Freundschaft bei Mann und Frau: Zwischen euch läuft doch was, oder?

Autor*innen
Laura Gabler
Ein Herz aus Lego wird zusammengebaut

Platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau – kann das gut gehen? Über diese Frage herrscht Uneinigkeit. Auch, weil sich eine der beiden Seiten oft verliebt.

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"Männer und Frauen können nie Freunde sein. Der Sex kommt ihnen immer wieder dazwischen." Dieses Vorurteil äußert nicht nur Harry in der bekannten Liebeskomödie "Harry und Sally", die 1989 in die Kinos kam.

Auch hierzulande sind viele skeptisch, wenn es um Freundschaft jenseits einer sexuellen Beziehung zwischen Mann und Frau geht. Laut dem Meinungsforschungsinstitut IfD Allensbach sind sich 52 Prozent der Deutschen sicher, dass eine solche platonische Verbindung auf Dauer nicht gut gehen kann. Immerhin 29 Prozent glauben jedoch an eine Freundschaft zwischen Mann und Frau.

Die Skepsis mag auch daran liegen, dass Frauen und Männer im Allgemeinen unterschiedliche Ansprüche an eine Freundschaft haben. Eine Studie der University of Kansas hat herausgefunden, dass Frauen mehr Wert auf Loyalität, Authentizität, Intimität und Solidarität legen. Männern dagegen sind der Status, die Fitness und die Intelligenz wichtiger als Frauen.

Frauen haben häufiger Herzensfreundschaften

Auch die Intensität der Freundschaft ist bei den zwei Geschlechtern unterschiedlich. "Wir wissen, dass etwa zwei Drittel aller Frauen eine enge Herzensfreundschaft haben, aber nur ein Drittel der Männer", erklärt Wolfgang Krüger, Psychotherapeut und Autor des Buchs "Freundschaft: beginnen, verbessern, gestalten". Wenn Männer eine enge Freundschaft haben, dann hätten sie diese vor allem mit Frauen.

Das liege vor allem daran, dass der Konkurrenzkampf, der oft in einer reinen Männerfreundschaft vorherrsche, in einer gemischtgeschlechtlichen Freundschaft nicht da sei. Außerdem könnten Frauen sensible Themen besser ansprechen.

Allerdings besteht in einer solch intensiven Freundschaft zwischen Mann und Frau auch die Gefahr: "Für viele Männer entsteht durch diese enge Bindung das Signal, dass sich daraus nun auch mehr entwickeln kann. Frauen schätzen dagegen vielmehr die eigenständige Bedeutung einer Freundschaft", sagt Krüger.

Manchmal verliebt man sich eben doch

Diese Beobachtung machen auch die Psychologinnen Cornelia Rohde-Höft und Regine Heißenbüttel-Röhr von der Uni Oldenburg, die gegengeschlechtliche Freundschaften untersucht haben. Sie haben herausgefunden, dass Männer ihre Freundschaft zu Frauen zwar als tiefer und gefühlvoller bewerten als die zu ihren Freunden, sich gleichzeitig aber auch 44 Prozent der befragten Männer von ihrer besten Freundin angezogen fühlen. Bei den Frauen sind es 31 Prozent.

Manchmal lässt es sich allerdings nicht vermeiden, dass sich eine der beiden Seiten doch verliebt. Dann sollte man Krüger zufolge allerdings nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, sondern das Ganze etwas subtiler angehen. Normalerweise spüre man schon bei der Umarmung, ob ein Funke in der Luft liegt.

Ansonsten rät er, vorsichtig nachzufühlen, ob sich das Gegenüber mehr als eine rein platonische Freundschaft vorstellen kann. So riskiert man nicht gleich die Freundschaft. Grundsätzlich seien Frauen in Bezug auf die Intimität in einer Freundschaft zwischen Mann und Frau vorsichtiger. Laut Krüger gehen sie meistens nur darauf ein, wenn sie davon ausgehen, dass daraus auch eine Liebesbeziehung entstehen kann.

Ehen halten durchschnittlich 15 Jahre - Freundschaften 30

Kommt es dann doch zu Zärtlichkeiten zwischen Mann und Frau, dann schätzt der Psychotherapeut den Fortbestand der Freundschaft als äußerst schwierig ein: "Eine Freundschaft ist eine Beziehung mit einem kleinen Abstand. Und deshalb sind Freundschaften auch erheblich stabiler als Liebesbeziehungen." Die durchschnittliche Dauer von Ehen in Deutschland beträgt mittlerweile ungefähr 15 Jahre, die durchschnittliche Dauer einer Herzensfreundschaft dagegen mehr als 30 Jahre. "Diese Stabilität setzt allerdings voraus, dass dieser kleine Abstand gewahrt bleibt. In dem Augenblick, wo wir miteinander ins Bett gehen, verringere ich diesen Abstand, und plötzlich kommen Gefühle wie Eifersucht und Begehrlichkeiten ins Spiel." Das sei dann fast immer das Ende der Freundschaft.

Es gibt allerdings auch Bedingungen, unter denen laut dem Psychotherapeuten eine Freundschaft zwischen Mann und Frau durchaus funktionieren kann. Das sei unter anderem dann gegeben, wenn man sich gegenseitig nicht attraktiv findet oder wenn der Mann vergeben sei. "Natürlich sind es auch manchmal Frauen, die die Freundschaft auf eine sexuelle Ebene bringen." Laut Krüger geht diese Grenzverletzung aber in den meisten Fällen vom Mann aus. Auch wenn einer der beiden homosexuell ist, könne eine gemischtgeschlechtliche Freundschaft funktionieren.

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