Praktikantengehälter: Das Praktikum in Euro

Autor*innen
Nicole Metz und Jan Doria
Zwei Geschäftsleute, die jeweils auf einer Glühbirne und einem Geldsack stehen. Sie schütteln sich die Hände.

Wer arbeitet, soll auch essen – doch manche Branchen zahlen ihren Praktikanten nur Peanuts. e-fellows.net hat unter renommierten Arbeitgebern nachgeforscht, wo du bekommst, was du verdienst. Außerdem: eine Gehaltsübersicht nach Branchen und andere Fakten zum Praktikum.

Seit 2015 gilt auch für Praktika der Mindestlohn: Freiwillige Praktikanten haben einen Anspruch auf eine Bezahlung von 9,19 Euro brutto pro Stunde. Das monatliche Bruttogehalt beträgt demnach im Durchschnitt 1.470,14 Euro. Von der Mindestlohnregelung ausgenommen sind allerdings freiwillige Praktika, die weniger als drei Monaten dauern sowie für Pflichtpraktika, die von Schulen oder Universitäten vorgeschrieben sind. Die durchschnittliche Entlohnung für Praktika, bei denen der Mindestlohn nicht greift, beträgt laut dem Praktikantenspiegel 2018 der Personalberatung CLEVIS durchschnittlich 940 Euro.

Wie viel zahlt welche Branche?

2018 haben im Praktikantenspiegel 5.100 Praktikanten Auskunft über ihren Job gegeben. 96 Prozent der Praktika werden vergütet. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Gehälter um 66 Euro auf 1.098,67 Euro gestiegen, doch für einige Branchen gibt es auch schlechte Nachrichten: Dort ist die Vergütung gesunken.

Vergütung nach Branchen

Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung und Recht

Praktikanten in Beratungen oder der Wirtschaftsprüfung können sich über das meiste Gehalt freuen. Durchschnittlich 1.420 Euro (alle Gehaltsangaben beziehen sich auf das Bruttogehalt) bekommen sie für ihre Arbeit.

Accenture zahlt für jedes Praktikum mindestens 1.000 Euro. Erfüllt dein Praktikum die Bedingungen für den Mindestlohn, bekommst du entsprechend mehr Gehalt.

Auch bei Deloitte werden Praktikanten fair bezahlt: Praktika, die länger als drei Monate dauern, werden monatlich mit 1.600 Euro vergütet.

Beide Unternehmen legen im Umgang mit Nachwuchstalenten besonderen Wert auf Fairness und Respekt und wurden als "Fair Companies" ausgezeichnet.

Wenn du ein Praktikum in einer Kanzlei anstrebst, kannst du dich ebenfalls über eine gute Entlohnung freuen. Teilnehmer des Praktikantenprogramms "Backstage" von Clifford Chance erhalten 250 Euro pro Woche auf Basis einer 5-Tage-Woche. Auch außerhalb des Praktikantenprogramms zahlt die Kanzlei ihren Praktikanten, die das 1. Staatsexamen noch nicht absolviert haben, 250 Euro pro Woche. Nach dem 1. Staatsexamen wird ein Praktikum mit 500 Euro wöchentlich vergütet.

IT, Internet und Telekommunikation

Auch die Telekommunikations- und Informationsbranche bietet eine attraktive Vergütung für Praktikanten – im Schnitt zahlen Unternehmen 1.262 Euro.

Bei TNG werden Praktikanten zum Beispiel in allen Bereichen, unabhängig von einem freiwilligen oder einem Pflichtpraktikum, immer mit mindestens 1.550 Euro pro vollem Monat bezahlt. Mit einem Masterabschluss kann sich der Betrag dann noch einmal etwas steigern.

Bei der Telekom liegt die Vergütung zwischen 800 und 1.538 Euro – je nach Dauer des Praktikums. Für Praktika bis zu drei Monaten bekommen Bachelor-Studenten 800 Euro, Studierende im Master 1.000 Euro monatlich. Bei Praktika, die länger als drei Monate dauern, erhalten Studenten, je nach Wochenarbeitszeit der Gesellschaft, 1.307 Euro für eine 34-Stunden-Woche, 1.461 Euro für 38 Stunden und 1.538 Euro für eine 40-Stunden-Woche. Während des "Flexikums" –  ein flexibles Praktikum, bei dem du mit dem Telekom-Team dein monatliches Stundenkontingent individuell bestimmen kannst – bekommen Praktikanten zwischen 487 und 1.150 Euro.

Finanzen, Banken, Versicherungen

Hier können Praktikanten monatlich etwa 1.241 Euro erwarten. Damit zahlen Banken und Versicherungen knapp 220 Euro mehr, als sie das ohne Mindestlohn getan haben.

Konsum- und Gebrauchsgüter

Im Verkauf, der Entwicklung, Produktion und Bewerbung von Waren müssen Praktikanten auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Dieses Stresslevel wird entsprechend gut vergütet: Durchschnittlich 1.233 Euro warten auf potentielle Praktikanten. Im Vergleich zum Vorjahr ist das durchschnittliche Gehalt allerdings gesunken.

Gesundheit und Pharma

Praktikanten in der Pharmaindustrie bekommen eine Vergütung von rund 1.110 Euro pro Monat.

So zahlt Roche Pharma Studenten im Bachelor 750 Euro für ein Praktikum bis zu drei Monaten, plus einen möglichen Mietkostenzuschlag von 200 Euro, und 1.450 Euro bei einer Dauer bis zu sechs Monaten. Während eines Praktikums im Master gibt es 1.000 Euro plus Mietkostenzuschlag für Praktikanten, die unter drei Monate bleiben, und 1.450 Euro für Praktikanten, die länger bleiben. Grundlage dafür ist eine Arbeitswoche mit 37,5 Stunden.

Medien und Marketing

Wenn du "irgendwas mit Medien" machen möchtest, wirst du während des Praktikums mit durchschnittlich 1.087 Euro dafür entlohnt. In der Medienbranche ist das Gefälle allerdings sehr hoch: Du kannst sehr gut, aber auch sehr schlecht verdienen.

Chemie

Auch in der Chemieindustrie wird gut bezahlt: dort erhalten Praktikanten durchschnittlich 1.067 Euro.

Forschung und Wissenschaft

Die Uni zahlt schlecht, heißt es immer, doch so schlecht nun auch wieder nicht: 1.003 Euro verdienen Praktikanten im Durchschnitt im Forschungsbetrieb.

Luft- und Raumfahrt

Einfach mal so zur ISS fliegen? Das wird im Praktikum nicht möglich sein. Aber mit 1.000 Euro Bezahlung wartet immerhin ein doch recht attraktives Gehalt.

Baugewerbe und -industrie

Praktikanten erhalten hier nur noch durchschnittlich 997 Euro im Monat – ein deutliches Minus im Vergleich zum Vorjahr.

Was andere e-fellows in Praktikum und Festanstellung verdienen, kannst du auch in unserer Gehaltsdatenbank nachsehen.


Wer macht ein Praktikum?

Der durchschnittliche Praktikant ist 24 Jahre alt, studiert BWL, zieht für das fünfmonatige Praktikum in eine andere Stadt und arbeitet 40 Stunden pro Woche.

Studenten entscheiden sich vor allem für ein Praktikum, weil sie etwas über Arbeit des Unternehmens lernen möchten. Auf Platz zwei steht der Einblick in die Arbeitsweise einer bestimmten Branche. Außerdem erhoffen sich viele Studenten, dass sie die Inhalte aus ihrem Studium in einem Unternehmen auch praktisch umsetzen können.

Wo werden Praktika absolviert?

Wenn der Traumjob nicht in der eigenen Stadt auf einen wartet, zieht man ihm einfach hinterher – diesen Ansatz verfolgen offenbar auch einige Praktikanten.

Ein Drittel arbeitet über 200 km vom Heimatort entfernt. 16 Prozent aller Praktikanten gehen sogar ins Ausland. Am reisefreudigsten sind im CLEVIS Praktikantenspiegel die Befragten der Branche IT, Internet & Telekommunikation: 40 Prozent von ihnen absolvieren ein Auslandspraktikum. Die meiste Auslandserfahrung haben jedoch Bewerber, die Kunstwissenschaft studieren. Dort haben 43 Prozent des Nachwuchses bereits Auslandsstationen hinter sich.

Allzu groß ist das Fernweh aber nicht: Zu den beliebtesten Ländern für ein Auslandspraktikum deutscher Praktikanten zählen Österreich, Belgien, Spanien und Großbritannien. Das am häufigste gewählte außereuropäische Ziel sind die USA.

Wo werden die meisten Praktika angeboten?

Wie viel ein Unternehmen seinen Praktikanten zahlt, ist neben der Branche auch vom Standort abhängig. Innerhalb Deutschlands gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle (mit Ausnahme von Berlin), so der CLEVIS-Praktikantenspiegel 2017. Hamburg, Bremen, Baden-Württemberg, Berlin und Bayern führen die Liste nach wie vor an, wobei sich die Unterschiede durch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns immer mehr angleichen.

Generell bieten Unternehmen im Süden und in deutschen Großstädten nicht nur eine lukrativere Vergütung als Firmen in anderen Gegenden, sie haben auch mehr Bedarf an Praktikanten.

Zu den größten Praktikumsstandorten in Deutschland zählen laut Angaben des Praktikantenspiegels von CLEVIS 2017 München, Hamburg, Frankfurt am Main, Düsseldorf und Herzogenaurach.

Was wird im Praktikum geboten?

Zu einem guten Praktikum zählt nicht nur eine gute Bezahlung. Viele Unternehmen locken neue Talente auch mit anderen Leistungen. Viele davon sind dabei fast selbstverständlich: Drei Viertel aller Befragten des CLEVIS-Praktikantenspiegel 2018 geben an, dass sie regelmäßig betreut wurden. Knapp 70 Prozent haben außerdem eine intensive Einarbeitung genossen. Fitness- und Freizeitangebote und Weiterbildungsmöglichkeiten sind dagegen schon seltener, zählen aber noch zu den zehn häufigsten Leistungen: 

Darüber hinaus haben manche Praktikanten auch die Möglichkeit an Teambuilding-Aktivitäten teilzunehmen (37 Prozent), werden in standardisierte Feedbackprozesse eingebunden (34 Prozent) oder dürfen sich über ein Welcome Package freuen (31 Prozent). Wohngeld oder eine Unterkunft bekommt dagegen nur jeder zehnte Praktikant.

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