Europäischer Freiwilligendienst (EFD): Engagement für Europa

Autor*innen
Julia Jung
Zwei Hände, deren Zeigefinger sich annähern. Zwischen den Fingern ein Blitz.

Jugendarbeit in Estland, Flüchtlingsbetreuung in Italien, Kulturmanagement in Norwegen oder Engagement für die Natur in Polen – du willst dein eigenes Europa erkunden und dich dabei sinnvoll engagieren? Genau diese Möglichkeit bietet der Europäische Freiwilligendienst jungen Menschen. Kosten: keine. 

Ein Jahr lang weg von zu Hause, ein Jahr lang voller neuer Eindrücke und Erfahrungen – der Traum vieler junger Menschen. Der Europäische Freiwilligendienst (EFD), auch Freiwilliges Europäisches Jahr genannt, ist ein Aktionsprogramm der Europäischen Union, das 1996 ins Leben gerufen wurde. Er bietet allen jungen Menschen in Europa die Chance, ein Jahr lang im Ausland an sozialen, ökologischen und kulturellen Projekten mitzuwirken. Ziel ist es, sich intensiv mit einer neuen Kultur auseinanderzusetzen, aber auch praktische Erfahrungen zu sammeln und sich persönlich weiterzuentwickeln.

Voraussetzung: 18 bis 30 Jahre, Englischkenntnisse

Welche Voraussetzungen musst du mitbringen, um einen EFD absolvieren zu können? Prinzipiell kann sich jede:r Einwohner:in eines Mitgliedsstaats der Europäischen Union zwischen 18 und 30 Jahren bewerben. Besonderen Vorrang sollen dabei junge Menschen haben, denen die Möglichkeit eines längeren Auslandsaufenthaltes ansonsten voraussichtlich verwehrt bleiben würde. Dazu zählen beispielsweise Bewerber:innen mit erhöhtem Förderungsbedarf oder körperlicher Beeinträchtigung. Fremdsprachenkenntnisse sind keine Bedingung für eine Aufnahme. Englisch brauchst du aber allein schon, um deine Bewerbung inklusive Lebenslauf zu verfassen.

Kultur lernen und leben

Der Einsatz einer bzw. eines Freiwilligen dauert sechs bis zwölf Monate. Ein Kurzzeitdienst (mindestens zwei Wochen) kann nur unter besonderen Voraussetzungen wie einer Behinderung geleistet werden. In einem gemeinnützigen Projekt engagierst du dich dann 30 bis 35 Stunden pro Woche. Im Vordergrund soll jedoch nicht unbedingt die Arbeitskraft stehen, sondern vielmehr der kulturelle Austausch.

Praktische Erfahrungen sammeln

Statt eine:n vollwertige:n Mitarbeiter:in zu ersetzen, soll die/der Freiwillige praktische Erfahrungen sammeln und das Gastland und seine Kultur kennenlernen. Wer jedoch auf einen kostenlosen Auslandsaufenthalt ohne Verpflichtungen hofft, liegt falsch. Ein Freiwilliges Europäisches Jahr ist keine Sprachreise oder ein verlängerter Urlaub. Der/die Teilnehmer:in ist fest in einem Projekt eingebunden und trägt Verantwortung für dessen Fortschritt.

Einsatzgebiete: Kultur, Gesundheit und mehr

Was macht der/die Freiwillige nun den lieben langen Tag lang, außer die Kultur des Gastlandes aufzusaugen? Die Einsatzgebiete für den Freiwilligen sind so vielfältig wie die Anzahl der Einsatzstellen. "Kunst und Kultur, Europäische Identität, Chancengleichheit, Medien und Kommunikation, Gesundheit, soziale Integration, Behinderung" sind nur einige Beispiele, die die Europäische Union vorschlägt.

Wie bewerbe ich mich für den Dienst?

Da die Bewerbungsprozedur recht langwierig ist, solltest du mindestens sechs Monate vor der geplanten Ausreise mit der Suche beginnen. Denn jede:r Freiwillige braucht eine Entsendeorganisation und eine Aufnahmeorganisation. Klingt verwirrend? Ist es zunächst auch. Die zu finden, ist nämlich nicht immer einfach.

So findest du eine Entsendeorganisation

Zunächst einmal muss die Entsendeorganisation her. Die befindet sich in Deutschland und muss den/die Freiwillige:n aufnehmen, um ihn oder sie anschließend entsenden zu können. Über die Online-Datenbank der EU, die "European Database on European Voluntary Service (EVS)", lassen sich alle zur Zeit anerkannten Entsendeorganisationen mit ihrem Standort und einer Projektbeschreibung finden. Momentan haben Bewerber:innen die Qual der Wahl zwischen knapp 200 Organisationen. Das Angebot reicht von kirchlichen Einrichtungen über Umweltvereine bis hin zu Sportinitiativen. Bewerben kann man sich in ganz Deutschland.

Ein persönliches Gespräch ist meist Voraussetzung

Hilfreich ist es jedoch, eine Organisation in seiner Umgebung zu finden, da ein persönliches Gespräch oft Voraussetzung für eine Aufnahme ist. Beste Chancen hat, wer sich schon vor dem Freiwilligen Jahr ehrenamtlich in einer Entsendeorganisation betätigt hat.

Einen Platz im Ausland finden

Ist der erste Schritt geschafft, geht es auf die Suche nach einer Aufnahmeorganisation. Als Träger kommen Nichtregierungsorganisationen, lokale Initiativen oder Behörden in Frage. Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten: Entweder hat die Entsendeorganisation ihre festen Partner, an die sie ihre Freiwilligen entsendet. Ist dies nicht der Fall, kann sich der/die Bewerber:in selbst über mögliche Aufnahmeorganisationen erkundigen. Dies geschieht ebenfalls mit Hilfe der europäischen Datenbank.

Gastland und Einrichtung selbst aussuchen

Der Vorteil der zweiten Alternative ist, dass man sich das Gastland und die Einrichtung selbst aussuchen kann und nicht auf bereits bestehende Kontakte der Entsendeorganisation angewiesen ist. Gleichzeitig sind die Chancen einer Aufnahme geringer, da auch die Aufnahmeorganisationen gerne auf Freiwillige zurückgreifen, die bereits mit einer Partnerorganisation arbeiten. Bewerben kann man sich in allen 27 EU-Mitgliedsländern plus Island, Liechtenstein, Norwegen und Türkei.

Spanien ist beliebt – und schnell vergeben

Man sollte jedoch beachten, dass die Stellen in beliebten Einsatzländern wie Spanien oder Italien oft schnell vergeben sind. Hat man seine Zusage in der Tasche, fehlt nur noch ein Antrag, das sogenannte Förderansuchen, der die Zusammenarbeit der Organisationen und weitere Formalitäten regelt. In Deutschland wird der Europäische Freiwilligendienst durch "JUGEND für Europa – Deutsche Agentur für das EU-Programm JUGEND in Aktion" umgesetzt.

Unterkunft und Reise zahlt die EU

Wieso nun ein Freiwilliges Europäisches Jahr und keinen Freiwilligendienst in Brasilien oder sonstwo in der Welt? Die Vorteile im Vergleich zu anderen sozialen Projekten liegen auf der Hand. Der EFD ist eine Initiative der Europäischen Union und wird daher von ihr gefördert. Konkret heißt das, dass auf die Freiwilligen keinerlei Kosten zukommen. Für Reisekosten, Unterkunft, Versicherung und Verpflegung ist gesorgt. Bestandteile des Programm sind weiterhin ein intensiver Sprachkurs sowie die obligatorische Teilnahme an Seminaren vor, während und nach dem Freiwilligendienst. Obendrauf gibt es ein monatliches Taschengeld (meist zwischen 140 und 210 Euro), und das Kindergeld kann weiterhin bezogen werden. Die Zeit im Freiwilligendienst kann zudem als Wartezeit bei Universitäten angerechnet werden.

Erfahrungsberichte zum EFD

Du möchtest wissen, was junge Menschen bei ihrem EFD alles erlebt haben? Erfahrungsberichte gibt es auf folgender Website:

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