Syndikusanwalt: Der goldene Mittelweg zwischen Kanzlei und Unternehmen

Autor*innen
Victor Brockbals
Vier Hände, die ein Puzzle in Form einer Glühbirne zusammensetzen.

Dich als Anwalt selbständig machen oder in einem Unternehmen angestellt sein? Als Syndikusanwalt musst du nicht zwischen diesen Alternativen wählen – du machst einfach beides. Wie der Beruf aussieht und welche Voraussetzungen du erfüllen musst, verraten wir dir in unserem FAQ.

Was ist ein Syndikusanwalt überhaupt?

Ein Syndikus ist ein Rechtsanwalt, der bei einem Unternehmen, einer Stiftung, einer Kammer oder einem Verband angestellt ist. Er arbeitet also nicht für eine Vielzahl verschiedener Mandanten – sondern nur für einen: seinen Arbeitgeber.

Damit ein Jurist als Syndikus tätig werden darf, benötigt er eine Zulassung durch die zuständige Rechtsanwaltskammer. Damit geht die Notwendigkeit einher, eine Kanzlei zu unterhalten – zumindest auf dem Papier. Viele Syndikusanwälte greifen dafür auf eine sogenannte Wohnzimmerkanzlei zurück. Das heißt, dass sie ihren privaten Wohnraum als Sitz ihrer Kanzlei angeben. Manche Arbeitgeber bieten ihren Syndizi auch die Möglichkeit, einen Teil der Geschäftsräume des Unternehmens für diesen Zweck zu verwenden.

Wie verbreitet ist der Beruf?

Immer mehr Anwälte entscheiden sich für die Zulassung als Syndikusrechtsanwalt. Das liegt nicht zuletzt an den Änderungen durch das Syndikusgesetz von 2016. Erst seitdem existiert die eigenständige Zulassungsform des Syndikusrechtsanwalts.

Während die Gesamtzahl der in Deutschland zugelassenen Rechtsanwälte in den letzten Jahren nahezu konstant blieb, ist die Anzahl der Syndikusrechtsanwälte zwischen 2016 und 2018 um rund 45 Prozent gestiegen.

Ebenfalls erwähnenswert ist der hohe Frauenanteil: 54 Prozent der Syndikusanwälte sind weiblich – 20 Prozent mehr als unter den herkömmlich niedergelassenen Rechtsanwälten.

Was unterscheidet einen Syndikus von einem Justiziar?

Auch Justiziare arbeiten in den Rechtsabteilungen von Unternehmen. Sie haben aber andere Verantwortlichkeiten, Aufgaben und Befugnisse, die keine Zulassung als Anwalt erfordern.

Welche Voraussetzungen benötigst du für die Arbeit als Syndikusanwalt?

Genau wie ein herkömmlicher Rechtsanwalt muss auch der Syndikus ein Volljurist sein, also ein erfolgreich abgeschlossenes zweites Staatsexamen vorweisen können.

Da Syndikusanwälte in der freien Wirtschaft tätig sind, brauchen sie auch ein grundlegendes Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge. Eine gute Basis dafür bietet eine Zusatzausbildung zum Wirtschaftsjuristen, zum Beispiel durch einen entsprechenden LL.M.

Außerdem ist es für einen Syndikus von Nutzen, wenn er bereits auf Erfahrungen in seiner Zielbranche zurückgreifen kann, zum Beispiel durch Praktikum oder das Referendariat. Ist das nicht gegeben, solltest du zumindest ein reges Interesse für die jeweilige Branche mitbringen, damit du dich schnell einfindest.

Ein gesundes Maß an Selbständigkeit ist ebenfalls eine wichtige Schlüsselqualifikation für Syndizi. Je nach Unternehmensgröße ist man häufig allein oder in kleinen Teams mit den rechtlichen Fragestellungen des Unternehmens konfrontiert.

Was sind die Hauptaufgaben eines Syndikus?

Häufig ist der Syndikus juristischer Ansprechpartner für verschiedenste Unternehmensbereiche. Er berät sie in juristischen Sachverhalten und bearbeitet alle anfallenden rechtlichen Aufgaben. Auch die Schulung von Mitarbeitern fällt in seinen Aufgabenbereich.

Außerdem werden Syndizi mit Fragen vertraglicher Natur betraut. Denn wer die Feinheiten eines Rechtsgebiets kennt, ist in besonderem Maße dazu geeignet, Verträge zu erstellen und zu prüfen. Für das Verhandeln von Verträgen und in Sachen Arbeits- und Mietverträge wird die Expertise von Syndikusanwälten ebenfalls gerne hinzugezogen.

Ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld der Syndikusanwälte ist Compliance. Die Gesetzes- und Regeltreue ist für Unternehmen sehr wichtig. Verstöße können gravierende monetäre und rufschädigende Konsequenzen nach sich ziehen. Daher ist ein Sachkundiger vonnöten, der die relevanten Vorschriften und gegebenenfalls auch deren Einhaltung überblicken kann.

In welchen Branchen und Rechtsgebieten arbeiten Syndikusanwälte?

Ab einer gewissen Größe ist so gut wie jedes Unternehmen auf professionelle rechtliche Vertretung und Beratung angewiesen – und in aller Regel lohnt es sich, diese Fachkompetenz selbst einzustellen und nicht auf externe Dienstleistungen zu setzen. Syndizi sind daher in fast allen Branchen anzutreffen. Besonders häufig arbeiten sie im Finanzsektor, im Immobiliengeschäft und der Versichungsbranche. Auch die Pharma- und Lebensmittelindustrie beschäftigt viele Syndizi.

Syndizi sind in zahlreichen Rechtsgebieten tätig. Je nach Größe des Unternehmens werden Spezialisten oder auch Generalisten benötigt. Häufige Rechtsgebiete sind zum Beispiel das Arbeitsrecht, EU-Recht, Gesellschaftsrecht, Steuerrecht und Datenschutzrecht.

Victor Brockbals verantwortet den Blog von Legalhead [Quelle: legalhead.de]

Victor Brockbals ist studierter Germanist und leidenschaftlicher Content-Marketer. Er verantwortet unter anderem den Blog der juristischen Job-Plattform Legalhead, wo er über Karrieremöglichkeiten und den Anwaltsmarkt schreibt. 

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