Betriebliche Altersvorsorge (bAV): Rente statt Gehaltserhöhung

Autor*innen
Benjamin de Groot
Ein Geldsack wird wegen einem Regenschirm, der von einer Hand gehalten wird, nicht nass

Ob beim Jobwechsel oder nach längerer Zeit in einem Unternehmen – Gehaltsverhandlungen begegnen dir in deiner Karriere immer wieder. Warum es sich für dich lohnen kann, die betriebliche Altersvorsorge als sogenannten weichen Gehaltsfaktor in die Verhandlung einzubeziehen, verrät Finanzexperte Benjamin de Groot. 

Wer sein Gehalt verhandelt, denkt zunächst an Lohnsteigerung und Bonuszahlungen. Zusätzliche weiche Gehaltsfaktoren werden dabei häufig außer Acht gelassen. Dabei kann insbesondere die betriebliche Altersvorsorge (bAV) eine gute Verhandlungsmöglichkeit sein, wenn sich dein Gehalt derzeit nicht erhöhen lässt. Oftmals kannst du so mehr Geld raushandeln, da es für den Arbeitgeber günstiger ist, einen Zuschuss zur betrieblichen Altersvorsorge zu zahlen als ein höheres Gehalt.

Private Altersvorsorge: ein notwendiges Übel

Wenn du im Alter nicht auf vieles verzichten möchtest, solltest du früh damit beginnen, privat in deine Altersvorsorge zu investieren. Denn vermutlich wird die gesetzliche Rente nicht ausreichen, um deinen jetzigen Lebensstandard weiterhin zu finanzieren. Dennoch wäre es natürlich ideal, wenn der monatliche Anteil deines Einkommens, den du für deine Altersvorsorge aufwendest, möglichst gering ist und du im Alter trotzdem genug Geld zu Verfügung hast.

Über die betriebliche Altersvorsorge, die vom Arbeitgeber bezuschusst wird, kannst du genau das erreichen. Bekommst du beispielsweise 100 Euro Zuschuss von deinem Arbeitgeber zur betrieblichen Altersvorsorge, sind das 100 Euro weniger, die du von deinem Nettoeinkommen für diesen Zweck aufwenden musst. 

Wie funktioniert die betriebliche Altersvorsorge?

Als Angestellte oder Angestellter hast du die Möglichkeit, eine betriebliche Altersvorsorge zu nutzen. Das bedeutet, du kannst einen Teil deines Gehalts umwandeln und in einer sogenannten Direktversicherung sparen. Das gesparte Geld wird dann verzinst und mit dem Eintritt ins Rentenalter als lebenslange Rente ausgezahlt.

Seit 2019 ist jeder Arbeitgeber dazu verpflichtet, einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent auf den umgewandelten Betrag zu zahlen. Sparst du also beispielsweise 100 Euro monatlich, muss der Arbeitgeber mindestens 15 Euro dazugeben. Der Zuschuss ist jedoch nicht auf 15 Prozent beschränkt. Arbeitgeber können den Beitrag für die bAV sogar vollständig übernehmen. Ein höherer Zuschuss sollte also das Ziel der Verhandlung sein.

Warum sollte der Arbeitgeber einem höheren Zuschuss zur bAV zustimmen?

Wie du weißt, zahlst du auf dein Bruttoeinkommen prozentual Steuern und Sozialabgaben. Je höher das Bruttoeinkommen ist, desto höher sind auch die Abgaben. Hierbei handelt es sich unter anderem um Beiträge für die gesetzliche Rentenversicherung und die Krankenversicherung. Diese Beiträge teilst du dir mit deinem Arbeitgeber.

Eine bAV hat folgenden Effekt: Der Betrag, den du monatlich investieren möchtest, wird (fiktiv) vom Bruttoeinkommen abgezogen. Verdienst du beispielsweise 4.000 Euro brutto und sparst monatlich 100 Euro in der bAV, liegt dein "neues" Bruttoeinkommen bei 3.900 Euro. Das führt dazu, dass die Steuern und Sozialabgaben für dich sinken, da die Berechnung jetzt auf 3.900 Euro stattfindet. Im gleichen Maße sinken auch die Sozialabgaben für deinen Arbeitgeber. Somit führt eine bAV zu einer direkten Ersparnis für deinen Arbeitgeber. Zahlt er dir stattdessen mehr Gehalt, kommen zusätzlich höhere Sozialabgaben auf ihn zu. Aus diesem Grund wird dein Arbeitgeber viel eher einem höheren Zuschuss zustimmen, als einer klassischen Gehaltserhöhung.

Für dich ist ein höherer Zuschuss jedoch fast immer mit einem höheren Gehalt gleichzusetzen. Denn je mehr Geld dein Arbeitgeber in deine bAV investiert, desto weniger musst du von deinem Nettoeinkommen für deine private Altersvorsorge aufwenden. Somit bleibt dir unterm Strich monatlich mehr Geld zur Verfügung.

Was solltest du bei der Vertragsauswahl beachten?

Nur selten kannst du deinen Vertrag frei wählen. Häufig haben Unternehmen eine Versorgungsordnung und geben dir vor, aus welchen Versicherungen du auswählen darfst. Das sind meist zwei bis drei Anbieter. Häufig gewähren diese Versicherer in Rahmenverträgen Rabatte, wodurch die Kosten sinken. 

Doch egal, ob du die freie Auswahl hast oder nur aus wenigen Anbietern wählen kannst: Es gibt einige Kriterien, die du immer berücksichtigen solltest:

1. Fondsgebundene Variante 

Du solltest dich für eine fondsgebundene Variante entscheiden. Das bedeutet, dass dein gespartes Geld in selbst gewählte Fonds oder ETFs investiert wird. In diesem Zusammenhang solltest du darauf achten, dass du eine ausreichend große Auswahl an Anlagemöglichkeiten hast.

2. Gute Bilanzkennzahlen

Außerdem solltest du bei der Auswahl sichergehen, dass die Versicherung solide Bilanzkennzahlen hat. Der Vertrag einer betrieblichen Altersvorsorge begleitet dich ein Leben lang. Somit ist es wichtig, dass die Versicherung wirtschaftlich solide aufgestellt ist.

3. Geringe Kosten

Auch die Kosten solltest du im Blick haben. Am besten lassen sich diese über die sogenannten Effektivkosten vergleichen. Die Effektivkosten fassen alle Kostenarten der Versicherung in einer Zahl zusammen. Idealerweise vergleichst du hier ein paar Angebote und entscheidest dich, sofern die anderen Rahmenbedingungen passen, für einen günstigen Anbieter.

Über den Autor

Benjamin de Groot ist Autor und Mitbetreiber der Finanzplattform FragFina. Auf FragFina haben Verbraucher:innen die Möglichkeit, sich umfassend zu verschiedenen Finanzthemen zu informieren und eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Kooperationsberater:innen der FragFina beraten Privat- und Geschäftskund:innen unabhängig zu allen wirtschaftlichen Fragestellungen. Neben der redaktionellen Tätigkeit ist Benjamin de Groot als Finanzberater mit verschiedenen Schwerpunkten tätig.

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