Einstieg als Anwalt im Ausland bei Freshfields: Internationale Mandate im Zentrum des Kartellrechts

Autor*innen
Carolin Metz
Person wirft einen Papierflieger über eine Erdkugel. Sie hält eine am Flieger befestigte Linie noch in der Hand.

Internationales Flair, eine entspannte Arbeitsatmosphäre und interessante Mandate - das schätzt Anselm Rodenhausen an seiner Tätigkeit als Kartellrechtsanwalt bei Freshfields in Brüssel. Im Interview berichtet er von seinen Mandaten und vom Leben in der Stadt der Europäischen Kommission.

Wie kamen Sie zu Freshfields Bruckhaus Deringer?

Ich war bereits im Referendariat für drei Monate bei Freshfields in Hamburg, und die Arbeit hat mir sehr gut gefallen. Im Hamburger Büro habe ich die Litigation-/Arbitration-Praxisgruppe unterstützt, aber mein eigentliches Steckenpferd ist das Kartellrecht. Deswegen hatte ich von Anfang an geplant, die Wahlstation in der Kartell-/Wettberwerbsrecht-Praxisgruppe bei Freshfields in Brüssel zu verbringen.

Warum haben Sie sich nach der Wahlstation in Brüssel für einen Einstieg dort entschieden?

Nach dem Referendariat bekam ich das Angebot, dort als Anwalt für Kartellrecht einzusteigen. Brüssel ist meines Erachtens der beste Standort, um in das internationale Kartellrecht einzutauchen. Die Europäische Kommission hat ihren Sitz dort, es gibt viele Veranstaltungen zum Thema und man knüpft schnell Kontakte in der Kartellrechtsszene. Natürlich gibt es auch gute kartellrechtliche Standorte in Deutschland. Für mich war allerdings Brüssel als Zentrum des europäischen Kartellrechts die erste Anlaufstelle.

e-fellows.net-Alumnus und Mentor Dr. Anselm Rodenhausen (34) studierte Jura in Konstanz und promovierte in Münster. Anschließend ging er für ein Jahr nach Oxford, um dort seinen MJur (LL.M.) zu machen. Seit Januar 2011 arbeitet er als Associate im Brüsseler Büro von Freshfields Bruckhaus Deringer.

Was hat Sie zum Kartellrecht gebracht?

Ursprünglich wollte ich Journalist werden. Ich habe mit dem Jura-Studium begonnen, um ein Fachgebiet zu haben, und kam aufgrund meiner Interessen recht schnell zum Medienrecht. Meine Doktorarbeit habe ich zu einem Thema im Mediensektor geschrieben - der kartellrechtlichen Beurteilung von Medienkonglomeraten im Zeitalter der Konvergenz. Damit begann meine Liebe zum Kartellrecht. Im Referendariat habe ich unter anderem auch im Bundeskartellamt in Bonn gearbeitet und mich immer weiter darauf spezialisiert.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Rechtsgebiet?

Das Kartellrecht ist juristisch komplex und anspruchsvoll. Man benötigt nicht nur rechtliches Fachwissen, sondern muss auch ökonomisches Verständnis entwickeln. Wenn ich zum Beispiel einen Fall zu Kabelnetzbetreibern kartellrechtlich bearbeite, dann muss ich die ganze Branche verstehen: Wie funktioniert der Markt, welche alternativen Übermittlungsformen gibt es, wie sieht es aus mit neuen Konkurrenzangeboten im Internet? Das finde ich sehr spannend und bereichernd.

Worin bestehen die Unterschiede zwischen dem Brüsseler Büro und deutschen Standorten?

Der wesentliche Unterschied ist meines Erachtens, dass wir von der Besetzung her etwas bunter durchmischt sind als ein Büro in Deutschland. Am Brüsseler Standort arbeiten Deutsche, Briten, Iren, Belgier und Kollegen aus vielen anderen Ländern. Der Umgangston ist dadurch sehr locker und entspannt. Wenn man zusammen im Ausland arbeitet, dann schweißt das auch ein bisschen zusammen. Wir unternehmen im Kollegenkreis abends öfter etwas miteinander, der Zusammenhalt ist hier sehr groß. Meine Arbeitssprache ist teilweise Englisch, teilweise Deutsch – das hängt vor allem von den Mandanten ab, für die wir arbeiten.

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Welche Aufgaben haben Sie bei Freshfields?

Ich bearbeite zum Beispiel Mandate zur Zusammenschlusskontrolle: Wenn zwei Unternehmen fusionieren möchten, darf das ab einer gewissen Größe nur passieren, wenn die Firma dann keine marktbeherrschende Position einnimmt. Auf europäischer Ebene kontrolliert das die Europäische Kommission. Wir unterstützen unsere Mandanten dabei, Fusionen bei der Europäischen Kommission anzumelden.

Beispielsweise war ich Teil des Teams, das einen großen Medien-/Telekommunikationskonzern beim Kauf eines deutschen Kabelnetzbetreibers beraten hat. Dies war zum einen rechtlich spannend, da wir verschiedene prozessuale Stadien - vor der Europäischen Kommission aber auch vor der deutschen Kartellbehörde - durchlaufen haben. Zum anderen war dies aber auch ökonomisch und technisch höchst interessant, da dies erforderte, die verschiedenen Märkte - TV Signalübertragung über Kabel, Satellit sowie im Internet - zu verstehen und letztlich wettbewerbsrechtlich zu bewerten. Für jemanden wie mich, der eine große Affinität zur Digitalisierung sowie zum Internet hat, waren dies sehr spannende Aufgaben.

Darüber hinaus bearbeiten wir auch internationale Transaktionen, die in verschiedenen Jurisdiktionen weltweit angemeldet werden müssen. So habe ich etwa in einem anderen Fall geprüft, in welchen Ländern der Kauf eines Medienunternehmens durch einen internationalen Mandaten angemeldet werden musste. Für das deutsche und österreichische Recht konnte ich diese Prüfung selbst vornehmen, für die anderen Jurisdiktionen habe ich meine Kollegen in den USA, in Russland und in China kontaktiert und mit ihnen beraten, wie der Zusammenschluss dort beurteilt wird.

Genau wegen solcher spannender internationaler Mandate habe ich mich für das Brüsseler Büro entschieden. Außerdem gehört zu meinen Aufgaben auch das Beihilfenrecht - dabei geht es um staatliche Vorteilsgewährung für Unternehmen.

Wie gefällt es Ihnen in Brüssel?

Brüssel ist nicht so groß wie Berlin oder Paris, ich besitze kein Auto mehr, weil ich hier alles bequem mit dem Fahrrad oder der Metro erledigen kann. Aber trotzdem fühlt sich die Stadt nicht klein an, weil sie aufgrund der vielen europäischen Institutionen ein internationales Flair hat. Brüssel ist sehr vielfältig und die Expat-Community ist sehr groß. Da muss man sich fast schon ein wenig bemühen, um auch Belgier kennenzulernen. Alltagssprache ist Französisch – ich habe das zum Anlass genommen, um die Sprache zu lernen, wobei mich Freshfields auch unterstützt hat.

Man lernt hier sehr viele Menschen kennen. Jeden Donnerstagabend treffen sich zum Beispiel auf dem Place Luxembourg zwischen viele junge Leute, die unter anderem für Kanzleien, europäische Institutionen oder Unternehmensberatungen arbeiten. Man steht zusammen draußen in der Sonne, trinkt ein Bier und quatscht – das ist sehr ungezwungen und nett.

Ist es nach der Zeit in Brüssel problemlos möglich, wieder nach Deutschland zu wechseln?

Das ist auf jeden Fall möglich, gerade im Kartellrecht verschließt man sich keine Wege, wenn man eine Zeitlang in Brüssel gearbeitet hat - im Gegenteil. Man bekommt hier eine sehr gute Ausbildung im Zentrum des Kartellrechts, von der man später in Deutschland sehr profitiert. Aber viele bleiben auch hier in Brüssel, weil es ihnen so gut gefällt. Das könnte ich mir auf jeden Fall auch vorstellen.

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