Finanztipps: Diese Finanzprodukte brauchen Azubis und Studenten

Autor*innen
Katharina Schneider
Eine Frau springt die Treppe nach oben und auf jeder Stufe ist eine Münze [© master1305 – stock.adobe.com]

Junge Leute sind eine attraktive Zielgruppe für den Finanzvertrieb. Doch für die finanzielle Vorsorge brauchen sie nur wenige Produkte. Worauf es ankommt.

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In diesen Wochen starten Hunderttausende junge Frauen und Männer in Deutschland eine Ausbildung. Mit dem ersten eigenen Geld stellen sich allerdings einige Fragen rund um die eigenen Finanzen. Wer sich zum ersten Mal mit Geldanlage und Versicherungen beschäftigt, ist schnell überfordert. Dann ist die Gefahr groß, auf überteuerte Angebote einzugehen. Dabei gilt für junge Leute, die gerade erst ihren Schulabschluss gemacht haben und noch keine Familie oder eine Immobilie haben, eine einfache Regel: Weniger ist mehr.

Krankenversicherung

Die meisten jungen Leute sind von Kindheit an familienversichert. Wenn mindestens ein Elternteil Mitglied in einer gesetzlichen Krankenkasse ist, besteht für den Nachwuchs ohne Zusatzkosten der volle Versicherungsschutz. Wer jedoch ein sozialversicherungspflichtiges Einkommen erhält, muss sich selbst versichern. Als solches Einkommen zählt bereits die Ausbildungsvergütung. Wer studiert, kann noch bis zum 25. Geburtstag von der kostenlosen Familienversicherung profitieren. Allerdings gibt es hier eine Einkommensgrenze: Unter Berücksichtigung der Werbungskostenpauschale dürfen Studierende nicht mehr als 607,50 Euro monatlich verdienen.

Privathaftpflicht

Die private Haftpflichtversicherung zahlt für Schäden, die man anderen zufügt. Wenn durch Unachtsamkeiten Menschen schwer verletzt werden oder ganze Gebäude abbrennen, kann das extrem teuer werden. Wer sich in der ersten Berufsausbildung befindet oder studiert, ist in der Regel über die private Haftpflichtversicherung der Eltern abgesichert – unabhängig davon, ob man noch zu Hause wohnt. Allerdings gibt es Ausnahmen: "Um sicherzugehen, sollten die Versicherungsbedingungen der Eltern geprüft werden", sagt Claudia Frenz vom Bund der Versicherten (BdV). "Leben die Eltern zum Beispiel getrennt und haben Single-Privathaftpflicht-Versicherungstarife, sind Kinder häufig nicht mitversichert." Mit Beginn einer Berufstätigkeit sowie mit der Hochzeit endet der Versicherungsschutz über die Eltern. Zudem darf es zwischen Bachelor- und Master-Studium zu keiner Unterbrechung kommen, sonst muss eine eigene Police abgeschlossen werden.

Berufsunfähigkeitspolice

Eine Versicherung für den Fall der Berufsunfähigkeit (BU) gehört zu den eher teuren Policen. Dennoch wird sie von Versicherungsexperten als besonders wichtig eingestuft. "Die BU zahlt eine Rente in vereinbarter Höhe, wenn man den zuletzt ausgeübten Beruf, so wie er ohne gesundheitliche Beeinträchtigung ausgestaltet war, aus gesundheitlichen Gründen und voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausüben kann", erläutert Frenz. Auf eigene Faust sollte das aber nicht geschehen, denn für die BU müssen viele Gesundheitsfragen beantwortet werden, und viele Gesellschaften speichern die Antworten in einer gemeinsamen Datenbank. Hat ein Versicherer abgelehnt, macht der nächste das womöglich ohne Prüfung auch. Berater können bei den Versicherungsgesellschaften anonyme Risikovoranfragen stellen. Der BdV empfiehlt, dafür einen unabhängigen Versicherungsberater zu beauftragen, der auf Honorarbasis arbeitet.

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Notgroschen und ETF-Sparplan

Wer in der Ausbildung noch kostenfrei bei den Eltern oder günstig in einer WG wohnt und auch sonst mit dem Einkommen gut haushaltet, hat am Monatsende womöglich etwas Geld zum Sparen übrig. "Etwa drei Netto-Monatsgehälter sollte man als Finanzpolster für unvorhergesehene Ausgaben ansparen und am besten auf einem gut verzinsten Tagesgeldkonto parken", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Anschließend kann der monatliche Überschuss investiert werden. "Wird das Geld in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht benötigt, sind Aktien-ETFs das ideale Anlageprodukt", sagt Nauhauser. "Ganz einfach geht das zum Beispiel mit einem monatlichen Sparplan auf den MSCI All Country World Index oder FTSE All-World, denn die Indizes umfassen rund 3000 bis 4000 Unternehmen und bieten somit eine breite Streuung." Selbst wenn es in mehreren Branchen oder Regionen wirtschaftlich nicht gut läuft, können andere weiter für eine positive Wertentwicklung sorgen. Wichtig: Wer Schulden hat, sollte zuerst diese tilgen. "Hier kommt es allerdings auf die konkreten Kreditkonditionen an", sagt Nauhauser. "Liegt die Rendite über dem Zinssatz für die Schulden, kann sich Investieren doch lohnen."

Vermögenswirksame Leistungen und bAV

Manche Arbeitgeber bieten als Extrageld vermögenswirksame Leistungen an. Dabei zahlen sie monatlich einen festen Betrag, zum Beispiel in einen Aktienfondssparplan oder Bausparvertrag ihrer Angestellten. Zusätzlich können jährlich bis zu 123 Euro als Sparzulage vom Staat beantragt werden. Ledige können diese bis zu einem zu versteuernden Einkommen von 40.000 Euro erhalten. "Vermögenswirksame Leistungen sollte man sich nicht entgehen lassen und dafür am besten einen ETF-Sparplan nutzen", sagt Nauhauser. Bei Angeboten zur betrieblichen Altersvorsorge (bAV) rät der Verbraucherschützer, genau nachzurechnen: "Auf den ersten Blick erscheinen Entgeltumwandlungen und Zuschüsse verlockend, aber viel entscheidender ist, wie das Geld angelegt wird. Hohe Produktkosten und eine schlechte Anlagestrategie machen eine bAV unattraktiv."

Finger weg von …

Auszubildende und Studierende sind nach Beobachtung des BdV eine attraktive Zielgruppe für den Vertrieb von Versicherungs- und Kapitalanlageprodukten. "Verkauft werden häufig zusätzliche Girokonten, Riester- oder Bausparverträge, Zahnzusatzversicherungen, Handyversicherungen oder auch Kapitallebensversicherungen, die an eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit gekoppelt sind – wir raten von alldem ab", sagt Frenz vom BdV.

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