Finanzen verwalten: 25 Euro im Monat sind besser als nichts

Autor*innen
Cathrin Schmiegel
Drei Personen schieben und ziehen an einem riesigen Sparschwein.

Das erste Gehalt fühlt sich oft nach Freiheit an. Doch darin stecken auch viele Fragen: Wie haushalte ich damit? Wie kann ich sparen – auch wenn mein Einkommen vielleicht erst einmal niedrig ist und die Preise in Deutschland hoch sind? Und muss ich mich jetzt schon um ETFs kümmern? "Finanztip"-Expertin Anika Görner gibt Antworten.

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Anika, wann sollte ich mich tiefgehend mit meinen Finanzen beschäftigen?

Wenn mit dem ersten Gehalt etwas mehr Geld aufs Konto fließt. Dann kann es sich lohnen, sich einen Überblick über seine Finanzen zu verschaffen. Dabei helfen Fragen wie: Was nehme ich ein? Was gebe ich wofür aus? Das notiere ich in einem Haushaltsbuch. Ob ich eine der vielen Finanz-Apps benutze, eine Excel-Tabelle auf meinem Computer anlege oder alle Einnahmen und Ausgaben in ein Notizbuch eintrage: Das ist Typsache. Ich muss auch selbst herausfinden, ob ich meine Einnahmen und Ausgaben lieber sofort aufschreibe oder alle Belege abhefte und die Beträge am Ende des Monats eintrage. Wichtig ist es, konsequent zu sein. Am besten notiere ich meine Einnahmen und Ausgaben über zwei bis drei Monate, den Cappuccino im Café genauso wie die Kosten für meinen Vertrag im Fitnessstudio.

Und was mache ich dann mit diesem Wissen?

Ich unterteile die Ausgaben in verschiedene Kategorien, etwa "Miete", "Transportkosten", "Kleidung", "Versicherungen", "Freizeit, "Lebensmittel". Es kann dann sinnvoll sein, die Kategorie "Lebensmittel" in "Einkäufe für zu Hause" und in "Restaurantbesuche" zu unterteilen, wenn ich öfter mal Essen gehe. So weiß ich, wofür ich wie viel ausgebe, und kann diese Kosten korrigieren.

Anika Görner

35, ist Verbraucherjournalistin beim Geldratgeber Finanztip. Mit ihrer Kollegin Anja Ciechowski hostet sie Auf Geldreise, den Finanztip-Podcast für Female Finance.

Wie kann ich meine Ausgaben korrigieren?

Wenn ich mir zum Beispiel eingestehen muss, dass ich seit Monaten 30 Euro fürs Fitnessstudio bezahle, aber nie hingehe, kann ich mir überlegen, ob ich den Vertrag lieber kündigen möchte. Vielleicht sehe ich auch, dass ich jeden Monat 100 Euro für Essen in Restaurants ausgebe, und stelle fest, dass ich mir das eigentlich gar nicht leisten kann. In diesem Fall kann es helfen, sich ein Budget aufzuerlegen, also zu sagen: Im Monat gebe ich höchstens 50 Euro fürs Essengehen aus. Wenn ich diesen Betrag erreicht habe, koche ich zu Hause. Ich checke also, ob ich Geld verschwende. So fange ich an zu sparen, egal, wie viel ich gerade verdiene. Vielen solcher Faustregeln folgen wir zwar unterbewusst, aber der Gesamtüberblick hilft, aktiv zu werden.

Hast du weitere Spartipps?

Ich empfehle, regelmäßig alle Verträge zu checken. Ein Handytarif muss heute nicht mehr als 10, 15 Euro im Monat kosten. Auch bei den Ausgaben für Strom und Gas lohnt es sich, immer mal wieder zu prüfen, ob ein Wechsel sich lohnen könnte, gerade bei den derzeitigen Preisen. Eine andere Stellschraube können Versicherungen sein. Ich kann heute fast alles versichern lassen: das Smartphone, die Brille, das Rad. Wahrscheinlich werden mich die Gebühren im Laufe der Jahre mehr kosten als mögliche Reparaturen. Anders ist das bei der Haftpflichtversicherung, die ist wichtig. Denn sobald ich das Studium abgeschlossen habe, bin ich nicht mehr über die Eltern mitversichert.

Wenn ich meine Ausgaben reduziert habe: Wie fange ich an, Geld auf die Seite zu legen?

Wenn ich das gemacht habe, sollte ich einen Notgroschen ansparen: Dieser entspricht drei bis sechs meiner Nettomonatsgehälter, um finanzielle Engpässe zu überbrücken. Etwa wenn mein Laptop kaputtgeht oder ich die Zeit nach einer Kündigung bis zum nächsten Job überbrücken muss. Ich sollte immer darauf zugreifen können. So kann ich auch verhindern, dass ich mein Konto überziehe, also ins Minus rutsche. Denn dann zahle ich drauf, und der Dispo ist teuer.

Wie lege ich diesen Notgroschen am besten an?

Auf einem Tagesgeldkonto. Mittlerweile gibt es darauf wieder Zinsen, nicht so wie in den Jahren zuvor, wo 0,0 Prozent der Normalfall waren. Bei "Finanztip" listen wir auf, bei welcher Bank die Zinsen wie hoch sind. Gerade liegt der beste Wert bei 1,6 Prozent pro Jahr, für Neukunden etwas mehr. Die Zinsen sind aber weiter im Aufwärtstrend. Es ist klug, immer mal wieder die aktuellen Konditionen zu checken. Das Gleiche gilt übrigens auch für ein Festgeldkonto, hier kann ich derzeit mit Zinsen von bis zu drei Prozent pro Jahr rechnen. Allerdings nur, wenn ich mein Geld mindestens zwölf Monate parke. Später kann ich mir meine Träume damit erfüllen, eine große Reise zum Beispiel. Oder ich nutze es als Eigenkapital für die Finanzierung eines Hauses. Und natürlich kann ich das Gesparte auch wieder anlegen und versuchen mehr daraus zu machen.

Wann ist es sinnvoll, mit dem Investieren anzufangen?

Wenn der Notgroschen gesichert ist, kann ich anfangen, dauerhaft Vermögen aufzubauen. Besonders einfach und kostengünstig geht das mit ETFs, also Exchange Traded Funds. Die haben den Vorteil, dass die Aktien schon gebündelt sind und ich auf einmal in mehrere Unternehmen investieren kann, bei niedrigen Gebühren. Dafür kann ich beispielsweise einen ETF auf den Aktienkorb des MSCI World nehmen, der umfasst mehr als 1.500 Titel aus der ganzen Welt und unterschiedlichen Branchen. Meine Kolleg:innen schauen sich regelmäßig empfehlenswerte Fonds wie den iShares Core MSCI World oder ETF110 von Amundi an. Die Faustregel: Ist ein ETF mindestens fünf Jahre aktiv und baut den MSCI World nach, ist er meistens eine gute Wahl.

Was sind die größten Irrtümer dabei?

Fürs Anlegen muss ich nicht reich sein. Wenn von meinem Gehalt am Ende des Monats nur wenig übrig bleibt, kann ich mit einem Sparplan von 25 Euro im Monat starten. Das ist besser als nichts. Die Einzahlungen kann ich jederzeit steigern oder pausieren. Ich muss aber Schwankungen auf dem Aktienmarkt aushalten können. Wenn ich meine ETFs verkaufen müsste, wenn der Kurs gerade gefallen ist, verliere ich Geld. Deshalb ist es wichtig, nur Geld in Aktien zu investieren, dass ich mindestens 15 Jahre lang nicht benötige. So habe ich genug Zeit, um Schwankungen auszusitzen. Sich aufs Börsenparkett zu wagen ist gar nicht so kompliziert, wie viele denken. Ich möchte alle ermutigen, sich Zeit für die eigenen Finanzen zu nehmen. Zum Einstieg empfehle ich die Bücher von Margarethe Honisch und Jessica Schwarzer. So vermeide ich den größten Fehler überhaupt: gar nicht erst anzufangen zu sparen.

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