranimationen oft Versuche ersetzen. Auch Studiengebühren gibt es in Schweden nicht. Bei einem Erasmus-Aufenthalt beispielsweise müssen lediglich die anfallenden Gebühren an der heimischen Universität oder Hochschule gezahlt werden (z.B. Studentenbeitrag an das Studierendenwerk).

Schwedische Hochschullandschaft

In Schweden gibt es etwa 50 Hochschulen und Universitäten, die über das ganze Land verteilt sind. Fast alle sind staatlich. Es gibt zwei Hochschultypen:

  • Universitet (Universität)
  • Högskola (Hochschule)

Anfang der 1990er Jahre hat Schweden sein Hochschul-System dezentralisiert. Seitdem gibt die Regierung zwar Qualitätsstandards und ein einheitliches System von Credit Points vor, die Studieninhalte können die einzelnen Unis und Hochschulen aber selber zusammenstellen.

In Schweden wird zwischen Universitäten und Hochschulen unterschieden. Wie auch in Deutschland kann man (bis auf wenige Ausnahmen) lediglich an den Universitäten promovieren. Die sechs ältesten sind: Göteborg, Stockholm, Lund, Linköping und Umea sowie die 1477 gegründete Uppsala Universitet. In den letzten Jahren kamen neue Universitäten in den Städten Luleå, Örebro und Karlstad hinzu. Die Linné-Universitetet mit den Standorten Växjö und Kalmar ist seit 2010 Bestandteil der Småland-Region. Einen besonderen Status haben drei Unis, die sich auf einzelne Fächer spezialisiert haben: das Karolinska Institut für Medizin, das Königliche Institut der Technik in Stockholm und die schwedische Universität für Landwirtschaft in Alnarp, Flyinge, Skara, Strömsholm, Skinnskattenberg, Uppsala, Wangen und Umeå.

Generell bieten die Universitäten ein breiteres Fächerspektrum als die Hochschulen. Die fachspezifischen Universitäten bilden hier natürlich eine Ausnahme. An den Universitäten hat darüber hinaus die Forschung großes Gewicht. Die Studenten haben zudem die Wahl, ob sie sich ihr Studium frei aus einzelnen Kursen zusammenstellen oder ein fest vorgegebenes Programm absolvieren.

Im Vergleich zu den Unis ist das Angebot an Studiengängen bei Hochschulen meist eingeschränkter. Generell sind die Hochschulen eher praxisorientiert und ähneln den deutschen Hochschulen (University of Applied Sciences). Sehr vorteilhaft sind dabei die traditionell oft engen Verbindungen der schwedischen Hochschulen zur Wirtschaft.

Rankings

Schwedische Universitäten genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. In den QS World University Rankings 2024 befinden sich insgesamt acht schwedische Universitäten unter den Top 400 der Welt, darunter: Lund University, KTH (Königliches Institut für Technik), Uppsala University, Chalmers University of Technology (Göteborg) und Stockholm University (Stand 2023).

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Studienaufbau in Schweden

Das schwedische Studienjahr teilt sich in zwei Hälften auf, nämlich das Hösttermin (Herbstsemester) von Ende August bis Mitte Januar und das Vårtermin (Frühlingssemester). Es schließt nahtlos an das Herbstsemester an und dauert bis Anfang Juni. In einigen Unis gibt es in den Semesterferien Sommerkurse, die meist im August beginnen. Über Weihnachten und Neujahr haben schwedische Studierende zwei Wochen Ferien. Auch über Ostern und an anderen Feiertagen machen sie Urlaub. In einigen Studiengängen, wie zum Beispiel an den technischen Hochschulen, belegen die Studenten mehrere Kurse parallel. Es kommt aber ebenso vor, dass die Kurse nacheinander gegeben werden. So besucht ein schwedischer Student zum Beispiel ein fünfwöchiges Seminar und geht in dieser Zeit in keine andere Veranstaltung – erst wenn das Seminar abgeschlossen ist, beginnt der nächste Kurs.

Das Credit Point-System

In Schweden werden die Studienleistungen mit einem Punktsystem erfasst, das kürzlich umgestellt wurde und nun ECTS entspricht. Die Kurse haben je nach Dauer einen bestimmten Punktwert. Eine Woche Vollzeitstudium entspricht 1,5 Punkten. Ein Vollzeitstudent sollte am Ende des Semesters 30 Punkte gesammelt haben. Die einzelnen Veranstaltungen bauen i.d.R. aufeinander auf. Es gibt vier verschiedene Level: Grundkurse, erweiterte Kurse, Fortgeschrittenen- und Fachkurse. Man muss jeweils den vorherigen Kurs abschließen, um den nächsten beginnen zu können. Um den Schein zu erhalten, müssen die Studierenden alle Anforderungen des Kurses bestanden haben. Das sind meist Klausuren (tentamen), aber auch Referate oder Hausarbeiten. Fällt ein Student bei einer Prüfung durch, kann er sie wiederholen. Dies kann mitunter in wenigen Wochen nach dem eigentlichen Prüfungstermin geschehen. Je höher das Niveau eines Kurses, desto mehr Wert legen die Dozenten auf selbstständiges Arbeiten. Ihre Hausarbeiten müssen die Studierenden im Seminar häufig präsentieren und diskutieren.

Das Notensystem in Schweden

Neben den Punkten, die eigentlich nur die Teilnahme bestimmten Kursen dokumentieren, gibt es Noten. Alle Prüfungen am Ende eines Kurses werden in Schweden benotet, allerdings nicht so differenziert wie in Deutschland. Manchmal gibt es nur die Unterscheidung zwischen "bestanden" und "nicht bestanden". An Universitäten wird meist eine dreistufige Skala benutzt:

  • väl godkänt – gut bestanden
  • godkänt – bestanden
  • underkänt – nicht bestanden

Die Juristische Fakultät benutzen meist 4 Notenstufen:

  • AB – "pass with high distinction"
  • Ba – "pass with distinction"
  • B – bestanden
  • underkänt – nicht bestanden

In naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen wird folgendes System verwendet:

  • 5 – sehr gut bestanden
  • 4 – gut bestanden
  • 3 – bestanden

Auch gibt es das Notensystem von A-E, wobei A gleichbedeutend mit einer 1 in Deutschland ist. Beim Absolvieren eines Erasmus-Aufenthalts werden diese Benotungen dementsprechend an das deutsche Notensystem der jeweiligen Hochschule anhand von Tabellen angepasst. Schließlich muss es zu einer Anrechnung der Noten kommen. In der Regel wird die Bewertung in Deutschland dann aufgewertet, da der Standard an den schwedischen Hochschulen zum Teil höher liegt als bei uns.

Durch das System der aufeinander folgenden Kurse finden ständig Prüfungen statt. Ein großer Unterschied zu Deutschland ist auch das Fehlen einer Zwischenprüfung oder eines Vordiploms. Selbst am Ende eines Studiengangs steht in Schweden keine abschließende Prüfung. Es ist aber üblich, sein Studium mit einer Examens- oder Projektarbeit zu beenden.

In einigen Studiengängen, wie zum Beispiel bei Sprachkursen, gibt es täglich Veranstaltungen. Abgesehen davon müssen die Studenten sich disziplinieren und viel alleine arbeiten. Im Fach Jura gibt es oft nur zwei Unterrichtseinheiten pro Woche. Die restliche Zeit sollen die angehenden Juristen über ihren Büchern in der Bibliothek verbringen oder in Kleingruppen arbeiten. Auch das Probieren in bzw. an der Praxis liegt den Schweden sehr. So kann es beispielsweise sein, dass Studierende Aufgaben innerhalb von Feldstudien oder Experimenten gestellt bekommen, die dann einige Tage später in der Vorlesung präsentiert und diskutiert werden sollen. Dies bringt zusätzliche Erfahrungen in der Praxis und zeigt, wie sich das Verhältnis zwischen der Theorie und der Praxis in der Realität verhalten kann.

Unterrichtsformen

Wie in Deutschland gibt es in Schweden verschiedene Veranstaltungstypen:

Die Vorlesung: Die Vorlesung, auf Schwedisch föreläsning, ist auch an schwedischen Unis die klassische Veranstaltungsform. Hier hält der Professor Vorträge über ein bestimmtes Themengebiet. Die Studierenden beschränken sich auf das Mitschreiben.

Die Lektion: An Lektionen nehmen nur 20 bis 30 Studierende teil. Anhand von vorbereiteter Literatur wird mit dem Lehrer diskutiert. Je nach Fachrichtung kann die wöchentliche Stundenzahl stark variieren: In geisteswissenschaftlichen Fächern nehmen die Lektionen nur 10 bis 15 Stunden die Woche ein. Die Studierenden haben so Zeit, sich ihre Arbeit selbst einzuteilen. In den Ingenieurwissenschaften gibt es Übungsstunden die im Stundenplan festgelegt, aber nicht obligatorisch sind. Dort können die Studenten Hilfe mit dem Lösen ihrer Aufgaben in dem jeweiligen Kurs bekommen. Je nach Studienjahr entsprechen sie zwischen 20 und 30 Stunden in der Woche.

Das Seminar: In Schweden gibt es wie in Deutschland Seminare. Sie leben von der aktiven Mitarbeit der Studenten; oft werden auch Referate verlangt. Der Lesestoff für Seminare und genauso für die Lektionen ist in der Regel sehr umfangreich. Häufig teilen die Dozenten aber zumindest kostenlose Kopien aus.

Gruppenarbeit: Gruppenarbeit ist in Schweden sehr beliebt. Ziel ist es, die Teamfähigkeit der Studierenden zu schulen, indem sie die zugeteilten Aufgaben gemeinsam lösen.

Das Laborpraktikum: Bei den Naturwissenschaften und Technikstudiengängen sind Laborpraktika (laborationer) ein wichtiger Teil des Studiums. In einer Gruppe oder allein führen die Studierenden Experimente durch und präsentieren die Ergebnisse mündlich und schriftlich. Nicht zu unterschätzen sind die Kosten für Unterrichtsmaterialen bzw. Bücher für die einzelnen Veranstaltungsarten. Im Durchschnitt gibt ein schwedischer Student pro Monat etwa 90€ für notwendige Literatur oder ähnliches aus. Tipp: Meist gibt es an den Hochschulen einen Bücherbasar oder eine Facebook-Gruppe, in denen Bücher der vorherigen Semester angeboten werden. Hier kann man wirklich Geld sparen!

Studienplatz

Das deutsche Abitur wird in Schweden problemlos anerkannt. Für manche Studiengänge verlangen die Unis jedoch gute Schulnoten in den für das Studium relevanten Fächern. Möchtest du zum Beispiel Physik studieren, so solltest du dieses Fach auch in der Oberstufe belegt haben. Schwedische Schüler haben die Möglichkeit nach dem Abitur noch eine spezielle Hochschulprüfung abzulegen, um ihre Chancen zu verbessern den gewünschten Studienplatz zu bekommen. Sie ähnelt dem ehemaligen Medizinertest in Deutschland. Ausländische Studenten müssen sie jedoch nicht machen. Für die Bewerbung um einen Studienplatz muss man die nötigen Dokumente oft in einer englischen – und beglaubigten – Übersetzung vorlegen.

Zulassungsbeschränkungen

Ist ein Studiengang überlaufen, werden die Studienplätze nur noch begrenzt vergeben. Die Vergabe richtet sich nach einem bestimmten Schlüssel. Ein Teil der Studienplätze wird an Bewerber mit den besten Schulabschlüssen vergeben, ein Teil an Bewerber mit den besten Hochschulprüfungen und ein Teil an die Bewerber mit Berufserfahrung.

Sprachliche Voraussetzungen für das Studium in Schweden

Fast alle Schweden sprechen sehr gut Englisch, auch Deutsch ist weit verbreitet. Ausländer können also ohne Schwedisch über die Runden kommen. Wenn man sich um ihre Sprache bemüht, erlebt man die Schweden jedoch viel offener und herzlicher. Gerade für Deutsche ist Schwedisch relativ leicht zu lernen, weil es wie Deutsch eine germanische Sprache ist und eine ähnliche grammatische Struktur hat. Da Schwedisch eng mit dem Norwegischen und Dänischen verwandt ist, kannst du dich auch in diesen Ländern verständigen.

Voraussetzungen für das Studium

Möchtest du ein Vollstudium in Schweden absolvieren, musst du gute Schwedischkenntnisse nachweisen. Die dafür nötige Sprachprüfung heißt TISUS (Test in Swedish for University Students). Studenten, die rein englischsprachige Kurse oder spezielle Programme für Ausländer besuchen, brauchen den Test allerdings nicht. Von Austauschstudenten (Erasmus/Sokrates) werden normalerweise keine Sprachkenntnisse erwartet, trotzdem gibt es für Teilnehmer dieser Programme häufig spezielle Anfängerkurse in der Landessprache. Da Schwedisch die gängige Unterrichtssprache an den Unis ist, sind Schwedischkenntnisse trotz allem sehr nützlich. Ein Großteil der Literatur für das Studium ist wiederum auf Englisch, deshalb braucht man zusätzlich sehr gute Englischkenntnisse.

Sprachtest TISUS

Das Niveau dieses Sprachtests richtet sich nach den Anforderungen in schwedischsprachigen Veranstaltungen. Was der TOEFL in den USA, ist der TISUS in Schweden. Er ist überall anerkannt und bei den meisten Sprachkursen bildet er den Abschluss. Die Prüfungsgebühren für den TISUS liegen in Schweden derzeit bei etwa 1.600 Schwedischen Kronen (SEK), das sind ungefähr 175 Euro. In Stockholm wird die Prüfung zweimal im Jahr abgenommen, Ende April und Oktober. An anderen Prüfungsorten gibt es eventuell zusätzliche Termine. Anmeldeschluss ist jeweils vier Wochen vor der Prüfung.

Schwedisch in Deutschland

Man kann den TISUS-Test auch in Deutschland absolvieren. Prüfungsorte sind Berlin, Bonn, Hamburg Kiel, München, Erlangen-Nürnberg und Frankfurt am Main. Die Prüfungstermine liegen wie in Schweden im April und Oktober. Außerhalb Schwedens ist der Test allerdings grundsätzlich etwas teurer und die externen Prüfer erheben häufig noch einen zusätzlichen Beitrag. Schwedischkurse werden an den meisten Unis angeboten, daneben gibt es natürlich Volkshochschulkurse. Im Internet kannst du die Grundbegriffe des Schwedischen beim Swedisch Language Course lernen.

Schwedisch in Schweden

An schwedischen Unis gibt es in der Regel Schwedischkurse für die ausländischen Studenten. Meist kann man dies über die Homepage der entsprechenden Uni in Erfahrung bringen. Häufig werden Intensivkurse in den Sommermonaten angeboten.

Bewerbung für das Studium in Schweden

Viele Studiengänge sind in Schweden überlaufen, deshalb haben es ausländische Studenten schwer, einen Platz zu bekommen. Besonders bei den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften sowie in den Fächern Biologie und Informatik ist der Andrang hoch. Wenn ein ausländischer Student alle Anforderungen erfüllt, heißt das noch lange nicht, dass er auch einen Studienplatz bekommt. Deshalb ist es ratsam, sich als Erstes beim Akademischen Auslandsamt deiner Uni zu informieren, ob es nicht ein passendes Austauschprogramm gibt. Über Kooperationsprogramme deiner Hochschule kannst du dich im Hochschulkompass auf den Seiten der Hochschulrektorenkonferenz informieren. Außerdem gibt es an den meisten schwedischen Unis ein "International Student Office", dort bekommst du alle wichtigen Informationen.

Bewerbungsunterlagen

Für die meisten Studienfächer bewirbst du dich direkt bei deiner Wunschuni. Wie in Deutschland gibt es aber Studiengänge, die zentral vergeben werden. Für welche das gilt, erfährst du bei den Unis. Forderst du Bewerbungs- oder Informationsmaterial an, erhältst du meist auch den zentralen Bewerbungsbogen. Da ist genau erklärt, für welche Kurse und Fächer du ihn ausfüllen musst.

Nötig für eine vollständige Bewerbung um einen Studienplatz sind auf jeden Fall:

  • Beglaubigter Nachweis der Hochschulreife
  • Sprachnachweis der schwedischen Sprache (TISUS-Test)
  • Sprachnachweis der englischen Sprache (TOEFL iBT mit mindestens 90 Punkten, IELTS mit mindestens 6.5, oder das Cambridge Certificate in Advanced English). Dieser Sprachnachweis wird meist nicht verlangt, wenn Englisch die erste Sprache in der Oberstufe gewesen ist oder der Dozent der Hochschule eine Bescheinigung über deine Englisch-Kenntnisse unterschreibt. In Ausnahmefällen muss der Test aber trotzdem abgelegt werden. Das kann der Fall sein, wenn Englisch ein zentraler Bestandteil des gewählten Studiengangs ist.

Hast du in Deutschland ein Studium begonnen, solltest du vor dem Wechsel nach Schweden am besten das Grundstudium abgeschlossen haben. Mit dem Zwischenprüfungszeugnis oder Vordiplom bewirbt es sich leichter und du läufst sonst Gefahr, alle Grundkurse nachmachen zu müssen. Deine Bewerbung geht direkt an das Institut der Uni in Schweden, an dem du studieren willst.

Postgraduierte Studiengänge

Nicht jede Hochschule bietet Studien für Postgraduierte an. Die schwedische Regierung entscheidet, welche Fakultäten Doktortitel verleihen dürfen. Oft bekommen nur einzelne Institute an Hochschulen die Zulassung dafür. Die Universitäten haben den größten Anteil an Promotionsstudiengängen. Promovieren kann man in Schweden grundsätzlich nur in dem Fach, in dem das erste Examen abgelegt wurde. Um dich für einen postgraduierten Studiengang zu bewerben, benötigst du mindestens das "Kandidatexamen". In manchen Studiengängen wird allerdings das Magisterexamen vorausgesetzt. Dann muss die schriftliche Abschlussarbeit aus dem Hauptfach vorgelegt werden. Die Unis nehmen nur Studierende auf, die für die gesamte Zeit des weiterführenden Studiums finanziell abgesichert sind. Einigen Doktoranden bietet die Uni Förderprogramme an (doktortjänst) oder bezahlt sie für Lehrveranstaltungen. Auch für postgraduierte Studien bewirbst du dich direkt bei dem Institut, an dem du promovieren möchtest. Zusätzlich zu oben genannten Bewerbungsunterlagen benötigst du das Zeugnis deines ersten Abschlusses.

Studiengebühren in Schweden

In Schweden studieren alle Studierenden aus der EU und dem Europäischen Wirtschaftsraum kostenlos; Studierende von außerhalb des EWR müssen seit 2011 Studiengebühren zahlen. Schwedische Studierende haben Anspruch auf finanzielle Unterstützung von der Regierung – unabhängig vom Einkommen der Eltern. Schweden gehört damit in Europa zu den Ländern mit den höchsten Bildungsausgaben. Das spiegelt sich auch in der überdurchschnittlich guten Ausstattung der Unis wider.

Stipendien für das Studium in Schweden

Es gibt mehrere Möglichkeiten, ein Stipendium für den Schwedenaufenthalt zu erhalten. Die Stipendien variieren zwischen einigen hundert Euro Zuschuss und einem Vollstipendium. Die gängigsten Austauschprogramme sind:

  • Auslands-BAföG – es ist oft einfacher zu bekommen als das normale BAföG.
  • Die wohl bekanntesten Programme sind Erasmus und Sokrates, Förderprogramme der EU. Informationen dazu gibt es an fast jeder Uni beim Akademischen Auslandsamt. Es werden Stipendien für ein Semester oder ein ganzes Studienjahr im europäischen Ausland vergeben.
  • Der DAAD vergibt Stipendien für ein akademisches Jahr. Bewerben können sich Studenten ab dem dritten Semester und Doktoranden. Die Bewerbungsfrist endet immer am 31. Oktober.
  • Das schwedische Institut vergibt drei Stipendien an Studierende und Graduierte. Bewerben kannst du dich dafür ebenfalls beim DAAD.

Leben und studieren in Schweden

Studentenvereinigung

Es steht jedem Studenten frei sich einer Nation oder Kår anzuschliessen. Die "Nationer" sind sozusagen die studentischen Gewerkschaften. In den meisten Hochschulstädten gibt es verschiedene Vereinigungen, unter denen man wählen kann. Ursprünglich wählten die Studenten ihre Nation nach ihrem Herkunftsort aus und traten damit quasi einer Exilgemeinschaft bei. Heute ist das anders: Wenn es verschiedene Nationer zur Auswahl gibt, entscheiden die Neulinge einfach nach Sympathie.

Die Gebühren für eine Mitgliedschaft in einer Nation liegen bei 50 bis 350 SEK (etwa 5 bis 36 Euro) pro Semester. Die Studentenschaften unterstützen ihre Mitglieder bei der Wohnungssuche, der Organisation des Studiums und beim Zurechtfinden am neuen Studienort. Durch die Mitgliedschaft kommt man auch in den Genuss von vielen Ermäßigungen, und die Studentenvereinigungen organisieren außerdem eine Menge sozialer Aktivitäten. Wer sich bei ihnen engagiert, kann Stipendien bekommen oder in dem Haus der Nation wohnen.

Für ausländische Studenten gibt es außerdem in vielen Städten das ESN – Erasmus Students Network. Dies ist eine Organisation, die von Studenten betrieben wird und sich vor allem in der Orientierungsphase um das angenehme Ankommen in der neuen Heimat kümmern. Außerdem organisieren sie das ganze Jahr über Aktivitäten, die hochschulübergreifend für Studierende angeboten werden (z.B. das ESN Sea Battle oder ein Ausflug nach Swedish Lapland).

Aufenthaltsbestimmungen für Schweden

Studierende aus EU-Staaten haben es relativ leicht: Sie brauchen kein Visum und keine Aufenthaltserlaubnis, wenn sie nicht länger als drei Monate in Schweden bleiben. Wer ein ganzes Semester oder länger in Schweden studieren will, der muss eine Aufenthaltserlaubnis beantragen. Das kannst du bereits vor der Einreise bei der schwedischen Botschaft oder einem Konsulat in Deutschland erledigen. In Schweden selbst wendest du dich am besten an die lokale Beratungsstelle für ausländische Studenten oder direkt an die Einwanderungsbehörde in Norrköping. Die Aufenthaltsgenehmigung wird immer für ein Jahr erteilt. Wichtig ist, dass man den schwedischen Behörden beweisen muss, dass genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um den Aufenthalt in Schweden bezahlen zu können.

Vorlegen musst du folgende Unterlagen:

  • Gültiger Pass oder Personalausweis
  • Zulassungsbescheid deiner schwedischen Hochschule
  • Nachweis finanzieller Sicherheiten (Stipendiennachweis, Bürgschaft der Eltern)
  • Krankenversicherungsnachweis

Wer länger als ein Jahr in Schweden bleiben möchte, kann sich offiziell registrieren lassen. Auf diesem Wege erhältst du eine Personennummer (personnummer). Sie besteht aus zehn Ziffern. Hierfür benötigst du einen gültigen Pass, den Zulassungsbescheid deiner schwedischen Hochschule, deine Aufenthaltsgenehmigung und - falls vorhanden - deine Heiratsurkunde. Nur mithilfe der Personennummer kommst du zum Beispiel bei medizinischer Betreuung in den Genuss von Vergünstigungen.

Um wiederum eine ID-Card zu erhalten, musst du schon registriert sein. Banken und Postämter stellen die ID-Cards aus. Dazu brauchst du einen Beleg mit deiner Personennummer und ein Passfoto (4x5cm). Außerdem solltest du jemanden mit einer gültigen ID-Card dabei haben, der für deine Identität bürgt. Schwedische Banken haben in der Regel von 9:30 bis 15 Uhr geöffnet.

Lebenshaltungskosten

Die Lebenshaltungskosten in Schweden sind etwas höher als in Deutschland, die Löhne etwas geringer. Dafür gibt es viele Sozialleistungen "inklusive" – sie sind im zugegebenermaßen hohen Steuersatz enthalten. Der braucht dich aber nicht zu interessieren. Lebensmittel, Benzin, alles für den täglichen Bedarf ist allerdings auch etwas teurer. Teuer ist z.B. das Essen in Restaurants und teilweise Fast-Food-Ketten. Sehr teuer und nicht an jeder Straßenecke zu haben ist Alkohol – alles mit mehr als 3,5 Vol.-% gibt es nur in staatlichen Alkoholläden (Systembolaget), die begrenzte Öffnungszeiten haben. Im Durchschnitt kann ein normaler Student mit ca. 8.000 SEK im Monat rechnen (dies entspricht ca. 850€).

Dass das Leben in Schweden teuer ist und nicht jeder ausländische Studierende ein Stipendium hat, ist auch der Regierung klar. Sie ist deshalb großzügig, was das Arbeiten betrifft: Studierende aus dem Ausland dürfen während ihres Aufenthalts in Schweden arbeiten. Eine spezielle Genehmigung brauchst du dafür nicht.

Die meisten schwedischen Studierenden wohnen im Studentenwohnheim. Diese Heime sind recht gut ausgestattet, obwohl es hier je nach Alter auch Unterschiede gibt. Man kann in 1-4 Zimmerwohnungen wohnen, oder auf einem Flur, zusammen mit 4-15 anderen Studenten. Dort hat man ein Zimmer, das oftmals ein eigenes Badezimmer und manchmal sogar eine eigene Küchennische beinhaltet. Es gibt gemeinsame Fernsehzimmer und Gemeinschaftsküchen. Da die Wohngemeinschaften über Jahre hinweg bestehen, sind die Küchen und Aufenthaltsräume oft gut ausgestattet, da Geschirr und elektrische Geräte meist schon angeschafft wurden. Viele überlassen diese Gegenstände bei Auszug einfach der Wohngemeinschaft. Somit muss man sich i.d.R. nicht um Geschirr oder ähnliches kümmern. Im Vergleich zu deutschen Wohnheimzimmern sind die Räume ziemlich groß: meist um die 20 Quadratmeter. Der Preis ist allerdings auch höher als in Deutschland üblich. Monatlich zahlen die Studenten etwa 2.000 bis 3.000 SEK (220 bis 330 Euro) für ein Zimmer.

Meist kann man auf der Internetsite der Hochschule Hinweise auf die Studentenwohnheime finden und mit ihnen per E-mail in Kontakt treten (mit etwas Glück bekommt man mit der Zulassung zur schwedischen Hochschule bereits ein Informationsblatt bzw. Formular, um sich für einen Platz im Wohnheim zu bewerben). Einfacher ist es allerdings oft, sich an das "International Student Office" oder deine Studentenvereinigung zu wenden. Die Mitarbeiter können dir dann erklären, wie du an eine Unterkunft kommst. Eine Garantie für ein Zimmer im Wohnheim gibt es aber nur, wenn man mit einem Austauschprogramm nach Schweden kommt. Auf studiereninschweden.de gibt es eine Übersicht mit Schweden-weiten Anbietern von Studentenwohnheimen.

Die Preise für private Zimmer und Wohnungen sind in Schweden recht hoch. Deshalb gibt es dort viele Wohngemeinschaften. Es lohnt sich, einen Blick auf die schwarzen Bretter der Uni zu werfen oder die lokalen Zeitungen aufzuschlagen. Für ein privates Appartment musst du mit Preisen von etwa 2.500 SEK (270 Euro) in kleineren Städten bis zu 3.400 SEK (370 Euro) in Städten wie Stockholm rechnen. Generell ist die Lage auf dem schwedischen Wohnungsmarkt angespannt, weil es einfach nicht genug freie Zimmer und Appartments gibt. Dies gilt ganz besonders für alte Städte wie Uppsala, Lund, Stockholm und Göteborg.

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