Das Krankenpflege-Praktikum: Dem Arzt über die Schulter schauen

Autor*innen
Dominik Bräuer
Mann mit Stethoskop, blauem Kittel und Mundschutz hält eine Spritze hoch.

Der 90-tägige Krankenpflegedienst gehört zur Ausbildung jedes Mediziners in Deutschland. Wie läuft so ein Krankenpflege-Praktikum genau ab? e-fellow Dominik berichtet von seinem zweimonatigen Praktikum und warum er auch den dritten Monat am Klinikum Augsburg verbringen will.

Dominik (20) studiert an der LMU München Medizin. Gerade hat er das zweite vorklinische Semester beendet. Gleich nach dem Abitur absolvierte er zwei Monate seines Krankenpflege-Praktikums am internistischen Diabetes-Zentrum in Augsburg.

Die Bewerbung

Nach meinem Abitur bewarb ich mich 2010 relativ kurzfristig für ein zweimonatiges Krankenpflege-Praktikum am Klinikum Augsburg, einem akademischen Lehrkrankenhaus der LMU München. Ich wollte mein Praktikum gerne am internistischen Diabetes-Zentrum machen. Denn Diabetes ist eine Volkskrankheit, die oft unterschätzt und in ihren Komplikationen nicht ernst genommen wird, obwohl diese nicht selten vermeidbar sind.
 
Ich bekam direkt eine Zusage für meine gewünschte Station und durfte schon zwei Wochen später mit dem Praktikum beginnen. Die Bewerbung verlief ganz unkompliziert per E-Mail. Benötigte Unterlagen waren ein Lebenslauf und eine Kopie des Impfpasses, um eine Hepatitis B-Impfung nachzuweisen.

Der erste Tag

Mein erster Arbeitstag begann um 8.00 Uhr morgens im Büro der Pflegedienstleitung. Nach einer Führung durch das Haus erhielt ich meine Arbeitskleidung und meldete mich auf der internistischen Diabetes-Station. Dort wurde ich mit den ersten Arbeitsschritten vertraut gemacht. Meine Kollegen zeigten mir den Weg zum Labor, zur Bettenzentrale, zur Intensivstation sowie zum Röntgen und wiesen mich in meine pflegerischen Aufgaben ein. So lernte ich gleich, wie man mit den entsprechenden Instrumenten Blutdruck, Temperatur, Puls und Blutzucker misst.

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Alltag auf Station

Mein Arbeitstag dauerte immer von 6.00 bis 14.00 Uhr. Bei Bedarf – zum Beispiel wenn ich einen privaten Termin hatte - konnte ich aber auch in die Schichten von 8.00 – 16.00 Uhr oder 12.00 bis 20.00 Uhr wechseln.
 
Zu Beginn der Schicht um 6.00 Uhr findet im Schwesternzimmer die Übergabe statt. Dabei werden Informationen ausgetauscht zu nächtlichen Begebenheiten, Neuzugängen und neuen ärztlichen Anordnungen, die an diesem Tag umgesetzt werden sollen. Auch ich hatte eine Übersicht über die Patientenbetten der Station, so dass ich mir Notizen machen konnte, wenn beispielsweise ein Patient aufgrund einer bevorstehenden Untersuchung nüchtern bleiben musste.
 
Gegen 6.30 Uhr beginnt der Rundgang durch die Zimmer. Die Station ist in verschiedene Zuständigkeitsbereiche unterteilt. Ich war meist einer Schwester fest zugeteilt und unterstützte sie bei ihren Patienten. Tägliche Aufgaben sind die Morgentoilette, die Frage nach dem Stuhlgang sowie die Messung von Blutzucker, Temperatur, Puls, Body-Mass-Index und Gewicht. Alle Daten werden in der Patientenkurve vermerkt. Gleichzeitig nehmen die Ärzte Blut ab und legen venöse Zugänge neu.
 
Gegen 8.00 Uhr wird das Frühstück an die Patienten verteilt. Bei den Diabetikern muss bisweilen die Insulingabe beaufsichtigt oder auch durchgeführt werden. Bei allen Mahlzeiten muss die zuständige Fachkraft außerdem auf die Medikamenten-Einnahme achten.

Dem Arzt über die Schulter geschaut

Gegen 9.30 Uhr beginnt die Visite. Hierbei assistiert die Schwester oder ein Praktikant den Ärzten beim Anlegen von Verbänden, berichtet von pflegerischen Vorkommnissen und nimmt neue Behandlungsanweisungen entgegen. Den Vormittag über werden einzelne Patienten zu Untersuchungen oder zum Röntgen gebracht und von dort wieder abgeholt. Außerdem müssen bettlägerige Patienten bei ihren täglichen Verrichtungen, wie zum Beispiel dem Toilettengang, unterstützt werden. Dabei half ich meist einer Fachkraft, zum Beispiel indem ich frisches Bettzeug für die Patienten holte.
 
Generell muss immer kontrolliert werden, dass jeder Patient die richtigen Infusionen und Medikamente erhält. Ich musste außerdem dafür sorgen, dass die Patienten ausreichend Getränke zur Verfügung hatten. Wenn ein Neuzugang ankommt, muss dieser auch von pflegerischer Seite auf der Station aufgenommen werden. Dazu wird ein Fragebogen ausgefüllt und die Standarduntersuchungen werden durchgeführt.
 
Gegen 11.30 Uhr wird wieder Blutzucker gemessen, bevor gegen 12.00 Uhr das Mittagessen ausgeteilt werden kann. Nach dem Einsammeln der Essenstabletts findet eine Besprechung mit den Ärzten zur Insulinbehandlung der Patienten statt sowie die Übergabe an den Spätdienst.

Fazit: Eine spannende und bereichernde Erfahrung

Schon nach kurzer Zeit durfte ich viele Aufgaben eigenständig durchführen, aber ich konnte bei Bedarf jederzeit die Schwestern um Hilfe bitten. Sie erlaubten mir auch gerne, den Ärzten bei ihrer Arbeit über die Schulter zu sehen. So bekam ich Einblick in das ärztliche Gespräch, diverse Untersuchungen für Diabetiker, Koloskopie, EKG, Ultraschall-Echokardiographie, Sonographie, Blutabnahme, Legung von venösen Zugängen und Punktionen.
 
Pflegerische Tätigkeiten und Einblicke in die ärztlichen Aufgaben standen in einem ausgewogenen Verhältnis, so dass ich mein zweimonatiges Praktikum als eine ungemein spannende und auch menschlich bereichernde Erfahrung empfunden habe. Ab September 2011 werde ich deshalb den dritten Monat des Krankenpflege-Praktikums ebenfalls dort absolvieren.

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