Die Karrierefrage: Wie bewerbe ich mich an US-Unis?

Autor*innen
Katharina Heflik
Personen stehen aufgereiht, ein riesiger Finger zeigt von oben auf eine der Personen, die die Arme triumphierend hebt. Einige der anderen Personen wirken empört

Viel Papierkram, teure Tests: Für internationale Studierende kann der Weg an die amerikanische Traum-Uni zum Albtraum werden. Einige Tipps.

e‑fellows.net präsentiert: Das Beste aus der F.A.Z.

Lies bei uns ausgewählte Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und von FAZ.NET.

Von Harvard, Stanford und Co. träumen viele junge Deutsche. Wer sich an amerikanischen Universitäten bewerben möchte – das gilt auch für die mit weniger "großem" Namen –, muss sich aber durch Prüfungen und Papierkram arbeiten und braucht vor allem eines: Zeit. Der Prozess ist aufwendiger als hierzulande, vor allem für internationale Studierende. Die Wahl der Uni, des Fachs oder des Programms sollte bestenfalls schon vor dem zeitintensiven Bewerbungsprozess stattfinden und nicht parallel. Die Auswahl ist in den USA nämlich gigantisch. Für den Anfang kann es helfen, sich nach Hochschulen umzuschauen, die sich auf einen bestimmten Fachbereich, etwa Natur- oder Geisteswissenschaften, spezialisiert haben.

Was einige Unterlagen betrifft, die zur Bewerbung verlangt werden, gleichen sich die meisten US-Unis. Dazu gehören ein Lebenslauf, ein Nachweis der bisher erbrachten Studienleistungen und Empfehlungsschreiben. Letztere können etwa von Vorgesetzten oder Dozenten stammen, wichtig ist, dass es sich um jemanden handelt, der die professionellen und akademischen Leistungen des Bewerbers beurteilen kann. Außerdem sollte darauf geachtet werden, ob eine oder mehrere Personen einen bestimmten Ausbildungsstand nachweisen müssen. Oft verlangen Universitäten, dass etwa eines von drei Empfehlungsschreiben von jemandem mit Habilitationsstatus verfasst wird.

Der wohl größte Unterschied zu einer Uni-Bewerbung in Deutschland ist die Notwendigkeit mindestens eines Motivationsschreibens; manchmal sind es sogar mehrere. Darin sollten sich Bewerber mit dem konkreten Studiengang beschäftigen und natürlich mit ihrer Motivation, diesen zu belegen. Zentrale Fragen sind, welche Berufswünsche mit dem Studium verfolgt werden, was man konkret aus dem Studium mitnehmen möchte und welche Erfahrungen schon in dem jeweiligen Feld gesammelt wurden. Hier dürfen auch Vorbilder genannt werden. Zum anderen möchten die Universitäten sehen, dass eine bewusste Entscheidung für die Bewerbung bei ihnen getroffen wurde. Dabei können etwa konkrete Kurse oder konkrete Fakultätsmitglieder benannt werden, die in diese Entscheidung hineingespielt haben.

Englischtest und Anmeldegebühr

Zum Studierendenleben in den USA gehört es, sich in die Gemeinschaft der jeweiligen Uni einzubringen – zum Beispiel durch Freiwilligenarbeit oder Mitgliedschaft in studentischen Clubs. Der Wunsch, aktiver Teil dieser Gemeinschaft zu sein, sollte aus dem Schreiben erkenntlich werden. Einige Unis fragen zusätzlich nach einem persönlichen Statement. Hier ist Platz, einen Eindruck von sich als Person abseits des professionellen und akademischen Wegs zu liefern. In dem Persönlichen Statement soll es um mögliche prägende Erfahrungen im bisherigen Leben oder Studium gehen, um Hobbies und persönliche Interessen.

Welche Fragen speziell in den Essays beantwortet werden sollen, kann für jede Uni unterschiedlich ausfallen. Sie werden aber oft sehr deutlich in der Bewerbungsphase genannt. Ebenso wie die maximale Zeichenanzahl des Textes, an die sich auf jeden Fall gehalten werden sollte.

Wer als internationaler Studierender im englischsprachigen Ausland studieren möchte, kommt um einen standardisierten Englischtest nicht herum. Die meisten amerikanischen Hochschulen akzeptieren den TOEFL oder das Cambridge Zertifikat; einige erlauben den Nachweis der Englischkenntnisse inzwischen sogar über den Onlinedienst Duolingo. Unterschiedlich ist, welche Mindestpunktzahl gefordert wird. Gerade in Studiengängen, die viel mit Sprache und Texten arbeiten, ist diese oft hoch angesetzt. Zusätzlich machen manche Unis eigene Tests oder bieten Assessment-Center online an. Dabei geht es nicht darum, eine bestimmte Mindestpunktzahl zu erreichen. Und es ist auch meist nicht möglich, sich inhaltlich vorzubereiten. Hier ist es eher eine gute Strategie, authentisch zu sein und im Hinterkopf zu behalten, dass die Bewerbung holistisch und nicht nur anhand einer Aufgabe bewertet wird.

Anders als etwa der TOEFL, der mehr als 200 Euro kostet, sind solche ins Bewerbungsverfahren integrierte Tests kostenlos. Die Kosten des TOEFL lassen sich nicht aufheben, können aber von Studierenden von der Steuer abgesetzt werden. Im Zusammenhang mit dem Test lässt sich an einer Stelle aber Geld sparen: Der Educational Testing Service, der verschiedene standardisierte Tests durchführt, bietet an, an die Testergebnisse an insgesamt vier verschiedene US-Hochschulen kostenlos zu schicken. Voraussetzung ist, dass diese Hochschulen schon vor Ablegen des Tests benannt werden. Wer diese Option nicht nutzt, muss später pro Versand 20 Dollar bezahlen.

Zu den Kosten, die bei einer Bewerbung außerdem noch entstehen können, gehört eine Bewerbungsgebühr, die die meisten Unis erheben. Diese Gebühr liegt, abhängig von Hochschule und Studiengang, zwischen 30 und 150 Dollar. Allerdings bieten viele Universitäten Vergünstigungen oder den gesamten Erlass der Gebühr an – dafür lohnt es sich, einfach bei der entsprechenden Stelle, meist ist es das Admissions Office, nachzufragen. Die Bewerbungsgebühr muss nicht gleich am Anfang bezahlt werden, sondern erst, wenn die Bewerbung vollständig ausgefüllt, alle Unterlagen hochgeladen und der Bewerber bereit ist, alle Unterlagen abzugeben.

Viel Zeit einzuplanen ist wichtig

Die Bewerbungsportale der verschiedenen Unis unterscheiden sich wenig voneinander. Es werden Fragen nach Kontaktdaten und Eckdaten des Lebenslaufs gestellt. An einigen Stellen gilt es, kurze inhaltliche Fragen zusätzlich zum Motivationsschreiben auszufüllen. Innerhalb des Bewerbungssystems gibt es üblicherweise auch einen Bereich, in dem die Personen, die Empfehlungsschreiben verfasst haben, mit ihrem Beruf und der Beziehung zu dem Bewerber benannt werden. Es muss eine E-Mail-Adresse hinterlegt werden, über die der "Recommender" einen Link zum Hochladen des Schreibens erhält. In dem entsprechenden Bereich lässt sich zudem einsehen, ob die Schreiben schon hochgeladen wurden oder nicht.

Für den gesamten Prozess sollten Studierende mehrere Wochen, idealerweise sogar zwei bis drei Monate einplanen. Auch die Suche nach Personen, die Empfehlungsschreiben ausstellen, kann eine Weile dauern. Außerdem sollte ihnen mindestens zwei Wochen Zeit gegeben werden, um das Schreiben zu verfassen und abzugeben. Das Verfassen verschiedener Motivationsschreiben wird auch nicht an einem Nachmittag abgearbeitet sein. Der größte Zeitfresser ist aber definitiv der Englischtest. Wer eine hohe Punktzahl anstrebt sollte mit etwa 4 Wochen Vorbereitungszeit rechnen. Zudem kann die Auswertung des Tests nochmal bis zu zehn Tage dauern. Erst dann können die Ergebnisse an die US-Unis versendet werden und auch dafür sollten mindestens zwei Wochen Puffer vor der Bewerbungsfrist eingeplant werden. Einige Unis raten internationalen Studierenden dazu, den Test mindestens zehn Wochen vor Bewerbungsfrist abzulegen.

Übrigens kann die Bewerbungsfrist für Studierende aus dem Ausland generell früher angesetzt sein als für die amerikanischen Studierenden. So kann es passieren, dass die Frist für einen Studienbeginn im Herbst schon im Dezember des Vorjahres liegt.

Alle Rechte vorbehalten. Copyright Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.

Bewertung: 5/5 (2 Stimmen)

Weitere Artikel zum Thema Auslandsstudium