Berufsunfähigkeit und Rürup: "Rürup-Rente" zur Absicherung der Arbeitskraft? Zu teuer!
- Georg Pitzl

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Jeder vierte Berufstätige muss vor dem normalen Rentenbeginn aus dem Berufsleben ausscheiden. Da die gesetzliche Rentenversicherung in diesem Fall nur einen Notnagel bietet, ist eine zusätzlich private Vorsorge sinnvoll. Doch eine Berufsunfähigkeitsrente in Kombination mit einer "Rürup-Rente" ist nur auf den ersten Blick ein gutes Angebot.

Georg Pitzl ist zugelassener Versicherungsberater und Geschäftsführer der RiVer Vorsorge- und Versicherungsberatung GmbH. Versicherungsberater dürfen in keinerlei Abhängigkeit zur Versicherungswirtschaft stehen und insbesondere keine Provisionen oder sonstige Vergütungen von Versicherungsunternehmen und Versicherungsvermittlern annehmen.
Wer meint, nur Dachdecker, Maurer oder Schreiner müssten sich gegen Berufsunfähigkeit versichern, irrt: Ein sehr häufiger Grund, früher aus dem Berufsleben auszuscheiden, ist zum Beispiel eine psychische Erkrankung. Eine private Vorsorge ist sinnvoll und besonders für junge Menschen wichtig. Denn der Verlust der Arbeitskraft ist ein existenzbedrohendes Risiko, das die weitere Lebensplanung zunichte machen kann.
Darauf solltest du beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten:
- Schließe eine "Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung" ab. Dort ist nur das Risiko der Berufsunfähigkeit versichert. Nicht zu empfehlen ist die Kombination der BU-Absicherung mit einer Kapitallebens-, privaten Renten- oder auch fondsgebundenen Lebens- oder Rentenversicherung. Die Versicherung von existenzbedrohenden Risiken sollte grundsätzlich von der Geldanlage getrennt werden.
- Die Versicherungs- und Leistungsdauer des Vertrags sollte bis zum voraussichtlichen Altersrentenbeginn (meist 67) abgeschlossen werden.
- Achte darauf, dass sich der Versicherer nicht aus seiner Leistungspflicht "herausstehlen" kann. Es gibt erhebliche Preis- und Qualitätsunterschiede.
- Grundsätzlich ist eine "Beitragsverrechnung" zu bevorzugen, da dort die Überschüsse sofort zugeteilt werden. Der jährliche Aufwand ist damit am geringsten.
- Vereinbare möglichst eine jährliche Beitragszahlung, damit du keine Ratenzahlungszuschläge bezahlen musst.
Von vielen Versicherungsvermittlern wird die Berufsunfähigkeitsrente sehr gerne in Kombination mit einer sogenannten "Rürup-Rente" angeboten. Das Argument, das wir alle gerne hören, heißt: "Steuern sparen".
Steuern sparen? Von wegen
Der Hintergrund ist das im Jahre 2005 eingeführte Alterseinkünftegesetz. Dort wird geregelt, dass in diesem Jahr 70 Prozent des Beitrags als Vorsorgeaufwendungen steuerlich berücksichtigt werden können. Dieser Prozentsatz steigt jährlich an, bis er im Jahr 2025 100 Prozent erreicht hat. Was die meisten Vermittler allerdings nicht erwähnen, ist die Tatsache, dass die Renten aus diesen Verträgen höher besteuert werden, egal ob wegen Berufsunfähigkeit oder Alter. Das nachfolgende Beispiel einer 30jährigen Person mit einem monatlichen Einkommen von 2.500 Euro macht es deutlicher.
Rechenbeispiel
Für eine Berufsunfähigkeitsrente in Höhe von 1.000 Euro beträgt der jährliche Beitragsanteil für die Berufsunfähigkeitsabsicherung 548 Euro, durch die Steuerersparnis in Höhe von 127 Euro reduziert sich der tatsächliche Nettoaufwand auf 421 Euro. Ab 2025 beläuft sich die Steuerersparnis auf 181 Euro. Bei einem angenommenen Zinssatz von 4 Prozent hätte diese Person nach 15 Jahren rund 3.400 Euro durch Steuerersparnis refinanziert. Das klingt doch wunderbar! Oder?
Die Rente fällt deutlich niedriger aus
Wer "A" sagt, muss aber auch "B" sagen, und das verschweigen die Vertreter gerne. Tritt nun nach 15 Jahren der Leistungsfall ein, müssen 85 Prozent der Berufsunfähigkeitsrente innerhalb der "Rürup-Rente" mit dem persönlichen Steuersatz versteuert werden. Von einer Rente aus einer selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung wären es nur 23 Prozent. Dieser Umstand führt dazu, dass die versicherte Rente 115 Euro niedriger ausfällt, und das jeden Monat!
Nachteil: 20.000 Euro
Wird nun der Rentenbarwert dieser Differenz ermittelt, beläuft sich der Nachteil auf 20.000 Euro, es wurde wieder ein Zinssatz von 4 Prozent angenommen.
Mit anderen Worten:
Vorteil: 3.400 Euro
Nachteil: 20.000 Euro
Unabhängig davon ist der Gesamtbeitrag insgesamt höher, da der Gesetzgeber vorgeschrieben hat, dass bei diesen Verträgen ein mindestens 50-prozentiger Anteil der Beiträge zum Sparen verwendet werden müssen.
Fazit: Die Kombination von Berufsunfähigkeitsrente und Rürup-Rente ist nicht zu empfehlen. Schließe lieber zwei unabhängige Verträge ab - und lass dich im Zweifelsfall von einem unabhängigen Experten beraten.
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