Nachhaltigkeit im Alltag: Wie kann ich nachhaltiger leben?

Autor*innen
Maya Rencken
Eine Figur mit Menschenkörper und einer aus Müll bestehenden Kugel als Kopf hebt ratlos die Hände.

Die Klimakrise ist in vollem Gange und es wird Zeit, dass wir etwas unternehmen. Du würdest gerne nachhaltiger leben, weißt aber nicht, wo du anfangen sollst? Wir verraten zehn Tipps, mit denen du Nachhaltigkeit ganz einfach in deinen Alltag integrieren kannst.

Was ist eigentlich Nachhaltigkeit?

Die Vereinten Nationen definieren im sogenannten "Brundtland-Bericht" eine gesellschaftliche Entwicklung dann als nachhaltig, wenn sie "den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen." Vereinfacht gesagt: Nachhaltigkeit bedeutet ganz allgemein, dass wir nicht heute schon auf Kosten von morgen leben.

Meistens wird Nachhaltigkeit im Kontext der Klimakrise thematisiert, also auf das langfristige Bestehen unserer Umwelt und der natürlichen Ressourcen angewendet. Dann ist von ökologischer Nachhaltigkeit die Rede. Zusätzlich werden nach dem "Drei-Säulen-Modell" auch die ökonomische Nachhaltigkeit (z.B. Ressourcen durch innovative Technologien schonen) und soziale Nachhaltigkeit (z.B. Faire Bildung und Arbeitsbedingungen) definiert.

Wie groß ist dein CO2-Fußabdruck?

Wenn du nachhaltiger Leben möchtest, solltest du zunächst herausfinden, wie groß dein aktueller CO2-Fußabrduck ist. Es geht um die Frage, wie viel Kohlenstoffdioxid durch deinen Lebensstil in unsere Atmosphäre gelangt und somit die Erderhitzung beschleunigt. Die Summe aller CO2-Emissionen wird dann CO2-Fußabdruck genannt.

Die Berechnung eines CO2-Fußabdrucks klingt auf den ersten Blick unglaublich komplex. Allerdings gibt es einige Online-Rechner, die den Prozess kinderleicht machen. Schau dazu mal beim Umweltbundesamt oder WWF vorbei. Diese Online-Rechner geben dir zusätzlich Informationen darüber, wo deine größten CO2-Emissionen liegen und wie du sie am besten reduzieren kannst.

Manche CO2-Quellen lassen sich allerdings nicht so leicht verändern, wie beispielsweise die uralte Ölheizung im großen Mietsgebäude. Deswegen haben wir dir zehn Tipps zusammengestellt, wie du Nachhaltigkeit trotzdem möglichst einfach in deinen Alltag integrieren kannst.

10 Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil

Alltagstipp #1: Wiederverwendbare Behälter

Einwegbehälter wie Kaffeepappbecher verursachen viel Müll. Doch auch die Pizzascheibe, die du beim Italiener einpacken lässt, hinterlässt eine benutzte Alufolie. Die Lösung: wiederverwendbare Behälter. Versuch überall, wo du kannst, Mehrwegbecher, -Flaschen oder Aufbewahrungsdosen zu verwenden. Noch dazu sind wiederverwendbare Kaffeebecher und Trinkflaschen sehr schick. Um die Pizzascheibe aus dem Restaurant auch am nächsten Tag genießen zu können, kannst du einfach eine Aufbewahrungsdose mitnehmen. Die meisten Kellner:innen packen dir gerne die Reste dort hinein, wenn du sie darum bittest.

Alltagstipp #2: Verpackungsmüll reduzieren

Nach demselben Prinzip lebt es sich auch mit Tipp Nr. 2: Versuch, so wenig Verpackungsmüll wie möglich zu verursachen. Viele Supermärkte machen es einem zwar schwer, jedoch kannst du beispielsweise frische Lebensmittel wie Brot, Obst, Gemüse oder Käse unverpackt bzw. an der Theke kaufen anstatt in der Plastikverpackung. Der Profi-Tipp: Nimm deine eigenen Beutel mit, um keine neuen Ressourcen für deinen Einkauf zu verbrauchen. Achte aber darauf, dass sie durchsichtig sind (z.B. ein Netzbeutel für Obst und Gemüse), sodass die Kassier:innen sehen, was du einkaufst.

Für den restlichen Verpackungsmüll bleibt leider nur noch die Mülltonne, aber bitte ordentlich getrennt. Das erscheint vielleicht wie ein "No-Brainer", aber auch hier gibt es einiges zu beachten. Wenn du dir bei bestimmten Verpackungen unsicher bist, ob sie in den Papier- oder Plastikmüll kommen, kannst du dich auf der Website deiner Gemeinde informieren.

Alltagstipp #3: Nachhaltig einkaufen

Bleiben wir noch für einen Moment bei Lebensmitteln, denn auch hier gibt es einiges zu beachten. Allgemein gilt: Je regionaler, desto besser. Bio, Fair-Trade und ähnliche offizielle Label versprechen nachhaltigere Produktionsbedingungen und schmecken auch einfach besser. Für den kleinen Geldbeutel gibt es immer wieder Angebote, bei denen du günstig Bio-Produkte einkaufen kannst. Besonders bei Obst und Gemüse solltest du darauf achten, ob es gerade "in Saison" ist, also in der jeweiligen Jahreszeit geerntet wird. Kein Plan vom Gemüsekalender? Kein Problem – eine Übersicht findest du hier:

Infografik für saisonales Obst und Gemüse [Quelle: e-fellows.net]

Alltagstipp #4: Ernährung

Apropos Obst und Gemüse: Das Thema Ernährung ist eine sehr große Stellschraube in der Nachhaltigkeit, denn verschiedene Lebensmittel wie Tierprodukte sind eine große Quelle von CO2-Emissionen.

Keine Angst, nicht alle Menschen müssen vollständig vegan leben. Es hilft bereits, wenn du Tierprodukte (Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte) in deinem Speiseplan etwas reduzierst. Überleg dir zum Beispiel, wie oft in der Woche du Fleisch isst, und warum du das tust. Wenn du dich für Tierprodukte entscheidest, achte darauf, wo sie herkommen (Stichwort: Regionalität) und wie sie produziert wurden.

Ernährst du dich bereits vegetarisch oder vegan, gibt es auch wichtige Aspekte, auf die du achten kannst. Avocados zum Beispiel haben leider einen sehr hohen Wasserverbrauch und sind meist importiert. Achte bei deiner Ernährung auf regionale und saisonale Lebensmittel (siehe oben), denn auch diese können vielfältig kombiniert werden. Ersatzprodukte (z.B. vegane Burgerpatties) werden aufwändig hergestellt, was ebenfalls die Ressourcen beansprucht. Noch dazu sind stark verarbeitete Produkte nicht besonders gesund. Als Fleischersatz funktionieren auch Bohnen oder Linsen.

Alltagstipp #5: Körperpflege

Auch bei der Körperpflege gibt es umweltfreundliche Möglichkeiten. Angefangen bei Verpackungsmüll gibt es mittlerweile viele Seifen und Shampoos am Stück, die deutlich weniger Müll verursachen als die üblichen Shampoo-Flaschen oder Seifenspender. In einigen Produkten (wie z.B. Deo) solltest du bestimmte Inhaltsstoffe wie Aluminium vermeiden. Bei Shampoos sind es beispielsweise Mikroplastik und Silikone, auf die es ankommt. Die Naturkosmetik bietet Alternativen, die mit natürlicheren Inhaltsstoffen produziert wurden und noch dazu oft das Bio-Siegel tragen.

Auch beim Wasser- und Energieverbrauch kannst du nachhaltig handeln. Keine Sorge, die Dusche muss nicht 10 Grad kalt sein. Vielleicht kannst du aber ein paar Grad kälter und etwas kürzer Duschen – übrigens ist Duschen viel wassersparender als Baden. Natürlich darfst du dir auch mal ein Bad genehmigen, aber vielleicht kannst du auch hier etwas reduzieren und dafür den Moment mehr genießen.

Alltagstipp #6: Second-Hand einkaufen

Was vielleicht nur wie ein Mode-Trend wirkt, ist tatsächlich nachhaltig. Für jedes neue Kleidungsstück, so nachhaltig es auch produziert wurde, wurden Ressourcen wie Wasser, Elektrizität und Stoffe verwendet. Mit dem Second-Hand-Einkauf schenkst du bereits produzierten Produkten ein zweites (oder drittes) Leben. Noch dazu sieht Second-Hand-Kleidung einfach cool aus. Wenn du keine Lust auf überfüllte und teils überteuerte Läden hast, findest du Second-Hand-Kleidung auch ganz einfach online.

Auch lässt sich natürlich nicht nur Kleidung Second-Hand kaufen, sondern so ziemlich alles. Möbel, Handys, Accessoires, Pflanzen, Bilder und vieles mehr findest du auf Flohmärkten oder online.

Alltagstipp #7: Reparieren

Mit dem "Right to Repair" setzt sich die EU dafür ein, dass Produkte wie Handy und Laptop reparierbar sein müssen. Denn etwas zu reparieren ist deutlich nachhaltiger, als es neu zu produzieren. Bei einem kaputten Laptop muss vielleicht nur eine neue Grafikkarte einbaut werden und nicht das ganze Gehäuse samt Bildschirm auf dem Elektroschrott enden. Leider ist es oft teurer, Dinge zu reparieren, als sie neu zu kaufen. Dank dem EU-Gesetz ist damit jetzt aber Schluss. Wenn also mal wieder eines deiner Geräte den Dienst verweigert, versuch doch es zu reparieren!

Alltagstipp #8: Freizeit und Feiern

Obwohl Freizeit in erster Linie zur Erholung dienen soll, kannst du auch hier auf Nachhaltigkeit achten. Gehst du zum Beispiel gerne mit Freund:innen etwas essen, überlegt euch doch mal in ein veganes Lokal zu gehen. Google Maps oder Apps wie Happy Cow helfen bei der Suche.

Hobby-Zubehör wie Bücher, Musikinstrumente oder Sportausrüstung gibt es ebenfalls meist Second-Hand für deutlich weniger Geld zu kaufen. Auch hier lohnt es sich, einen Blick auf die nachhaltigen Alternativen zu werfen.

Und sogar nachhaltig feiern ist möglich. Wenn du nicht genügend Geschirr, Gläser und Besteck für die nächste WG-Party hast, leih es dir von Freund:innen oder Nachbar:innen aus, anstatt zu Papptellern zu greifen. Für Bastelbegeisterte bietet es sich an, Partydeko selbst herzustellen und gleich für die nächste Feier wiederzuverwenden.

Alltagstipp #9: Reisen

Bedeutet nachhaltiges Reisen nie wieder in den Urlaub zu fliegen? Nein, aber du kannst dir vorab Gedanken machen, ob du auch mit der Bahn oder dem Fernbus ans Ziel gelangst. Auch ein Urlaub in der näheren Umgebung kann sehr schön sein. Anstatt auf die kanarischen Inseln zu fliegen, kannst du beispielsweise mit dem Zug an die Adria fahren.

Es fällt natürlich besonders schwer, Flüge zu reduzieren, wenn du Familie und/oder Freund:innen an weit entfernten Orten hast. Aber auch hier gibt es Lösungsansätze: Wenn du fliegst, kannst du einen "CO2-Ausgleich" durchführen. Durch eine Spende an ein umweltschützendes Projekt "neutralisierst" du sozusagen deine Emissionen. Das könnte zum Beispiel ein Wiederaufforstungsprojekt sein, bei dem die gepflanzten Bäume das CO2 in Sauerstoff umwandeln.

Allerdings ist das leider nicht so einfach, wie es klingt: Zum einen dauert es einige Zeit, bis Bäume groß genug sind, um viel CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Zum anderen können Bäume durch Naturkatastrophen oder Schädlinge sterben. Nicht jeder gepflanzte Baum wird also einen Effekt haben.

Alltagstipp #10: Haushalt

Unser letzter Tipp widmet sich dem Haushalt. Neben Stromverträgen, die Elektrizität aus erneuerbaren Ernergien liefern, kannst du noch weitere Dinge in deinem Haushalt nachhaltiger gestalten. Viele Putzmittel sind zum Beispiel in umweltfreundlichen Alternativen erhältlich, die nicht so schädlich für das Grundwasser sind. Alternativ kannst du Hausmittel wie z.B. Zitronensäure zum Entkalken verwenden.

Auch wenn du Ökostrom beziehst, achte darauf Geräte wie die Wasch- oder Spülmaschine vollständig zu befüllen, wenn du sie verwendest. Ein Großteil der Wäsche wird auch bei 30 Grad problemlos sauber. Die Gebrauchshinweise deiner Waschmittel geben hier Aufschluss.

Rebound-Effekt: Was viele falsch machen

Nachhaltigkeit klingt zunächst sehr gut! Allerdings spielt uns unser Gehirn oftmals ein paar Tricks, wie zum Beispiel den "Rebound Effekt". Übersetzt bedeutet das so viel wie "Abprall-Effekt" und lässt sich an folgendem Beispiel erklären: Eine Person hat gerade einen neuen Ökostrom-Vertrag abgeschlossen. Höchstwahrscheinlich achtet sie aber nun weniger auf ihren Energieverbrauch als vorher, denn der Strom stammt ja nun aus erneuerbaren Energien.

Hier kommt der Haken: Am Ende verbraucht diese Person jetzt mehr Strom als vorher. Dieser ist zwar umweltfreundlich gewonnen, aber doch eine Ressource, mit der sparsam umgegangen werden muss. Über sogenannte "Moral-Licensing"-Effekte kann es sogar dazu kommen, dass diese Person jetzt weniger motiviert ist, sich in anderen Bereichen für Nachhaltigkeit zu engagieren, denn "sie tut ja schon etwas für den Umweltschutz".

Um dem Rebound-Effekt entgegenzuwirken, ist es schonmal hilfreich, sich bewusst zu sein, dass er existiert. Um genau im Auge zu behalten, wie dein Verhalten sich im Kontext nachhaltiger Entscheidungen verändert, kannst du versuchen, deinen Energieverbrauch oder CO2-Fußabdruck regelmäßig zu prüfen.

Brauch ich das wirklich?

Allgemein solltest du dir einem immer bewusst sein: Am nachhaltigsten ist es, einfach nichts zu konsumieren. Wenn du keine neuen Produkte kaufst, werden auch keine Ressourcen für deren Herstellung verbraucht. Ein minimalistischer Lebensstil – also darauf zu achten, möglichst wenig zu konsumieren und zu besitzen – ist sehr nachhaltig.

Überleg dir im Zweifel also erst, ob du ein Produkt wirklich brauchst und achte beim Kauf auf Greenwashing. Viele Produkte werden als besonders umweltfreundlich vermarktet, obwohl das oft nicht der Realität entspricht. Informier dich gut, um zu erkennen, welche Produkte wirklich nachhaltig sind und welche nicht.

Und jetzt?

Nachhaltigkeit ist ein sehr komplexes Thema. Mit diesen Tipps sollte es dir gelingen, ein paar Dinge in deinem Leben nachhaltiger zu gestalten. Bedenke hierbei, dass du natürlich nicht alles an einem Tag umkrempeln kannst. Es ist deutlich einfacher, erstmal mit kleinen Schritten anzufangen und sich dann mit der Zeit den größeren Themen zu widmen.

Probier doch mal ein Shampoo am Stück, Second-Hand-Shopping oder ein veganes Restaurant aus und tausch dich mit anderen Personen über Nachhaltigkeit in ihrem Leben aus. Wenn wir alle zusammenhelfen, können wir eine große Wirkung erzielen.

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